@phdthesis{Freitag2013, author = {Simone Freitag}, title = {Gesundheit im Alter – Lebensqualit{\"a}t und psychische Belastung bei Vertriebenen des Zweiten Weltkrieges}, journal = {Health in Old Age - Quality of life and psychological distress in displaced people of World War II}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001558-7}, year = {2013}, abstract = {Die Dissertation befasst sich in vier Studien mit den Auswirkungen von Flucht und Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges auf die Lebensqualit{\"a}t und die psychische Gesundheit im Alter. Basierend auf der Theorie der Kumulativen Ungleichheit wird postuliert, dass fr{\"u}he Lebensereignisse {\"u}ber die Kumulation von Risiken, aber auch Ressourcen einen Einfluss auf die Lebensqualit{\"a}t und psychische Gesundheit im Alter haben. Die Kohorte ehemals Vertriebener erfuhr eine Vielzahl von Benachteiligungen und ein erh{\"o}htes Ausma{\"s} an Traumata w{\"a}hrend der Flucht und Vertreibung, was mit einer Kumulation weiterer Risiken im Lebensverlauf einhergeht. Als gesundheitspsychologische Variablen werden die subjektive globale sowie gesundheitsbezogene Lebensqualit{\"a}t untersucht, welche sowohl aus aktueller als auch retrospektiver Sicht betrachtet werden. Es wird angenommen, dass Vertreibung mit einer Kumulation von Risiken im Lebensverlauf einhergeht und die subjektive globale Lebensqualit{\"a}t sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualit{\"a}t beeinflusst. Hinsichtlich der psychischen Gesundheit weisen ehemals Vertriebene eine erh{\"o}hte psychische Belastungssymptomatik im Alter auf. Es wird angenommen, dass der Vertreibungsstatus als Pr{\"a}diktor f{\"u}r das Vorliegen psychischer Belastung im Alter dient. Die Folgen der Vertreibung manifestieren sich in einer reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualit{\"a}t und einer erh{\"o}hten psychischen Belastung im Alter. Laut der Theorie der Kumulativen Ungleichheit hat der Zeitpunkt der Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges Auswirkungen auf den Lebensverlauf einer Person. Aufgrund der unterschiedlichen kognitiven und emotionalen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird angenommen, dass die psychische Belastung im Alter abh{\"a}ngig vom Alter zum Zeitpunkt der Vertreibung ist. Es konnte gezeigt werden, dass Vertriebene trotz der reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualit{\"a}t keine Unterschiede in der subjektiven Lebensqualit{\"a}t mit Vergleichsgruppen aufweisen, was den Annahmen des disability paradox bzw. dem Wohlbefindensparadox entspricht. Die subjektive und die gesundheitsbezogene Lebensqualit{\"a}t basieren auf unterschiedlichen Kriterien, zwischen denen aufgrund von Adaptionsprozessen zun{\"a}chst kein Zusammenhang besteht. {\"U}ber das Prinzip der Hom{\"o}ostase wird eine hohe subjektive Lebensqualit{\"a}t aufrechterhalten, auch wenn k{\"o}rperliche Einschr{\"a}nkungen die gesundheitsbezogene Lebensqualit{\"a}t beeintr{\"a}chtigen. Die Vertriebenen der untersuchten Stichproben verf{\"u}gen {\"u}ber sehr gute Anpassungsprozesse und eine hohe Lebensqualit{\"a}t. Die Theorie der Kumulativen Ungleichheit postuliert neben kumulierenden Nachteilen auch Wendepunkte, pers{\"o}nliche Entscheidungen und Handlungen sowie mobilisierbare Ressourcen, die den Lebenslauf positiv beeinflussen. Das Fehlen von Unterschieden kann auf eine relativ hohe Lebensqualit{\"a}t im Alter, stetige Anpassungsprozesse, soziale und temporale Vergleiche, positive Verzerrung von Einsch{\"a}tzungen im Alter oder der ver{\"a}nderten Populationszusammensetzung aufgrund erh{\"o}hter Mortalit{\"a}t besonders vulnerabler Individuen zur{\"u}ckgef{\"u}hrt werden. Die Mobilisierung von Ressourcen in Form von Anpassungsprozessen oder Lebenseinstellungen k{\"o}nnen die negativen Auswirkungen von Vertreibung im fr{\"u}hen Lebensalter kompensieren. Im Sinne des erfolgreichen Alterns kann eine hohe Lebensqualit{\"a}t als Ma{\"s} f{\"u}r die Anpassung an Schwierigkeiten w{\"a}hrend des Lebensverlaufs sowie die zunehmenden Einschr{\"a}nkungen im Alterungsprozess betrachtet werden. Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges ist ein Risikofaktor, der im Kontext multipler, {\"u}ber den Lebensverlauf wirkender Einfluss- und Risikofaktoren untersucht werden sollte. Der Lebensverlauf sowie der Alterungsprozess sind komplex, inter- und intraindividuell verschieden und m{\"u}ssen im Kontext historischer Ereignisse gesehen werden. Die zuk{\"u}nftige Forschung zur F{\"o}rderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit {\"u}ber den Lebensverlauf ist herausgefordert, Risiken sowie Ressourcen und Anpassungsprozesse {\"u}ber den Lebensverlauf zu identifizieren, den Beitrag einzelner Pr{\"a}diktoren zu bestimmen und deren Wechselwirkungen zu untersuchen.}, language = {de} }