@phdthesis{Peters2014, author = {Anja Katharina Peters}, title = {Nanna Conti (1881-1951) - Eine Biographie der Reichshebammenf{\"u}hrerin}, journal = {Nanna Conti (1881-1951) - A Biography of the Reich Midwives Leader}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001948-1}, year = {2014}, abstract = {Nanna Conti wurde 1881 in Uelzen geboren. Ihr Vater war der Etruskologe Carl Eugen Pauli aus Barth. Contis Kindheit und Jugend war gepr{\"a}gt durch finanzielle Sorgen. Der von ihr verehrte Vater beeinflusste sie durch seine Neigung zu Esoterik, Antisemitismus und Nationalismus. Sie bewegte sich im Umfeld des Alldeutschen Verbands und radikalisierte sich politisch ab 1918 gemeinsam mit ihren S{\"o}hnen Silvio, Landrat in Prenzlau 1933-1938, und Leonardo, Reichs{\"a}rzte- und -gesundheitsf{\"u}hrer ab 1939. Nanna Conti absolvierte in Magdeburg einen mehrmonatigen Hebammenkurs und lie{\"s} sich 1905 in Berlin nieder. Dort und in Mellensee lebte sie bis zur Flucht in den Kreis Segeberg 1945. Ab 1918 engagierte sie sich hebammenpolitisch. Mit der Regierungs{\"u}bernahme der NSDAP wurde Nanna Conti zur Leiterin der „Reichsfachschaft Deutscher Hebammen“ - sp{\"a}ter „Reichshebammenschaft“ - ernannt. Als sie 1951 starb, setzte innerhalb der westdeutschen Hebammenschaft eine bemerkenswerte Verkl{\"a}rung dieser einstigen nationalsozialistischen Funktion{\"a}rin ein. In Nachrufen und sp{\"a}teren Texten wurde ihr politisches Tun reduziert auf den gr{\"o}{\"s}ten politischen Erfolg seit Gr{\"u}ndung der deutschen Hebammenvereine Ende des 19. Jahrhunderts: Die Verabschiedung des „Reichshebammengesetzes“ 1938, das den deutschen und {\"o}sterreichischen Hebammen das Monopol auf die komplikationslose Entbindung bis heute sichert. Dabei wird {\"u}bersehen, dass die Vorarbeiten f{\"u}r dieses Gesetz bereits 1885 begonnen hatten. Ebenfalls bleibt au{\"s}en vor, dass mit diesem Gesetz j{\"u}dische Hebammen von der Berufsaus{\"u}bung ausgeschlossen wurden und durch die mangelnde institutionelle und finanzielle Absicherung der niedergelassenen Hebammen deren Stellung im Gesundheitswesen so sehr geschw{\"a}cht wurde, dass der Beruf der Hausgeburtshebamme fast verschwand. Auch gerieten die Verdr{\"a}ngung oppositioneller Hebammen, die Beteiligung der deutschen und {\"o}sterreichischen Hebammen an der Eroberung Osteuropas, der Shoah, der Ausbeutung von Zwangsarbeiterinnen und der Sterilisation und Ermordung kranker und behinderter Menschen sowie die ideologische Beeinflussung einer ganzen Berufsgruppe durch die Reichshebammenschaft f{\"u}r lange Zeit aus dem Blickfeld. F{\"u}r all dies trug Nanna Conti als „Reichshebammenf{\"u}hrerin“ die politische Verantwortung. Sie wurde jedoch nie daf{\"u}r belangt. Selbst der internationale Hebammenverband ICM, der sich 1949 von den ehemaligen nationalsozialistischen Kolleginnen distanzierte, erinnerte sich bereits in den 1950er Jahren wieder ehrend seiner ersten Pr{\"a}sidentin Nanna Conti. Ihr Name wurde 1963 unkommentiert in ein Glied der Amtskette der ICM-Pr{\"a}sidentin eingraviert. W{\"a}hrenddessen verdr{\"a}ngte der westdeutsche Berufsverband erfolgreich die Erinnerung an das materielle Erbe Nanna Contis und sicherte sich so den Zugriff auf „kontaminiertes“ Verm{\"o}gen, das die Reichshebammenschaft dank der guten Kontakte ihrer F{\"u}hrerin zur NSDAP erworben hatte. Die Herkunft dieses Geldes ist durch den Deutschen Hebammenverband bis heute nicht hinterfragt worden. Was immer Nanna Conti 1933-1945 leistete, stand unter dem Zeichen des Hakenkreuzes. Ihre Biographie kann nur als die einer nationalsozialistischen Funktion{\"a}rin gelesen werden.}, language = {de} }