TY - THES U1 - Dissertation / Habilitation A1 - Rautenberg, Karsta T1 - Spuren der Ethikdebatte der Spätaufklärung in Texten und Bekenntnissen der Madame de Staël N2 - In der französischen Spätaufklärung standen sich zwei ethische Strömungen gegenüber. Die physiokratisch-liberale Fraktion vertrat eine utilitaristische Moralauffassung im Sinne des "wohlverstandenen Eigeninteresses", eine "éthique de l’intérêt personnel bien entendu". Ihre Kritiker verfochten dagegen verschiedene Formen des Egalitarismus und traten für eine Ethik der gesellschaftlichen Solidarität und individueller Opferbereitschaft ein, die "éthique du sacrifice". Diese unterschiedlichen Positionen wurden von Zeitgenossen beschrieben, blieben jedoch in der Aufklärungsforschung unbeachtet. Reinhard Bach thematisierte diese Auseinandersetzung. Er prägte hierfür den Begriff Ethikdebatte der Spätaufklärung. Diese Arbeit betrachtet die theoretischen Schriften Mme de Staëls unter dem Blickwinkel der Ethikdebatte. Mme de Staël entwickelt hier ein eigenes Tugendkonzept, das sowohl durch ihre Auseinandersetzung mit Philosophen der französischen Aufklärung wie Montesquieu, Rousseau, Helvétius, Roederer, Sieyès und Le Mercier de la Rivière, als auch von Vertretern des deutschen Idealismus wie Kant, Fichte und Jacobi beeinflusst ist. Sie verstand ihr Ethikkonzept zugleich als Kritik und Antwort auf die utilitaristische Moral des wohlverstandenen Eigeninteresses, die nach ihren Beobachtungen im Frankreich des 18. Jahrhunderts weit verbreitet war. Wesentlich für Mme de Staëls Auffassung von Tugend sind die Selbstlosigkeit, das Gewissen, die Pflicht, die Religion, das Glück, die Freiheit, die Bildung, das Geschlecht und die Regierungsform. Mme de Staël versuchte darüber hinaus, ihr Tugendkonzept einerseits anhand von realen Personen zu exemplifizieren und es andererseits aus dem Verhalten realer Personen zu konstruieren. Dabei stilisiert sie Persönlichkeiten wie ihren Vater Jacques Necker und Mme Elisabeth, die Schwester Ludwig XVI., zu Vorbildern männlicher und weiblicher Tugend, während Napoleon ihrer Ansicht nach das Laster und somit die Moral des wohlverstandenen Eigeninteresses verkörpert. Nicht nur in Mme de Staëls theoretischen Texten spielt die Beschäftigung mit der Ethikdebatte eine zentrale Rolle, sondern dies lässt sich auch für ihre fiktionalen Texte feststellen. Die diesbezügliche Analyse beschränkt sich auf Mme de Staëls Novellen, verweist aber gegebenenfalls auf Verbindungen zu ihrem literarischen Hauptwerk, den Romanen Delphine und Corinne ou l’Italie. N2 - In the French Late Enlightenment there were two ethical trends. The physiocratic-liberal faction represented a utilitarian morality in the sense of "well-intentioned self-interest", an "éthique de l’intérêt personnel bien entendu". Their critics, on the other hand, advocated different forms of egalitarianism and stood up for an ethics of social solidarity and individual sacrifice, the so called "éthique du sacrifice". These different positions were described by contemporaries, but they were not taken into consideration by researchers of the Enlightment. It was Reinhard Bach who focused on both trends and coined the term ethical debate of the Late Enlightenment. This work considers the theoretical writings of Mme de Staëls under the perspective of the ethics debate. Mme de Staël developed her own concept of virtue, influenced both by her engagement with philosophers of the French Enlightenment, such as Montesquieu, Rousseau, Helvétius, Roederer, Sieyès and Le Mercier de la Rivière, as well as representatives of German idealism such as Kant, Fichte and Jacobi. She understood her ethical concept as a critique and an answer to the utilitarian morality of the well-understood self-interest, which, according to her observations in 18th-century France, was widespread. Mme de Staël’s conception of virtue is characterized by selflessness, conscience, duty, religion, happiness, freedom, education, gender and the form of government. In addition, Mme de Staël attempted to exemplify her concept of virtue on the basis of real persons and, on the other hand, to construct it from the behavior of real persons. In the process, she stylizes personalities, such as her father Jacques Necker and Mme Elisabeth, sister Louis XVI, to models of male and female virtue, while Napoleon, in her opinion, embodies the vice and thus the morality of well-understood self-interest. It is not only Mme de Staël’s theoretical texts in which the ethics debate plays a central role, but also in her fictional texts. The analysis in this respect is limited to Mme de Staël´s novels, but points to connections to her principal literary works, the novels Delphine and Corinne ou l’Italie. KW - Spätaufklärung KW - Staël KW - Ethik KW - Selbstlosigkeit KW - Gewissen KW - Pflicht KW - Religion KW - Glück KW - Freiheit KW - Bildung KW - Geschlecht KW - Physiokraten KW - Ethikdebatte KW - Egalitaristen KW - Physiokratie KW - Kleopatra KW - Enlightenment KW - Ethics KW - Selflessness KW - Gender KW - Government Y2 - 2016 U6 - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002754-2 UN - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002754-2 ER -