@phdthesis{Gierschner2022, author = {Beate Gierschner}, title = {Semantisches Priming bei Kindern und Jugendlichen mit einer Lese-Rechtschreibst{\"o}rung}, journal = {Semantic priming among children and adolescents with dyslexia}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-62867}, pages = {273}, year = {2022}, abstract = {Der individuelle Schriftspracherwerb wird als ein Prozess beschrieben, der durch soziale und umweltbedingte Faktoren beeinflusst wird. Mangelnde Lesekompetenzen k{\"o}nnen so-mit f{\"u}r Kinder, Jugendliche und Erwachsene weitreichende Auswirkungen mit sich bringen. Bei einer Lese-Rechtschreibst{\"o}rung (LRS) handelt es sich um eine umschriebene Lernst{\"o}rung, die besonders das Lesen und Schreiben betrifft, oftmals in der fr{\"u}hen Sprachentwicklung beginnt und {\"u}ber mehrere Jahre andauern kann. Beim Lesevorgang werden neuro-funktionelle Prozesse im Gehirn aktiviert, worauf Personen mit einer LRS erschwert zugreifen k{\"o}nnen (vgl. Hoeft et al. 2007). Eine zentrale Komponente in diesen kognitiven Verar-beitungsabl{\"a}ufen nimmt hierbei das semantische System ein. Der Begriff „semantisches Priming“ bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, sofern zwischen beiden W{\"o}rtern eine semantische Be-ziehung besteht (vgl. Ortells et al. 2006). Durch den Input beim Priming werden die im Gehirn gespeicherten linguistischen F{\"a}higkeiten aktiviert und miteinander verglichen, und mit Hilfe von W{\"o}rtern und Regeln k{\"o}nnen die Bedeutungen entschl{\"u}sselt werden (vgl. H{\"u}ttner 2014). Je nachdem, welcher In- oder Output der Sprachverarbeitung gegeben wird, entstehen somit die vier Basisf{\"a}higkeiten Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben (vgl. Sucharowski/Siegm{\"u}ller/Prange 2009; H{\"u}ttner 2014). Die vorliegende Arbeit setzt sich aus drei Teilstudien zusammen. In der Grundlagenstudie werden zun{\"a}chst die semantischen Merkmale bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (N=167) im ungest{\"o}rten Sprachsystem erfasst. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird in der Teilstudie I der Einfluss der semantischen Priming-Methode auf die Lesegeschwindigkeiten einer Stichprobe von sprachgesunden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (N=58) untersucht. Zudem werden Unterschiede zwischen den Altersgruppen bei funktio-nalen und visuellen Merkmalszuordnungen innerhalb einer Kategorie (Obst, Gem{\"u}se, Werkzeuge, Spielzeug, Tiere) erfasst und die Lesezeiten nach pr{\"a}sentierten Targets ge-messen. Es wird davon ausgegangen, dass ein schnellerer Leseprozess stattfindet, wenn enge, positive Relationen zwischen Target und Prime vorliegen. Auf dieser Grundlage wird in der Teilstudie II ein primingbasiertes Lesetraining konzipiert und dessen Effekte auf die Lesegenauigkeit und die Lesegeschwindigkeit von Kindern und Jugendlichen (N=8) mit einer Lese-Rechtschreibst{\"o}rung im Rahmen einer Einzelfallserie im Multiple Baseline Design ermittelt. Die Verlaufsdaten sprechen daf{\"u}r, dass der Leseprozess positiv durch semantisches Priming beeinflusst wird. Semantisch nahe Beziehungen zwischen Prime und Target sowie l{\"a}ngere Pr{\"a}sentationszeiten der Targets f{\"u}hren zu besseren Leseleistungen. Positive Transfereffekte auf das Kurzzeitged{\"a}chtnis, die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung sind erkennbar. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund des Logogenmodells (vgl. Morton 1969; Brandenburger/Klemenz 2009) diskutiert und Implikationen f{\"u}r die Praxis und Forschung abgleitet.}, language = {de} }