@phdthesis{Brauckhoff2010, author = {Grischa Brauckhoff}, title = {Deskriptive Evaluierung der Mundgesundheit in Deutschland auf der Grundlage von aktuellen epidemiologischen Studien}, journal = {Descriptive evaluation of oral health in Germany based on contemporary epidemiological studies}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-000811-7}, year = {2010}, abstract = {Mit Etablierung der Public-Health-Forschung in Deutschland und dem zahnmedizinischen Ableger „Dental Public Health“ ist das Interesse nach deutschlandweiten Pr{\"a}valenzen zum Thema „Mundgesundheit“ gestiegen. Die multifaktorielle und multikausale Betrachtung der einzelnen oralen Krankheitsbilder aber auch die m{\"o}glichen Assoziationen zu Allgemeinerkrankungen, wie z.B. Diabetes, werden in der aktuellen Literatur immer st{\"a}rker hervorgehoben. Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Mundgesundheit in Deutschland anhand von aktuellen Pr{\"a}valenzen der einzelnen oralen Krankheitsbilder, wie Kronen- bzw. Wurzelkaries, Parodontopathien und Zahnverlust exemplarisch f{\"u}r die Erwachsenen- und Seniorenkohorte deskriptiv darzustellen. Als Grundlage dienten die epidemiologischen bev{\"o}lkerungsrepr{\"a}sentativen Mundgesundheitsstudien (DMS I bis IV), diese werden mit der regionalen SHIP-Studie (SHIP-0 und 1) des Community-Medicine-Forschungsverbundes der Universit{\"a}t Greifswald in einen Kontext gestellt. Der durch die Querschnittsstudien DMS III (1997) und DMS IV (2005) und die Longitudinalstudien SHIP-0 (1997-2001) und SHIP-1 (2002-2006) beleuchtete Zeitraum ist vergleichbar und relativ aktuell. Die Wahl der WHO-Alterskohorten der Erwachsenen (35-44 Jahre) bzw. Senioren (65-74 Jahre), vergleichbare Befundungen bzw. Indizes und Stichprobenanzahlen bzw. Responsewerte erm{\"o}glichen eine valide Einsch{\"a}tzung der Mundgesundheit in Deutschland. In den Industriel{\"a}ndern erzielte man durch die Etablierung kariesprophylaktischer Ma{\"s}nahmen in den letzten zwei Jahrzehnten in allen Altersgruppen ein deutlicher R{\"u}ckgang der Kronenkaries. Sowohl national (DMS III und IV) als auch regional (SHIP-0 und 1) konnte dies in allen Altersgruppen best{\"a}tigt werden. Dennoch ist trotz dieser guten Erfolge eine Kariespolarisation in der Bundesrepublik Deutschland zu erkennen, d.h. nur wenige Erkrankte vereinigen den Gro{\"s}teil der kari{\"o}sen Z{\"a}hne auf sich. Die Erfolge in der Kariesbek{\"a}mpfung und verbesserte konservierende zahnmedizinische Therapien f{\"u}hren vor allem bei den Senioren, aber auch bei den Erwachsenen zu geringeren Zahnverlustraten bzw. zu geringeren Prozents{\"a}tzen von totaler Zahnlosigkeit. Durch die Zunahme dieser „teeth at risk“ kam es bez{\"u}glich der Wurzelkariespr{\"a}valenz und der Parodontitispr{\"a}valenz bei den Erwachsenen zu einer Stagnation und bei den Senioren zu einer starken Zunahme. Die geschlechtsspezifische Evaluierung der einzelnen oralen Erkrankungen zeigt, dass M{\"a}nner im Mittel einen geringeren Kariesbefall der Zahnkronen und geringere Zahnverlustraten, aber dadurch bedingt h{\"o}here Wurzelkariespr{\"a}valenzen und Parodontitispr{\"a}valenzen auf sich vereinigen. Dagegen weisen Frauen einen h{\"o}heren mittleren DMF-T Wert, einen h{\"o}heren Zahnverlust bzw. totale Zahnlosigkeit und dadurch eine geringere Anf{\"a}lligkeit f{\"u}r Wurzelkaries- und Parodontalerkrankungen auf. Die Entwicklung der Mundgesundheit in den neuen und alten Bundesl{\"a}ndern zeigte in DMS III eine allgemein schlechtere Mundgesundheit in den neuen Bundesl{\"a}ndern. Erst 2005 (DMS IV)konnte eine langsame Ann{\"a}herung bez{\"u}glich der Mundgesundheit in den neuen und alten Bundesl{\"a}ndern evaluiert werden. International zeigten sich in den USA und Schweden vornehmlich durch die Betrachtung von NHANES und Hugoson, geringere Kronen- bzw. Wurzelkariespr{\"a}valenzen, geringere AV- und ST- Werte und geringere Zahnverlustraten. Als mundgesundheitsbezogen Risikofaktoren k{\"o}nnen neben Geschlecht, Alter und Bundeslandzugeh{\"o}rigkeit auch Mundhygiene- und Inanspruchnahmeverhalten und vor allem die Schulbildung und der Nikotinabusus f{\"u}r beide Alterskohorten und zu beiden Studienzeitpunkten identifiziert werden. Durch den demografischen Wandel („umkehrte Alterspyramide“), aber auch durch die rasanten Ver{\"a}nderungen im Gesundheitssystem ist Deutschland in einem wichtigen Wandel begriffen, der sich auch auf die Zahnheilkunde und der damit verbundenen Mundgesundheit auswirken wird. F{\"u}r die Zukunft m{\"u}ssen die Schwerpunkte in der zahnmedizinischen Versorgung und Pr{\"a}vention neu gesetzt werden, da in Deutschland zunehmend mehr {\"a}ltere und alte Menschen mit speziellen Bed{\"u}rfnissen bez{\"u}glich ihrer Mund- und Zahngesundheit leben. Bei der zahnmedizinischen Behandlung werden die zunehmende Multimorbidit{\"a}t der Patienten und die Erstellung von individuelleren Risikoprofilen von zunehmender Wichtigkeit f{\"u}r einen Therapieerfolg werden. F{\"u}r eine weitere zuk{\"u}nftige Verbesserung der Mundgesundheit in Deutschland ist es wichtig, dass der Weg von der kurativen hin zur pr{\"a}ventiven ganzheitlichen Zahnheilkunde noch konsequenter beschritten wird. Ein ganz elementarer Aspekt ist dabei die Mit- bzw. Eigenverantwortung des Patienten, denn Mundgesundheit bezieht sich nicht nur allein auf die Z{\"a}hne, sondern betrifft auch den K{\"o}rper in seiner Gesamtheit. Sie h{\"a}ngt erheblich vom Gesundheitsbewusstsein des Einzelnen ab.}, language = {de} }