@phdthesis{Stender2017, author = {Jan Philip Stender}, title = {Die Rolle initialer Panikattacken in der {\"A}tiologie der Panikst{\"o}rung}, journal = {The role of initial panic attacks in the etiology of panic disorder}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002742-8}, year = {2017}, abstract = {Theoretischer Hintergrund Panikattacken (PA) sind ein in der Bev{\"o}lkerung h{\"a}ufig auftretendes Ph{\"a}nomen, wie repr{\"a}sentative epidemiologische Studien zeigen: Bis zu 20\% der Personen erleben mindestens einmal im Leben einen Angstanfall oder eine Panikattacke; davon erf{\"u}llen aber nicht alle die geforderten Symptomkriterien einer klinisch relevanten »vollst{\"a}ndigen Panikattacke«. Ein Teil der betroffenen Personen (ca. 2 – 4 \%) erlebt weitere Panikattacken und erf{\"u}llt zudem die weiteren Diagnosekriterien einer Panikst{\"o}rung. Lerntheoretische Modelle sehen eine besonders intensive, sogenannte initiale Panikattacke (iPA) als entscheidendes konditionierendes Ereignis f{\"u}r die Entwicklung einer Panikst{\"o}rung. Dabei wird angenommen, dass neben der symptomatischen Schwere der Panikattacke weitere Faktoren die Krankheitsentwicklung beeinflussen. Relevant scheinen in dem vermuteten multifaktoriellen {\"a}tiologischen Geschehen u. a. sowohl Belastungen durch kritische Lebensereignisse als auch in zeitlicher N{\"a}he zur iPA vorliegende psychische Erkrankungen zu sein. Eine weitere wichtige Rolle scheinen Charakteristika der iPA selbst sowie die Verarbeitung der Attacke und die Reaktion auf sie zu spielen. Die vorliegende Arbeit dient der vergleichenden Untersuchung initialer Panikattacken in einer bev{\"o}lkerungsbasierten und in einer klinischen Stichprobe. Sie zielt auf die Identifizierung und Differenzierung m{\"o}glicher, die Entwicklung einer Panikst{\"o}rung begleitender Faktoren ab. Methode Die vorliegende Untersuchung basiert auf zwei Stichproben. Befragungsdaten der Study of Health in Pomerania – Life-Events and Gene-Environment Interaction in Depression (SHIPLEGENDE) bilden die Grundlage der bev{\"o}lkerungsbasierten Stichprobe (N = 2400). Die Daten der klinischen Stichprobe (N = 234) wurden einerseits der Studie Mechanism of Action in CBT (MAC) entnommen; andererseits stammen sie von Patienten des ZPP des Instituts f{\"u}r Psychologie an der Universit{\"a}t Greifswald. F{\"u}r die Untersuchung wurden {\"u}bereinstimmende Erhebungsinstrumente und Auswertungsmethoden verwendet. Die iPA wurde mit dem neu entwickelten Interview zur Erfassung der initialen Panikattacke (iPA-Interview) erhoben. Psychische St{\"o}rungen wurden strukturiert mittels der computergest{\"u}tzten Version des M{\"u}nchener Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI) erfasst. Die Stralsunder Ereignisliste (SEL) diente zur strukturierten Erhebung kritischer Lebensereignisse. Ergebnisse Rund 16 \% der Befragten gaben an, mindestens einmal im Leben anfallartige {\"A}ngste erlebt zu haben. Knapp die H{\"a}lfte dieser Personen (7.6\% aller Befragten) erlebte vollst{\"a}ndige PA. Von diesen erf{\"u}llten ca. 46\% die Kriterien einer Panikst{\"o}rung (PD), ca. 18.4\% im Zusammenhang mit einer komorbiden Agoraphobie. Initiale Panikattacken am Beginn einer Panikst{\"o}rung waren nicht nur symptomatisch schwerer, sondern auch h{\"a}ufiger von einem Gef{\"u}hl der Hilflosigkeit und Todesangst begleitet – insbesondere, wenn sie au{\"s}erhalb des eigenen Zuhauses au traten. Sie verunsicherten anhaltend, initiierten als Bew{\"a}ltigungsversuche Selbstbeobachtung, h{\"a}ufige Arztbesuche und – sofern eine komorbide Agoraphobie vorlag – die Vermeidung von Situationen. Bereits im Vorfeld, aber auch nach der iPA, zeigte sich in beiden Stichproben eine erh{\"o}hte Komorbidit{\"a}tsrate – vor allem bei Personen, die die Kriterien von PD und Agoraphobie erf{\"u}llten. Kritische Lebensereignisse traten h{\"a}ufiger im Vorfeld der Entwicklung von PD auf. Anhaltend belastende Lebensbedingungen schienen die Entwicklung einer komorbiden Agoraphobie zu beg{\"u}nstigen. Schlussfolgerungen Auf der Basis der vergleichenden Untersuchung einer bev{\"o}lkerungsbasierten und einer klinischen Stichprobe unter Verwendung einer {\"u}bereinstimmenden Methodik konnte best{\"a}tigt werden, dass initiale Panikattacken ausschlaggebende Ereignisse in der Entwicklung von PD darstellen, was im Einklang mit lerntheoretischen Modellen der PD steht. Zudem konnte gezeigt werden, dass nicht nur die iPA an sich, sondern auch Faktoren im zeitlichen Umfeld der iPA Einfluss auf die Krankheitsentwicklung haben k{\"o}nnen. Die erh{\"o}hte Komorbidit{\"a}tsrate bei Vorliegen sowohl isolierter PA als auch PD zeigt, dass Panik h{\"a}ufig im Umfeld weiterer psychischer Auff{\"a}lligkeiten auftritt. Diese Erkenntnis sowie der Befund, dass besonders anhaltende Belastungen schweren Formen der Panik vorausgehen, k{\"o}nnte als Ansatzpunkt zur Pr{\"a}vention und (Fr{\"u}h-)Intervention genutzt werden. Die Befunde dieser Untersuchung d{\"u}rfen aufgrund der Erhebung im Querschnitt nicht kausal interpretiert werden und m{\"u}ssen noch durch eine Erhebung im L{\"a}ngsschnitt best{\"a}tigt werden. Dennoch sprechen die Ergebnisse dieser Arbeit f{\"u}r ein multifaktorielles Bedingungsgef{\"u}ge der {\"A}tiologie der Panikst{\"o}rung.}, language = {de} }