@phdthesis{Bartsch2011, author = {Julius Bartsch}, title = {Langzeitergebnisse von Radioiodtherapien bei Immunhyperthyreosen}, journal = {Long-term results of radioiodine therapy in Graves' disease}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001068-0}, year = {2011}, abstract = {Zielstellung: Ziel war die Zusammenstellung von Kurz- und Langzeitergebnissen von Radioiodtherapien beim Morbus Basedow in Abh{\"a}ngigkeit von bestimmten Einflussparametern. Dabei sollten Einflussfaktoren auf das Remissionsergebnis und die Hypothyreoserate evaluiert werden. Weiterhin fokussierte sich diese Arbeit auf die Ausarbeitung von Parametern und Konzepten f{\"u}r eine m{\"o}gliche Langzeiteuthyreose und eine Bewertung der Radioiodtherapie im Kontext zu den vorhandenen Komorbidit{\"a}ten und subjektiven Beschwerden. Methoden: Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine retrospektive Kohortenstudie der mit Radioiod in der Universit{\"a}tsklinik Greifswald therapierten Immunhyperthyreosen vom Typ Morbus Basedow. Grundlage bildet die Radioiodtherapie-Datenbank der nuklearmedizinischen Universit{\"a}tsklinik. Eingeschlossen wurden alle mit Morbus Basedow therapierten Patienten aus den Jahren 1991 – 2008 mit mindestens einer nuklearmedizinischen Nachkontrolle (n = 1348). Davon erhielten 146 Patienten eine Zweittherapie. 90 Patienten wurden, aufgrund unzureichender Kontrolldaten, ausgeschlossen. Die Datengewinnung erfolgte {\"u}ber Befundberichte der niedergelassenen Nuklearmediziner, mit Erfassung von Schilddr{\"u}senhormonen und -antik{\"o}rpern, Schilddr{\"u}senvolumen, dem Technetium-Uptake (TcTU), Schilddr{\"u}senmedikation, Begleiterkrankungen und subjektiven Beschwerden. Es lagen im Median 2 (2; 8) Nachkontrollen pro Patient und insgesamt 3238 Kontrolljahre vor. Fehlende Patientendaten wurden postalisch {\"u}ber einen Fragebogen, mit den Parametern Schilddr{\"u}senfunktion, Medikation, vorherige Arztkonsultationen, aktuelle Beschwerdesymptomatik und Patientenzufriedenheit, erfasst. Hierbei wurden 147 R{\"u}ckantworten erzielt, bei 325 versendeten Frageb{\"o}gen (45\%). Die Auswertungen erfolgten mittels deskriptiver Statistik, H{\"a}ufigkeitsdarstellungen, Ereignisanalysen (Kaplan-Meier) und Diskriminanzanalysen. Zur Ermittlung von Gruppenunterschieden wurden der U-Test bzw. H-Test durchgef{\"u}hrt. Ergebnisse: Die Gesamtremissionsrate des Patientenkollektivs betr{\"a}gt drei Monate nach Radioiodtherapie 78,2\% und ein Jahr nach der Behandlung 84,4\%. Ein Jahr nach Therapie {\"u}berwiegen Hypothyreosen gegen{\"u}ber den Euthyreosen mit 55,6\% zu 28,9\%. {\"U}ber den Betrachtungszeitraum von 18 Jahren zeigen sich deutliche Unterschiede in den Remissionsraten. Zusammengefasst betr{\"a}gt die Remissionsrate in den Jahren 1991-1999 79,3\%, w{\"a}hrend sie von 2000-2008 bei 87,4\% liegt. Die mediane Dosis stieg seit dem Jahr 1991 von 120 Gy auf 238 Gy im Jahr 2008, w{\"a}hrend das mediane pr{\"a}therapeutische Volumen von 64 ml im Jahr 1991 auf 28 ml im Jahr 2008 sank. Versager einer Ersttherapie erzielten in 94,8\% der F{\"a}lle einen Erfolg nach der zweiten Behandlung. Allgemeine und kardiale Beschwerden verbesserten sich nach der Therapie, je nach Schweregrad, in 60 bis 90\% der F{\"a}lle. Bei endokrinen Orbitopathien besserte sich in 46\% der F{\"a}lle der Zustand, 5,7\% der Orbitopathien zeigten sich progredient. Nach drei Jahren wiesen noch 30\% der Patienten eine Euthyreose auf. F{\"u}nf Jahre nach Therapie verringerte sich dieser Wert auf 19\%. Die Wahrscheinlichkeit, nach {\"u}ber zehn Jahren noch eine euthyreote Schilddr{\"u}senfunktion aufzuweisen, liegt bei 9,5\%. Fragebogenpatienten, welche nach der Dreimonatskontrolle keinen Nuklearmediziner mehr aufsuchten, wurden in 84\% der F{\"a}lle durch den Hausarzt weiterbetreut. Im Vergleich zu nuklearmedizinisch nachuntersuchten Patienten wiesen sie eine schnellere Remission auf. Im Langzeitverlauf und bei der Hypothyreoserate bestanden keine Unterschiede zum restlichen Patientenkollektiv. Knapp 70\% der Befragten beschrieben in den Frageb{\"o}gen eine Beseitigung ihrer Schilddr{\"u}senprobleme nach der Therapie. Als Pr{\"a}diktoren f{\"u}r ein Therapieversagen stellen sich ein hohes Volumen (>60 ml) und hohe Werte beim pr{\"a}therapeutischen TcTU heraus. Eine hohe Dosis (200-300 Gy), erh{\"o}hte pr{\"a}therapeutische TPO-Werte, ein Absetzen der thyreostatischen Medikation zwei Tage vor RIT und eine euthyreote Stoffwechsellage vor Therapie zeigen einen g{\"u}nstigen Einfluss auf das Remissionsresultat. Beste Konstellationen f{\"u}r eine m{\"o}gliche Langzeiteuthyreose von mehr als zehn Jahren bieten ein pr{\"a}therapeutisches Volumen von 40 – 60 ml, ein Alter > 60 Jahre, niedrige pr{\"a}therapeutische TPO-Antik{\"o}rper, bei einer verabreichten Dosis im Bereich von 175 bis 250 Gy. Schlussfolgerungen: In einem Dosisbereich von 200 bis 300 Gy und bei Beachtung der Haupteinflussparameter Volumen, thyreostatische Medikation, Stoffwechsellage, TcTU und TPO-AK lassen sich durch die Radioiodtherapie hohe Remissionsraten von {\"u}ber 85\% erzielen. Diese Erfolgsraten sind im Langzeitverlauf fast immer mit einer sp{\"a}teren Hypothyreose vergesellschaftet. Die Langzeitergebnisse zeigen einen deutlichen Wandel der Therapiekonzepte hin zur ablativen Therapie. Chancen f{\"u}r eine Langzeiteuthyreose liegen weniger in den therapeutischen M{\"o}glichkeiten als in den individuellen Patientenvoraussetzungen (Volumen, Alter, TPO-AK). In einem niedrigen Dosisbereich von 175 bis 250 Gy und bei dem Vorliegen eines Volumens von 40 – 60 ml, einem Alter > 60 Jahre und geringen pr{\"a}therapeutischen TPO-AK bestehen die gr{\"o}{\"s}ten Aussichten f{\"u}r eine Langzeiteuthyreose. Bei der Beseitigung von allgemeinen und kardialen subjektiven Beschwerden erzielt die Radioiodtherapie gute Resultate, bei einer hohen Patientenzufriedenheit.}, language = {de} }