@phdthesis{Arbeiter2020, author = {Susanne Arbeiter}, title = {Challenges for the conservation of Corncrake Crex crex breeding habitats in managed floodplain meadows}, journal = {Herausforderungen f{\"u}r den Schutz von Wachtelk{\"o}niglebensr{\"a}umen in bewirtschafteten Auenwiesen}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-41064}, pages = {125}, year = {2020}, abstract = {Im landwirtschaftlich genutzten Gr{\"u}nland bestimmt die Bewirtschaftungsweise in hohem Ma{\"s}e den Bruterfolg von bodenbr{\"u}tenden Vogelarten. Die effektivste Schutzma{\"s}nahme ist ein Aufschub der Mahd bis Bruten ausgeflogen sind oder eine vogelfreundliche M{\"a}hweise. Ein sp{\"a}ter Mahdtermin bedeutet h{\"a}ufig wirtschaftliche Einbu{\"s}en f{\"u}r die Landwirte und kann langfristig zur Nutzungsaufgabe f{\"u}hren, was wiederum eine Verschlechterung der Habitatbedingungen zur Folge hat. Der Wiesenbr{\"u}terschutz ist daher mit der Herausforderung verbunden, Bruten vor Mahd zu sch{\"u}tzen und gleichzeitig eine angemessene Nutzung zum Erhalt der Lebensraumqualit{\"a}t zu f{\"o}rdern. Aufgrund ihrer sp{\"a}ten und langen Brutzeit sind Wachtelk{\"o}nige Crex crex besonders durch h{\"a}ufige Mahd gef{\"a}hrdet, die eine Zerst{\"o}rung von Nestern, eine erh{\"o}hte Jungvogelsterblichkeit und den Verlust von Lebensraum zur Folge hat. Ziel dieser Dissertation ist es, Kenntnisse {\"u}ber bevorzugte Habitateigenschaften sowie erfolgreiche Schutzma{\"s}nahmen im Zusammenhang mit der Gr{\"u}nlandnutzung zu gewinnen, um daraus Vorschl{\"a}ge f{\"u}r den Erhalt von Wachtelk{\"o}niglebensr{\"a}umen in Auenwiesen abzuleiten. Untersuchungsgebiet ist der Nationalpark Unteres Odertal im Nordosten von Deutschland, mit einem Wachtelk{\"o}nigbestand von 50 bis 250 rufenden M{\"a}nnchen. Die Studie umfasste zwei Zeitr{\"a}ume, vor (1998-2000) und nach (2012-2015) der Einf{\"u}hrung von neuen Schutzma{\"s}nahmen, was R{\"u}ckschl{\"u}sse auf die Auswirkungen von unterschiedlichen Mahdterminen und Nutzungsintensit{\"a}ten in Bezug auf den Wachtelk{\"o}nigschutz und den Lebensraumerhalt erm{\"o}glichte. Bruten wurden nur auf Wiesen mit hohem Krautanteil, niedrigen Seggenanteil, geringer Streuh{\"o}he und in der N{\"a}he von Gr{\"a}ben nachgewiesen. Besenderte Weibchen bevorzugten Fl{\"a}chen mit einer hohen Krautbedeckung (> 30\%) und deutlichen Reliefunterschieden, die mit einer erh{\"o}hten Vegetationsvielfalt einhergingen. Vegetationsmerkmale an Tagrufpl{\"a}tzen von M{\"a}nnchen zeigten eine gr{\"o}{\"s}ere {\"A}hnlichkeit mit Fl{\"a}chen mit Brutnachweis als mit Standorten, die nur f{\"u}r n{\"a}chtliches Rufen genutzt wurden, was die Annahme st{\"u}tzt, dass Tagrufer das Vorkommen von Weibchen anzeigen. Bevorzugte Vegetationsstrukturen wurden am besten durch vorj{\"a}hrige Mahd geschaffen. Eine Extensivbeweidung reduzierte die Streuschicht und den Seggenanteil weniger effektiv, insbesondere wenn sie sp{\"a}t in der Saison durchgef{\"u}hrt wurde. Ohne Bewirtschaftung {\"u}berwuchern die Wiesen in eutrophen Auen schnell und es bildet sich eine dichte Streuschicht aus abgestorbenem Pflanzenmaterial, was den Laufwiderstand f{\"u}r Wachtelk{\"o}nige erh{\"o}ht und die Zug{\"a}nglichkeit von Beutetieren beeintr{\"a}chtigen kann. Der Artenreichtum und der Krautanteil nahmen nach der Nutzungsaufgabe ab. Wachtelk{\"o}nigm{\"a}nnchen gaben Rufpl{\"a}tze auf l{\"a}nger ungenutzten Wiesen zunehmend auf. Neben der Verf{\"u}gbarkeit geeigneter Brutpl{\"a}tze h{\"a}ngen auch das Nahrungsangebot und das Pr{\"a}dationsrisiko mit der Vegetationsstruktur zusammen und k{\"o}nnten indirekt die Lebensraumqualit{\"a}t beeinflussen. Kotproben von Wachtelk{\"o}nigen bestanden haupts{\"a}chlich aus K{\"a}fern und ihren Larven, gefolgt von Schnecken, Spinnen und Regenw{\"u}rmern. Die mit Barberfallen beprobte Biomasse an Wirbellosen war auf vorj{\"a}hrig unbewirtschafteten Wiesen doppelt so hoch, die Anzahl von gro{\"s}en Laufk{\"a}fern sogar f{\"u}nfmal h{\"o}her als auf bewirtschafteten Wiesen. Das Aufkommen an Wirbellosen war im ersten und zweiten Jahr nach Nutzungsaufgabe am h{\"o}chsten, ging danach jedoch stark auf ein {\"a}hnliches Niveau wie unter j{\"a}hrlicher Bewirtschaftung zur{\"u}ck. Nicht gem{\"a}hte Streifen f{\"u}r den Wachtelk{\"o}nigschutz und eine alternierende Mahd k{\"o}nnten daher auch die Nahrungsressourcen in Auenwiesen verbessern. Raubs{\"a}uger verursachten die Mehrzahl aller beobachteten Pr{\"a}dationen an k{\"u}nstlichen Bodennestern. Das Pr{\"a}dationsrisiko war auf zuvor ungenutzten Wiesen h{\"o}her als auf bewirtschafteten Wiesen. Ungenutzte Wiesen ziehen wahrscheinlich Raubs{\"a}uger an, da sie ihnen eine g{\"u}nstigere Vegetationsstruktur f{\"u}r die Nahrungssuche bieten und eine hohe Anzahl kleiner Nagetiere beherbergen, was auch das Risiko von zuf{\"a}lliger Nestpr{\"a}dation erh{\"o}ht. Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine j{\"a}hrliche Mahd, wenn sie sp{\"a}t in der Saison durchgef{\"u}hrt wird, um Gr{\"u}nlandv{\"o}gel zu sch{\"u}tzen, das Raubrisiko f{\"u}r Bodennester im folgenden Jahr verringern kann. W{\"a}hrend 1998-2000 die H{\"a}lfte des Untersuchungsgebiets bis Ende Juli bewirtschaftet war, wurde 2012-2015 die Fl{\"a}chennutzung auf von Wachtelk{\"o}nigen besiedelten Wiesen bis zum 15. Juli oder 15. August aufgeschoben. Auf Wiesen, die zwischen 15. Juli und 15. August gem{\"a}ht wurden, wurde eine Mahd mit Schutzstreifen angewendet. Die meisten Wachtelk{\"o}nigbruten wurden in der zweiten Maih{\"a}lfte begonnen und durch einen Mahdaufschub bis zum 15. August k{\"o}nnten 80\% der K{\"u}ken ohne St{\"o}rung fl{\"u}gge werden. In 65\% der Bruten erreichen die K{\"u}ken bis zum 15. Juli ihre Selbst{\"a}ndigkeit (> 14 Tage alt) und k{\"o}nnten durch eine Wachtelk{\"o}nig-freundliche M{\"a}hweise gesch{\"u}tzt werden, da sie dann gro{\"s} genug sind, um w{\"a}hrend der Mahd erfolgreich zu fl{\"u}chten. Sowohl Altv{\"o}gel als auch Jungv{\"o}gel {\"u}berlebten in 10 m breiten Schutzstreifen. Da die meisten V{\"o}gel jedoch versuchten, den ungem{\"a}hten Block bereits bei bis zu 30 m Breite zum ersten Mal zu verlassen und nur 15 bis 30 m breite Streifen als vor{\"u}bergehender Lebensraum f{\"u}r flugunf{\"a}hige K{\"u}ken von der Mahd bis zum Abflug dienten, sollten 10 m als absolute Mindestbreite f{\"u}r Schutzstreifen betrachtet werden. Durch den starken R{\"u}ckgang der Mahd, insbesondere im Juli, sollten 2012-2015 mehr K{\"u}ken bis zur Flugf{\"a}higkeit {\"u}berlebt haben als 1998-2000. Neben dem Schutz der Nester und einer geringeren Jungvogelsterblichkeit erh{\"o}hte der R{\"u}ckgang der Nutzungs-intensit{\"a}t auch die Verf{\"u}gbarkeit von Wiesen f{\"u}r Zweitbruten. 2012-2015 wurden bis Ende Juli Bruten im Untersuchungsgebiet nachgewiesen. Wachtelk{\"o}nigm{\"a}nnnchen zeigten eine kontinuierliche Zu- und Abwanderung w{\"a}hrend der Brutzeit. {\"A}hnliche Abwanderungsraten wurden mit einem „multi-state occupancy“- Modell und f{\"u}r besenderte M{\"a}nnchen im selben Untersuchungsgebiet und -zeitraum gesch{\"a}tzt, die beide ihre Aktionsr{\"a}ume spontan und aufgrund von Mahd verlie{\"s}en. Im Vergleich zu 1998-2000 wurde die Gesamtabwanderung im Juni und Juli 2012-2015 um 50\% reduziert, als mehr Rufpl{\"a}tze vor Mahd gesch{\"u}tzt wurden. Obwohl Wachtelk{\"o}nige aufgrund ihres sequentiellen polygamen Brutsystems eine hohe intra-saisonale Ausbreitung zeigen, sollte der Aufschub der Nutzung die Paarungsm{\"o}glichkeiten und damit die Zweitbruten im urspr{\"u}nglichen Brutgebiet erh{\"o}hen. Daher sollten zuk{\"u}nftige Leitlinien f{\"u}r den Wachtelk{\"o}nigschutz in eutrophen Auenwiesen die F{\"o}rderung einer j{\"a}hrlichen Sp{\"a}tmahd zum Schutz von Bruten und zum Erhalt g{\"u}nstiger Lebensraumbedingungen beinhalten, indem ein flexibleres M{\"a}hregime geschaffen wird, das an das tats{\"a}chliche Vorkommen von Wachtelk{\"o}nigen angepasst ist. Dies erfordert eine fachkundige Beratung der Landwirte, die auf einem intensiven Monitoring von rufenden Wachtelk{\"o}nigen beruht. Wiederholte n{\"a}chtliche Z{\"a}hlungen im Mai und Juni werden dringend empfohlen, da die geringe Entdeckungswahrscheinlichkeit in Kombination mit stetiger Abwanderung die Anzahl der anwesenden M{\"a}nnchen erheblich untersch{\"a}tzt. Dar{\"u}ber hinaus k{\"o}nnte die Tagrufaktivit{\"a}t der M{\"a}nnchen die Identifizierung von Fl{\"a}chen mit Brutverdacht verbessern und der Zeitpunkt verwendet werden, das Alter der K{\"u}ken im Juli zu sch{\"a}tzen, um Wiesen f{\"u}r eine Wachtelk{\"o}nig-freundliche Mahd auszuw{\"a}hlen. Da derzeit sp{\"a}te Mahdtermine f{\"u}r Landwirte unattraktiv sind, sollten Schutzma{\"s}nahmen neben finanziellen Ausgleichszahlungen f{\"u}r eine Mahd nach dem 15. August auch die Nutzung von sp{\"a}t geernteter Biomasse mit schlechter N{\"a}hrstoffqualit{\"a}t f{\"u}r die Verbrennung f{\"o}rdern. Die Energieerzeugung k{\"o}nnte ein alternatives Einkommen f{\"u}r Landwirte darstellen, die in Schutzgebieten mit Mahdaufschub t{\"a}tig sind, und die Akzeptanz von Wachtelk{\"o}nig-Schutzma{\"s}nahmen steigern.}, language = {en} }