@phdthesis{Noack2018, author = {Gerald Noack}, title = {Die Entstehung und Herausgabe von touristischen Karten der DDR. Eine historisch-kritische Analyse}, journal = {The Genesis and Publishing of Tourist Maps in the GDR. A Historical-Critical Analysis}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-23268}, pages = {129}, year = {2018}, abstract = {Mit der vorliegenden Dissertation wird erstmals ein zeitlich umfassender {\"U}berblick {\"u}ber die touristische Verlagskartographie in der DDR gegeben. Als „Leitverlag“ steht der Landkartenverlag bzw. Tourist Verlag im Mittelpunkt der Arbeit, dessen Geschichte zugleich den Untersuchungszeitraum 1945–1994 vorgibt. Dar{\"u}ber hinaus werden weitere Verlage, kartographische Betriebe und Institutionen betrachtet, die im Osten Deutschlands mit der Herstellung und Herausgabe von touristischen Karten befasst waren. Das halbe Jahrhundert ostdeutscher Verlagsgeschichte l{\"a}sst sich in f{\"u}nf inhaltlich abgrenzbare Entwicklungsphasen einteilen. Phase 1 (1945–1952) war gekennzeichnet durch eine von der Besatzungsmacht UdSSR {\"u}berwachte und im Aufbau befindliche Verlagslandschaft. In jenen Jahren gelang es nur dem von Kurt Schaffmann gegr{\"u}ndeten Landkartenverlag, eine volle Sortimentsbreite touristischer Karten (Stadtpl{\"a}ne, Wanderkarten, Verkehrskarten) aufzubauen, jedoch vorerst noch regional eingeschr{\"a}nkt. In Phase 2 (1953–1965) wurde durch die Verstaatlichung von Verlagen und der sich anschlie{\"s}enden Konzentration der Herausgabe die Grundlage f{\"u}r ein staatlich kontrolliertes Verlagswesen geschaffen. Dabei war zugleich die Sortimentsvielzahl zugunsten einer klar formulierten Programmstruktur aufgegeben worden. F{\"u}r Phase 3 (1966–1976) war die Herstellung und Herausgabe eines komplett neuen Verlagsprogramms pr{\"a}gend. Vorausgegangen waren Beratungen in Moskau und Ost-Berlin, die zu versch{\"a}rften Sicherheitsma{\"s}nahmen im Kartenwesen f{\"u}hrten. Fortan wurden alle f{\"u}r die {\"O}ffentlichkeit bestimmten Karten nur noch mit verzerrten Ma{\"s}st{\"a}ben produziert. Phase 4 (1977–1989) beinhaltet die T{\"a}tigkeit des VEB Tourist Verlag Berlin/Leipzig, der neben Karten nun auch f{\"u}r touristische Literatur verantwortlich zeichnete. Bis auf Koeditionen mit Verlagen benachbarter sozialistischer Staaten stagnierte die Kartenherausgabe, denn zunehmend wurden Kapazit{\"a}ten durch den Devisen bringenden Kartographieexport in die BRD gebunden. In der Phase 5 (1990–1994) gelang es dem Tourist Verlag nicht, eine gefestigte Stellung in der gesamtdeutschen Marktwirtschaft zu erringen. Durch den Verkauf seitens der Treuhandanstalt an J. Fink – K{\"u}mmerly + Frey lie{\"s} sich das Schicksal nur um wenige Jahre hinausz{\"o}gern; am Ende stand die Liquidation des traditionsreichen Unternehmens. Damit wird zugleich der Schlusspunkt der Betrachtungen fixiert. Im Laufe ihrer Geschichte war die ostdeutsche Verlagskartographie verschiedensten Restriktionen unterworfen. Zensur in Form sogenannter Genehmigungsverfahren, Bevormundung durch staatliche Anleitung und Kontrolle sowie die Sicherheitsdoktrin der sowje-tischen F{\"u}hrungsriege gaben den Rahmen vor, in dem Karten f{\"u}r die {\"O}ffentlichkeit entstehen konnten. Seit Mitte der 1960er Jahre f{\"u}hrte die ausschlie{\"s}liche Verwendung von verzerrten Kartengrundlagen zu Erzeugnissen, in denen das Ermitteln von exakten Streckenl{\"a}ngen unm{\"o}glich wurde. Zusammen mit diversen Tarnma{\"s}nahmen f{\"u}r Grenzgebiete, Milit{\"a}robjekte und Industrieanlagen sowie weiteren Manipulationen des Karteninhalts, entstand ein von Fachleuten und Nutzern oft kritisiertes Verlagsprogramm. W{\"a}hrend in den ersten Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch zahlreiche Stadtpl{\"a}ne in den Handel gelangten, wurde ab Mitte der 1960er Jahre nur noch eine eingeschr{\"a}nkte Anzahl von Orten mit ad{\"a}quatem Kartenmaterial bedacht. Zudem sind die Erzeugnisse fortan mit sogenannten „gleitenden Ma{\"s}st{\"a}ben“ erstellt worden. Die Pl{\"a}ne gen{\"u}gten f{\"u}r die grobe Orientierung, touristischer Inhalt war sorgsam eingearbeitet. Als Ausgangsmaterial f{\"u}r Wander- und Touristenkarten in verschiedenen Ma{\"s}st{\"a}ben diente ab 1966 die von der staatlichen Kartographie eigens zur Verf{\"u}gung gestellte, verzerrte {\"U}bersichtskarte im Ma{\"s}stab 1 : 200 000. Fu{\"s}- und Radwanderer bekamen die daraus resultierenden Auswirkungen am meisten zu sp{\"u}ren. Da auch das Kartenbild recht grob war, genoss diese Kartengruppe einen allgemein schlechten Ruf. Bei den Verkehrskarten haben sich die Verzerrungen umso weniger bemerkbar gemacht, je l{\"a}nger die zu fahrenden Strecken waren. Wegen ihres Detailreichtums wurden die Karten sogar im Ausland gesch{\"a}tzt – Mairs Geographischer Verlag aus Stuttgart hatte die „Reise- und Verkehrskarte“ in seine international bekannte Reihe der „Generalkarten“ integriert. Somit ist insbesondere den touristischen Karten, die zwischen 1965 und 1989 produziert worden sind, eine unzureichende Note zu attestieren. Die differenzierte Betrachtung des Gesamtzeitraumes zeigt aber auch, dass Pauschalurteile {\"u}ber die touristische Kartographie in der DDR nicht angemessen sind.}, language = {de} }