@phdthesis{Kasper2016, author = {Elisabeth Kasper}, title = {Kognition bei Motoneuronerkrankungen – Evidenz aus Neuropsychologie und struktureller Bildgebung}, journal = {Cognition in Motor Neuron Diseases - evidence from neuropsychology and neuroimaging}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002392-3}, year = {2016}, abstract = {HINTERGRUND/ZIEL: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sichtweise auf Motoneuronerkrankungen (MNDs) von einer rein motorischen Systemdegeneration hin zu einer Multi-System-Erkrankung grunds{\"a}tzlich gewandelt, so dass auch nicht-motorische Symptome in den Fokus treten. Inzwischen ist unbestritten, dass ein relevanter Anteil der Patienten Kognitions-, Verhaltens- und affektive St{\"o}rungen aufweist (Goldstein et al. 2013). Entsprechend dazu finden sich auf hirnstruktureller Ebene neben einer Sch{\"a}digung des motorischen Systems Hinweise auf beeintr{\"a}chtigte extra-motorische Areale (Chi{\`o} et al. 2014). Eine Stratifizierung nach Kognition und die Untersuchung von Zusammenh{\"a}ngen zwischen Kognitions-/Verhaltensst{\"o}rungen und strukturellen oder funktionellen zerebralen Eigenschaften erfolgten aber kaum. Das Ziel der Arbeit war eine mehrdimensionale Charakteristik (Neuropsychologie, strukturelle Bildgebung) der Kognition und des Verhaltens bei MNDs am Beispiel der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) und der Spinobulb{\"a}ren Muskelatrophie, Typ Kennedy (SBMA). METHODEN: In Rostock und Magdeburg wurden insgesamt 150 ALS-Patienten sowie 100 gesunde Kontrollpersonen konsekutiv rekrutiert und mehrzeitig untersucht. In Rostock wurden zus{\"a}tzlich 20 Patienten mit SBMA und 20 gesunde Kontrollpersonen untersucht. Es wurden umfangreiche neuropsychologische Testbatterien entwickelt, im speziellen bei der ALS an die motorischen Beeintr{\"a}chtigungen adaptiert. Zudem wurden bestehende Kriterien zur kognitiven Kategorisierung von ALS-Patienten weiterentwickelt. Die Analyse-Ebenen enthielten sowohl Gruppenvergleiche von Testvariablen zwischen Patienten und gesunden Probanden bzw. zwischen Subgruppen von Patienten als auch jeweils eine kognitive Kategorisierung im Hinblick auf die klinische Relevanz der Kognitions- und Verhaltensst{\"o}rungen. Die strukturelle Bildgebung (hochaufl{\"o}sende Kraniale Magnetresonanztomographie, 3-Tesla MRT) erfasste die kortikale Atrophie mittels der Analyse der „Kortikalen Dicke“ sowie Diffusionsgewichteter Bildgebung (DTI). Komplement{\"a}r zur Neuropsychologie erfolgten Gruppenvergleiche sowie Korrelationsanalysen zwischen kognitiven/ Verhaltensparametern und zerebralen Strukturen. ERGEBNISSE: Auf neuropsychologischer Ebene wurde bei unterschiedlicher Quantit{\"a}t (SBMA: marginal; ALS: relevant) ein qualitativ {\"a}hnliches St{\"o}rungsmuster mit prominenten Beeintr{\"a}chtigungen exekutiver Funktionen abgebildet. Bei 20 \% kognitiv beeintr{\"a}chtigter ALS-Patienten lag der St{\"o}rungsschwerpunkt auf basalen exekutiven Regulationsprozessen bei erhaltenen komplex-regulatorischen exekutiven Vorg{\"a}ngen, was die in der klinischen Beobachtung oft erhaltene Alltagskompetenz der Patienten erkl{\"a}rt (Kasper E et al. 2015). Adaptierte Klassifikationskriterien bzgl. der Kognition, weg von der Bewertung von Einzeltests hin zur Interpretation auf Funktionsebene, reduzierten zudem die Rate an falsch positiv als kognitiv beeintr{\"a}chtigt eingestuften gesunden Kontrollpersonen. Die kognitiven Beeintr{\"a}chtigungen bei SBMA-Patienten lagen auf subklinischem Niveau (Kasper E et al. 2014). Korrespondierend dazu zeigten ALS-Patienten eine weitreichende Beeintr{\"a}chtigung extra-motorischer Areale im Vergleich zu Gesunden. Zwischen ALS-Patienten mit und ohne kognitive Beeintr{\"a}chtigung wurde zudem erstmals eine hirnstrukturelle Diskrimination m{\"o}glich (Kasper E et al. 2014). Vergleiche zwischen verschiedenen Subgruppen ergaben {\"u}berlappende fronto-temporale Differenz-Profile grauer Substanz oder Assoziationsfasern der wei{\"s}en Substanz. Insbesondere die {\"U}berlappung des Sch{\"a}digungsmusters sowohl zwischen kognitiv unbeeintr{\"a}chtigten, kognitiv beeintr{\"a}chtigten ALS-Patienten und ALS-FTLD Patienten unterst{\"u}tzt die Koinzidenz der ALS mit der Fronto-temporalen Lob{\"a}rdegeneration (FTLD) (Schuster C, Kasper E et al. 2014). Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen neurokognitiven Variablen repliziert das insgesamt konsistente Muster zwischen Exekutivfunktionen und wei{\"s}er Substanz vorherige Einzelbefunde an einer repr{\"a}sentativen Kohorte. Bei SBMA fanden sich nur marginale strukturelle zerebrale Ver{\"a}nderungen gegen{\"u}ber Gesunden, was mit den geringen kognitiven Beeintr{\"a}chtigungen korrespondierte. SCHLUSSFOLGERUNG/ AUSBLICK: Die Studienergebnisse an sehr gro{\"s}en Kohorten untermauern den Multi-System-Charakter der MNDs, konnten klare kognitive Profile identifizieren und eine hirnstrukturelle Charakterisierung vornehmen. Der exzellent charakterisierte Ausgangsstatus bietet die Basis, um in longitudinalen Untersuchungen Verl{\"a}ufe zu analysieren und prognostische Marker zu identifizieren.}, language = {de} }