@phdthesis{Rad2012, author = {Kathrin von Rad}, title = {High Utiliser psychiatrischer Versorgung: ein Ost-West-Vergleich}, journal = {High utilisers in the psychiatric health care system: a comparison between Eastern and Western Germany}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001237-1}, year = {2012}, abstract = {Theoretischer Hintergrund: Bei High Utilisern oder Heavy Usern handelt es sich um eine Patientengruppe, die eine erh{\"o}hte Inanspruchnahme insbesondere station{\"a}rer Leistungen im psychiatrischen Gesundheitssystem aufweist und damit einen bedeutsamen Kostenfaktor darstellt. Seit {\"u}ber 20 Jahren werden Analysen zu Unterschieden im Erleben und Verhalten der Menschen aus den neuen bzw. alten Bundesl{\"a}ndern publiziert. Entgegen der anf{\"a}nglichen Erwartung zeigte sich {\"u}berwiegend, dass Ostdeutsche nicht st{\"a}rker von psychischen Beschwerden betroffen sind als Westdeutsche. Obschon das Ph{\"a}nomen der High Utilisation bereits seit den 1980er Jahren wissenschaftlich untersucht wird, liegen bisher keine Studien zu Ost-West-Differenzen bei Heavy Usern vor. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit war daher zu ergr{\"u}nden, ob und inwiefern sich Unterschiede zwischen ostdeutschen und westdeutschen High Utilisern in der Inanspruchnahme station{\"a}rer Leistungen, der allgemeinen und spezifischen Psychopathologie, der psychosozialen Funktionsf{\"a}higkeit, der Lebensqualit{\"a}t, im subjektiven Gesundheitszustand sowie in den Bed{\"u}rfnissen zeigen. Methodisches Vorgehen: Die Daten der vorliegenden Arbeit entstammen der multizentrischen NODPAM-Studie. Insgesamt gingen 350 Probanden aus den vier Klinikstandorten Ravensburg, Regensburg, Stralsund und Ulm in die Ost-West-Analyse ein. Diese waren durchschnittlich knapp 42 Jahre alt, etwa zur H{\"a}lfte weiblich und litten zu 58\% prim{\"a}r unter einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis sowie zu 37\% unter einer prim{\"a}r affektiven St{\"o}rung. Als Erhebungsinstrumente dienten das Camberwell Assessment of Need, die Brief Psychiatric Rating Scale, die Hamilton Depression Scale, das Manchester Short Assessment of Quality of Life, der EQ-5D, die Skala zur Erfassung des Funktionsniveaus sowie die Symptom-Checkliste. Die interessierenden Gruppenvergleiche wurden mittels unabh{\"a}ngiger t-Tests gerechnet, eine Kontrolle moderierender Einfl{\"u}sse erfolgte anschlie{\"s}end durch die Berechnung logistischer Regressionsanalysen. Ergebnisse: Es zeigten sich insgesamt signifikante Ost-West-Differenzen. W{\"a}hrend die westdeutschen High Utiliser l{\"a}ngere station{\"a}re Aufenthalte aufwiesen, wurden die ostdeutschen Heavy User h{\"a}ufiger station{\"a}r behandelt. Lediglich hinsichtlich der kumulierten Liegedauer zeigten sich nach Ber{\"u}cksichtigung moderierender Faktoren keine Differenzen mehr. Dar{\"u}ber hinaus waren die ostdeutschen High Utiliser psychisch deutlich schwerer belastet sowie depressiver, {\"a}ngstlicher, phobischer, unsicherer im Sozialkontakt, st{\"a}rker von somatoformen Symptomen betroffen, zwanghafter, aggressiver, in einem geringeren Ausma{\"s} psychosozial funktionsf{\"a}hig sowie unzufriedener mit ihrer Lebensqualit{\"a}t und ihrem subjektiven Gesundheitszustand, au{\"s}erdem berichteten sie mehr unerf{\"u}llte Bed{\"u}rfnisse in relevanten Lebensbereichen. Lediglich im Bereich schizophrener Positivsymptomatik und in der Anzahl erf{\"u}llter Bed{\"u}rfnisse konnten nach Kontrolle moderierender Einfl{\"u}sse keine Ost-West-Differenzen mehr gefunden werden. Diskussion: Die gefundenen Differenzen f{\"u}hren zu dem Schluss, dass ost- und westdeutsche Heavy User nicht der gleichen Population entstammen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der psychiatrischen Versorgung in den neuen und den alten Bundesl{\"a}ndern diskutiert. Es ist davon auszugehen, dass die mangelhafte ambulante und komplement{\"a}re Versorgung in Ostdeutschland in eine station{\"a}re Kompensation m{\"u}ndet, die High Utilisation strukturell bef{\"o}rdert.}, language = {de} }