@phdthesis{Belova2015, author = {Irina Belova}, title = {Vergleich der Effektivit{\"a}t des deutschen und russischen Gesundheitsmanagements am Beispiel von Hautkrebserkrankungen}, journal = {Comparing the effectiveness of the German and Russian health care management at the example of scin cancer}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002157-0}, year = {2015}, abstract = {Der Hautkrebs ist die weltweit am h{\"a}ufigsten auftretende Krebserkrankung. Ziel der Arbeit war es, die Unterschiede in der Organisation der Vorsorgeuntersuchungen, der Behandlung, der Rehabilitation von Patienten in Bezug auf Hautkrebs sowie der Ausbildung von Dermatologen und der Nutzung von medizinischen Kapazit{\"a}ten in Deutschland (DE) und Russland (RU) festzustellen. Die Analyse erfolgte durch Vergleich der Hautkrebs-Daten inkl. der Screeningprogramme aufgrund von Statistiken des Zentrums f{\"u}r Krebsregister-(KR)-Daten des Robert Koch-Institutes, des KRs Schleswig-Holstein, des gesamtrussischen KRs, des KRs der Kreml-Kliniken, der Statistik{\"a}mter beider L{\"a}ndern, des Institutes f{\"u}r das Entgeltsystem im Krankenhaus und aus Publikationen sowie der Befragung von Epithetikern und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen. Sie zeigte, dass die Letalit{\"a}t bei Melanomen (MM) in RU um das 2,6-fache, bei nichtmelanozyt{\"a}ren Hautkrebsen (NMSC), die 80 – 90 \% aller Hautkrebserkrankungen ausmachen, um das 7,5-fache h{\"o}her als in DE ist. Die Rezidivraten bei Basalzellkarzinomen (BCC), auf die ca. 80 \% aller NMSC ausfallen, machen in RU 25 – 50 \% aus, w{\"a}hrend NMSC in DE nahezu rezidivfrei behandelt werden. In Bezug auf invasive Hautkrebserkrankungen werden in RU Mediziner 6-fach und die Bettaufstellung in Krankenh{\"a}user 9,4-fach weniger effektiver genutzt als in DE. Da in anderen GUS-Staaten {\"a}hnliche medizinische Standards wie in RU gelten und die Gesundheitsausgaben in Prozenten zum BIP und BIP pro Kopf niedriger sind, ist es zu erwarten, dass da in Bezug auf Hautkrebs die Situation noch schlechter als in RU ist. W{\"a}hrend das Hautkrebs-Screening in DE allen gesetzlich Versicherten ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre zu jeder Zeit angeboten wird, kann die Bev{\"o}lkerung in RU diese Untersuchungen nur im Rahmen des „Melanoma Day“ bekommen. Dabei wird j{\"a}hrlich nur 0,006 \% der russischen Bev{\"o}lkerung untersucht, was zum Verschleppen von Erkrankungen f{\"u}hrt. Die in DE vor 30 Jahren ausgearbeiteten, in den Leitlinien empfohlenen, bei NMSC nahezu rezidivfreien, gewebeschonenden Methoden der mikroskopisch kontrollierten Chirurgie (MKC) mit einer l{\"u}ckenlosen histologischen Kontrolle der Schnittr{\"a}nder (3-D-Histologie) sind in RU unbekannt. W{\"a}hrend in DE 96,6 - 98,5 \% aller MM und 96 \% aller NMSC chirurgisch in Lokalan{\"a}sthesie (LA) behandelt werden, werden daher in RU nichtchirurgische Methoden bevorzugt. So machte deren Anteil in allen angewendeten Therapien bei BCC in Moskau im Jahre 2009 ca. 70 \% aus. Die H{\"a}lfte von BCC wurde dabei mit Kurzreichweitenstrahlentherapie – h{\"a}ufig in Kombination mit anderen Methoden – behandelt. Die Bestrahlungssch{\"a}den werden in RU in Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht behandelt. Die chirurgischen Exzisionen von Hauttumoren erfolgen in RU h{\"a}ufig unter Vollnarkose, was besonders bei {\"a}lteren Patienten, die den gr{\"o}{\"s}ten Anteil an Hautkrebs-Erkrankten ausmachen, sch{\"a}dlich sein kann. Mit 1.675 Euro im Durchschnitt kosten die chirurgische Entfernung eines BCC genauso viel wie in DE (1.624 bis 1.800 Euro). Da es in RU keine Standards zur Dokumentation gibt, wird bei den histologischen Untersuchungen im Gegensatz zu DE die vertikale Tumordicke h{\"a}ufig nicht ermittelt, was eine Prognose der Erkrankungen unm{\"o}glich macht. In DE werden j{\"a}hrlich ca. 35.500 plastische Operationen im Kopf-Hals-Bereich an Hautkrebs-Patienten in Krankenh{\"a}usern durchgef{\"u}hrt und individuell ca. 1.500 Silikon-Epithesen f{\"u}r den Kopfbereich mit einer Nutzungsdauer von ca. 2 Jahren hergestellt. Obwohl in RU pro 10.000 Einwohner 1,53 mal mehr Dermatologen und 1,4 mal mehr Chirurgen arbeiten (es fehlen Statistiken speziell zu Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen), werden in RU – da russische Dermatologen in Chirurgie und plastischer Chirurgie nicht geschult werden – pro Jahr blo{\"s} ca. 3.000 rekonstruktive Operationen nach der Entfernung von Tumoren im Gesichtsbereich durchgef{\"u}hrt. Die Tatsache, dass die Labore f{\"u}r Epithesenversorgung pro Jahr ca. 400 Epithesen herstellen, spricht auch daf{\"u}r, dass in RU die {\"u}berw{\"a}ltigende Mehrheit von Patienten mit Hautkrebs im Gesichtsbereich keine M{\"o}glichkeit hat, von der wirksamsten Behandlungsart (der Exzision des b{\"o}sartigen Tumors) zu profitieren. Wegen der Unzug{\"a}nglichkeit der qualitativen medizinischen Versorgung, u. a. der Rehabilitation, f{\"u}r gesetzlich Versicherten in RU wenden sich nicht alle Erkrankten an {\"A}rzte, so dass die Erkrankungen nicht vollst{\"a}ndig registriert und behandelt werden. So sind die altersstandardisierten Hautkrebs-Inzidenzraten in den russischen Regierungskliniken, wo ca. 70.000 Staatsbeamte medizinisch bestens versorgt werden, um das 3,8-Fache h{\"o}her als in gesamt Moskau. Durch Umstellung auf die einfachen und g{\"u}nstigen T{\"u}binger Methoden der MKC mit 3-D-Histologie lie{\"s}e sich die Patientenzahl in RU j{\"a}hrlich um 16.500 – 33.000 senken. Selbst bei voller Erfassung der Bev{\"o}lkerung durch Hautkrebs-Screening und voller Detektion von Erkrankungen g{\"a}be es in RU ausreichende Kapazit{\"a}ten f{\"u}r die medizinische Versorgung der Bev{\"o}lkerung nach neuesten Standards. Durch die Einf{\"u}hrung des Hautkrebs-Screenings in Rahmen der GKV und der einfachen Standards (MKC mit 3D-Histologie unter LA) w{\"a}re die Bek{\"a}mpfung des Hautkrebses in den GUS-Staaten erheblich effektiver. Daf{\"u}r sind die Anpassung der Ausbildungsprogramme f{\"u}r {\"A}rzte und Pathologen an die deutschen Lernpl{\"a}ne und die Einrichtung von Laboren zur Herstellung von Epithesen im GUS-Raum erforderlich.}, language = {de} }