@phdthesis{Olthoff2019, author = {Julia Olthoff}, title = {Einfluss von gesetzlich vorgeschriebenem und fakultativem Infektions-Screening in der Schwangerschaft auf die Fr{\"u}hgeburtlichkeit: Daten aus der SNiP-Studie}, journal = {Influence of obligatory vs. optional screening for infections during pregnancy on prematurity: Data from the SNiP Study}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-28861}, year = {2019}, abstract = {Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass subklinisch verlaufende Infektionen w{\"a}hrend der Schwangerschaft zu vorzeitiger Wehent{\"a}tigkeit, vorzeitigem Blasensprung, Fr{\"u}hgeburt und erh{\"o}hter maternaler und kindlicher Infektionsmorbidit{\"a}t f{\"u}hren k{\"o}nnen. Nach Mutterschafts-Richtlinien ist eine serologische Screeninguntersuchung auf R{\"o}teln, Lues, Hepatitis B, sowie Chlamydien obligat. Dagegen werden Untersuchungen auf weitere pr{\"a}natal relevante Infektionen wie Gruppe B-Streptokokken und Mykoplasmen/ Ureaplasmen nur bei Indikation oder als privat zu zahlende Gesundheitsleistungen (IGeL) angeboten. Die Fragestellung dieser Untersuchung lautete: (1) Wie unterscheidet sich die Screening-Inzidenz von gesetzlich vorgeschriebenen und fakultativen Infektions-untersuchungen in der Schwangerschaft? (2) F{\"u}hren die hier untersuchten Infektionen in der Schwangerschaft vermehrt zu Fr{\"u}hgeborenen oder zur station{\"a}ren Behandlung des Neugeborenen? (3) Liegt in dem fakultativen GBS- und Mykoplasmen-/Ureaplasmen-Screening die Gefahr potentiell vermeidbarer Infektions-assoziierter Komplikationen? Im Rahmen des populationsbasierten Survey of Neonates in Pommerania (SNiP-Studie) wurden zwischen Januar 2003 und November 2008 bei 5268 M{\"u}ttern und ihren Neugeborenen Daten zu Chlamydien-, Syphilis-, Hepatitis-B-Virus, R{\"o}teln-, Mykoplasmen-/Ureaplasmen- und GBS-Untersuchungen erhoben. Die statistische Analyse erfolgte mit Hilfe des Chi-Quadrat Tests nach Pearson sowie mit dem Exakt-Test nach Fisher, dem Likelihood Test, der Korrelation nach Spearman und der multivarianten Regressionsanalyse. In SNiP lag die Teilnahme an den gesetzlichen Screenings f{\"u}r Syphilis bei 94,7 Prozent, f{\"u}r Chlamydien bei 91,3 Prozent, f{\"u}r R{\"o}teln bei 91,2 Prozent und f{\"u}r Hepatitis-B-Virus bei 96,1 Prozent. Im Gegensatz dazu erfolgte das fakultative Screening f{\"u}r GBS in 9,75 Prozent, f{\"u}r Mykoplasmen/Ureaplasmen in 9,64 Prozent und f{\"u}r Toxoplasmose in 74 Prozent der F{\"a}lle. Im Untersuchungszeitraum gab es einen Fall einer Syphilis-Infektion w{\"a}hrend der Schwangerschaft. Es fanden sich bei n = 229 / 5269 (4,3 \%) Schwangeren ein positiver Chlamydiennachweis, bei n = 4360 / 5269 (82,8 \%) lag eine R{\"o}teln-Immunit{\"a}t vor und n = 28 / 5269 (0,53 \%) waren HBsAg positiv. Bei den fakultativ durchgef{\"u}hrten Screenings lag die Pr{\"a}valenz des positiven GBS-Abstrichs bei n = 105 / 513 (20,47 \%) und des positiven Mykoplasmen-/Ureaplasmen-Abstrichs bei n = 111 / 508 (21,85 \%). Bei einer Fr{\"u}hgeborenenrate (Gestationsalter < 37 Wochen) von n = 653 / 5268 (12,4 \%) zeigte sich ein positiver maternaler Nachweis von Chlamydien bei n = 40 / 593 (6,75 \%) FG vs. n = 189 / 4215 (4,48 \%) TG (p < 0,05), von GBS bei n = 25 / 108 (23,15 \%) FG vs. n = 80 / 405 (19,75 \%) TG (p < 0.01) und von Mykoplasmen/Ureaplasmen bei n = 36 / 108 (33,33 \%) FG vs. n = 75 / 400 (18,75 \%) TG (p < 0.01). Die Regressionsanalyse ergab einen signifikanten Einfluss der Chlamydien- [OR 1,576919; 95 Prozent KI 1,06835; 2,327584] und der Mykoplasmen-/Ureaplasmen- Besiedlung [OR 2,621366; 95 Prozent KI 1,566796; 4,38574], aber nicht der maternalen GBS-Besiedlung auf die Fr{\"u}hgeburt. Bei den Neugeborenen wurden n = 2 Chlamydienkonjunktividen (ICD A74.0) und n = 1 Chlamydieninfektion (ICD A74.9) trotz negativem pr{\"a}natalem maternalen Chlamydienabstrichs sowie n = 92 Konjunktividen ohne Erregernachweis (ICD H10, H13.1, P39.1) dokumentiert. F{\"u}r GBS-assoziierte neonatale Krankheiten wurden n = 4 GBS-Sepsen (ICD P36.0) und n = 1 GBS-Pneumonie (ICD P23.3) dokumentiert. In nur jeweils einem Fall gab es einen pr{\"a}natal durchgef{\"u}hrten positiven maternalen GBS-Abstrich. Es gab n = 1 Mykoplasmen-Pneumonie (ICD J15.7), hier war pr{\"a}natal kein maternaler Abstrich erfolgt. Des Weiteren wurden n = 215 Perinatalperioden-spezifische Infektionen ohne Erregernachweis (ICD P35-P39) belegt. In dieser populationsbasierten Untersuchung wurde ein fakultatives Infektionsscreening auf Gruppe B-Streptokokken und Mycoplasmen/Ureaplasmen nur bei jeder zehnten Frau durchgef{\"u}hrt, w{\"a}hrend die Screening-Inzidenz der gesetzlich vorgeschrieben Infektionsuntersuchungen bei {\"u}ber 90 Prozent lag. Es zeigte sich eine signifikante H{\"a}ufung von Fr{\"u}hgeburten bei sowohl positivem Chlamydiennachweis als auch bei positivem Mykoplasmen-/Ureaplasmen- und GBS-Nachweis. Die Regressionsanalyse best{\"a}tigte einen signifikanten Einfluss der Chlamydien- und Mykoplasmen-/Ureaplasmen-Infektion auf die Fr{\"u}hgeburt. Auch wenn die fakultativen Untersuchungen h{\"a}ufiger bei Schwangeren mit Fr{\"u}hgeburts-bestreben durchgef{\"u}hrt wurden, sind {\"u}ber 80 Prozent der Schwangeren mit Fr{\"u}hgeborenen nicht getestet worden. Weitere Untersuchungen m{\"u}ssen kl{\"a}ren, ob durch ein generelles Screening auf Mykoplasmen/Ureaplasmen und GBS die Fr{\"u}hgeborenenrate und die damit verbundenen Komplikationen zu senken sind. Jedoch h{\"a}tten durch ein konsequentes, nach Mutterschafts-Richtlinien geregeltes GBS-Screening zwischen der 35. und 37. SSW drei F{\"a}lle einer GBS-Sepsis und ein Fall einer GBS-Pneumonie mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt und abgewendet werden k{\"o}nnen.}, language = {de} }