@phdthesis{Lewicki2018, author = {K{\"a}the Lewicki}, title = {Entwicklungsgef{\"a}hrdungen bei 3- bis 6-J{\"a}hrigen aus Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern: Geschlechtsspezifische Analysen und ihre Bedeutung f{\"u}r Gesundheitsf{\"o}rderung, Pr{\"a}vention und Erziehungswesen}, journal = {Developmental risks in 3- to 6-year-old preschoolers in Mecklenburg-Western Pomerania: Sex-specific analyses and their implications for health care, prevention and education}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-24095}, pages = {100}, year = {2018}, abstract = {Hintergrund: Geschlecht und Gender sind nicht nebens{\"a}chlich, sondern spielen eine relevante Rolle in der kindlichen Entwicklung, Erziehung und Gesundheit. Die Diskurse um Geschlecht und Gleichstellung lassen hingegen h{\"a}ufig den durchschnittlichen Reifungsvorsprung der M{\"a}dchen au{\"s}er Acht. Auf diese Weise wird die Kluft zwischen den Geschlechtern bereits im Vorschulalter in beunruhigendem Ma{\"s}e betont. Durch die dichotome Geschlechterperspektive geraten au{\"s}erdem andere entscheidende Einflussfaktoren wie die soziale und die ethnische Herkunft der Kinder in den Hintergrund. Diese Dissertation setzt den Schwerpunkt daher auf eine angemessene Analyse der Kategorie Geschlecht in ihrer immerw{\"a}hrenden Interaktion mit Anlage und Umwelt. Methoden: Die Betrachtungen beruhen auf Daten zu N = 6.447 Kindergartenkindern aus Mecklenburg-Vorpommern (M-V), die im Rahmen der kontrollierten prospektiven Kohortenstudie „Summative Evaluation Kif{\"o}G M-V“ erhoben wurden. Zur Einsch{\"a}tzung kindlicher Kompetenzen kam das „Dortmunder Entwicklungsscreening f{\"u}r den Kindergarten“ (DESK 3-6) zur Anwendung; weiterhin wurde ein Elternfragebogen zur Erhebung des Sozialstatus eingesetzt. Auf der Grundlage geschlechtsinsensibler Normen erfolgte die Ermittlung kompetenzspezifischer Geschlechtsunterschiede in Abh{\"a}ngigkeit vom Kindesalter, vom Bildungshintergrund und vom Migrationsstatus. Geschlechtsspezifische Normen fanden anschlie{\"s}end Anwendung f{\"u}r die erneute Errechnung der Screeningbefunde von n = 4.251 Kindern im Alter von 48 bis 83 Monaten. Das Effektst{\"a}rkema{\"s} Cohen’s d diente dabei der Beurteilung der praktischen Relevanz der Geschlechterdifferenzen. Ergebnisse: Unter Anwendung der geschlechtsinsensiblen Gesamtnormen schnitten die Jungen jeden Alters schlechter ab – in allen Entwicklungsbereichen und unabh{\"a}ngig vom Kindesalter, vom Bildungshintergrund und vom Migrationsstatus manifestierten sich stets Geschlechtsunterschiede zugunsten der M{\"a}dchen. Diese Differenzen vergr{\"o}{\"s}erten sich meist mit zunehmendem Alter und waren stellenweise st{\"a}rker ausgepr{\"a}gt bei Kindern aus bildungsnahen Elternh{\"a}usern bzw. bei Kindern nicht-deutscher Nationalit{\"a}t. Analysen auf der Grundlage geschlechtsspezifischer Normen ergaben allerdings ein andersartiges, buntes Bild und keine konsistenten Vorteile f{\"u}r ein Geschlecht: Die Unterschiede zwischen M{\"a}dchen und Jungen waren alles in allem nicht p{\"a}dagogisch und praktisch bedeutsam, die St{\"a}rken und Schw{\"a}chen geschlechtstypisch, aber nicht geschlechtsspezifisch verteilt. Die Ber{\"u}cksichtigung geschlechtsbedingter Besonderheiten hatte auch auf die Ermittlung von Entwicklungsrisiken im feinmotorischen und im psychosozialen Bereich einen Einfluss: Die Pr{\"a}valenzraten wurden dabei durch die geschlechtsinsensiblen Normen f{\"u}r M{\"a}dchen mehrheitlich untersch{\"a}tzt, f{\"u}r Jungen {\"u}bersch{\"a}tzt. Schlussfolgerungen: Die besondere Beachtung geschlechtsspezifischer Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsbedingungen entsch{\"a}rft einerseits die „Jungenkrise“ und erm{\"o}glicht andererseits eine erweiterte, eine biopsychosoziale Perspektive: Die Unterschiede in den Lernwelten und Lebenswegen von M{\"a}dchen und Jungen sind nicht monokausal, sondern multidimensional zu erkl{\"a}ren. Statt die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, sollte deshalb das Augenmerk auf der Koexistenz von St{\"a}rken und Schw{\"a}chen innerhalb der Geschlechter liegen. Differenzierungen und Diversit{\"a}ten m{\"u}ssen dringend den Platz von Pauschalisierungen einnehmen, um Behinderungen durch Begriffe und Bilder von Geschlecht gewissenhaft zu umgehen und in angemessener Art und Weise auf ethnische und soziale Herkunft R{\"u}cksicht zu nehmen. Im Sinne der Strategien des „Gender Mainstreaming“ und „Managing Diversity“ werden so intersektionale, interdisziplin{\"a}re Ma{\"s}nahmen f{\"u}r mehr Chancengleichheit ins Rollen gebracht. F{\"u}r fr{\"u}hzeitige F{\"o}rderung und Fr{\"u}hintervention erscheint entsprechend ein Fokus auf F{\"a}higkeiten und Fertigkeiten statt allein auf Geschlecht und Gender vielversprechend. Kompetenzspezifische, kompensatorische, kultursensible Pr{\"a}ventionsans{\"a}tze bieten die beste Chance, bereits bei Kindergartenkindern die Divergenzen nicht nur im Hinblick auf Geschlecht und Gender, sondern auch auf Ethnizit{\"a}t und Milieu zu verringern.}, language = {de} }