@phdthesis{Schuch2015, author = {Anne Henrike Schuch}, title = {Affektive und kognitive St{\"o}rungen bei infarktbedingter Kleinhirnl{\"a}sion - Eine EEG-Studie ereigniskorrelierter Potentiale}, journal = {Affective and cognitive impairments in patients with cerebellar lesion- An EEG-study of event-related potentials}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002263-0}, year = {2015}, abstract = {Es gibt Hinweise darauf, dass das Kleinhirn an affektiven und kognitiven Verarbeitungsprozessen und an Arbeitsged{\"a}chtnisleistungen beteiligt ist. In dieser Arbeit wurden 8 Patienten mit Kleinhirninsulten (Durchschnittsalter 61,25 Jahre), die in der neurologischen Klinik der Universit{\"a}tsmedizin Greifswald behandelt wurden und 7 Patienten mit peripher neurologischen Erkrankungen (Durchschnittsalter 56,71 Jahre), bei denen eine Kleinhirnl{\"a}sion ausgeschlossen worden war, untersucht. Zur Beurteilung ver{\"a}nderter neuronaler Aktivit{\"a}ten wurde eine 129-Kanal-Elektroenzephalographie-Studie (EEG) verwendet und mithilfe der Interpretation ereigniskorrelierter Potentiale (EKP) verschiedene affektive und kognitive Verarbeitungsprozesse analysiert. In der Teilstudie 1 wurde die fr{\"u}he Verarbeitung visuell-affektiver Stimuli, in der Teilstudie 2 affektive und kognitive Verarbeitungsprozesse w{\"a}hrend der Pr{\"a}sentation visueller Stimuli, in der Teilstudie 3 affektive und kognitive Verarbeitungsprozesse w{\"a}hrend der Pr{\"a}sentation visueller und akustischer Stimuli und in der Teilstudie 4 die sp{\"a}te Verarbeitung visuell-affektiver Stimuli untersucht. Zur Untersuchung der affektiven Verarbeitungsprozesse wurden Bilder verschiedenen emotionalen Inhaltes (angenehm, neutral, unangenehm) und Erregungsstufe (schwach bis stark erregend) aus dem Katalog des International Affective Picture System (IAPS) verwendet. Es wurden Bilder in schneller 333ms (Teilstudien 1 bis 3) oder in langsamer Abfolge von 1000ms (Teilstudie 4) pr{\"a}sentiert. Zur Untersuchung kognitiver Verarbeitungsprozesse wurden die IAPS-Bilder bearbeitet. F{\"u}r die Teilstudie 2 wurden sie mit Linien (horizontal/vertikal) {\"u}berlagert und f{\"u}r die Teilstudie 3 mit T{\"o}nen (hoch/tief) synchronisiert. Linien und T{\"o}ne unterschieden sich in ihrer Wahrscheinlichkeit des Auftretens, wobei die seltenen Reize als Zielreize dienten, welche von den Probanden mitgez{\"a}hlt werden mussten. Es wurden durch dieses Studiendesign folgende ereigniskorrelierte Potentiale gemessen: Die EPN, die visuelle P200 und P300, die akustische P300 und das LPP. Bez{\"u}glich der fr{\"u}hen und sp{\"a}ten Verarbeitung visuell-affektiver Stimuli konnten folgende Daten erhoben werden. In der Teilstudie 1 l{\"o}sten in der L{\"a}sionsgruppe nur stark erregend angenehme vs. neutrale Bilder eine EPN aus. Ein signifikanter Gruppeneffekt bestand jedoch nicht. In der Teilstudie 2 war weder f{\"u}r schwach noch f{\"u}r starke erregend affektive vs. neutrale Bilder eine EPN in der L{\"a}sions- und Kontrollgruppe nachweisbar. In der Teilstudie 3 konnte zwar nur in der Kontrollgruppe f{\"u}r stark erregend angenehme vs. neutrale Bilder eine EPN nachgewiesen werden, die Gruppen unterschieden sich jedoch nicht signifikant voneinander. In der Teilstudie 4 l{\"o}sten weder schwach noch stark erregend affektive Bilder ein LPP in der L{\"a}sionsgruppe aus. Ein signifikanter Gruppeneffekt bestand nicht, trotz nachweisbaren LPPs in der Kontrollgruppe f{\"u}r schwach erregend angenehme und stark erregend affektive vs. neutrale Bilder. Bezogen auf kognitive Verarbeitungsprozesse konnte in beiden Gruppen in der Teilstudie 2 eine visuelle P300 nach der Pr{\"a}sentation seltener Zielreize nachgewiesen werden. Die L{\"a}sionsgruppe wies dagegen eine signifikante visuelle P200 nach Pr{\"a}sentation von Zielreizen gegen{\"u}ber der Kontrollgruppe auf. Eine akustische P300 (P3b) war in der Teilstudie 3 nach der Pr{\"a}sentation akustischer Zielreize in keiner Gruppe nachweisbar. Dagegen bestand in der Kontrollgruppe eine signifikant st{\"a}rkere P3a. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit einer Kleinhirnl{\"a}sion keine Beeintr{\"a}chtigung in der fr{\"u}hen oder sp{\"a}ten Verarbeitung visuell-affektiver Stimuli aufweisen. Sie sind in der Lage, eine Bottom-up-Prozessierung visuell-affektiver Stimuli durchzuf{\"u}hren und sie nach ihrer Motivationsrelevanz einzuordnen. Patienten mit einer Kleinhirnl{\"a}sion unterscheiden sich nicht signifikant in ihrer neuronalen Aktivit{\"a}t gegen{\"u}ber der Kontrollgruppe w{\"a}hrend intra- und crossmodaler Verarbeitungsprozesse von visuell-affektiven Stimuli w{\"a}hrend visueller oder akustischer Aufgaben. Die in vielen Studien beobachteten affektiven Auff{\"a}lligkeiten bei Patienten mit einer Kleinhirnisch{\"a}mie sind daher auf sp{\"a}tere Verarbeitungs- und Ausf{\"u}hrungsprozesse von Emotionen zur{\"u}ckzuf{\"u}hren, welche einer kognitiven und somit Top-down-Kontrolle unterliegen. Patienten mit einer Kleinhirnl{\"a}sion ben{\"o}tigen allerdings mehr Arbeitsged{\"a}chtnisleistung, um die gestellte visuell-kognitive Aufgabe zu absolvieren. Des Weiteren weisen sie Beeintr{\"a}chtigungen in supramodalen kognitiven Verarbeitungsprozessen auf. Je schwieriger die kognitiven Anforderungen sind, umso mehr weisen Patienten mit einer Kleinhirnl{\"a}sion Beeintr{\"a}chtigungen in Form ver{\"a}nderter neuronaler Aktivit{\"a}t auf. Die Ergebnisse dieser Arbeit weisen darauf hin, dass das Kleinhirn vor allem an kognitiven und weniger an affektiven Verarbeitungsprozessen beteiligt ist.}, language = {de} }