@phdthesis{Kersten2011, author = {Ines Kersten}, title = {Chronische Erkrankungen: H{\"a}ufigkeit und medikament{\"o}se Behandlung w{\"a}hrend der Schwangerschaft sowie Assoziationen zu soziodemografischen, pr{\"a}- und perinatalen Parametern im Vergleich zu nicht chronisch Kranken}, journal = {Chronic diseases in pregnant women: prevalence and birth outcomes based on the SNiP-study}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001088-9}, year = {2011}, abstract = {Neben akut auftretenden Krankheiten k{\"o}nnen chronische Erkrankungen den Verlauf einer Schwangerschaft beeinflussen und gleichsam Effekte bis hin zur Geburt zeigen. Das Thema Schwangerschaft und Erkrankung ist somit sowohl f{\"u}r die m{\"u}tterliche Gesundheit als auch f{\"u}r das kindliche Outcome von Bedeutung. Hinsichtlich dieser Thematik scheinen w{\"a}hrend der Schwangerschaft akut auftretende Erkrankungen insgesamt besser untersucht zu sein als chronische Krankheiten. Da sich sowohl bez{\"u}glich der Pr{\"a}valenzen als auch im versorgungsmedizinischen Bereich unterschiedliche Literaturangaben finden, sollten insbesondere chronische Erkrankungen bei Schwangeren im Fokus dieser Arbeit stehen. Im Rahmen der SNiP-Studie wurden n=5330 Frauen hinsichtlich chronischer Erkrankungen und ihres Geburtsoutcomes untersucht. Bezogen auf die angegebenen Krankheiten und die pathologischen Befunde wurde eine Kodierung nach ICD-10 vorgenommen. W{\"a}hrend der Schwangerschaft eingenommene Medikamente wurden nach dem ATC-Index sowie nach der Roten Liste kodiert. Beide Vergleichsgruppen (chronisch kranke vs. nicht chronisch kranke SNiP-Teilnehmerinnen) wurden nochmals nach Gravidit{\"a}t und Parit{\"a}t unterteilt. Die Vergleiche zwischen chronisch Kranken und nicht chronisch Kranken erfolgten mittels statistischen Signifikanztests. Populationsbasiert konnten n(k)=1141 Frauen als chronisch krank identifiziert werden (21,4\%) und n(g)=4189 Frauen als nicht chronisch krank (78,6\%). Am h{\"a}ufigsten traten in der SNiP-Studie Allergien (Pr{\"a}valenz 11,3\%), Asthma bronchiale (2,7\%) und Schilddr{\"u}senerkrankungen (2,3\%) auf. Weiterhin zeigten Hauterkrankungen (2,2\%), Hypertonien (1,1\%) und Migr{\"a}ne (1,5\%) hohe Pr{\"a}valenzen. Chronisch kranke Frauen waren durchschnittlich zwei Tage l{\"a}nger station{\"a}r im Schwangerschaftsverlauf (p<0,01). Dagegen traten Infektionen und vaginale Blutungen w{\"a}hrend der Schwangerschaft signifikant h{\"a}ufiger in der gesunden Gruppe auf (p<0,05). Der Hauptgeburtsmodus war in beiden Gruppen die Spontangeburt, wobei chronisch kranke Frauen jedoch signifikant h{\"a}ufiger per Sectio entbunden wurden (p<0,01) und h{\"a}ufiger eine Lungenreifeinduktion (p<0,01) erhielten. Jede 10. Frau aus dieser Gruppe brachte ein fr{\"u}hgeborenes Kind (vor der vollendeten 37. SSW) zur Welt, wohingegen bei den gesunden Frauen nur jede 13. Frau betroffen war (p<0,05). Kinder chronisch kranker Frauen waren signifikant kleiner bez{\"u}glich K{\"o}rperl{\"a}nge und Kopfumfang und mussten h{\"a}ufiger station{\"a}r aufgenommen werden (p<0,01). Die vorliegende Analyse ist die erste populationsbasierte Studie, in der die Pr{\"a}valenzen aller auftretenden chronischen Erkrankungen erfasst wurden. Jede f{\"u}nfte schwangere Frau im Studiengebiet Ostvorpommern leidet demnach an mindestens einer chronischen Erkrankung. Eine herabgesetzte Fertilit{\"a}t chronisch kranker Frauen im geb{\"a}rf{\"a}higen Alter konnte mit den Daten der SNiP-Studie nicht belegt werden. Ebenso konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen bez{\"u}glich Familienstand, ethnischer Herkunft, Schwangerschaftsplanung, akut in der Schwangerschaft auftretender Erkrankungen, Geburtsgewicht, 5-Minuten-Apgar, Base Excess, erweiterte Neugeborenenerstversorgungsma{\"s}nahmen, Fruchtwasser- sowie Plazentaauff{\"a}lligkeiten festgestellt werden. Allerdings scheint das perinatale Outcome dennoch schlechter f{\"u}r Kinder chronisch kranker Frauen aufgrund der Vielzahl genannter signifikanter Unterschiede zu sein. Die leitliniengerechte medikament{\"o}se Behandlung w{\"a}hrend der Schwangerschaft fand bei den chronisch kranken Teilnehmerinnen der SNiP-Studie nur in einem unzureichenden Ma{\"s}e statt, was verschiedene Ursachen haben kann. Die Einnahme frei im Handel erh{\"a}ltlicher Pr{\"a}parate ist hingegen als relativ gut zu bewerten, ebenso wie die Compliance hinsichtlich anderer schwangerschaftsabh{\"a}ngiger Bereiche. Mit dieser Auswertung der SNiP-Studie konnten die Pr{\"a}valenzen chronischer Erkrankungen bei Frauen im geb{\"a}rf{\"a}higen Alter populationsbasiert in der Region Ostvorpommern gut dargestellt werden. F{\"u}r deren Validierung m{\"u}sste ein Selektionsbias vermieden und objektive Aussagen mittels Standarddiagnostiken erhalten werden. Prinzipiell w{\"a}ren gr{\"o}{\"s}ere Stichprobenumf{\"a}nge von Vorteil. Nur so werden derartige Studien zuk{\"u}nftig objektiv, valide und vergleichbar. Auch wenn der Fertilit{\"a}tsindex ein gutes Ma{\"s} zur Beschreibung der Fruchtbarkeit ist, bedarf es weiterer differenzierter Untersuchungen f{\"u}r einzelne chronische Erkrankungen. Er muss erg{\"a}nzt werden durch andere Parameter, die die Grundlage f{\"u}r Fertilit{\"a}tsberechnungen darstellen und sollte Einflussfaktoren wie den Nikotinkonsum ber{\"u}cksichtigen. In den vorliegenden Analysen ist der Einfluss chronischer Erkrankungen auf eine eingetretene Schwangerschaft und deren Ausgang insgesamt geringer als vermutet. Dieser Sachverhalt sollte f{\"u}r einzelne Erkrankungen {\"u}berpr{\"u}ft und ggf. widerlegt werden. Zuk{\"u}nftig sind weitere intensivierte Forschungsarbeiten zum Thema chronische Erkrankung und Schwangerschaft notwendig, um ebenso gute Grundlagen wie im Bereich akuter Erkrankungen f{\"u}r Diagnostik und Therapie zu erhalten. Zun{\"a}chst sollten die vorliegenden Ergebnisse anhand der SNiP-Studie jedoch versorgungsepidemiologische Beachtung finden. Demnach sind mehr Leitlinien f{\"u}r chronisch kranke Schwangere n{\"o}tig und es bedarf der Kontrolle von leitliniengerechtem Handeln in den einzelnen Arztpraxen und Kliniken. Hinzu kommt der Abbau von Verunsicherungen bei Schwangeren in Bezug auf medikament{\"o}se Therapien w{\"a}hrend der Schwangerschaft. Durch mehr integrierte interdisziplin{\"a}re Konferenzen k{\"o}nnen Probleme rechtzeitig erkannt und gemeinsam L{\"o}sungen gefunden werden. Hierbei sind Praxen der l{\"a}ndlichen Regionen eindeutig benachteiligt. Kosten{\"u}bernahmen und Aufkl{\"a}rungskampagnen k{\"o}nnten zumindest f{\"u}r eine Steigerung des Konsums frei im Handel erh{\"a}ltlicher Pr{\"a}parate sorgen.}, language = {de} }