@phdthesis{Kuecuekbalaban2017, author = {Pinar K{\"u}c{\"u}kbalaban}, title = {Psychologische, situative und anwendungsbezogene Pr{\"a}diktoren der Nutzung von medizinisch-diagnostischen Selbsttests}, journal = {Psychological, situational and application-related predictors of using medical-diagnostic self-tests}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002878-2}, year = {2017}, abstract = {Aufgrund des Fortschritts in der Entwicklung von innovativen medizinisch-diagnostischen Technologien wie z. B. lab-on-a-chip Systemen, steht der Allgemeinbev{\"o}lkerung eine Vielzahl an Selbsttests rezeptfrei und frei verk{\"a}uflich insbesondere {\"u}ber das Internet beziehbar zur Verf{\"u}gung. Selbsttests werden definiert als Tests von K{\"o}rperproben (z. B. Blut, Urin, Stuhl, Speichel), die auf die eigene Initiative des Konsumenten und ohne die Anwesenheit von medizinischem Personal zur Untersuchung von Erkrankungen bzw. Erkrankungsrisiken durchgef{\"u}hrt werden k{\"o}nnen. Das Ziel dieser Arbeit war es die psychologischen, situativen und anwendungsbezogenen Pr{\"a}diktoren der Nutzung von medizinisch-diagnostischen Selbsttests zu untersuchen. Es wurden vier Studien durchgef{\"u}hrt, die auf den folgenden drei Erhebungen basierten: (1) einer Repr{\"a}sentativerhebung von 2.527 Personen in Deutschland, (2) einem faktoriellen Survey mit 1248 Vignetten, die durch 208 Studenten beantwortet wurden sowie (3) einer On-line-Befragung von 505 Selbsttestern und 512 Nicht-Selbstestern, die repr{\"a}sentativ im Hinblick auf die Verteilung von Alter und Geschlecht zur Teilnahme an der Studie einge-laden wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nutzung von Selbsttests durch die traditionellen gesundheitspsychologischen Pr{\"a}diktoren, d.h. Selbstwirksamkeit, wahrgenommene Vulnerabilit{\"a}t, wahrgenommener Schweregrad und Handlungs-Ergebnis-Erwartung, vorhergesagt werden konnte. Nichtsdestotrotz war jedoch eine Adaptation der allgemeinen Konstrukte (z.B. allgemeine Selbstwirksamkeit) an die Situation „Selbsttestung“ notwendig, um die Vorhersagekraft zu verbessern (z.B. selbsttestbezogene Selbstwirksamkeit). Die klassischen Gesundheitsmodelle werden traditionell genutzt, um Gesundheit zu verbessern (z.B. Steigerung der sportlichen T{\"a}tigkeit), Krankheiten vorzubeugen (z.B. durch die Einschr{\"a}nkung von Alkohol- und Rauchverhalten) oder Krankheiten zu begrenzen (z.B. Gesundheitsscreenings, Selbstabtastung) und Gesundheit wieder aufzubauen (z.B. Verbesserung der Ern{\"a}hrung). Durch die Aufnahme von (a) Technikaffinit{\"a}t und (b) antizipiertem Affekt bzgl. der Anwendung eines Selbsttests konnte die Vorhersage der Nutzung eines Selbsttests verbessert werden. Dar{\"u}ber hinaus wurde eine Vielfalt an unterschiedlichen pers{\"o}nlichen Gr{\"u}nden f{\"u}r die Nutzung eines Selbsttests genannt. Die h{\"a}ufigsten Gr{\"u}nde waren zur Beruhigung bzw. Best{\"a}tigung bei Unsicherheit und Zweifel sowie eine h{\"o}here wahrgenommene Vulnerabilit{\"a}t f{\"u}r eine Krankheit. Der Hauptgrund f{\"u}r die Selbsttestung hing insbesondere von der Indikation ab, die untersucht wurde. Schlie{\"s}lich wurden als Grund f{\"u}r die Bevorzugung eines Selbsttests gegen{\"u}ber der konventionellen Untersuchung bei einem Arzt vor allem praktische Gr{\"u}nde der Anwendung von Selbsttests genannt (z.B. schneller Erhalt der Testergebnisse, Vermeidung von Wartezeiten f{\"u}r Arzttermine). Die pers{\"o}nlichen Gr{\"u}nde f{\"u}r die Selbsttestung k{\"o}nnten die unterschiedlichen H{\"a}ufigkeiten f{\"u}r die Nutzung von Selbsttests in Deutschland (8,5\%) im Vergleich zu den Niederlanden (16\%) und dem Vereinigten K{\"o}nigreich (13\%) erkl{\"a}ren. Beispielsweise wurden in den Niederlanden Pr{\"a}ventionskampagnen (z.B. von der Kidney Association oder Municipal Health) durchgef{\"u}hrt, in denen die Nutzung von Selbsttests f{\"u}r die Untersuchung einer Nierenerkrankung und Chlamydien empfohlen und Tests kostenfrei an Laien versendet wurden. Demgegen{\"u}ber wurden in Deutschland bislang noch keine solchen Kampagnen durchgef{\"u}hrt. Nichtsdestotrotz k{\"o}nnte der Bedarf an und die tats{\"a}chliche Nutzung von Selbsttests auch in Deutschland steigen, da die Verf{\"u}gbarkeit von Selbsttests auf deutschsprachigen Internetseiten steigt und es einen Fach{\"a}rztemangel insbesondere in l{\"a}ndlichen Gebieten gibt. Dar{\"u}ber hinaus spiegelt sich die gro{\"s}e praktische und soziopolitische Relevanz des Themas “Selbsttestung” etwa auch in aktuellen Studien zur selbstst{\"a}ndigen Behandlung von Krankheiten mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten (sog. „Selbstmedikation“) wieder. Aus diesem Grund sollte in zuk{\"u}nftigen Studien das Verhalten sowie das emotionale Befinden der Tester nach Erhalt ihrer Testergebnisse genau exploriert werden. Schlie{\"s}lich gaben die Anwender von Selbsttests an, diese insbesondere genutzt zu haben, um sich selbst bzgl. ihres allgemeinen Gesundheitszustandes zu beruhigen. Da vergangene Studien jedoch bereits aufgezeigt haben, dass Informationen zur Sensitivit{\"a}t und Spezifit{\"a}t nur begrenzt in den Anwendungsbeschreibungen von Selbsttests zu finden sind, sollte die Allgemeinbev{\"o}lkerung im Hinblick auf potentiell falsch-positive und falsch-negative Testergebnisse sowie weitere Handlungsm{\"o}glichkeiten besser aufgekl{\"a}rt werden, um die Anwender nicht in falscher Gewissheit zu belassen.}, language = {de} }