@phdthesis{Hirschfeld2013, author = {Ekkehard Hirschfeld}, title = {Ernst Ferdinand Str{\"o}ter - Eine Einf{\"u}hrung in sein Leben und Denken}, journal = {Ernst Ferdinand Stroeter - A Study of his Life and Thought}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001543-0}, year = {2013}, abstract = {Ernst Ferdinand Str{\"o}ter (1846-1922) stammt aus einem reformierten Elternhaus in Barmen. W{\"a}hrend seines Theologiestudiums wurde er nachhaltig gepr{\"a}gt von Johann Tobias Beck (1804-1878). Str{\"o}ter {\"u}bernahm unter anderem dessen Hermeneutik einer ausgepr{\"a}gten Schriftbezogenheit, den Ansatz einer wachsenden Offenbarung innerhalb der Schrift und eine ausdifferenzierte zuk{\"u}nftig-heilsgeschichtliche Eschatologie pr{\"a}millenniaristischer Lesart. Als Hauslehrer einer amerikanischen Familie in Paris konvertierte Str{\"o}ter zum Methodismus und wanderte 1869 in die USA aus. Dort wirkte er zun{\"a}chst als Hilfsprediger an der Ostk{\"u}ste unter dem Dach des deutschsprachigen bisch{\"o}flichen Methodismus und anschlie{\"s}end – mittlerweile verheiratet – als Pionierprediger in Texas. Neben seinen pastoralen T{\"a}tigkeiten intendierte er dort die Vereinigung der Bisch{\"o}flich-methodistischen Kirche mit der Bisch{\"o}flich-methodistischen Kirche des S{\"u}dens, gr{\"u}ndete eine Schule und unterst{\"u}tzte literarisch die damalige Temperenzbewegung. 1879 wurde er mit dem dispensationalistischen Pr{\"a}millenniarismus John Nelson Darbys (1800-1882) bekannt. Von Darby {\"u}bernahm Str{\"o}ter – in Erg{\"a}nzung zu Becks Einfl{\"u}ssen – besonders das kirchenkritische Gemeindeverst{\"a}ndnis, eine ausgepr{\"a}gte Erwartung der Wiederkunft Christi, die Entr{\"u}ckungsvorstellung der Gemeinde und die theologisch-heilsgeschichtliche Unterscheidung von Gemeinde und Israel. Allerdings schloss sich Str{\"o}ter nicht – ebenso wenig wie die dispensationalistisch-pr{\"a}millenniaristische Bewegung seiner Zeit im Ganzen – der Br{\"u}derbewegung und einer von Darby geforderten L{\"o}sung von der eigenen Denomination an. Innerhalb des deutschsprachigen bisch{\"o}flichen Methodismus versuchte Str{\"o}ter, den dispensationalistischen Pr{\"a}millenniarismus mit seinen gemeindetheologischen Ableitungen bekanntzumachen. Doch wurden seine Lehransichten dort 1881 verurteilt, was Str{\"o}ter zur inneren Entfremdung von seiner Kirche f{\"u}hrte. Er wirkte noch bis 1884 als Prediger in Minnesota, ging dann als theologischer Lehrer an eine methodistische Hochschule (1884-1890) und schlie{\"s}lich als Professor f{\"u}r Latein an die Universit{\"a}t von Denver (1890-1894). Au{\"s}erhalb des Methodismus propagierte Str{\"o}ter weiterhin den dispensationalistischen Pr{\"a}millenniarismus literarisch und durch Vortr{\"a}ge, etwa auf der Niagara Bible Conference. Anschlie{\"s}end gab Str{\"o}ter jede Form von Festanstellung auf und wirkte 1894-1899 als freier Prediger gemeinsam mit Clemens Arno G{\"a}belein unter Juden in New York. Str{\"o}ters und G{\"a}beleins Hope of Israel Mission vertrat den Ansatz, Judenchristen nicht aus ihrer national-j{\"u}dischen Existenz zu l{\"o}sen, sondern in Toraobservanz zu belassen. Nach einer ersten Europareise 1896 im Auftrag der Hope of Israel Mission kehrte Str{\"o}ter 1897 als Judenmissionar und freier Prediger nach Europa zur{\"u}ck. Hier unternahm er zahlreiche Vortragsreisen nach Osteuropa, insbesondere nach Russland, und gr{\"u}ndete eine eigene Gesellschaft, die die Ansiedlung von Judenchristen im damaligen Pal{\"a}stina unterst{\"u}tzte. Leidenschaftlich unterst{\"u}tzte er auch den politischen Zionismus. Daneben wirkte er als vielgefragter Redner auf zahlreichen Plattformen der damaligen neueren deutschen Erweckungsbewegung, besonders auf den Blankenburger Allianz-, den Tersteegensruh- und den Harzkonferenzen, in Gemeinschaften und in freien Gemeinden. Auch in Europa verfocht Str{\"o}ter den Pr{\"a}millenniarismus sowie sein Gemeindeverst{\"a}ndnis, wonach die Gemeinde keine institutionelle Gr{\"o}{\"s}e, sondern von Gott erw{\"a}hlt sei, nach ihrer Entr{\"u}ckung an Christi zuk{\"u}nftigem Heilsschaffen mitzuwirken. 1908 wurde seine Theologie von der Blankenburger Allianz und der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung abgelehnt. Str{\"o}ter hatte mittlerweile seine eigene reformierte Pr{\"a}gung transformiert und in Verkn{\"u}pfung mit Pr{\"a}millenniarismus, Israeltheologie und Gemeindeverst{\"a}ndnis zu einer Allvers{\"o}hnungslehre weiterentwickelt. Diese vertrat er durch weitere zahlreiche Vortr{\"a}ge, mit seiner Zeitschrift Das Prophetische Wort (seit 1907) und durch weitere Ver{\"o}ffentlichungen. Auch Str{\"o}ters Allvers{\"o}hnungslehre wurde im Raum der neueren deutschen Erweckungsbewegung in einem literarisch gef{\"u}hrten Streit fast {\"u}berwiegend abgewiesen und vertiefte seine theologische Isolierung. 1912 siedelte Str{\"o}ter in die Schweiz {\"u}ber – sein Schwiegersohn John Louis Nuelsen (1867-1946) – war dort methodistischer Bischof geworden. Der Erste Weltkrieg unterband die Reisen nach Russland und beeintr{\"a}chtigte die Vortragst{\"a}tigkeit in Deutschland. Nach dem Krieg und bis zu seinem Tod in Z{\"u}rich versuchte Str{\"o}ter noch einmal verst{\"a}rkt in Deutschland theologisch Fu{\"s} zu fassen, fand mit seinen Lehransichten aber nur bei Einzelpersonen und in kleineren Zirkeln Geh{\"o}r. Str{\"o}ter darf als markantester Vertreter des dispensationalistischen Pr{\"a}millenniarismus innerhalb des deutschsprachigen Methodismus in den USA und innerhalb der neueren deutschen Erweckungsbewegung gelten. Sein Ziel, diesem eine gr{\"o}{\"s}ere Bekanntheit zu verschaffen, hat Str{\"o}ter jedoch nicht erreicht. Heute lebt Str{\"o}ters theologisch-heilsgeschichtliches Erbe, dessen theologische Spitze und Summe sich in der Allvers{\"o}hnungslehre findet, bei kleinen, in der Regel nicht institutionalisierten Gruppierungen fort. Zu w{\"u}rdigen bleiben Str{\"o}ters Rolle innerhalb des deutschsprachigen Methodismus besonders in den USA und innerhalb der neueren deutschen Erweckungsbewegung, sein Beitrag zur Geschichte der Judenmission, manche seiner theologischen Impulse wie beispielsweise seine aus seiner Israeltheologie resultierende Erw{\"a}hlungslehre, die Einfluss auf Karl Barths (1886-1968) Erw{\"a}hlungslehre genommen hat, sowie seine wache Zeitzeugenschaft, die ihn bereits 1921 vor dem – von ihm so genannten – \"Hakenkreuz-Antisemitismus\" warnen lie{\"s}.}, language = {de} }