@phdthesis{Springmann2017, author = {Maik-Jens Springmann}, title = {Schifffahrt und Schiffbau im {\"U}bergang zur Fr{\"u}hen Neuzeit im Ostseeraum - Tradition versus Innovation}, journal = {Seafaring and Shipbuilding in the Transition Process to the Early Modern Time - Tradition versus Innovation}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002734-3}, year = {2017}, abstract = {Der {\"U}bergang ins 16. Jahrhundert markiert einen der gr{\"o}{\"s}ten Weltenwandel und er{\"o}ffnete kosmopolitische Perspektiven. Als eine erfahrbare, durchfahrbare Erlebniswelt pr{\"a}sentiert sich nun die Terra incognita des Mittelalters. Der mehr auf K{\"u}stenschifffahrt – der sogenannten Trade – beruhende mittelalterliche Seehandel in Nordeuropa, durchgef{\"u}hrt mit kleineren, zumeist koggenartigen Schiffen, wurde im 15. Jahrhundert zum Teil abgel{\"o}st durch Fernhandel mit mehrmastigen Schiffen, die nun mit kraweeler Beplankung und zum Teil schon in Skelettbauweise konstruiert sowie nach den Sternen navigiert wurden. Wieweit und ab wann der Ostseeraum in diesen Prozess mit einbezogen wurde und welche Bedeutung die auf seegehende Transaktionen setzende globale Weltwirtschaft auch auf diesen einwirkte, ist eine der wesentlichen Teilkomplexe die in dieser Arbeit untersucht werden sollen. Eine ganze F{\"u}lle von Bezeichnungen der Wasserfahrzeuge des 16. Jahrhunderts, wie Karacke, Karavelle, Kraweel, Cocha, Nao oder Nef, Galleone, Galeasse, Pinke, aber auch eher regionale Bezeichnungen, wie Bardse, Barke, Bojert, Fyrblase, Lodka, (Lodje), Kotch oder Struse, pr{\"a}sentieren sich uns beim archivalischen Forschen; sie wollen typologisch belegt sein. Die bis dato vorliegenden Interpretationen von Schiffsfunden gen{\"u}gen nur teilweise dieser Absicht, auch ikonographisches Material und Archivalien sind auslegbar. Da man sich bislang in der Forschung auf keine generellen Rahmenbedingungen festlegen wollte, ab wann man von einem Schiffstyp sprechen kann und was ihn klassifiziert, gar die Diskussionen nun zum Teil sogar polemische Z{\"u}ge tragen , erschwert sich uns bei der F{\"u}lle von Bezeichnungen eine Einteilung f{\"u}r das 16. Jahrhundert besonders, da die Interpretationen aller Quellengattungen diesen Versuch m.E. derzeit noch en gros scheitern lassen. Die Arbeit soll deshalb in einem theoretischen Teil zur Philosophie des Schiffbaus auf einige Probleme hinweisen, den man auf der Suche nach „Schiffstypen“ begegnen kann und L{\"o}sungsans{\"a}tze aufzeigen. Seit dem Mittelalter nachweisbar, verbindet das Schiff als sozio-{\"o}konomisches Bindeglied in einem weit verzweigten Transportsystem die Kulturen des Ostseeraumes mit denen in West-Europa. Als einzigartige Sachkultur stehen damit Schiffsreste - neben den Hinterlassenschaften in Wort und Bild - mit ihrer Komplexit{\"a}t und tempor{\"a}ren Geschlossenheit mehr als andere Quellengruppen f{\"u}r die Interaktion von Mensch und Meer. So repr{\"a}sentieren sie dar{\"u}ber hinaus in einer Mikro-Makrokosmos-Relation ihrer Zeit eine Maritime Kulturlandschaft, die sie als Teil eines Kulturraumes definieren, auch wenn Schiffsreste oft ganz entfernt dieses Kulturraumes – quasi vor fremder K{\"u}ste, somit als „fremde Sachkultur“ nachweisbar werden. Deshalb erkl{\"a}rt die typologische Ansprache von Wrackresten, die {\"u}ber Dekaden das Forschungsgeschehen in der Maritimen Arch{\"a}ologie bestimmte, von jeher nur eine Facette dieser Komplexit{\"a}t und kommt dann {\"u}ber ergologische Merkmalsanalysen nicht hinaus, wenn sie nur bei der Analyse der Technologie des Schiffsk{\"o}rpers verweilt und nicht erkl{\"a}rt, wie er gebraucht, in Fahrt gebracht und gehalten wurde. Technik ist nur in Koevolution mit Gesellschaft denkbar. Gerade dieser Aspekt postuliert die Einbeziehung der Geschichtswissenschaften und indirekt auch die des modernen Schiffbauingenieurwesen, mithin die M{\"o}glichkeiten der experimentellen Arch{\"a}ologie, aber auch die der maritimen Volkskunde in einem fach{\"u}bergreifenden Diskurs nachhaltig. Dar{\"u}ber hinaus erscheint es mir, bei den hier vorgestellten Schwierigkeiten, sich der Schifffahrt und dem Schiffbau technologisch zu n{\"a}hern, ein genereller gesellschaftlicher Bezug in einer holistischen Perspektive unternommen, sinnvoll, um zu hinterfragen welche gesellschaftlichen Bedingungsfaktoren Schifffahrt und Schiffbau im Ostseeraum in der Zeit dieses gro{\"s}en gesellschaftlichen Weltenwandels in der Renaissance beeinflussten. Generelle Konzepte, die die Entwicklung von Gesellschaften darstellen, wie sie bspw. von Protagonisten wie Marx, Weber und Durkheim verfolgt und dargestellt worden sind, erscheinen daher auch f{\"u}r die Herangehensweise an dieses Thema relevant, weshalb der Duktus dieser Arbeit in politische, wirtschaftliche, technologische, milit{\"a}rische, soziokulturelle, rechtliche Aspekte und die der Kulturraumkonnexion gegliedert ist.}, language = {de} }