@phdthesis{Wolf2013, author = {Theresa Wolf}, title = {Beeinflussung der rezeptiven Informationsverarbeitung bei schizophrenen St{\"o}rungen: eine L{\"a}ngsschnittanalyse}, journal = {Impacts on receptive information processing in the schizophrenic disorder: a longitudinal analysis}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001668-5}, year = {2013}, abstract = {Fragestellung:In der vorliegenden Dissertation wurde unter Verwendung eines psychophysiologischen Paradigmas zur pr{\"a}attentiven Aufmerksamkeit sowie neuropsychologischer Tests zur kontrollierten Aufmerksamkeit schizophrene Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen unter Beachtung einer Vielzahl soziodemografischer und klinischer Einflussfaktoren im Quer- und im L{\"a}ngsschnitt untersucht. Eine gest{\"o}rte Informationsverarbeitung gilt als pathogenetischer Faktor der schizophrenen Erkrankung und bildete den theoretischen Rahmen. Von weiterem Interesse war der Zusammenhang zwischen pr{\"a}attentiver und kontrollierter Aufmerksamkeit im Sinne konvergenter und diskriminanter Konstruktvalidit{\"a}t. Methode:Die Untersuchung folgte dem Behandlungsverlauf schizophrener Patienten, die erstmalig bei Klinikaufnahme und nach vier Wochen station{\"a}rer Behandlung untersucht wurden. Pr{\"a}attentive Aufmerksamkeit wurde mithilfe der Pr{\"a}pulsinhibition der Schreckreaktion (PPI) unter Verwendung der stimulus onset asynchronies(SOAs) 30, 60, 90, 120, 240ms und kontrollierte Aufmerksamkeit mithilfe der Tests geteilte Aufmerksamkeit und Reaktionswechsel aus der Testbatterie zur Aufmerksamkeitspr{\"u}fung (TAP) operationalisiert. F{\"u}r die Auswertung der neuropsychologischen Tests wurde DPrime als Ma{\"s} f{\"u}r die Reaktionsgenauigkeit und der Median der Reaktionszeiten in ms als Ma{\"s} f{\"u}r die Reaktionsgeschwindigkeit verwendet. In der Querschnittsanalyse wurden 33 schizophrene Probanden und 33 gesunde Kontrollen und in der L{\"a}ngsschnittanalyse wurden 13 schizophrene Probanden und 17 ge-sunde Kontrollen jeweils vergleichbarer Bildung untersucht. F{\"u}r die Zusammenhangsanalyse zwischen PPI und kontrollierter Aufmerksamkeit standen die Tests „geteilte Aufmerksam-keit“, „Aufmerksamkeitswechsel“ sowie „Arbeitsged{\"a}chtnis“ von 33 gesunden Probanden und 26 schizophrenen Patienten zur Verf{\"u}gung. Ergebnisse:In der Querschnittsanalyse konnte nur f{\"u}r mehrfacherkrankte und medikament{\"o}s vorbehandelte Patienten psychophysiologische und neuropsychologische Defizite im Vergleich zu gesunden Kontrollen gefunden wer-den. Alter, Geschlecht und Nikotinkonsum stellten neben vereinzelten Einfl{\"u}ssen keine profunden Moderatorvariablen dar, was auch f{\"u}r klinische Variablen wie die Medikamentendo-sis, das Ersterkrankungsalter und die Psychopathologie galt. Das SOA 60ms wies einen ne-gativen Zusammenhang zur Anzahl der station{\"a}ren Aufenthalte auf. Zwischen Kontrollen und Ersterkrankten ergaben sich keine Unterschiede in der PPI, beide schnitten signifikant besser als mehrfacherkrankte Patienten ab. F{\"u}r die Neuropsychologie war die medikament{\"o}se Vorbehandlung unabh{\"a}ngig von der Medikamentendosis und der Erkrankungsdauer der entscheidende Nachteil. Die Art des Neuroleptikums hatte keinen Einfluss. Die Befunde lie{\"s}en sich in der Tendenz in der verringerten Verlaufsstichprobe replizieren. Die PPI erwies sich f{\"u}r Kontrollen als reliabel mit einer IKK von .687 f{\"u}r das SOA 60ms und einer IKK von .740 f{\"u}r das SOA 120ms, welches f{\"u}r die Patientengruppe nicht nachgewiesen werden konnte. Dort zeigte sich in der Tendenz mehr Bewegung dergestalt, dass Probanden mit einer hohen PPI, die sich sowohl in der Kontroll- als auch in der Patientengruppe fanden, leicht verringerte und Probanden mit einer niedrigen PPI, die eher in der Gruppe der Patienten ver-treten waren, leicht erh{\"o}hte Werte nach 4 Wochen aufwiesen. In den neuropsychologischen Tests geteilte Aufmerksamkeit und Reaktionswechsel verbesserten sich Kontrollen und Patienten gleicherma{\"s}en. Zwischen zum Aufnahmezeitpunkt unbehandelten Patienten und Kontrollen wurde erneut kein Gruppenunterschied signifikant. Auch in der L{\"a}ngsschnittanalyse war f{\"u}r die Variablen Alter, Geschlecht und Nikotinkonsum sowie f{\"u}r die Medikamentendo-sis und die Psychopathologie kein konsistenter Einfluss auf Psychophysiologie oder Neuropsychologie nachweisbar. Zwischen dem SOA 60ms und dem Kennwert Reaktionsgenauigkeit im Test geteilte Aufmerksamkeit wurde ein positiver korrelativer Zusammenhang nur in der Patientengruppe gefunden. Dieses Ergebnis wird kritisch diskutiert, da auch ein Zusammenhang in der Kontrollgruppe und v.a. f{\"u}r das durch Aufmerksamkeit modulierbare SOA 120ms erwartet worden w{\"a}re. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse sind eingebettet in Literatur, die zeigen konnte, dass die vielfach beschriebenen Defizite in der Informationsverarbeitung schizophrener Patienten oder ihrer Angeh{\"o}rigen auch zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht unabh{\"a}ngig von verschiedenen Einflussgr{\"o}{\"s}en zu bewerten sind. Die Diskussion, ob es sich bei kognitiven Defiziten schizophrener Patienten um state oder um trait marker handelt, ist weiterhin offen. Aufkl{\"a}rung kann von Studien erwartet werden, die gesunde Kontrollen und Patienten vergleichbarer Bildung unter Ber{\"u}cksichtigung der individuellen Krankheits- und Behandlungsgeschichte untersuchen. Die Verwendung multipler psycho-physiologischer und neuropsychologischer Paradigmen im Sinne eines Multitrait- Multimethod Ansatzes w{\"u}rde in zuk{\"u}nftigen Studien validere Aussagen erm{\"o}glichen.}, language = {de} }