@phdthesis{Rautenberg2017, author = {Karsta Rautenberg}, title = {Spuren der Ethikdebatte der Sp{\"a}taufkl{\"a}rung in Texten und Bekenntnissen der Madame de Sta{\"e}l}, journal = {Traces of the debate about ethics of the late Age of Enlightenment in texts and confessions of Madame de Sta{\"e}l}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002754-2}, year = {2017}, abstract = {In der franz{\"o}sischen Sp{\"a}taufkl{\"a}rung standen sich zwei ethische Str{\"o}mungen gegen{\"u}ber. Die physiokratisch-liberale Fraktion vertrat eine utilitaristische Moralauffassung im Sinne des \"wohlverstandenen Eigeninteresses\", eine \"{\´e}thique de l’int{\´e}r{\^e}t personnel bien entendu\". Ihre Kritiker verfochten dagegen verschiedene Formen des Egalitarismus und traten f{\"u}r eine Ethik der gesellschaftlichen Solidarit{\"a}t und individueller Opferbereitschaft ein, die \"{\´e}thique du sacrifice\". Diese unterschiedlichen Positionen wurden von Zeitgenossen beschrieben, blieben jedoch in der Aufkl{\"a}rungsforschung unbeachtet. Reinhard Bach thematisierte diese Auseinandersetzung. Er pr{\"a}gte hierf{\"u}r den Begriff Ethikdebatte der Sp{\"a}taufkl{\"a}rung. Diese Arbeit betrachtet die theoretischen Schriften Mme de Sta{\"e}ls unter dem Blickwinkel der Ethikdebatte. Mme de Sta{\"e}l entwickelt hier ein eigenes Tugendkonzept, das sowohl durch ihre Auseinandersetzung mit Philosophen der franz{\"o}sischen Aufkl{\"a}rung wie Montesquieu, Rousseau, Helv{\´e}tius, Roederer, Siey{\`e}s und Le Mercier de la Rivi{\`e}re, als auch von Vertretern des deutschen Idealismus wie Kant, Fichte und Jacobi beeinflusst ist. Sie verstand ihr Ethikkonzept zugleich als Kritik und Antwort auf die utilitaristische Moral des wohlverstandenen Eigeninteresses, die nach ihren Beobachtungen im Frankreich des 18. Jahrhunderts weit verbreitet war. Wesentlich f{\"u}r Mme de Sta{\"e}ls Auffassung von Tugend sind die Selbstlosigkeit, das Gewissen, die Pflicht, die Religion, das Gl{\"u}ck, die Freiheit, die Bildung, das Geschlecht und die Regierungsform. Mme de Sta{\"e}l versuchte dar{\"u}ber hinaus, ihr Tugendkonzept einerseits anhand von realen Personen zu exemplifizieren und es andererseits aus dem Verhalten realer Personen zu konstruieren. Dabei stilisiert sie Pers{\"o}nlichkeiten wie ihren Vater Jacques Necker und Mme Elisabeth, die Schwester Ludwig XVI., zu Vorbildern m{\"a}nnlicher und weiblicher Tugend, w{\"a}hrend Napoleon ihrer Ansicht nach das Laster und somit die Moral des wohlverstandenen Eigeninteresses verk{\"o}rpert. Nicht nur in Mme de Sta{\"e}ls theoretischen Texten spielt die Besch{\"a}ftigung mit der Ethikdebatte eine zentrale Rolle, sondern dies l{\"a}sst sich auch f{\"u}r ihre fiktionalen Texte feststellen. Die diesbez{\"u}gliche Analyse beschr{\"a}nkt sich auf Mme de Sta{\"e}ls Novellen, verweist aber gegebenenfalls auf Verbindungen zu ihrem literarischen Hauptwerk, den Romanen Delphine und Corinne ou l’Italie.}, language = {de} }