@phdthesis{Terock2011, author = {Jan Terock}, title = {Die Verordnungspraxis in der neuroleptischen Behandlung schizophren Erkrankter}, journal = {Neuroleptic medication practice in the tratment of schizophrenic patients.}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001050-0}, year = {2011}, abstract = {Hintergrund: Bei dem dieser Arbeit zugrunde liegenden Forschungsprojekt handelt es sich um ein Projekt zur internen Qualit{\"a}tssicherung am Krankenhaus Bethanien der Johanna-Odebrecht-Stiftung Greifswald. Seit dem 01. Juli 2004 erfolgt dort ein Qualit{\"a}tsmonitoring von Patienten mit der Diagnose F20.x Schizophrenie bei Aufnahme und Entlassung sowie katamnestisch ein und zwei Jahre nach ihrer Entlassung. Ziele: In der Arbeit sollen die medikament{\"o}se Schizophreniebehandlung an einem psychiatrischen Fachkrankenhaus erfasst und spezielle Verordnungsmuster aufgedeckt werden. Evaluiert werden sollen dabei Verordnungsh{\"a}ufigkeiten, H{\"a}ufigkeiten und Zusammensetzungen der Applikationsformen und von Kombinationstherapien. In einem zweiten Schritt werden mit Hilfe dieser Ergebnisse exemplarische Medikamentengruppen gebildet. In einem hypothesengenerierenden Ansatz werden diese mit einem breiten Spektrum an Parametern miteinander inferenzstatistisch verglichen, um „ihre typische“ Patientengruppe zu charakterisieren. Methode: Die Verordnungen aller Neuroleptika werden zu den Erhebungszeitpunkten „Aufnahme“ (N=91), „Entlassung“(N=222) und „1-Jahres-Katamnese“( N=98) erfasst. Die Neuroleptika werden zun{\"a}chst mit den Variablen BPRS, GAF, CGI und SWN gegen{\"u}ber gestellt. Au{\"s}erdem werden sie nach ihren H{\"a}ufigkeiten, Applikationsformen und Verordnung in Kombination dargestellt. Aus diesen Ergebnissen werden einerseits Risperidon, andererseits die zusammengefassten Typika bei Entlassung als exemplarische Pharmaka herausgegriffen. Diese werden - getrennt nach Applikationsformen und zusammengefasst - mit einer Reihe Variablen aus den Dom{\"a}nen „Psychopathologie“, „subjektive Lebensqualit{\"a}t“, „Krankheitseinsicht“, „Chronifizierung und Rehospitalisierung“ sowie „Soziodemographie“ inferenzstatistisch verglichen. Durch den Vergleich der Entlassungsmedikation mit der Aufnahmesymptomatik wird das Verordnungsverhalten in Hinblick auf eine bestimmte Zielsymptomatik bestimmt. Durch die Beurteilung der Ergebnisse bei Entlassung und ein Jahr danach werden diese Verordnungen schlie{\"s}lich in ihrem Outcome verglichen. Ergebnisse: An den Medikamentenverordnungen haben die atypischen Neuroleptika zu allen Erhebungszeitpunkten den gr{\"o}{\"s}ten Anteil, die Verabreichung in Kombination mit weiteren Neuroleptika (zwischen 24 \% und 28\% zu den verschiedenen Zeitpunkten) ist dabei aber sehr hoch. Auch bei der Untersuchung der Applikationsform zeigt sich ein gro{\"s}er Anteil von Oral-/ Depotkombinationen (zwischen 10 \% und 15\%). Risperidon ist dabei zu allen Erhebungszeitpunkten h{\"a}ufigstes Neuroleptikum, gefolgt von der Sammelgruppe „Typika“. Patienten mit Risperidonmedikation haben im Mittel eine deutlich k{\"u}rzere Krankengeschichte als Typika-Patienten (6.73 vs. 15.99 Jahre, p= 0.00). Auch orale Formulierungen werden im Vergleich zu Depot-Formen an Patienten mit signifikant k{\"u}rzerer Krankheitsdauer verabreicht (8.02 vs. 13.75 Jahre, p= 0.01). Die Anzahl der Behandlungstage und der R{\"u}ckf{\"a}lle in den zwei Jahren vor untersuchtem Aufenthalt zeigt ein entgegen gesetztes Bild: Risperidon-Patienten haben mehr R{\"u}ckf{\"a}lle (1.06 vs. 0.52 R{\"u}ckf{\"a}lle, p= 0.12) und mehr Behandlungstage (76.3 vs. 49.5 Behandlungstage, p= 0.18) als Typika-Patienten. Auch im Vergleich der Applikationsformen gehen h{\"a}ufige R{\"u}ckf{\"a}lle und viele Behandlungstage mit kurzer Krankheitsdauer einher (0.92 bei oral vs. 0.75 R{\"u}ckf{\"a}lle bei Depot, p= 0.375, 70.2 bei oral vs. 60.07 Behandlungstage bei Depot p= 0.435). F{\"u}r die Variablen BPRS und GAF ergeben sich signifikante Unterschiede nur im Vergleich der Applikationsformen von Risperdal (BPRS 39 vs. 44, p= 0.03, GAF 43.4 vs.33.72, p= 0.006). Diese psychopathologischen Ergebnisse entwickeln sich bei allen Gruppen positiv und n{\"a}hern sich im Verlauf der Behandlung einander an. Signifikante Unterschiede zum Entlassungs- und Katamnesezeitpunkt bestehen keine mehr. Unterschiede zwischen den Gruppen finden sich nur in der Variablen „berufliche Situation“. Schl{\"u}sse: In der Verordnungspraxis gibt es eine starke Tendenz zur Polypharmazie: Innerhalb von Substanzklassen, aber auch dar{\"u}ber hinaus, mit der Vermischung von Typika und Atypika sowie der gleichzeitigen Anwendung verschiedener Applikationsformen. Diese Tendenz steht im Widerspruch zu den zur{\"u}ckhaltenden Empfehlungen der Leitlinie. Dies kann als Versuch verstanden werden, die „St{\"a}rken“ der Neuroleptika f{\"u}r verschiedene Zielsymptome zu addieren. Schwer zu behandelnde Bereiche wie v. a. Negativsymptomatik sollen damit erreicht werden. In speziellen Krankheitsphasen werden bestimmte Medikamente bevorzugt: Risperidon und orale Applikationsformen in fr{\"u}hen, intensiven Phasen, Typika und Depot-Applikationsformen in sp{\"a}teren, von weniger und k{\"u}rzeren Aufenthalten gepr{\"a}gten. Eine weitere Charakterisierung dieser Gruppen erscheint angesichts einer damit besser m{\"o}glichen Behandlung der Bed{\"u}rfnisse dieser Gruppen w{\"u}nschenswert.}, language = {de} }