@phdthesis{Baumeister2007, author = {Sebastian Baumeister}, title = {Alkoholkonsum und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in Deutschland}, journal = {Alcohol consumption and health services utilization in Germany}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-000327-7}, year = {2007}, abstract = {Hintergrund: Alkoholassoziierte Morbidit{\"a}t und Mortalit{\"a}t ist ein bedeutender Kostenfaktor im Gesundheitswesen. Daher sind genaue Kenntnisse {\"u}ber den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen von Relevanz f{\"u}r alle Entscheidungstr{\"a}ger im Gesundheitswesen. Studien aus Japan, Kanada, Spanien und den USA zeigen, dass Personen mit riskantem Alkoholkonsum und Personen, die derzeit abstinent leben, seltener medizinische Hilfe in Anspruch nehmen als leichte Alkoholkonsumenten. Ziel dieser Arbeit ist es, diesen beschriebenen U-f{\"o}rmigen oder umgekehrt linearen Zusammenhang in der bundesdeutschen Allgemeinbev{\"o}lkerung zu best{\"a}tigen. Au{\"s}erdem werden zwei Erkl{\"a}rungsans{\"a}tze gepr{\"u}ft, welche dem Befund einer h{\"o}heren Inanspruchnahme medizinischer Leistungen bei abstinent lebenden Personen zugrunde liegen k{\"o}nnten. Methode: Die Daten wurden im Rahmen der Study of Health in Pomerania (SHIP) und des Bundesgesundheitssurvey 1998 (BGS) erhoben und basieren auf Zufallsstichproben der erwachsenen Allgemeinbev{\"o}lkerung. Die Studienregion der SHIP umfasst die Region Nordost-Vorpommern und erreichte mit N = 4.310 eine Aussch{\"o}pfungsquote von 69\%. Der BGS umfasste das gesamte Bundesgebiet; N = 7.124 nahmen an der Untersuchung teil (Aussch{\"o}pfung 60\%). In beiden Querschnittsstudien wurden mittels Frageb{\"o}gen, computergest{\"u}tzten Interviews und medizinischen Untersuchungen Daten erhoben, welche mit Hilfe multivariabler statistischer Verfahren ausgewertet wurden. Ergebnisse: In der erwachsenen Allgemeinbev{\"o}lkerung bestand eine h{\"o}here Nachfrage medizinischer Leistungen bei abstinent lebenden Personen als bei Konsumenten mit moderatem Alkoholkonsum. Dar{\"u}ber hinaus fand sich ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Zwei Hypothesen f{\"u}r die h{\"o}here Inanspruchnahme abstinent lebender Personen wurden untersucht. (1) Ehemalige Risikokonsumenten, die derzeit keinen Alkohol trinken, nahmen mehr ambulante Leistungen wahr als andere Abstinente. (2) Abstinent lebende Personen und Alkoholkonsumenten unterschieden sich hinsichtlich sozialer, lebensstil- und gesundheitsbezogener Risikofaktoren, welche mit einem schlechteren Gesundheitszustand und h{\"o}herer Inanspruchnahme in Verbindung stehen. Die Ber{\"u}cksichtigung dieser Merkmale als konfundierende Variablen im statistischen Modell verdeutlichte, dass insbesondere alkoholassoziierte Erkrankungen, welche bei Abstinenten h{\"a}ufiger auftraten, f{\"u}r den Befund einer h{\"o}heren Inanspruchnahme abstinenter Personen verantwortlich sind. Diskussion: Angesichts der vorliegenden Ergebnisse muss davon ausgegangen werden, dass die in internationalen Studien gefundene h{\"o}here Inanspruchnahme medizinischer Leistungen auf unber{\"u}cksichtigte konfundierende Variablen sowie auf eine Fehlklassifikation der ehemaligen Risikokonsumenten zur{\"u}ckzuf{\"u}hren ist. Dieser Befund ist auch f{\"u}r die wissenschaftliche Evidenz zum protektiven Effekte des moderaten Alkoholkonsum von Relevanz, weil in den meisten Studien Konfundierung und Fehlklassifikation bei der Datenanalyse nicht ausreichen Ber{\"u}cksichtigung gefunden haben.}, language = {de} }