@phdthesis{Kietzmann2016, author = {Diana Kietzmann}, title = {Implikationen f{\"u}r eine bedarfsgerechte pr{\"a}klinische Notfallversorgung von Migrant/innen auf Grundlage von Inanspruchnahme, Versorgungszufriedenheit und nicht-medizinischen Bed{\"u}rfnissen}, journal = {Implications for a culture sensitive pre-hospital emergency care based on utilization, non-medical needs and satisfaction with care}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002667-5}, year = {2016}, abstract = {Theoretischer Hintergrund: Studien, die eine kultursensible Notfallversorgung thematisieren, beziehen sich vorwiegend auf den Bereich der Notaufnahme und berichten eine h{\"o}here Inanspruchnahme durch Migranten sowie eine geringere Versorgungszufriedenheit von Migranten, jeweils im Vergleich zur Mehrheitsbev{\"o}lkerung. F{\"u}r den Bereich der pr{\"a}klinischen Notfallversorgung existieren vereinzelte Studien, deren Ergebnisse im Kontext des anglo-amerikanischen Modells zu interpretieren sind. Die vorliegenden Studien dieser Dissertation beziehen sich auf die pr{\"a}klinische Notfallversorgung in Deutschland und werden damit einhergehend im Kontext des hier praktizierten franko-germanischen Modells interpretiert. Studie 1: Als urs{\"a}chlich f{\"u}r eine {\"u}berproportional h{\"a}ufige Inanspruchnahme von Notaufnahmen durch Migranten werden u.a. Wissensdefizite {\"u}ber das Gesundheitssystem und Sprachbarrieren angef{\"u}hrt. F{\"u}r den Bereich der pr{\"a}klinischen Notfallversorgung wurde vereinzelt berichtet, dass Sprachbarrieren hemmend auf die Inanspruchnahme des Notrufes wirken. Migrationsspezifische Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme pr{\"a}klinischer Notfallversorgung wurden bisher nicht untersucht. Studie 2: Erfahrungen des Personals im pr{\"a}klinischen Bereich deuten auf Herausforderungen infolge kulturbedingt unterschiedlicher Verhaltensweisen hin. Um diesen Herausforderungen angemessen zu begegnen, wird eine Vermittlung interkultureller Kompetenzen bef{\"u}rwortet. Inwiefern konzeptionelle Grundlagen der in der medizinischen Versorgung/Pflege vorhandenen Ans{\"a}tze f{\"u}r den Bereich der pr{\"a}klinischen Notfallversorgung relevant sind, wurde bisher nicht eruiert. Studie 3: Studien mit Bezug zur Zufriedenheit mit der Notaufnahme implizieren u.a. migrationsspezifische und servicebezogene Einflussfaktoren. Vergleiche zwischen Migranten und der Mehrheitsbev{\"o}lkerung ergaben, dass Erstere das Personal in Notaufnahmen als weniger freundlich/f{\"u}rsorglich beurteilten. F{\"u}r den pr{\"a}klinischen Bereich sind vereinzelte Daten, ohne Ber{\"u}cksichtigung migrationsspezifischer Faktoren vorhanden. Methode: Studie 1 und Studie 3 basieren auf einem querschnittlichen Design. Die verwendeten Frageb{\"o}gen wurden jeweils in einem konsekutiven Prozess entwickelt. Studie 2 basiert auf einem qualitativen Design. Ergebnisse: Die Untersuchung der Inanspruchnahme pr{\"a}klinischer Notfallversorgung ergab, dass ein niedriger/mittlerer Bildungsabschluss signifikant positiv mit dieser assoziiert war. Weiterhin wurde festgestellt, dass Migranten, die nicht in Deutschland geboren sind, pr{\"a}klinische Notfallversorgung weniger h{\"a}ufig in Anspruch nehmen als Migranten, deren Geburtsland Deutschland ist. Bezogen auf die Vermittlung Interkultureller Kompetenzen wurde {\"u}bergreifend h{\"a}ufig von Migranten und von Experten die Aneignung kulturellen Wissens bef{\"u}rwortet. Dar{\"u}ber hinaus thematisierten v.a. Migranten soziale/emotionale und kommunikative Kompetenzen des Rettungsdienstpersonals. Vorrangig von Experten wurde auf die Achtsamkeit gegen{\"u}ber der eigenen Kultur hingewiesen, die gleichsam als Voraussetzung f{\"u}r die Entwicklung einer Achtsamkeit gegen{\"u}ber kulturellen Unterschieden angesehen wurde. Ferner zeigen die Ergebnisse, dass personenbezogene Faktoren 7.1\% der Varianz von Zufriedenheit mit der pr{\"a}klinischen Notfallversorgung aufkl{\"a}ren. Ungeachtet dessen sind keine/geringe Kenntnisse der deutschen Sprache signifikant negativ mit der Versorgungszufriedenheit assoziiert. Die servicebezogenen Faktoren hingegen kl{\"a}ren 47.3\% der Varianz von Zufriedenheit mit der pr{\"a}klinischen Notfallversorgung auf. Diskussion: Bzgl. des Einflusses der Variable Immigration auf die Inanspruchnahme liegt die Vermutung einer Orientierung an Versorgungsstrukturen aus dem Herkunftsland nahe. Die Ergebnisse der Studie 2 weisen darauf hin, dass die im Zusammenhang mit sozialen/emotionalen Kompetenzen genannten Umgangsformen im Einklang mit den Ergebnissen der Studie 3 stehen, die den ma{\"s}geblichen Einfluss genannter Kompetenzen auf die pr{\"a}klinische Versorgungszufriedenheit unterstreichen. Vergleichbar mit Ergebnissen aus dem Bereich Notaufnahme wurde in Studie 3 eine signifikant negative Assoziation zwischen keinen/geringen Sprachkenntnissen und der pr{\"a}klinischen Versorgungszufriedenheit festgestellt. Limitationen: Trotz mehrsprachig eingesetzter Befragungsinstrumente sind Migranten mit begrenzten Sprachkenntnissen in den vorliegenden Studien unterrepr{\"a}sentiert. Des Weiteren wurden Daten {\"u}ber Notfallereignisse in Form von Selbstberichten erfasst, so dass Erinne-rungsverzerrungen bei der Beantwortung der Fragen nicht auszuschlie{\"s}en sind. Fazit/Ausblick: Mit Hilfe der vorliegenden Studien konnten grundlegende Aspekte der pr{\"a}klinischen Notfallversorgungsforschung unter Ber{\"u}cksichtigung migrationsspezifischer Faktoren identifiziert werden. Weiterf{\"u}hrende Studien sollten v.a. Migranten einbeziehen, die aufgrund begrenzter Sprachkenntnisse gr{\"o}{\"s}eren Herausforderungen gegen{\"u}berstehen, insbesondere die Inanspruchnahme pr{\"a}klinischer Notfallversorgung betreffend.}, language = {de} }