@phdthesis{Hecker2015, author = {Matthias Hecker}, title = {Untersuchungen der Thoraxwanddicke vor dem Hintergrund g{\"a}ngiger Empfehlungen zur Nadeldekompression des Spannungspneumothorax}, journal = {Investigation of chest wall thickness regarding to adequate needle length for needle decompression of tension pneumothorax}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002353-0}, year = {2015}, abstract = {Der traumatische Spannungspneumothorax stellt eine akut lebensbedrohliche Komplikation eines Thoraxtraumas dar und kann durch eine massive intrathorakale Druckzunahme zum Kreislaufversagen f{\"u}hren. Einzige Behandlungsm{\"o}glichkeit ist die notfallm{\"a}{\"s}ige Entlastung des erh{\"o}hten intrathorakalen Druckes. Die sogenannte Nadeldekompression, das hei{\"s}t die Druckentlastung durch Punktion der Thoraxwand mittels einer Hohlnadel an definierter anatomischer Lokalisation, ist fester Bestandteil notfallmedizinischer Behandlungsleitlinien. So wird in der aktuellen S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung der Deutschen Gesellschaft f{\"u}r Unfallchirurgie die Entlastung eines Spannungspneumothorax im zweiten Interkostalraum in der Medioklavikularlinie unter Verwendung einer 4,5 cm langen Venenverweilkan{\"u}le, gefolgt von einer chirurgischen Er{\"o}ffnung des Pleuraspaltes mit oder ohne Thoraxdrainage, empfohlen. Das ATLS (Advanced Trauma Life Support) Ausbildungskonzept des American College of Surgeons empfiehlt die Nadeldekompression im zweiten Interkostalraum, Medioklavikularlinie, mittels eines 5,0 cm langen Katheters. Hauptgrund f{\"u}r die in der notfallmedizinischen Literatur berichtete relativ hohe Versagensrate durchgef{\"u}hrter Nadeldekompressionen, scheint ein Missverh{\"a}ltnis zwischen empfohlener Nadell{\"a}nge und tats{\"a}chlicher Dicke der Thoraxwand zu sein. So war es Ziel dieser als assoziiertes SHIP (Study of Health in Pomerania) – Projekt durchgef{\"u}hrten Studie (SHIP/2011/117/D), anhand standardisierter Ganzk{\"o}rper-MRT-Daten die Dicke und Zusammensetzung der vorderen Thoraxwand am empfohlenen Punktionsort zu untersuchen und zu pr{\"u}fen, ob die Empfehlungen zur Notfallpunktion eines Spannungspneumothorax hinsichtlich der Nadell{\"a}nge aufrechterhalten werden k{\"o}nnen. Ferner wurde die Entfernung der Punktionsstelle zum anatomischen Verlauf der Arteria thoracica interna ermittelt, um so die Gefahr einer iatrogenen L{\"a}sion abzusch{\"a}tzen. In die Studie wurden n = 2 574 Probanden (48,1 \% m{\"a}nnlich) eingeschlossen. Die Messungen der Gesamtdicke der Thoraxwand, der Dicke des Fettgewebes sowie des Abstandes des Punktionsortes zur Arteria thoracica interna erfolgten jeweils f{\"u}r den linken und rechten Hemithorax an T2-gewichteten axialen und an rekonstruierten sagittalen Schnittbildsequenzen unter Verwendung des DICOM (Digital Imaging and Communications in Medicine) - Betrachters OsiriX (v3.9.2). Eine m{\"o}gliche Abh{\"a}ngigkeit der totalen Thoraxwanddicke von Geschlecht, Alter, K{\"o}rpergr{\"o}{\"s}e, K{\"o}rpergewicht und Body-Mass-Index (BMI) wurde durch Ermittlung des Spearman-Rangkorrelationskoeffizienten untersucht. Die durchschnittliche Dicke der Thoraxwand betrug 5,1 cm (rechts 5,1 cm [Spannweite 1,5 - 12,1 cm, Standardabweichung 1,4 cm], links 5,1 cm [Spannweite 1,8 - 10,5 cm, Standardabweichung 1,3 cm]). Bei weiblichen Probanden war die Dicke der Thoraxwand signifikant gr{\"o}{\"s}er als bei m{\"a}nnlichen (p < 0,0001). Am rechten bzw. linken Hemithorax {\"u}berstieg die Wanddicke in 61,1 \% bzw. 61,5 \% aller untersuchten Probanden die Grenze von 4,5 cm. Dabei war dies signifikant h{\"a}ufiger bei Frauen (63,9 \%) als bei M{\"a}nnern (58,7 \%) (p < 0,0001) der Fall. Es zeigte sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen Thoraxwanddicke und K{\"o}rpergewicht (r = 0,532; p < 0,0001) sowie zwischen Thoraxwanddicke und BMI (r = 0,727; p < 0,0001). Eine Korrelation zwischen Alter bzw. K{\"o}rpergr{\"o}{\"s}e und Dicke der Thoraxwand fand sich hingegen nicht. Die Arteria thoracica interna verlief durchschnittlich 5,5 cm medial des potentiellen Punktionsortes. Die Untersuchung zeigt, dass bei einem Gro{\"s}teil der untersuchten Probanden eine suffiziente Druckentlastung mit den bisher empfohlenen Nadell{\"a}ngen aufgrund einer zu gro{\"s}en Thoraxwanddicke technisch nicht m{\"o}glich w{\"a}re. Eine Anpassung der entsprechenden Ausbildungskonzepte und Leitlinien wird empfohlen.}, language = {de} }