@phdthesis{Heyssel2016, author = {Sandy Hey{\"s}el}, title = {Psychische St{\"o}rungen und Alexithymie in der Hautklinik}, journal = {Mental disorders and alexithymia in Dermatology}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002512-7}, year = {2016}, abstract = {Ausgangspunkt der Untersuchung war das unterschiedliche Anforderungsverhalten der Fachkliniken f{\"u}r Dermatologie, Kardiologie und Neurologie bei dem psychotherapeutischen Dienst der Universit{\"a}tsmedizin Greifswald. Es wird er{\"o}rtert, ob das Anforderungsverhalten durch m{\"o}gliche Pr{\"a}valenzabweichungen psychischer St{\"o}rungen sowie des Unterst{\"u}tzungswunsches erkl{\"a}rt werden kann. Aus Beobachtungen bisheriger Studien lassen sich die Pr{\"a}valenz von psychischen St{\"o}rungen in der Dermatologie, Kardiologie und Neurologie am ehesten miteinander vergleichen (Windemuth et al. 1999). Es wurden die drei wichtigsten psychischen St{\"o}rungen ausgew{\"a}hlt. Depressive St{\"o}rungen z{\"a}hlen weltweit zu den h{\"a}ufigsten und schwersten psychischen Erkrankungen (Wittchen and Uhmann 2010) und bei den meisten Patienten tritt eine depressive Erkrankung nicht als alleinige psychische St{\"o}rung auf, sondern es besteht besonders h{\"a}ufig eine Komorbidit{\"a}t mit somatoformen St{\"o}rungen und Angst (Wittchen et al. 2000). Bei bisherigen Untersuchungen wurden zur Diagnostik {\"u}berwiegend Screeninginstrumente verwendet. Diese sind zwar einfach in der Handhabung, mit relativ geringem Aufwand verbunden und die Erkenntnisraten von psychischen St{\"o}rungen k{\"o}nnen gesteigert werden (Wittchen et al. 2001), es ergeben sich aber auch vermehrt falsch-positive und falsch-negative Werte (Leon et al. 1999). In der Untersuchung wurden die H{\"a}ufigkeiten von somatoformen St{\"o}rungen und Depression mit dem Diagnostischen Interview von A-X (DIA-X) ermittelt. Ein Interview ist aufwendiger, gibt allerdings n{\"a}her die wirkliche Pr{\"a}valenz an. Das DIA-X gilt als Goldstandard aufgrund von guter Validit{\"a}t und Reliabilit{\"a}t. Weiterhin interessieren Zusammenh{\"a}nge zwischen Alexithymie (keine Worte f{\"u}r Gef{\"u}hle), einer vorhandenen somatischen Multimorbidit{\"a}t und psychischen St{\"o}rungen. Es konnte bisher beobachtet werden, dass mit dem Vorhandensein einer Alexithymie das Risiko an einer psychischen St{\"o}rung zu erkranken steigt (Taylor et al. 1992; Grabe and Rufer 2009) und eine vorhandene somatische Multimorbidit{\"a}t h{\"a}ufig mit einer geringen Lebensqualit{\"a}t und Funktionsbeeintr{\"a}chtigung einhergeht. Die Untersuchung erfolgte durch eine Querschnittserhebung von Patienten mittels standardisierter Instrumente. Das Screening von somatoformen St{\"o}rungen, Depression und Angst erfolgte mit Hilfe des Stamm-Screening-Questionnaire (SSQ). Hinsichtlich somatoformer St{\"o}rung und Depression erfolgte bei positivem Screening zus{\"a}tzlich das computergest{\"u}tzte standardisierte Interview DIA-X. Zus{\"a}tzlich wurde der Anxiety-Screening-Questionnaire (ASQ) als Screening-Instrument f{\"u}r Angstst{\"o}rungen verwendet. Zur Diagnostik der Alexithymie wurde die Toronto Alexithymia Scale (TAS-20) angewandt, ein umfangreich validiertes Selbstbeurteilungsinstrument. Das gesamte Patientenkollektiv umfasste 316 Patienten, wovon 100 Probanden dermatologische, 111 neurologische und 105 kardiologische Patienten darstellten. Die Auswertung des SSQ und ASQ hat ergeben, dass irgendeine Angstst{\"o}rung am h{\"a}ufigsten in der Neurologie vorliegt. Vergleicht man die Auswertung des DIA-X Interviews konnten in der Neurologie und Dermatologie {\"a}hnlich hohe Pr{\"a}valenzsch{\"a}tzungen an somatoformen St{\"o}rungen und Depression beobachtet werden, die Kardiologie hingegen umfasste den gr{\"o}{\"s}ten Anteil. Psychische St{\"o}rungen treten in der Dermatologie h{\"a}ufig zusammen mit einer Alexithymie auf. Patienten mit einer Alexithymie haben ein ca. neunfach erh{\"o}htes Risiko auch an einer psychischen St{\"o}rung zu leiden als Patienten ohne Alexithymie. Hinsichtlich des Unterst{\"u}tzungswunsches konnten in der Kardiologie (38 \%) und Neurologie (37,5 \%) {\"a}hnlich hohe Pr{\"a}valenzsch{\"a}tzungen beobachtet werden. In der Dermatologie hingegen {\"a}u{\"s}erten 16,8 \% des Patientenkollektivs einen zus{\"a}tzlichen Wunsch nach Unterst{\"u}tzung. Psychische St{\"o}rungen sind somit in allen drei Kliniken hochpr{\"a}valent, jedoch bestehen Pr{\"a}valenzabweichungen v. a. mit der Kardiologie im Vergleich zur Dermatologie und Neurologie. Dennoch sind in der Dermatologie und Neurologie weitaus h{\"a}ufiger Konsilanforderungen eingegangen. Die Ursache liegt allerdings nicht, wie zun{\"a}chst vermutet, in der Abneigung gegen{\"u}ber professioneller Unterst{\"u}tzung. Demzufolge kann mit der Untersuchung gegebenenfalls die Weiche gestellt werden, die Therapie der Patienten nicht nur auf die aktuell zu behandelnde somatische Erkrankung zu konzentrieren, sondern dem Patienten auch die M{\"o}glichkeit einer multiprofessionellen Behandlung anzubieten. Es ist belegt, dass ohne eine ad{\"a}quate psychotherapeutische Behandlung die k{\"o}rperlichen Erkrankungen oft nicht geheilt werden (Gieler 2006). Zudem geht das Nicht-Erkennen einer psychischen St{\"o}rung h{\"a}ufig einher mit einer Verl{\"a}ngerung des station{\"a}ren Aufenthalts, h{\"o}herer Inanspruchnahme poststation{\"a}rer Versorgung und Wiederaufnahmen (Gieler and Harth 2006).}, language = {de} }