@phdthesis{Piehler2013, author = {Svetlana Piehler}, title = {Neurourologisches Management bei Patienten mit Multipler Sklerose}, journal = {Neurourological Management in Patients with Multiple Sclerosis}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001498-1}, year = {2013}, abstract = {Zusammenfassung Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entz{\"u}ndliche Erkrankung des Zentralnervensystems mit unterschiedlicher Auspr{\"a}gung von Demyelinisierung und axonalem Schaden. Eine disseminierte Verteilung der Entmarkungsherde im zentralen Nervensystem f{\"u}hrt zu einer Vielzahl von Symptomen. Die H{\"a}ufigkeit der Blasenfunktionsst{\"o}rungen bei MS-Patienten wird mit einer Pr{\"a}valenz von 33 bis 97\% beschrieben. Ziel dieser Arbeit war, eine Empfehlung f{\"u}r ein neurourologisches Management f{\"u}r MS-Patienten mit Blasenfunktionsst{\"o}rungen zu erarbeiten. Daf{\"u}r wurden pr{\"a}- und posttherapeutisch die urologischen Symptome und die Ergebnisse der Videourodynamik von 182 MS-Patienten (Gruppe I) unserer Klinik retrospektiv ausgewertet. Aus der Gruppe I konnten die Daten von 65 Patienten (Gruppe II) {\"u}ber einen Zeitraum von 5 bis 17 Jahren hinsichtlich der {\"A}nderung der urodynamischen Klassifikation und der prim{\"a}ren Therapie prospektiv analysiert werden. Die h{\"a}ufigsten Leitsymptome waren bei unseren Patienten nach anamnestischen Angaben Nykturie mit 80\%, Pollakisurie mit 74\% und Harninkontinenz mit 46 \%. Die deutliche Mehrheit der Befragten (73\%) klagte {\"u}ber Symptome der Speicherst{\"o}rung. Eine Blasenentleerungsst{\"o}rung wurde bei 12 \% der Patienten registriert. Etwas h{\"a}ufiger war eine, sonst selten beschrieben, kombinierte St{\"o}rung (15\%). Die anamnestischen Angaben {\"u}ber die urologischen Symptome waren deutlich different zu den objektiven Befunden. Von unseren 182 Patienten klagten 7 {\"u}ber eine erschwerte Miktion mit Restharngef{\"u}hl. Die sonographische Kontrolle dagegen ergab bei 65 Patienten einen Restharn. Unabh{\"a}ngig von den klinischen Symptomen sollte bei MS-Patienten immer eine Restharnkontrolle erfolgen. Weitere Differenzen ergaben sich zwischen den anamnestischen Angaben und urodynamischen Befunden. Symptome einer Blasenentleerungsst{\"o}rung und eine kombinierte Symptomatik benannten 27 \% der Patienten. Urodynamisch dagegen fanden wir bei 57\% einen mit einer Entleerungsst{\"o}rung assoziierten Befund. Bei der Analyse der Speicherfunktion ist das Ausma{\"s} der St{\"o}rung (Drucksch{\"a}digung des unteren Harntraktes, H{\"o}he des intravesikalen Druckes, Gef{\"a}hrdung der Nierenfunktion) ohne Videourodynamik nicht zu erkennen. Allein nach der Anamnese ergeben sich ohne urodynamische Untersuchung falsche therapeutische Schlussfolgerungen. Unsere Ergebnisse der Urodynamik bei MS-Patienten ergaben folgende isolierte Funktionsst{\"o}rungen des Detrusors und des Blasenauslasses: Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t, Detrusorhypoaktivit{\"a}t, {\"u}beraktive Harnblase ohne Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t, Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie, Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie. Im Gegensatz zu bisherigen Erkenntnissen stellten wir fest, dass sowohl eine Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t als auch eine Detrusorhypoaktivit{\"a}t h{\"a}ufiger im Rahmen kombinierter St{\"o}rungen als isoliert vorkommen. Zus{\"a}tzlich zu den bekannten fanden wir 5 bisher nicht beschriebene Befundkombinationen: Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t / Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie, Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t / Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie /Detrusorhypoaktivit{\"a}t, Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t / Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / Detrusorhypoaktivit{\"a}t, Detrusorhypoaktivit{\"a}t / Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie, Detrusorhypoaktivit{\"a}t / {\"u}beraktive Harnblase ohne Detrusor{\"u}beraktivit{\"a}t. Trotz geringer H{\"a}ufigkeit dieser Befunde sind diese Ergebnisse f{\"u}r die individuelle Therapieentscheidung unverzichtbar. Insgesamt konnten 10 Befundkonstellationen der urodynamischen Klassifikation nachgewiesen werden. Einen Wechsel der Klassifikation der Harnblasenfunktionsst{\"o}rung bei MS-Patienten stellten wir bei 8\% (5 Patienten der Gruppe II) fest. In unseren Untersuchungen dominierten dagegen quantitative Ver{\"a}nderungen der Symptomatik und der urodynamischen Parameter, die eine {\"A}nderung bzw. Anpassung der Therapie bei 47 von 65 Patienten (72\%) erforderlich machten. Durch regelm{\"a}{\"s}ige klinische und urodynamische Kontrolle und auf diesen basierende Therapieanpassungen konnten bei unseren Patienten die MS-bedingten urologischen Symptome und die urodynamischen Parameter nachweislich verbessert und die Gef{\"a}hrdung der Patienten durch sekund{\"a}re Nierensch{\"a}den gesenkt werden. Aus diesen Erkenntnissen entstand ein Algorithmus f{\"u}r die neurourologische Betreuung von MS-Patienten mit Blasenfunktionsst{\"o}rungen.}, language = {de} }