@phdthesis{Sosath2007, author = {Jan Sosath}, title = {Die geschichtliche Entwicklung der Perkutanen Dilatativen Tracheotomieverfahren im historischen Kontext}, journal = {The development of percutaneous dilatative tracheotomy in a historical context}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-000404-9}, year = {2007}, abstract = {Die rasante Entwicklung und Verbreitung der perkutanen dilatativen Verfahren in den letzten 20 Jahren, lie{\"s} eine intensive Betrachtung ihrer historischen Wurzeln sinnvoll erscheinen.Diese reichen fast 400 Jahre zur{\"u}ck. Ihre Urspr{\"u}nge liegen bei Sanctorius, der 1627 ein perkutanes Tracheotomieverfahren ver{\"o}ffentlichte. Seitdem wurden immer wieder Tracheotome entwickelt, um die Operation zu vereinfachen. Dennoch spielte die Verwendung dieser Instrumente stets eine untergeordnete Rolle und erreichte nie die Bedeutung der chirurgischen Vorgehensweise, die sich allerdings auch erst Mitte des 19. Jahrhunderts wirklich etablieren konnte. Bis dahin blieb die Operation an sich umstritten. Durch die allgemeine Anerkennung der Tracheotomie zur Behandlung der Diphtherie, entwickelte sie sich von einem nur vereinzelt ausgef{\"u}hrten Eingriff zu einer Routineoperation. Die chirurgische Vorgehensweise wurde zur damaligen Zeit insbesondere in Frankreich durch Mediziner wie Bretonneau und Trousseau intensiv weiterentwickelt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde deutlich, dass sich diese weitgehend gegen die Verwendung von Tracheotomen durchsetzen konnte. Zwar gibt es gerade zu dieser Zeit, getragen durch die rasante Verbreitung der Tracheotomie durch die Diphtherieepidemien, zahlreiche Publikationen von neuen Instrumenten, die die perkutane Er{\"o}ffnung vereinfachen sollen, die g{\"a}ngige Lehrmeinung steht ihrer Verwendung allerdings kritisch gegen{\"u}ber, so dass diese nicht zu einer verbreiteten Anwendung gelangen. Zu Beginn des 20. Jh. wird die chirurgische Er{\"o}ffnung der Atemwege insbesondere durch Chevalier Jackson (1865-1958) auf einen Stand gebracht, der prinzipiell auch heute noch G{\"u}ltigkeit besitzt. Erst die Etablierung der Intensivmedizin in der zweiten H{\"a}lfte des 20. Jh. und der daraus sich ergebenden Notwendigkeit der Sicherstellung der Beatmung ateminsuffizienter Patienten, hat dazu gef{\"u}hrt, dass neue Verfahren entwickelt wurden, die auf diese Indikation zugeschnitten sind. Durch diesen Wandel der Indikation ist die rasche Entwicklung der perkutanen dilatativen Verfahren zu erkl{\"a}ren. Gegen Ende des 20. Jh. werden diese als wirkliche Alternative zur chirurgischen Vorgehensweise wiederentdeckt und zeitgem{\"a}{\"s}e, moderne Methoden entwickelt. Diese neuen Verfahren erfuhren in den letzten 20 Jahren eine derart rasche Verbreitung, dass sie mittlerweile auf vielen Intensivstationen weltweit Standardverfahren f{\"u}r die elektive Tracheotomie langzeitbeatmeter Patienten darstellen. Diese Entwicklung begann mit der Ver{\"o}ffentlichung von Ciaglia 1985. Es hatte zwar auch zuvor schon Beschreibungen moderner perkutaner dilatativer Verfahren, durch Shelden (1953) und Toye und Weinstein (1969) gegeben, diese gelangten jedoch im Gegensatz zurVorgehensweise nach Ciaglia zu keiner gr{\"o}{\"s}eren Verbreitung. Seit 1985 nimmt der Anteil der perkutan durchgef{\"u}hrten Tracheotomien stetig zu. Neben der Vorgehensweise von Ciaglia, finden auch die von Griggs (1990), Fantoni (1993), die Modifikation von Ciaglia durch Byhahn et al. (2000) und von Frova und Quintel (2002) zunehmende Verbreitung. Durch den Einsatz der Bronchoskopie haben diese Methoden ein hohes Ma{\"s} an Sicherheit erhalten, so dass moderne Tracheotomieverfahren entstanden sind, die sich f{\"u}r die elektive Tracheotomie langzeitbeatmeter Patienten auf der Intensivstation, der h{\"a}ufigsten Indikation f{\"u}r die Durchf{\"u}hrung einer Tracheotomie, etablieren konnten. Durch die beschriebene Entwicklung haben die perkutanen dilatativen Tracheotomieverfahren in den letzten Jahren beachtlich an Bedeutung gewonnen. Dies hat dazu gef{\"u}hrt, dass eine intensive Diskussion entstanden ist, {\"u}ber die Vor- und Nachteile dieser Vorgehensweise gegen{\"u}ber der operativen Methode, deren Aus{\"u}bung durch die neuen Verfahren eingeschr{\"a}nkt wird. Obwohl es wohl nur wenige Operationen gibt, {\"u}ber die eine solch umfangreiche Literatur existiert, wie {\"u}ber die Tracheotomie, gab es bisher keine intensive Besch{\"a}ftigung mit der Geschichte der perkutanen dilatativen Verfahren. Selbstverst{\"a}ndlich ist diese Geschichte heute nicht zu Ende. Auch wenn sich die neuen Verfahren weitgehend etablieren konnten, so ist ihre Anwendung noch immer sehr umstritten. Langzeitergebnisse, die eine wirkliche Beurteilung zulassen w{\"u}rden, liegen noch nicht vor. Momentan ist eine gewisse Vielfalt zu beobachten. Die f{\"u}nf derzeitig verf{\"u}gbaren perkutanen dilatativen Verfahren stehen prinzipiell gleichberechtigt nebeneinander, ebenso hat auch die chirurgische Vorgehensweise in der Intensivmedizin weiterhin ihre Berechtigung. Hier zeigt sich eine neue Offenheit in der Medizin, die sicherlich zu begr{\"u}ssen ist, da mit Sicherheit nicht f{\"u}r jeden Anwender und jeden Patienten die selbe Vorgehensweise die Beste ist.}, language = {de} }