@phdthesis{Haut2011, author = {Moritz Haut}, title = {Implementierung proaktiver Interventionen zur F{\"o}rderung der Tabakabstinenz in der zahnmedizinischen Praxis}, journal = {Implementation of proactive interventions to foster tobacco abstinence in dental practice}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001122-0}, year = {2011}, abstract = {HINTERGRUND: Der Konsum von Tabak ist weltweit die gr{\"o}{\"s}te, vermeidbare Todesursache. Aktuell rauchen 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt. Ohne aktive Pr{\"a}vention wird die Anzahl der Raucher auf 1,9 Milliarden Menschen ansteigen. Sch{\"a}tzungen zufolge werden im Jahr 2030 ungef{\"a}hr 8,3 Millionen Menschen an Folgen des Tabakkonsums sterben. Aktuelle Interventionsma{\"s}nahmen unterst{\"u}tzen {\"u}berwiegend Raucher, welche aus eigenem Antrieb mit dem Rauchen aufh{\"o}ren wollen. Somit wird nur ein geringer Teil der Raucher erreicht. Vor diesem Hintergrund werden derzeit proaktive Konzepte auf der Basis des transtheoretischen Modells diskutiert, welche in prim{\"a}r-medizinischen Einrichtungen ihre Anwendung finden sollen. In der vorliegenden Arbeit werden die M{\"o}glichkeiten der Implementierung eines computergest{\"u}tzten Interventionsmodells zur Raucherberatung in zahn{\"a}rztlichen Praxen untersucht, f{\"u}r welches bisher aussichtsreiche Erfahrungen im Setting der haus{\"a}rztlichen Versorgung gemacht wurden. ZIEL: Es wird gepr{\"u}ft, in welchem Umfang rauchende Zahnarzt- im Vergleich zu Hausarztpatienten durch proaktive, computergest{\"u}tzte Kurzinterventionen erreichbar sind. Weiterhin werden m{\"o}gliche Unterschiede in der Charakteristik der erreichbaren Interventionsteilnehmer beider Settings exploriert. Abschlie{\"s}end folgt die Beschreibung der gegenw{\"a}rtigen Praxis und Barrieren der Beratung von Rauchern aus der Sicht von Zahn{\"a}rzten. METHODE: F{\"u}r die vorliegende Arbeit wurde auf bereits vorhandene Daten einer Erhebung in der haus{\"a}rztlichen Versorgung zur{\"u}ckgegriffen und eine erg{\"a}nzende Erhebung in zahn{\"a}rztlichen Praxen mit angeglichener Methodik durchgef{\"u}hrt. Dazu wurde eine Zufallsauswahl von jeweils 10 zahn{\"a}rztlichen und 10 haus{\"a}rztlichen Praxen in Greifswald einbezogen (Teilnahmeraten 77\% bzw. 87\%). In beiden Settings wurde jeder konsekutive Patient {\"u}ber einen Zeitraum von 2 (Zahnarztpraxen) bzw. 3 Wochen (Hausarztpraxen) registriert und zum Rauchstatus und Alter befragt. Tabak rauchenden Patienten im Alter von 18 bis 70 Jahren wurde die Teilnahme an einer Raucherberatung angeboten. Unter den teilnehmenden Patienten wurden {\"u}ber einen standardisierten Fragebogen soziodemografische Merkmale, Variablen des Rauchverhaltens und weitere psychologische Faktoren, die mit der Ver{\"a}nderung des Rauchverhaltens im Zusammenhang stehen, erfasst. Weiterhin wurden alle niedergelassenen Zahn{\"a}rzte Greifswalds befragt. ERGEBNISSE: In den haus{\"a}rztlichen Praxen wurden, verglichen mit den zahn{\"a}rztlichen, signifikant mehr Konsultationen und Patienten pro Erhebungswoche registriert. Insgesamt konnten von 98,2\% (2799/2850) der haus{\"a}rztlichen und von 95,2\% (1387/1457) der zahn{\"a}rztlichen Patienten Informationen zum Rauchstatus und Alter erhoben werden. F{\"u}r den erfassten Altersbereich ergeben sich unter den Probanden der Hausarztpraxis mit einer Pr{\"a}valenz des derzeitigen Tabakrauchens von 33,2\% und unter den zahn{\"a}rztlichen Probanden mit einer Pr{\"a}valenz von 27,9\% keine statistisch signifikanten Unterschiede. Bei statistischer Kontrolle von Alter und Geschlecht zeigen sich jedoch insgesamt und f{\"u}r die j{\"u}ngeren Patienten signifikant h{\"o}here Raucherraten unter den haus{\"a}rztlichen Patienten. Bez{\"u}glich der Teilnahmerate unter den eingeschlossenen Probanden zeigte sich mit jeweils 78\% kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Stichproben. Der multivariate Vergleich der Charakteristik der Interventionsteilnehmer zeigte signifikante Unterschiede zwischen den Settings in Bezug auf die Variablen Alter, Schulbildung sowie Schwere der Nikotinabh{\"a}ngigkeit und eine daraus resultierende g{\"u}nstigere Prognose f{\"u}r die Erreichung der Tabakabstinenz bei den zahn{\"a}rztlichen Patienten. Insgesamt finden sich nur geringe Unterschiede in Bezug auf tabakabstinenzbezogene motivationale Faktoren. In beiden Settings befanden sich mehr als zwei Drittel der Interventionsteilnehmer in Bezug auf eine Beendigung des Tabakrauchens im Stadium der Absichtslosigkeit. Als einziger statistisch signifikanter Unterschied, der m{\"o}glicherweise auf einen g{\"u}nstigeren motivationalen Einfluss des haus{\"a}rztlichen Settings hindeutet, zeigte sich eine h{\"o}here Gewichtung der Nachteile des Nichtrauchens bei zahn{\"a}rztlichen Patienten. Die Befragung der Zahn{\"a}rzte ergab eine noch unzureichende systematische Integration von Raucherinterventionen in der Routineversorgung. SCHLUSSFOLGERUNG: Die Ergebnisse legen nahe, dass die positiven Befunde zur Bev{\"o}lkerungswirksamkeit von computergest{\"u}tzten Raucherinterventionen aus der haus{\"a}rztlichen Versorgung auf die zahn{\"a}rztliche Versorgung {\"u}bertragbar sind. F{\"u}r die praktische Umsetzung von Konzepten der Pr{\"a}vention tabakassoziierter Erkrankungen in der zahn{\"a}rztlichen Versorgung zeigt sich jedoch ein enormer Bedarf an Aufkl{\"a}rung in der zahn{\"a}rztlichen Aus- und Fortbildung sowie an praxisgerechten Implementationsmodellen.}, language = {de} }