@phdthesis{Krieger2016, author = {Jakob Krieger}, title = {Neuroanatomische und neuroethologische Untersuchungen am gr{\"o}{\"s}ten terrestrischen Gliederf{\"u}{\"s}er, dem Palmendieb Birgus latro (Linnaeus, 1767) (Crustacea, Anomala), auf der Weihnachtsinsel (Indischer Ozean)}, journal = {Neuroanatomical and neuroethological studies on the largest terrestrial arthropod, the Giant Robber Crab Birgus latro (Linnaeus, 1767) (Crustacea, Anomala) on Christmas Island (Indian Ocean)}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002548-7}, year = {2016}, abstract = {Innerhalb der Crustacea evolvierte der Landgang mindestens zehn Mal unabh{\"a}ngig voneinander. Die Evolution des Landganges geht mit einer Vielzahl von morphologischen und physiologischen Anpassungen einher, die sich im Vergleich mit rezenten aquatischen Taxa und ihren n{\"a}chsten terrestrischen Verwandten rekonstruieren lassen. Im Rahmen des Promotionsprojektes dienten vorangegangene neuroanatomische Untersuchungen am Landeinsiedler Coenobita clypeatus (Fabricius, 1787) und dem nah verwandten Palmendieb Birgus latro (Linnaeus, 1767) sowie auch das wenige Wissen {\"u}ber die Lebensweise des Palmendiebes als Ausgangspunkt, Hypothesen zur Sinnes- und Orientierungsleistung zu entwickeln und mit verschiedenen Verhaltensversuchen im Labor (C. clypeatus) bzw. im Freiland (B. latro) zu testen. Morphologische und verhaltensbiologische Befunde wurden mit Daten anderer Vertreter innerhalb der Anomala, Brachyura und Isopoda verglichen. F{\"u}r die neuroanatomischen Untersuchungen wurden histologische und immunhistochemische Experimente und deren Analyse mithilfe der Lichtmikroskopie, der konfokalen Laser-Scanning-Mikroskopie durchgef{\"u}hrt und mittels dreidimensionaler Rekonstruktion und Morphometrie gest{\"u}tzt. Zur Evaluierung des Wanderungsverhaltens und der Orientierungsleistung von B. latro wurden verschiedene Freilandversuche auf der Weihnachtsinsel w{\"a}hrend vier Forschungsreisen im Zeitraum von 2008 bis 2012 vorgenommen. F{\"u}r die verhaltensbiologische Untersuchung des Palmendiebes wurden Experimente mithilfe von Telemetrietransmittern f{\"u}r die Untersuchung des Wanderungsverhaltens und der Tagesrhythmik genutzt. Die neuroanatomischen Daten terrestrischer Vertreter dieser drei Taxa im Vergleich zu ihren n{\"a}chsten marinen Verwandten, lassen den Schluss zu, dass die Strukturen des prim{\"a}ren olfaktorischen Pfades im Zuge des Landgangs unterschiedlichen morphologischen Transformationen unterlagen. Hierbei f{\"a}llt auf, dass die Strukturen des prim{\"a}ren Riechsystems bei terrestrischen Vertretern innerhalb der Anomala stark vergr{\"o}{\"s}ert sind, wohingegen diese innerhalb der Brachyura deutlich geringere Dimensionen aufweisen. Innerhalb der Landasseln (Isopoda: Oniscidea) scheinen die prim{\"a}ren Verarbeitungszentren der Olfaktion, die deutocerebralen chemosensorischen Loben im Gehirn, reduziert zu sein, da sie sich mit den hier verwendeten Methoden nicht identifizieren lie{\"s}en. Die ersten Antennen der terrestrischen Isopoda sind im Vergleich zu den untersuchten marinen Asseln, aber auch im Vergleich zu den anderen beiden Taxa deutlich reduziert. Es wird in diesem Zusammenhang vermutet, dass andere sensorische wie verarbeitende Strukturen des Nervensystems es verm{\"o}gen, das Fehlen bzw. die starke Reduktion des prim{\"a}ren olfaktorischen Systems zu kompensieren. Es wurden Versuche durchgef{\"u}hrt, um die Reaktion des Palmendiebes auf verschiedene Duftstoffe im Freiland zu analysieren. Hierbei zeigten Acetoin, Trimethylamin und Dimethyltrisulfid die h{\"o}chsten Attraktionswirkungen. Zus{\"a}tzlich wurden Laborexperimente im Windkanal an Coenobita clypeatus etabliert, die das Ziel hatten, das Duftspektrum dieser dem Palmendieb nahe verwandten Tiere zu evaluieren und geruchsgesteuertes Suchverhalten zu analysieren. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Tiere sich bei der Stimulation durch nat{\"u}rliche Duftstoffe entlang der Duftfahne entgegen der Str{\"o}mungsrichtung zielgerichtet zum Stimulus bewegten. Durch die Telemetrieversuche konnte gezeigt werden, dass der Palmendieb auch au{\"s}erhalb der Reproduktionszeit zum Teil weite Distanzen zur{\"u}cklegt, aber auch {\"u}ber eine gewisse Ortstreue verf{\"u}gt und dieses Verhalten somit als semi-nomadisch charakterisiert werden kann. W{\"a}hrend der Wanderungen wird vermutlich die Spurverfolgung als Navigationsstrategie genutzt, wobei auch Hinweise auf Pfadintegration als eine weitere Navigationsstrategie hindeuten. Dabei wird aufgrund der bevorzugten Nachtaktivit{\"a}t der Tiere davon ausgegangen, dass die Orientierung bei der Spurverfolgung chemisch gesteuert sein k{\"o}nnte. Diese These wird auch durch einfache Attraktionsversuche gest{\"u}tzt, bei denen einige Versuchstiere, trotz Blendung, den K{\"o}der erfolgreich aufsuchen konnten. Die lokomotorische Aktivit{\"a}t im Tagesgang, welche mithilfe von Beschleunigungssensoren (Akzellerometer) aufgezeichnet werden konnte, scheint besonders unter dem Einfluss der relativen Luftfeuchtigkeit zu stehen. Dabei konnte im Beobachtungszeitraum neben stabilen diurnalen, crepuscularen bis nocturnalen Aktivit{\"a}tsmustern, auch kathemerales Verhalten dokumentiert werden. Neben individuellen Abweichungen im Tagesgang der lokomotorischen Aktivit{\"a}t, konnte f{\"u}r die meisten der Versuchstiere ein Aktivit{\"a}tsmaximum w{\"a}hrend der Zeit des Sonnenuntergangs festgestellt werden, wohingegen w{\"a}hrend der Mittagszeit das {\"u}berwiegende Aktivit{\"a}tsminimum lag. Dies st{\"u}tzt wiederum die Hypothese, dass es einen Zusammenhang zwischen der Dynamik der Aktivit{\"a}t und der Dynamik der relativen Luftfeuchtigkeit geben k{\"o}nnte.}, language = {de} }