@phdthesis{Kenj2015, author = {Nadine Kenj}, title = {Medizinhistorische und soziologische Analyse von 735 Promotionen an der Universit{\"a}ts-Frauenklinik Greifswald von 1867 bis 1989 anhand der Promovendenbiographien}, journal = {Medical-historical and sociological analysis of 735 curricula vitae in dissertations at the University of Greifswald, Department of Gynecology and Obstetrics, between 1867 and 1989}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002283-9}, year = {2015}, abstract = {Die vorliegende Dissertation stellt eine soziologische, historische und gesellschaftspolitische Studie dar, die die Biographien von 735 Promotionen der Universit{\"a}ts-Frauenklinik Greifswald aus dem Zeitraum 1867 bis 1989 auswertet. Die Arbeit befasst sich mit den in den Dissertationen enthaltenen Lebensl{\"a}ufen und weniger mit deren wissenschaftlichen Inhalten oder dem wissenschaftlichen Profil des Instituts.Es konnte gezeigt werden, dass sich im zeitlichen Verlauf von 122 Jahren neben den historischen Entwicklungen au{\"s}erhalb der Universit{\"a}t auch strukturelle Ver{\"a}nderungen innerhalb der Fakult{\"a}t auf die Doktorandenzahlen auswirkten. Der Effekt geschichtlicher Ereignisse lie{\"s} sich besonders gut am Beispiel der zwei Weltkriege rekonstruieren. Die Umwandlung eines Teils der medizinischen Fakult{\"a}t in eine milit{\"a}rmedizinische Sektion im Jahr 1955 f{\"u}hrte beispielsweise zur Stagnation der Doktorandenzahlen. Ein weiterer Faktor stellte die Einf{\"u}hrung des Diploms f{\"u}r Mediziner im Jahr 1967 dar. Aus den Untersuchungen zu den Ordinarien der Universit{\"a}ts-Frauenklinik Greifswald l{\"a}sst sich zusammenfassend sagen, dass neben der Dauer der Amtszeit auch die Forschungsmotivation des Klinikdirektors ma{\"s}gebend f{\"u}r die Zahl der Promovenden war. Durch eine vergleichende Darstellung der Promotions- und Diplomzahlen aus der Frauenklinik mit den Daten aus der Klinik f{\"u}r Innere Medizin war es au{\"s}erdem m{\"o}glich, die vorliegenden Ergebnisse als g{\"u}ltige historische Quelle zu verifizieren. Eine Rekonstruktion der Forschungsakzente der Direktoren anhand der Promotionstitel erwies sich als nicht m{\"o}glich. Die Auswertung der inhaltlichen Schwerpunkte der Dissertationen zeigte einen deutlichen Fokus auf die Gebiete „Schwangerschaft und Geburtshilfe“ (ca. 46\%) und „Tumoren“ (ca. 20\%), die gleichzeitig auch die gr{\"o}{\"s}ten Bereiche dieses Faches bilden. Anhand des sich {\"a}ndernden Anteils weiblicher Promovenden an der Universit{\"a}ts-Frauenklinik konnten wichtige Eckdaten im Rahmen der Emanzipation der Frau rekonstruiert werden. Um die Allgemeing{\"u}ltigkeit der Daten zu beweisen wurden die Zahlen f{\"u}r den Untersuchungszeitraum mit dem Anteil der weiblichen Promovenden an der Medizinischen Klinik, an der Kinderklinik und mit dem Anteil weiblicher Studierender an der Universit{\"a}t Greifswald verglichen. Insgesamt konnte herausgearbeitet werden, dass die steigende Promovendinnenzahl an der Universit{\"a}ts-Frauenklinik ab 1915 repr{\"a}sentativ f{\"u}r die stetige Emanzipation der Frau betrachtet werden kann. Die Ergebnisse best{\"a}tigten in diesem Zusammenhang auch die Annahme, dass die Rolle der Mutter {\"u}ber eine sehr lange Zeit weniger relevant war als die des Vaters.Mit der Analyse biographischer Daten der Promotionsstudenten wurde klar erkennbar, dass sich im Untersuchungszeitraum die soziale Herkunft der Autoren stark ver{\"a}nderte. Im Rahmen dieser Untersuchung erwies sich auch die Verdr{\"a}ngung des Anteils der {\"A}rztekinder - stellvertretend f{\"u}r die Kinder akademischer Herkunft - als aufschlussreich. Aus der Analyse des Alters bei Promotion lie{\"s} sich nachweisen, dass kriegsbedingt sowie durch die Einf{\"u}hrung des Diploms nach 1969 die Studenten sp{\"a}ter promovierten und damit zum Zeitpunkt der Promotion durchschnittlich {\"a}lter waren als ihre Kommilitonen in anderen Epochen. Mit den Resultaten zur Glaubenszugeh{\"o}rigkeit der Promovenden konnte der Nachweis erbracht werden, dass die Bedeutung der Religion mit der zunehmenden S{\"a}kularisierung im Verlauf von zw{\"o}lf Dekaden sank. {\"U}berstieg anf{\"a}nglich die Anzahl an christlich-evangelischen Studenten den Anteil der christlich-katholischen Promovenden, dominierte ab 1916 die Gruppe der Studierenden, die {\"u}berhaupt keine Angabe zur Religion in ihren Biographien machten. Desweiteren nahm die R{\"u}ckkehr bzw. Zuwanderung katholischer Vertriebener aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa nach 1945 Einfluss auf die Zahlen. Die Auswirkungen der atheistischen Politik der DDR m{\"u}ndeten u.a. darin, dass zwischen 1957 und 1989 99\% der Doktoranden keine Aussage zu ihrer Religion trafen.Aus der Analyse der politischen Stellungsnahmen in ca. 57\% der Lebensl{\"a}ufe l{\"a}sst sich ablesen, dass Biographien in den meisten F{\"a}llen nicht unabh{\"a}ngig vom geschichtlichen Kontext betrachtet werden sollten. Beispielsweise stieg infolge der Einrichtung der milit{\"a}rmedizinischen Sektion an der Universit{\"a}t Greifswald der Anteil der Promovenden, die der KVP bzw. MMS angeh{\"o}rten, im Jahr 1957 sprunghaft auf 20\% an. Zwischen 1958 und 1962 dominierten die Milit{\"a}r{\"a}rztlichen Promotionsstudenten an der Universit{\"a}ts-Frauenklinik sogar mit prozentualen Anteilen zwischen 64\% und 90\%. Als interessant erweisen w{\"u}rde sich die Analyse der Lebensl{\"a}ufe einer weiteren Promovendengruppe; vorzugsweise eines nichtmedizinischen Instituts. Dabei k{\"o}nnten einige der vorliegenden Ergebnisse tragf{\"a}hige Vergleiche mit anderen Instituten erm{\"o}glichen und als Grundlage f{\"u}r weiterf{\"u}hrende Studien dienen.}, language = {de} }