@phdthesis{Solbrig2015, author = {Franziska Solbrig}, title = {Potenziale {\"a}sthetischer und emotionaler Argumente f{\"u}r den Erhalt von Natur und Landschaft - Empirische Befunde aus vier deutschen UNESCO-Biosph{\"a}renreservaten}, journal = {Potential of Aesthetic and Emotional Arguments for the Preservation of Nature and Landscapes \– Empirical Findings from four German UNESCO Biosphere Reserves}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002379-5}, year = {2015}, abstract = {F{\"u}r den erfolgreichen Erhalt von Natur und Landschaft sowohl in Schutzgebieten als au{\"s}erhalb davon ist die Akzeptanz der jeweiligen Gebietsbewohner notwendig und ihr aktives Engagement hilfreich. H{\"a}ufig gibt es jedoch Widerstand gegen{\"u}ber Naturschutzma{\"s}nahmen und wenige aktiv Engagierte. Ein Grund wird in der {\"u}berwiegend naturwissenschaftlichen Argumention gesehen, die offenbar die Bedeutung von Natur und Landschaft f{\"u}r die Bev{\"o}lkerung nicht ausreichend widerspiegelt. In der vorliegenden Arbeit wird daher der Frage nachgegangen, ob und wie {\"a}sthetische und emotionale Wertsch{\"a}tzungen das Portfolio von Argumenten f{\"u}r den Natur- und Landschaftserhalt bereichern k{\"o}nnen. Das empirische Material wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes (gef{\"o}rdert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU, 2009-2012) gewonnen, dessen Ziel die Entwicklung und Erprobung von Erhebungsmethoden f{\"u}r ein sozio{\"o}konomisches Monitoring in den vier UNESCO-Biosph{\"a}renreservaten Mittelelbe, Schaalsee, Schorfheide-Chorin und S{\"u}dost-R{\"u}gen war. Der zentrale Fokus der vorliegenden Arbeit mit soziologischer Forschungsperspektive liegt darauf, wie die Bewohner der vier untersuchten Biosph{\"a}renreservate ihre Region emotional und {\"a}sthetisch wertsch{\"a}tzen. Neben geographischen wurden vor allem die soziologischen Theorieans{\"a}tze Social Identity Theory (SIT) und die Identity Process Theory (IPT) er{\"o}rtert, um m{\"o}gliche emotionale und {\"a}sthetische Argumente fundiert einordnen zu k{\"o}nnen. Es wurde eine quantitative CATI-Befragung mit mindestens 300 Interviews pro Biosph{\"a}renreservat auf der Grundlage einer Zufallsstichprobe durchgef{\"u}hrt. Die Daten wurden neben deskriptiven Untersuchungen mittels bin{\"a}r logistischer Regressionsanalysen und Varianzpartitionierungen als schlie{\"s}ende statistische Methoden untersucht. Ein grundlegendes Ergebnis der Analysen ist, dass die Bewohner in allen vier Gebieten eine hohe regionale Verbundenheit aufweisen. Weiterhin scheinen Natur und Landschaft ma{\"s}geblich zur emotionalen Verbundenheit zur Region beizutragen. Au{\"s}erdem stellte sich heraus, dass regionale Verbundenheit sowohl allgemein als auch mit explizitem Landschaftsbezug wichtige Themen f{\"u}r viele Menschen sind und kein Nischenthema einer speziellen Personengruppe darstellen. Denn zwar scheinen einige soziodemographische und andere Faktoren die emotionale Verbundenheit zu verst{\"a}rken, diverse Parameter, wie etwa Geschlecht und ehrenamtliches Engagement, spielen dagegen aber kaum eine Rolle. Aus den Ergebnissen wurden folgende Handlungsempfehlungen f{\"u}r die Argumentation f{\"u}r Natur- und Landschaftserhalt abgeleitet: (1) Natur und Landschaft haben eine hohe emotionale und {\"a}sthetische Bedeutung f{\"u}r viele Bewohner, daher sollten alle raumwirksamen Aktivit{\"a}ten umfangreich und so zeitig wie m{\"o}glich erl{\"a}utert und diskutiert werden. (2) Landschaftliche Vielfalt wird gesch{\"a}tzt und Natur und Landschaft werden nicht als rein stereotype Ansammlung von Landschaftselementen wahrgenommen, sondern mit regionsspezifischen Charakteristika. Wenn Ma{\"s}nahmen in Natur und Landschaft zu diesen {\"a}sthetischen Werten beitragen haben sie ein gro{\"s}es Potenzial, die Unterst{\"u}tzung f{\"u}r Naturerhalt zu erh{\"o}hen. Daher wird empfohlen, diese Einfl{\"u}sse der Ma{\"s}nahmen besonders zu betonen. (3) Der Bildungsstand scheint grunds{\"a}tzlich ein besonders wichtiger Faktor f{\"u}r die untersuchten Ph{\"a}nomene zu sein. Daher wird geraten, wenn m{\"o}glich, die zielgruppenspezifische Kommunikation mit {\"a}sthetischen und emotionalen Argumenten sowie Angebote f{\"u}r ein Engagement so auszugestalten, dass Personen aus verschiedenen Bildungsmilieus erreicht werden. (4) Um Menschen f{\"u}r ein naturerhaltendes Engagement zu motivieren wird empfohlen, allgemein an der Region interessierte Personen zu suchen und anzusprechen. (5) Es scheint ratsam, bei der Formulierung von emotionalen Argumenten f{\"u}r den Erhalt von Natur und Landschaft auf den Begriff Stolz zu verzichten. Der Terminus findet unter Akademikern weniger Zustimmung, wenngleich sie eine hohe regionale Verbundenheit haben k{\"o}nnen. Der Heimatbegriff sollte nur benutzt werden, solange er sich auf kollektiv geteilte, eudaimonistische Werte bezieht und zukunftsgerichtet verwendet wird. (6) Neben der regionalen Verbundenheit k{\"o}nnen besonders die eudaimonistischen Werte Ruhe, Erholung und andere nicht mit Naturschutzzwecken konfligierende Freizeitnutzungen zielf{\"u}hrend in der Argumentation f{\"u}r den Naturerhalt sein. Insgesamt wird f{\"u}r den Natur- und Landschaftserhalt t{\"a}tigen Akteuren empfohlen, das offensichtlich bestehende Potenzial {\"a}sthetischer und emotionaler Argumente st{\"a}rker zu nutzen und naturwissenschaftliche Argumente damit sinnvoll zu erg{\"a}nzen. Die in dieser Arbeit diskutierten Ergebnisse liefern daf{\"u}r eine fundierte Grundlage, da sich aus der nun vorliegenden vergleichenden Analyse von vier unterschiedlichen UNESCO-Biosph{\"a}renreservaten in Deutschland belastbare Empfehlungen ableiten lassen, die deutlich {\"u}ber die Untersuchungsgebiete hinaus anwendbar sind.}, language = {de} }