@phdthesis{Erdmann2014, author = {Pia Erdmann}, title = {Zufallsbefunde aus bildgebenden Verfahren in populationsbasierter Forschung - Eine empirisch-ethische Untersuchung zur Ganzk{\"o}rper-MRT in SHIP}, journal = {Incidental Findings from of populationbased research - an empirical-ethical study on the wholebody-MRI in SHIP}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001818-2}, year = {2014}, abstract = {Das Bewusstsein daf{\"u}r, dass mit Zufallsbefunden, d.h. nichtintendierten Befunden aus medizinischen Untersuchungen, vielschichtige ethische Herausforderungen einhergehen k{\"o}nnen, hat in den letzten Jahren zugenommen; dennoch sind Entscheidungen hinsichtlich eines ethisch verantwortlichen Umgangs mit Zufallsbefunden nach wie vor mit gro{\"s}en Unsicherheiten behaftet: Der einschl{\"a}gige ethische Regulierungsstand bleibt zum Teil vage, die Perspektive der Betroffenen selbst weitestgehend unber{\"u}cksichtigt. Die vorliegende empirisch-ethische Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund am Beispiel von Zufallsbefunden aus dem Kontext der Ganzk{\"o}rper-MRT-Untersuchung in SHIP, welche Auswirkungen Zufallsbefunde auf die betroffenen StudienteilnehmerInnen haben k{\"o}nnen; dar{\"u}ber hinaus soll eine Einsch{\"a}tzung der Leistungsf{\"a}higkeit des gegenw{\"a}rtigen ethischen Regulierungsstandes vorgenommen werden. F{\"u}r den empirischen Teil der Untersuchung wurden, unter Anwendung eines Mixed-Methods-Ansatzes, SHIP-ProbandInnen, die sich im Zeitraum vom 3. M{\"a}rz bis zum 23. Juli 2010 in Greifswald einer Ganzk{\"o}rper-MRT unterzogen hatten, befragt. Das zweistufige Vorgehen beinhaltete zun{\"a}chst die zweimalige Befragung mittels eines Selbstausf{\"u}ller-Fragebogens: Der erste (Pre-) Fragebogen wurde den ProbandInnen unmittelbar nach der MRT ausgeh{\"a}ndigt und von diesen noch im Untersuchungszentrum ausgef{\"u}llt (n=439). Der zweite (Post-) Fragebogen wurde postalisch verschickt, nachdem die ProbandInnen entweder eine Mitteilung {\"u}ber einen Zufallsbefund erhalten hatten oder feststand, dass sie keine Mitteilung erhalten w{\"u}rden (n=409). Die Erhebung abschlie{\"s}end, wurden au{\"s}erdem noch 20 Face-to-Face Interviews mit ProbandInnen gef{\"u}hrt, die in den Fragebogen angeben hatten, dass sie bestimmte Phasen des Untersuchungs- bzw. Mitteilungsprozederes als sehr belastend empfunden haben und/oder eine erneute Teilnahme verweigern w{\"u}rden. Im normativ-theoretischen Teil der Arbeit erfolgt eine Darstellung des derzeitigen forschungsethischen Regulierungs- und Diskussionsstandes. Im Fokus stehen dabei die als besonders relevant identifizierten Problembereiche „Informed Consent“, „Fragen des Umgangs mit Zufallsbefunden“ und „Risk-Benefit-Assessment“. Die Zusammenf{\"u}hrung der Ergebnisse der empirischen Untersuchung mit den {\"U}berlegungen aus der theoretischen Grundlegung erm{\"o}glicht schlie{\"s}lich eine ethische Reflexion in Form eines Abgleichs zwischen dem forschungsethisch Gebotenen (Sollen) und dem {\"u}ber die empirische Untersuchung zug{\"a}nglich werdenden Ist-Stand (Sein). Ergebnis dieses Abgleichs sind insbesondere ethisch begr{\"u}ndete Einsch{\"a}tzungen im Hinblick auf Optimierungspotentiale beim Umgang mit Zufallsbefunden aus bildgebenden Verfahren in populationsbasierter Forschung. Die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung durchgef{\"u}hrten Analysen berechtigen insgesamt zu folgenden Schlussfolgerungen: 1) Das h{\"a}ufig in ProbandInnenstudien auftretende Ph{\"a}nomen der Therapeutic Misconception tritt trotz eines sorgf{\"a}ltigen und mehrstufigen Aufkl{\"a}rungsprozederes vor der Ganzk{\"o}rper-MRT auch im Studienkontext von SHIP auf und stellt eine Gef{\"a}hrdung des Informed Consent dar. 2) Die Anf{\"a}lligkeit der ProbandInnen f{\"u}r Therapeutic Misconception schr{\"a}nkt deren F{\"a}higkeit zu einem realistischen Risk-Benefit-Assessment ein, zumal ein solcher Abw{\"a}gungsprozess insgesamt durch viele Unw{\"a}gbarkeiten in der Einsch{\"a}tzung von potentiellen Risiken und Nutzen einerseits und durch fundamentale methodische Unklarheiten erschwert ist. Die gr{\"o}{\"s}te Herausforderung stellt 3) der Umgang mit den Zufallsbefunden dar und zwar sowohl auf einer konkreten als auch auf der theoretisch-regulatorischen Ebene: Belastung entsteht bei den MRT-ProbandInnen vor allem durch die Folgen eines rein schriftlichen Mitteilungsmodus sowie durch lange Zeiten der Ungewissheit bis zur Abkl{\"a}rung der mitgeteilten Ergebnisse. Aber gerade zum Mitteilungs- oder Abkl{\"a}rungsmodus von Zufallsbefunden liegen auf regulatorischer Ebene keine verbindlichen Empfehlungen vor; ebenso wenig abschlie{\"s}end gekl{\"a}rt sind die grunds{\"a}tzlicheren Fragestellungen, a) was {\"u}berhaupt als Zufallsbefund angesehen werden soll, b) durch wen Ergebnisse aus ProbandInnenstudien auf Zufallsbefunde untersucht werden sollen und c) wie valide ein Zufallsbefund sein muss, damit er {\"u}berhaupt mitgeteilt wird. Hier w{\"a}re eine Einigung auf eine verbindliche und die Interessen der ProbandInnen ber{\"u}cksichtigende Vorgehensweise w{\"u}nschenswert.}, language = {de} }