@phdthesis{Meng2010, author = {Stefan Meng}, title = {Rezente {\"A}quivalente pleistoz{\"a}ner kaltzeitlicher Gastropoden-Faunen des mitteleurop{\"a}ischen Raumes in Zentralasien sowie ihre Bedeutung f{\"u}r pal{\"a}ozoogeographische und pal{\"a}o{\"o}kologische Aussagen}, journal = {Recent equivalents in Central Asia of Pleistocene glacial gastropod faunas of the Central European region and their significance for paleo-zoogeographical and paleo-ecological statements}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-000774-2}, year = {2010}, abstract = {Diese Studie basiert auf der Annahme, dass die Analogien zu kaltzeitlichen {\"O}kosystemen Mitteleuropas nicht im hohen Norden Europas bzw. Nordasiens zu suchen sind, sondern dass man sie viel weiter im S{\"u}den in den k{\"u}hl-kontinentalen Gebieten von Innerasien erwarten kann. Die kaltzeitlichen Weichtierfaunen Mitteleuropas unterscheiden sich wesentlich von den gegenw{\"a}rtigen subpolaren Mollusken-Best{\"a}nden durch das Auftreten einer Reihe von Steppenarten. Darunter befindet sich auch das xerotherme Element Pupilla triplicata, welches rezent ebenfalls in Zentralasien vorkommt. In diesem Zusammenhang ist auch bezeichnend, dass kaltzeitliche Mollusken-Leitarten, z. B. Vallonia tenuilabris, Vertigo pseudosubstriata oder Pisidium stewarti, zun{\"a}chst aus dem Quart{\"a}r Mitteleuropas beschrieben und {\"u}berraschend Jahrzehnte sp{\"a}ter rezent in Zentralasien entdeckt wurden. Weitere „Lebende Fossilien“, beispielsweise rezente Belege von Pupilla loessica, waren deshalb noch zu erwarten. Entsprechende vergleichende Untersuchungen von pleistoz{\"a}nen mitteleurop{\"a}ischen und rezenten zentralasiatischen Faunen fehlten bisher. Zur Beleuchtung der Geschichte der quart{\"a}ren Umwelt in Europa wird deshalb mit diesem Beitrag ein neuer Weg gegangen. Die Grundlage f{\"u}r diese Studie bilden zahlreiche Rezent-Aufsammlungen von zentralasiatischen Gastropoden-Gemeinschaften aus dem Tienschan (Kirgisien, Kasachstan), dem Russischen Altai und dem Baikal-Gebiet (Russland) sowie aus der N-Mongolei. Au{\"s}erdem liegt auch aus dem Quart{\"a}r (Mittel- und Jungpleistoz{\"a}n) von Zentralasien, insbesondere aus S-Tadschikistan, S-Kasachstan und N-China, Mollusken-Material vor. Wegen unterschiedlicher Vorstellungen zur Systematik innerhalb einiger Gruppen der Gastropoden in Zentralasien, betroffen sind u. a. die Vertiginidae, Pupillidae und Valloniidae, und wegen aktueller Revisionen, z. B. zur Gattung Vallonia, waren f{\"u}r den angestrebten objektiven Vergleich rezenter und fossiler Faunen Teilrevisionen erforderlich, die nicht nur zoogeographische Probleme neu beleuchten sondern auch die Beschreibung neuer Spezies beinhalten. Neue Erkenntnisse zu den Vertiginidae liegen vor allem zur Verbreitung von Vertigo substriata, V. lilljeborgi, V. genesii, V. geyeri, V. alpestris und V. parcedentata in Zentralasien vor. Die aktuellen zoogeographischen Daten dieser bis in die j{\"u}ngste Vergangenheit als „Europ{\"a}ische Endemiten“ bewerteten Arten, sind f{\"u}r die Interpretation pal{\"a}ozoogeographischer Prozesse im eurasischen Raum von gr{\"o}{\"s}ter Bedeutung. Bei den Pupillidae wurden bspw. Pupilla alluvionica, P. altaica und P.seminskii neu beschrieben. Kartiert wurde die Verbreitung einer bisher aus Zentralasien unbeschriebenen Form von Pupilla, welche geh{\"a}usemorphologisch der mitteleurop{\"a}ischen Kaltzeitleitart P. loessica entspricht. Offenbar handelt es sich um ein „Lebendes Fossil“. Der Verbreitungsschwerpunkt von P. cf. loessica befindet sich im st{\"a}rker kontinental gepr{\"a}gten SE-Altai. F{\"u}r den konkreten Vergleich pleistoz{\"a}ner Kaltzeit-Faunen des mitteleurop{\"a}ischen Raumes mit rezenten Faunen in Zentralasien orientierte sich der Verfasser exemplarisch an Mollusken-Assoziationen, die Vallonia tenuilabris enthalten. V. tenuilabris ist im Pleistoz{\"a}n des mitteleurop{\"a}ischen Raumes eine der am weitesten verbreiteten kaltzeitlichen Leitarten und ist rezent als k{\"a}lteadaptierte Form bspw. auch in Zentralasien h{\"a}ufig. Unter Fokussierung auf V. tenuilabris und deren Begleitfaunen ergab sich die praktikable Chance, stellvertretend fossile und rezente k{\"a}lteangepasste Faunen miteinander zu vergleichen. Dabei konnte verdeutlicht werden, dass die pleistoz{\"a}nen kaltzeitlichen Faunen Mitteleuropas die engsten Beziehungen zu den rezenten Faunen im s{\"u}dlichen Taigag{\"u}rtel (Altai, N-Mongolei, Baikal-Gebiet) aufweisen. Die rezenten Habitate von V. tenuilabris in Zentralasien befinden sich erwartungsgem{\"a}{\"s} in Gebieten mit Jahresdurchschnittstemperaturen, die deutlich unter 0°C liegen. Die bevorzugten Habitattypen reichen zwar von mesophilen Wiesen, lichten W{\"a}ldern bis in die feuchteren Hochgebirgszonen, jedoch zeigt die Art eine deutliche Pr{\"a}ferenz zu feuchteren Habitaten, wie S{\"u}mpfe, Auen und Gew{\"a}sserufer, feuchte Wiesen und Hochgebirgs-Tundren. F{\"u}r die Interpretation fossiler Gemeinschaften bedeutet dies, dass V. tenuilabris nicht, wie so oft angenommen, eine ausgesprochene Leitart kaltzeitlicher Steppen darstellt, sondern viel eher feuchtere kaltzeitliche Phasen bzw. feuchtere Habitate dominiert.}, language = {de} }