@phdthesis{Schelske2013, author = {Stefan Schelske}, title = {Commitment und Handlungsabbruch: Eine volitionspsychologische Konzeption des Commitment-Konstrukts zur Erkl{\"a}rung eskalierender Persistenz}, journal = {Commitment and the termination of an action: A volitional conception of the construct of commitment for the explanation of escalating peristence}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001580-4}, year = {2013}, abstract = {Theoretischer Hintergrund: Ausdauerndes Handeln (Persistenz) ist f{\"u}r das Erreichen schwieriger Ziele notwendig. Ohne Persistenz und die zugrundliegenden motivational-kognitiven Prozesse w{\"u}rde eine Person bei auftretenden Schwierigkeiten jede Handlung sofort abbrechen. Allerdings stellen sich manche Ziel-Intentionen als kaum umsetzbar heraus, sodass das Ziel, wenn {\"u}berhaupt, nur unter unverh{\"a}ltnism{\"a}{\"s}ig hohen Kosten erreicht werden kann. Persistenz w{\"u}rde dann zu einer Verschwendung von Anstrengung, Zeit oder Geld f{\"u}hren. Wie vorangegangene Studien gezeigt haben, neigen Menschen dazu, an solchen fehlgehenden oder verlustreichen Handlungen festzuhalten. Somit kann Persistenz nicht der einzige Faktor sein, der f{\"u}r eine effektive und ressourcenschonende Zielverfolgung wichtig ist. Zielgerichtetes Verhalten muss auch an relevante Ver{\"a}nderungen, die w{\"a}hrend des Zielstrebens auftreten, angepasst werden, was gegebenenfalls, z. B. bei Lebensgefahr, auch zum Handlungsabbruch f{\"u}hren sollte. In der vorliegenden Arbeit wird eskalierende Persistenz als spezifischer Aspekt dieses Persistenz-Flexibilit{\"a}ts-Dilemmas (Goschke, 2008) analysiert. Der volitionale Zustand, der die Grundlage zielgerichteter Persistenz bildet, wird {\"u}blicherweise als Commitment bezeichnet. Gem{\"a}{\"s} volitionspsychologischer Ans{\"a}tze, wie der Goal-Setting Theorie (Locke \& Latham, 2002) oder dem Rubikon-Model der Handlungsphasen (Gollwitzer, 1990), wird Commitment als Festlegung auf die Erreichung eines Ziels beschrieben. Das Konstrukt wird jedoch eher allgemein definiert. Mit der vorliegenden Arbeit wird das Commitment-Modell der Handlungsphasen (CMHP) vorgeschlagen, das auf dem Rubikon-Modell aufbaut und eine neue, pr{\"a}zisere Perspektive auf Commitment und dessen Implikationen f{\"u}r eskalierende Persistenz bietet. Im CMHP wird Commitment als relative stabile Eigenschaft der Ziel-Intention verstanden, die die Aufrechterhaltung der Intention motivational und kognitiv unterst{\"u}tzt. Somit bleiben die Intention und ihre Umsetzung bei hohem Commitment relativ unbeeinflusst von Problemen, Unannehmlichkeiten oder anderen negativen Ver{\"a}nderungen. In solchen F{\"a}llen konzentriert sich die Person unbeirrt auf die Umsetzung und bewertet das Ziel weiterhin positiv. Diese anf{\"a}nglich funktionale Stabilit{\"a}t der Intention kann zu eskalierender Persistenz f{\"u}hren, wenn Risiken und Kosten der Zielverfolgung weiter ansteigen oder auf unvorteilhaftem Niveau verbleiben. Gem{\"a}{\"s} dem CMHP wird eskalierende Persistenz durch eine reduzierte kognitive Repr{\"a}sentation von Problemen verursacht, die besonders bei hohem Commitment auftritt. Je h{\"o}her das Commitment der Intention ist, desto st{\"a}rker reduziert sich die kognitive Repr{\"a}sentation von Problemen und desto unwahrscheinlicher ist es, dass ein Handlungsabbruch erwogen wird. Somit f{\"u}hren bei hohem Commitment selbst schwerwiegende Problem nicht unmittelbar zum Handlungsabbruch. Empirische Studien: In Studie 1 (N = 115) sollte gezeigt werden, dass problembezogene Informationen bei hohem Commitment nur abgeschw{\"a}cht kognitiv repr{\"a}sentiert werden. Dazu wurden die Faktoren Commitment und Probleme bei einer computergest{\"u}tzten Leistungsaufgabe experimentell variiert. Es zeigte sich modellkonform, dass bei geringem Commitment die kognitive Repr{\"a}sentation der Probleme deutlich positiv vom Faktor Probleme abhing, wohingegen bei hohem Commitment sowohl geringe als auch starke Probleme kaum repr{\"a}sentiert wurden. In Studie 2 gelang es Commitment (als stabilen Parameter der Intention) und Volitionsst{\"a}rke (als flexiblen Parameter der Intention) empirisch zu differenzieren. In diesem L{\"a}ngsschnittexperiment (N = 149) konnte gezeigt werden, dass das Commitment f{\"u}r ein pers{\"o}nliches Ziel {\"u}ber drei Wochen stabil verlief, w{\"a}hrend die Volitionsst{\"a}rke eine flexible Charakteristik aufwies. Zudem stimmte ein Modell mit zwei spezifischen Faktoren der Handlungsregulation (Commitment und Volitionsst{\"a}rke) zu allen Messzeitpunkten deutlich besser mit den empirischen Daten {\"u}berein, als ein Modell mit nur einem globalen Faktor (Commitment = Volitionsst{\"a}rke). In Studie 3 (N = 120) wurden Validit{\"a}tsprobleme des Commitment-Selbstberichts untersucht, die offenbar dem konstruierten Charakter von Intentionen in Laboruntersuchungen geschuldet sind. Bei pers{\"o}nlichen Zielen liegen demgegen{\"u}ber keine Validit{\"a}tsprobleme des Commitment-Selbstberichts vor. Diskussion: Die Annahmen des CMHP wurden durch die Ergebnisse {\"u}berwiegend best{\"a}tigt. In allen drei Studien wurde umso ausdauernder an problematischen Intentionen festgehalten, je h{\"o}her das Commitment war. Die Konstrukte Commitment und Volitionsst{\"a}rke konnten empirisch differenziert werden. Zudem wurde die spezifische Rolle von Commitment bei der kognitiven Repr{\"a}sentation von problembezogenen Informationen gezeigt. Abschlie{\"s}end wird die Bedeutung der Ergebnisse f{\"u}r Ma{\"s}nahmen zur Pr{\"a}vention von eskalierender Persistenz diskutiert.}, language = {de} }