@phdthesis{Limberg2013, author = {Anke Limberg}, title = {Affektive Dysregulation bei Patienten mit Borderline-Pers{\"o}nlichkeitsst{\"o}rung: Psychophysiologische Ver{\"a}nderungen bei der Imagination emotionaler Episoden}, journal = {Affective dysregulation in patients with Borderline Personality Disorder: Psychophysiological changes during imagery of emotional scenes}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001505-2}, year = {2013}, abstract = {Fragestellungen: In dieser Dissertation wurde unter Verwendung psychophysiologischer Parameter die affektive Dysregulation bei Patienten mit einer Borderline-Pers{\"o}nlichkeitsst{\"o}rung (BPS) untersucht. Klinische Beobachtungen legen nahe, dass Personen mit einer BPS Defizite in der emotionalen Steuerung, eine sogenannte affektive Dysregulation mit einer hohen emotionalen Reaktivit{\"a}t, vor allem auf aversive affektive Reize, aufweisen. Die empirischen Befunde sind jedoch inkonsistent. Es wurde daher experimentell {\"u}berpr{\"u}ft, ob sich bei Patienten mit BPS generell eine gesteigerte emotionale Reaktivit{\"a}t im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden nachweisen l{\"a}sst oder ob sich die affektive Dysregulation vorrangig in Reaktion auf pers{\"o}nliche oder st{\"o}rungsspezifische emotionale Themen zeigt. Zus{\"a}tzlich wurde der Einfluss einer, bei der BPS h{\"a}ufigen, komorbiden Posttraumatischen Belastungsst{\"o}rung (PTBS) sowie einer dissoziativen Symptomatik auf die emotionale Reaktivit{\"a}t der BPS-Patienten untersucht. Methodik: Unter Verwendung eines Paradigmas zur Imagination emotionaler Skripte wurden die affektiven Reaktionen von 40 unmedizierten BPS-Patienten (37 weiblich) und 32 psychisch gesunden Kontrollprobanden (27 weiblich) untersucht. Neben standardisierten emotional unangenehmen, neutralen und angenehmen Skripten wurden pers{\"o}nliche (idiographisch aversive) Skripte verwendet, die ein extrem belastendes Lebensereignis beschrieben. Die pers{\"o}nlichen Skripte der BPS-Patienten beinhalteten zumeist Szenen traumatischer Erfahrungen. Au{\"s}erdem wurden st{\"o}rungsspezifische Szenen zu Ablehnung und Verlassenwerden verwendet. Die Probanden waren instruiert, sich die Skripte nach dem Lesen so lebendig wie m{\"o}glich vorzustellen. Als Ma{\"s} der emotionalen Aktivierung w{\"a}hrend der Imagination der Skripte wurden psychophysiologische Parameter wie die emotionsinduzierte Modulation der Schreckreaktion und Indikatoren autonomer Erregung wie die Herzrate und die elektrodermale Aktivit{\"a}t gemessen. Weiterhin wurde die akute und generelle Dissoziation erfasst. Von den 40 Patienten mit einer BPS erf{\"u}llten 26 die Kriterien f{\"u}r eine komorbide aktuelle PTBS. Diese wurden bez{\"u}glich des Schweregrades in zwei Subgruppen unterteilt (moderate PTBS n = 13, schwere PTBS n = 13). Ergebnisse: Die vorliegenden Daten zeigen klar, dass eine generelle affektive Dysregulation bei der Imagination von emotionalen Skripten unterschiedlicher Valenz bei BPS-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen nicht nachweisbar ist. Beide Gruppen wiesen eine vergleichbare Auspr{\"a}gung und Modulation der Schreckreaktionen und der Indikatoren autonomer Erregung auf. Allerdings zeigten BPS-Patienten eine erh{\"o}hte defensive Reaktivit{\"a}t mit potenzierten Schreckreaktionen und einem Anstieg der autonomen Erregung w{\"a}hrend der Imagination der st{\"o}rungsspezifischen Skripte. Eine komorbide PTBS war mit der Beeintr{\"a}chtigung defensiver Reaktionen assoziiert. BPS-Patienten mit aktueller PTBS zeigten im Vergleich zu BPS-Patienten ohne BPS w{\"a}hrend der Imagination aller Skripte generell verminderte Schreckreaktionen und eine eingeschr{\"a}nkte emotionale Modulation. Gerade BPS-Patienten mit schwerer PTBS wiesen w{\"a}hrend der Imagination idiographisch aversiver und st{\"o}rungsspezifischer Skripte eine fehlende Potenzierung der Schreckreaktionen bei einem gleichzeitig deutlich ausgepr{\"a}gten Anstieg der Herzrate als Indikator autonomer Erregung auf. Des Weiteren scheint ein, in die gleiche Richtung weisender, Zusammenhang zwischen dissoziativen Symptomen und den emotionalen Reaktionen der BPS-Patienten zu bestehen. Ein h{\"o}heres Ausma{\"s} an akuter Dissoziation hing mit einer Verminderung der Schreckreaktionen w{\"a}hrend der Imagination idiographisch aversiver Skripte und gleichzeitig st{\"a}rker ausgepr{\"a}gter emotionaler und physiologischer Erregung zusammen. Mit zunehmendem Schweregrad der komorbiden PTBS erh{\"o}hte sich die aktuelle und generelle Dissoziationsneigung. Schlussfolgerungen: Diese Daten implizieren, dass die im klinischen Kontext zu beobachtende affektive Dysregulation bei Patienten mit BPS kein generelles Ph{\"a}nomen darstellt, sondern eher durch Aktivierung spezifischer Schemata ausgel{\"o}st wird. Eine komorbide PTBS moduliert die emotionalen Reaktionen der BPS-Patienten w{\"a}hrend der Imagination emotionaler Skripte in substantieller Weise. Durch die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wird auf die Bedeutung therapeutischer Interventionen im Hinblick auf die manifesten Annahmen {\"u}ber Ablehnung und Verlassenwerden bei BPS-Patienten hingewiesen. Die St{\"a}rkung der F{\"a}higkeiten, bei Aktivierung dieser Annahmen, Erfahrungen klar zu differenzieren und damit einhergehende unangenehme Gef{\"u}hle in Beziehungen zu regulieren, stellen ein zentrales Ziel in der Therapie der BPS dar. Dabei ist es in der klinischen Arbeit von immenser Bedeutung, neben der dissoziativen Symptomatik, das Ausma{\"s} der posttraumatischen Belastung zu beachten, um neue Lernerfahrungen im therapeutischen Kontext zu erm{\"o}glichen.}, language = {de} }