@phdthesis{Mogwitz2014, author = {Anna Mogwitz}, title = {Gr{\"u}nde f{\"u}r die Nichtinanspruchnahme der Screeningkoloskopie - eine qualitative Analyse}, journal = {Reasons for non-utilization of screening colonoscopy- a qualitative analysis}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001760-4}, year = {2014}, abstract = {J{\"a}hrlich erkranken in Deutschland mehr als 70 000 Menschen an einem Kolorektalen Karzinom (KRK). Es ist damit einesder h{\"a}ufigsten Malignome in Deutschland. Die Prognose einer am KRK erkrankten Person ist stark abh{\"a}ngig vom Stadium des Tumors zum Zeitpunkt der Entdeckung. Eine fr{\"u}hzeitige Diagnosestellung ist entscheidend f{\"u}r den gesamten weiteren Verlauf. Aufgrund der h{\"a}ufig langen Symptomlosigkeit des KRK sind Fr{\"u}herkennungsuntersuchungen daher von besonderer Bedeutung. Eine Methode, die sich in den letzten Jahren als Goldstandard etabliert hat, ist die Koloskopie. Seit Oktober 2002 geh{\"o}rt sie in Deutschland zu den von den Krankenkassen finanzierten Screeninguntersuchungen. Die besondere Bedeutung der Koloskopie steht im Zusammenhang mit der Pathogenese des KRK. Ein Gro{\"s}teil aller KRK entsteht aus zun{\"a}chst gutartigen Epitheldysplasien, den Adenomen. Mit Hilfe der Koloskopie k{\"o}nnen KRK sowie Adenome erkannt und Adenome durch eine in derselben Sitzung m{\"o}gliche Polypektomie entfernt werden. Das KRK kann so nicht nur fr{\"u}hzeitig diagnostiziert, sondern bereits seine Entstehung verhindert werden. Bis zum Jahr 2007 nahmen rund 2,9 Mio. der Berechtigten eine Screeningkoloskopie in Anspruch. Die kumulierten Teilnahmeraten der Jahre 2002 bis 2007 lagen bei 14,2 \% (M{\"a}nner) bzw. 15,8 \% (Frauen).Angesichts dieser nur geringen Teilnahmeraten stellte sich die Frage nach den Ursachen der eingeschr{\"a}nkten Inanspruchnahme. In vorliegender Studie wurden die Gr{\"u}nde und beeinflussenden Faktoren der Nicht-Inanspruchnahme mit Hilfe qualitativer Methodik untersucht. Erhebungsinstrumente waren ein halbstrukturiertes Interview auf Grundlage eines Interviewleitfadens sowie ein erg{\"a}nzender Fragebogen zu demographischen Merkmalen. Inhaltlich st{\"u}tzte sich der Leitfaden auf den Health Action Process Approach (HAPA)- eines von Ralf Schwarzer entwickelten Modells zur Erkl{\"a}rung von Verhaltens{\"a}nderungen. Entscheidend f{\"u}r dieses Modell ist die Unterteilung einer Verhaltens{\"a}nderung in zwei Phasen. In der zun{\"a}chst ablaufenden Motivationsphase kommt es durch Einfl{\"u}sse der Risikoerwartung, Selbstwirksamkeitserwartung sowie Handlungsergebniserwartung zur Bildung einer Intention, die in der anschlie{\"s}enden Volitionsphase in die entsprechende Handlung umgesetzt wird. Bei Erstellung des Interviewleitfadens lag ein besonderes Augenmerk auf den beeinflussenden Faktoren der Motivationsphase. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Handlungsergebniserwartung mit Erfragung von konkreten Barrieren und Vorteilen. Die Selbstwirksamkeitserwartung wurde au{\"s}erdem in dem erg{\"a}nzenden Fragebogen erfasst. Die Befragungen fanden in Hausarztpraxen in der l{\"a}ndlichen Umgebung von Greifswald, im Universit{\"a}tsklinikums Greifswald sowie in Privathaushalten in der Umgebung von Dresden statt. Insgesamt wurden 60 Personen interviewt, 50 Interviews wurden in die Auswertung einbezogen. Eingeschlossen wurden Personen ab 55 Jahren ohne KRK in der Eigenanamnese, bei denen noch keine Koloskopie durchgef{\"u}hrt worden war. Bis auf eine Person befanden sich alle Interviewteilnehmer bez{\"u}glich einer Koloskopieteilnahme in der Motivationsphase oder hatten sich noch nicht mit der Screeningkoloskopie auseinander gesetzt. Die Gr{\"u}nde der geringen Teilnahme sind daher in erster Linie im Zusammenhang mit pr{\"a}intentionalen Faktoren zu suchen. Dabei zeigte sich eine insgesamt hohe allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung, w{\"a}hrend die Risikoerwartung der Interviewteilnehmer gering war. Bei den konkret genannten Barrieren spielten vor allem emotional-kognitive Faktoren eine Rolle. Organisatorische Hindernisse wurden als weniger bedeutsam empfunden. Die mit Abstand am h{\"a}ufigsten erw{\"a}hnte Barriere war „Symptomlosigkeit“, gefolgt von „Verdr{\"a}ngung“, „unangenehme Untersuchung“, „Sorge/Angst vor dem Ergebnis“ sowie „keine Arztempfehlung“. Vorteile der Untersuchung wurden deutlich weniger genannt, wobei „Beruhigung“ und „Wissen“ im Vordergrund standen. Der Hauptvorteil der Koloskopie, die Verhinderung des KRK durch Polypektomie, wurde von keinem der Befragten erw{\"a}hnt. Insgesamt wiesen sowohl die konkreten Barrieren als auch die Antworten auf die Fragen zum KRK und der Koloskopie sowie die genannten Vorteile auf einen unzureichenden bzw. falschen Wissensstand hin. Dar{\"u}ber hinaus waren w{\"a}hrend der Interviews deutliche Verdr{\"a}ngungstendenzen durch eine automatische Assoziation der Koloskopie mit Tabuthemen wie Krankheit und Tod zu verzeichnen. Zusammenfassend findet sich mit der vorliegenden Stichprobe eine Personengruppe mit gr{\"o}{\"s}tenteils fehlender Intention bez{\"u}glich einer Teilnahme an einer Screeningkoloskopie, womit eine wichtige Voraussetzung f{\"u}r eine Handlung nicht gegeben ist. Als Hauptgr{\"u}nde der fehlenden Intentionsbildung sind dabei Faktoren im Zusammenhang mit einem unzureichenden Wissensstand sowie Verdr{\"a}ngungstendenzen zu sehen.}, language = {de} }