@phdthesis{Runge2014, author = {Kristin Runge}, title = {Die Entwicklung der chirurgischen Behandlung bei rhegmatogener Netzhautabl{\"o}sung}, journal = {History of surgical treatment of rhegmatogenous retinal detachment surgery}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001719-2}, year = {2014}, abstract = {Seit etwa 150 Jahren ist das Krankheitsbild der Netzhautabl{\"o}sung bekannt und es wurde nach richtigen Entstehungstheorien und erfolgreichen Behandlungsmethoden geforscht. In den ersten etwa 75 Jahren galt die Behandlung als nahezu aussichtslos und Heilungen blieben vereinzelt. Zun{\"a}chst dominierten konservative Behandlungsmethoden, im 20. Jahrhundert wurden zunehmend operative Methoden popul{\"a}r. Die auf falschen {\"a}tiologischen Vorstellungen beruhenden ersten, scheinbar kausalen oder symptomatischen Behandlungsversuche zeigten s{\"a}mtlich wenig Nutzen. Durch GONINS Aufkl{\"a}rung der {\"A}tiopathogenese der rhegmatogenen Netzhautabhebung und das Entwickeln einer kausalen Behandlungsmethode in den 1920er Jahren wurden nennenswerte und reproduzierbare Erfolge erzielt. GONIN folgerte, dass ein gezielter Verschluss aller Netzhautl{\"o}cher die Netzhautabhebung heilen kann und best{\"a}tigte diese Annahme mit seinen Erfolgen; er brachte durch gezielten Rissverschluss mit Ignipunktur etwa die H{\"a}lfte der F{\"a}lle zur Wiederanlegung. GONINS Methode bedeutete nicht nur Hoffnung f{\"u}r die Patienten mit der bis dato als unheilbar geltenden und zur Erblindung f{\"u}hrenden Erkrankung, sie provozierte auch neue Forschung. Es folgten zahlreiche Publikationen in den 1930er Jahren. Weitere Verfahren des Lochverschlusses wurden entwickelt und bestehende modifiziert. Diathermie und chemische Kauterisation sowie die bulbusverk{\"u}rzenden Methoden der Skleraresektion wurden f{\"u}r den Rissverschluss angewandt. Ein neuer Behandlungsansatz waren die eindellenden Verfahren in den 1950er Jahren; eine lokale Eindellung der Sklera von au{\"s}en sollte den Riss verschlie{\"s}en und von Glask{\"o}rpertraktionen entlasten. Neben dem Anstieg der Erfolgsraten bestach vor allem der m{\"o}gliche Verzicht auf Ruhigstellung und die komplikationsreiche Drainage, und CUSTODIS’ Plombenoperation revolutionierte erneut die Behandlung der Netzhautabl{\"o}sung. Licht- und sp{\"a}ter Laserkoagulation als interne und Kryokoagulation als externe neue Retinopexiemethoden l{\"o}sten die alten Koagulationsverfahren ab und werden in der Regel erg{\"a}nzend angewandt, um eine Adh{\"a}sion zwischen Netzhaut und Choroidea zu beschleunigen. Das erfolgreiche Behandeln komplizierterer Abl{\"o}sungen wurde erm{\"o}glicht durch umschn{\"u}rende Eindellung, erg{\"a}nzende Luft- und Gasinjektion, Vitrektomie, Silikon{\"o}lchirurgie und weitere netzhautchirurgische Ma{\"s}nahmen. Zahlreiche Modifikationen der bestehenden Methoden steigerten die Erfolge bis an die m{\"o}glichen Grenzen der jeweiligen Verfahren. Neue oder verfeinerte, leistungsf{\"a}hige Untersuchungs- und Operationsger{\"a}te verbesserten au{\"s}erdem die M{\"o}glichkeiten der Diagnostik und Behandlung. So verbesserte sich stetig die Prognose der behandelten Netzhautabl{\"o}sungen und die Behandlungsindikation wurde auf komplizierte F{\"a}lle ausgeweitet, so dass derzeit bei der operativen Behandlung der rhegmatogenen Netzhautabl{\"o}sung Erfolgsraten {\"u}ber 95 \% am unausgelesenen Patientengut angegeben werden. Obwohl die Ursachenforschung der Netzhautabl{\"o}sung an sich heute als belegt und unumstritten gilt, besteht noch kein Konsens {\"u}ber das optimale Vorgehen, welche Operationsmethode bei welchen Bedingungen angewandt werden sollte. Eine individuelle Wahl des Verfahrens, abh{\"a}ngig von verschiedenen Faktoren, wird favorisiert. Bei unkomplizierter Abl{\"o}sung gilt im Allgemeinen die Plombenoperation als Methode der Wahl, wenn Art der Abl{\"o}sung und Lage des Netzhautlochs es erlauben. Die prim{\"a}re Anwendung invasiver Verfahren wie der Vitrektomie auch bei einfachen Abl{\"o}sungen wird kontrovers diskutiert, wie auch die postoperative Drainage des subretinalen Fluidums. Eine prophylaktische Behandlung wird bei symptomatischen Netzhautrissen empfohlen. Vor allem mit dem Rissverschluss wurden fr{\"u}h noch heute g{\"u}ltige Behandlungsprinzipien etabliert, auch wenn die Behandlung oft auf empirisch best{\"a}tigtem Wissen anstelle kontrollierter Studien beruhte. Etliche Behandlungsans{\"a}tze wurden bereits lange vor ihrer breiten Anwendung entworfen, und Neuerungen wurden von der Fachwelt zun{\"a}chst kritisch gemustert, bevor sie sich durchsetzten, oft mit jahrelanger Verz{\"o}gerung nach der ersten Ver{\"o}ffentlichung. Die Einteilung der Methoden und ihrer Entwicklung durch andere Autoren ist uneinheitlich. Unbestritten f{\"u}hrt seit der GONIN-{\"A}ra der Lochverschluss als roter Faden durch die erfolgreiche Behandlung der rhegmatogenen Netzhautabl{\"o}sung. CUSTODIS’ Plombenoperation stellt den n{\"a}chstgr{\"o}{\"s}ten Meilenstein f{\"u}r die Behandlung unkomplizierter Abl{\"o}sungen dar. Voraussetzung f{\"u}r den gezielten Lochverschluss bleibt bis heute, pr{\"a}operativ alle f{\"u}r die Netzhautabl{\"o}sung urs{\"a}chlichen Defekte genau zu lokalisieren. Die anatomische Wiederanlegung wurde weitgehend optimiert. Neben der Heilung auch komplizierter Netzhautabl{\"o}sungen bleiben die Ziele, rasch dauerhafte und gute Visusergebnisse mit m{\"o}glichst technisch einfacher Durchf{\"u}hrung und wenig Einschr{\"a}nkung und Belastung f{\"u}r den Patienten zu erreichen und die Komplikations-, Morbidit{\"a}ts- und Reoperationsraten der operativen Methoden weiter zu senken. Letztlich stellt das Beherrschen der Proliferativen Vitreoretinopathie als h{\"a}ufigster Ursache f{\"u}r Komplikationen und Misserfolge derzeit die gr{\"o}{\"s}te Herausforderung dar.}, language = {de} }