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Bitte verwenden Sie diesen Link, wenn Sie dieses Dokument zitieren oder verlinken wollen: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-002074-1

Verankerung der UNESCO-Biosphärenreservats-Idee bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus drei deutschen Modellregionen nachhaltiger Entwicklung

  • Die Idee von UNESCO-Biosphärenreservaten besteht darin, den Erhalt der biologischen Vielfalt mit der nachhaltigen Regionalentwicklung unter Beteiligung der Bevölkerung zu verbinden. Inwiefern die Idee unterstützt und in der eigenen Lebensweise berücksichtigt wird, wurde exemplarisch für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus drei Regionen analysiert. In Deutschland sind die UNESCO-Biosphärenreservate im Bundesnaturschutzgesetz rechtlich gesichert und gehören in den Zuständigkeitsbereich der Landesumweltministerien. Damit fehlt es ihnen oftmals an Zuständigkeiten, Personal und Geldern über naturschutzfachliche Themen hinaus. Mit dem Auftrag der Gewerbeförderung und dem Ausbau der Infrastruktur ergänzen die Gemeinden die naturschutzfachlichen Kompetenzen der deutschen UNESCO-Biosphärenreservate. Daher ist eine Zusammenarbeit für den Erfolg entscheidend. Die Forschungsfrage lautet somit: Wie ist die Idee der UNESCO-Biosphärenreservate in dem Wissen, den Einstellungen und dem Handeln der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den UNESCO-Biosphärenreservaten Schaalsee, Schorfheide-Chorin und Südost-Rügen verankert? Den Anforderungen der qualitativen Sozialforschung entsprechend, wurden die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der drei UNESCO-Biosphärenreservate 2010 interviewt. Das neuartige Konzept Verankerung der UNESCO-Biosphärenreservats-Idee bei Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ergab sich aus einem abduktiven Forschungsprozess: Er bestand aus einem Wechselspiel zwischen der Analyse von 45 leitfadengestützten Interviews nach der Grounded-Theory-Methodologie und dem Studium der sozialwissenschaftlichen Forschungen zu Akzeptanz, Partizipation und Governance in Schutzgebieten. Das Konzept Verankerung umfasst drei Dimensionen: Wissen, Einstellung und Handeln. Diese wurden mit jeweils vier bis fünf Kategorien gefüllt, die durch die explorative Analyse der Interviews identifiziert wurden. Orientiert an der Gesamtbeurteilung der Vor- und Nachteile des UNESCO-Biosphärenreservates vor Ort konnten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in fünf unterschiedliche Typen der Verankerung unterteilt werden: Für die Unterstützer bringt das Biosphärenreservat vor Ort deutlich mehr Vorteile als Nachteile. Sie verfügen über umfangreiches Wissen zum Biosphärenreservat und zeigen eine hohe Eigeninitiative zur Umsetzung der Biosphärenreservats-Idee. Für die Befürworter überwiegen ebenso die Vorteile gegenüber den Nachteilen, jedoch nicht so deutlich wie bei den Unterstützern. Sie wissen weniger genau über das Biosphärenreservat vor Ort Bescheid, beteiligen sich aber bei Projekten der Biosphärenreservats-Verwaltung. Für die Unentschiedenen sind die Vor- und Nachteile des Biosphärenreservates ausgewogen. Sie kennen im Prinzip die Aufgaben von Biosphärenreservaten, konkrete Aktivitäten vor Ort sind ihnen aber kaum bekannt. Bei formellen Beteiligungsverfahren haben sie negative Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Biosphärenreservats-Verwaltung gemacht. Sie loben jedoch einzelne Projekte. Für die Kritiker überwiegen die Nachteile gegenüber den Vorteilen des Biosphärenreservates. Sie bemängeln die Beteiligung der Gemeinden bei der Ausweisung des Biosphärenreservates als unzureichend und beanstanden die Zusammenarbeit mit der Biosphärenreservats-Verwaltung in formellen Beteiligungsverfahren. Sie sind Einheimische und haben im Alltag sehr starke Einschränkungen durch das Biosphärenreservat erfahren. Die Unbeteiligten können weder Vor- noch Nachteile des Biosphärenreservates benennen. Sie wissen kaum etwas über die Aktivitäten der Biosphärenreservats-Verwaltung und arbeiten selten mit ihr zusammen. In der komparatistische Analyse der Typen in den drei Biosphärenreservaten zeigen sich folgende Unterschiede: Im Biosphärenreservat Schaalsee sind die meisten Unterstützer und Befürworter zu finden, so dass dort die Biosphärenreservats-Idee am stärksten bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern verankert ist. Im Gegensatz dazu sind im Biosphärenreservat Südost-Rügen die meisten Kritiker. Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist der Anteil der Unentschiedenen am größten. Diese Unterschiede sind eine Momentaufnahme und unterliegen einem ständigen Wandel. Da es durch die Kommunalwahlen regelmäßig zu neuen Konstellationen kommt, sollte diese Untersuchung nach jeder Wahl wiederholt werden. Die Ergebnisse können nicht mit der Verankerung der Biosphärenreservats-Idee bei der Bevölkerung gleichgesetzt werden, wie eine Gegenüberstellung mit den Ergebnissen einer Bevölkerungsbefragung aus 2010 gezeigt hat. Alles in allem liefert das Konzept Verankerung der Biosphärenreservats-Idee und die Differenzierung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Typen der Verankerung einen neuen Ansatz zur Analyse von Stakeholdern im Schutzgebietsmanagement. Es gibt dem Management eine bessere Handlungsorientierung: Es geht darum, eigenverantwortliches Handeln der Bürgerinnen und Bürger differenziert anzuregen und zu unterstützen.
  • The idea of UNESCO biosphere reserves aims at preserving biological diversity and strengthening sustainable development together with local people in a spatially defined region. Mayors of three regions were analyzed to identify in which way people internalize the idea and integrate it in their way of living. In Germany, UNESCO biosphere reserves are legally anchored in the Federal Nature Conservation Act and their administrations fall under the responsibility of the environmental ministry. This is why competencies, staff and financial resources are often missing for tasks beyond nature conservation. Municipalities complement the competencies with their duties to maintain public infrastructures and stimulate economic development. Therefore, collaboration is crucial for the success of the biosphere reserve. Therefore, the research question is the following: In what way is the idea of UNESCO biosphere reserves anchored in the knowledge, attitudes and actions of mayors in the UNESCO biosphere reserves Schaalsee, Schorfheide-Chorin and Southeast-Rügen? Based on empirical social sciences methods, interviews with almost all mayors of these three UNESCO biosphere reserves were conducted in 2010. The new concept anchoring the idea of UNESCO biosphere reserves with mayors is a result of an abductive research process: It comprises the analysis of 45 semi-structured interviews following the methodology of Grounded Theory embedded in the detailed analysis of relevant social science research on acceptance, participation and governance in protected areas. The concept of anchoring encompasses three dimensions: knowledge, attitude and action. They are each divided into four to five categories which were identified during the explorative analysis of the interviews. Based on mayors’ valuation of advantages and disadvantages of the local biosphere reserve, they were classified into five types of anchoring: For supporters, the local biosphere reserve brings many more advantages than disadvantages. Mayors in this group share an extensive knowledge about it and are engaged in realizing the idea of biosphere reserves. They are 45 to 54 years old. The advocates perceive more advantages than disadvantages, though not as clearly as the supporters. They know less about the local biosphere reserve, but believe that it brings positive changes for their municipality. They participate in projects of the biosphere reserve´s administration and are between 55 and 64 years old. For the undecided, the advantages and disadvantages of the biosphere reserve are equal. They generally understand, what the tasks of a biosphere reserve are, but are rarely aware of the numerous local activities. Though they appreciate specific projects run by the biosphere reserve administration, they generally experience the formal collaboration with the administration as difficult. For the critics, the disadvantages of the local biosphere reserve prevail. They criticize the lack of involvement of the municipalities during the designation of the biosphere reserve and complain about the formal collaboration with the biosphere reserve´s administration. Critics are native to the region and experience strong restrictions in their daily life because of the biosphere reserve. The uninvolved perceive neither advantages nor disadvantages of the biosphere reserve. They hardly know anything about the activities of the biosphere reserve´s administration nor collaborate with them. While comparing the three biosphere reserves, most supporters and advocates are found in the biosphere reserve Schaalsee. So it can be deduced, that the idea of biosphere reserves is most strongly anchored with the mayors in this area. In contrast to Schaalsee most critics are based in the biosphere reserve Southeast-Rügen. The number of undecided is most common in the biosphere reserve Schorfheide-Chorin. These findings are only valid for 2010 and are underlying constant chances. Municipal elections create regularly new constellations, so this research should be repeated after each election. The results can also not be transferred from mayors to their citizens, as a first comparison with results of a local attitude survey in 2010 shows. Altogether, the concept anchoring the idea of biosphere reserves and its typology provides a new approach to analyze stakeholders in protected area management. It gives the management a better action orientation: It is about encouraging and supporting self-reliant action of citizens.

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Metadaten
Author: Clara Buer
URN:urn:nbn:de:gbv:9-002074-1
Title Additional (English):Anchoring the idea of UNESCO biosphere reserves with mayors in three model regions for sustainable development in Germany
Advisor:Prof. Dr. Ludwig Ellenberg, Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2014/11/28
Granting Institution:Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (bis 31.05.2018)
Date of final exam:2014/11/12
Release Date:2014/11/28
Tag:Bürgermeister; Deutschland; UNESCO-Biosphärenreservat; biologische Vielfalt; qualitative Sozialforschung
Germany; acceptance; mayor; participation; protected areas; qualitative social studies; sustainable development
GND Keyword:Akzeptanz, Partizipation, Großschutzgebiet, Gemeinde, nachhaltige Entwicklung
Faculties:Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät / Institut für Geographie und Geologie
DDC class:500 Naturwissenschaften und Mathematik / 550 Geowissenschaften, Geologie