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Bitte verwenden Sie diesen Link, wenn Sie dieses Dokument zitieren oder verlinken wollen: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-001301-6

Psychische Erkrankungen bei Gefängnisinsassen

  • Studien belegen, dass Gefangene des regulären Strafvollzugs im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in deutlich erhöhtem Ausmaß unter psychischen Erkrankungen und traumatischen Erfahrungen leiden. Im deutschsprachigen Raum existieren dennoch nur wenige Untersuchungen, welche sich evidenzbasiert mit der psychischen Gesundheit der Gefangenen befassen. Auch die offizielle Datenlage zur Auftretenshäufigkeit psychischer Erkrankungen sowie die psychiatrische Versorgung in den Gefängnissen werden dieser Problematik nicht gerecht. Die vorliegende Arbeit liefert vor diesem Hintergrund einen Beitrag zur Erfassung der Prävalenz psychischer Erkrankungen und traumatischer Erfahrungen bei Gefangenen in Deutschland und Europa, verdeutlicht die Folgen langfristiger Haftstrafen für die psychische Gesundheit und betont die Notwendigkeit adäquater psychiatrischer Versorgungsstrukturen in den Gefängnissen. In unseren Studien zeigten sich bei Gefangenen in Deutschland hohe Auftretenshäufigkeiten von psychischen Erkrankungen, vor allem hinsichtlich der substanzbezogenen Störungen und der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Daneben traten Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten in erheblichem Ausmaß auf. Drei Viertel der Gefangenen berichteten von traumatischen Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Die Untergruppe der Straftäter mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung wies eine nochmals deutlich erhöhte psychische Belastung auf. Eine vergleichende Gegenüberstellung der psychischen Symptombelastung bei zwei Gefangenenstichproben in Deutschland mit unterschiedlich langen Freiheitsstrafen bildete in beiden Gruppen einen hohen psychiatrischen Behandlungsbedarf sowie eine signifikant erhöhte Belastung der längerfristig Inhaftierten ab. Der Vergleich ließ damit Annahmen über die Ursachen der erhöhten psychischen Belastung bei langjährig Inhaftierten zu. Der hohe psychiatrische Behandlungsbedarf bestätigte sich auch bei Gefangenen in 10 weiteren europäischen Ländern. Suizidales und selbstverletzendes Verhalten stellte europaweit ein noch größeres Problem dar als in Deutschland. Zusätzlich gab jeder europäische Gefangene durchschnittlich drei traumatische Erlebnisse an, bei ca. einem Siebtel der Befragten hatte sich aus den traumatischen Erfahrungen eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Aus den Ergebnissen folgt die Forderung nach einer konsequenteren Erfassung psychiatrischer Erkrankungen bei Gefangenen des regulären Strafvollzugs sowie einer Verbesserung der Versorgungsbedingungen im Sinne einer Angleichung an die allgemeine Psychiatrie.
  • Previous studies indicate that, compared to the general population, prisoners suffer to a substantially increased degree from mental distress and traumatic experiences. The present doctor’s thesis is based on a sample of 102 male German short-term prisoners and 1055 male European long-term prisoners. In the german sample, the prevalence of mental disorders and childhood traumatic experiences was investigated by means of the Structured Clinical Interviews for DSM-IV (SCID I and II) and the Childhood Trauma Questionnaire (CTQ). In the international sample, mental distress, traumatization and the prevalence of the Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) were comparatively assessed by means of the Brief Symptom Inventory (BSI) and the Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS). German prisoners showed considerably higher rates of lifetime and current mental disorders as well as childhood trauma experiences compared to the general population. A majority of prisoners in Europe were in need of psychological treatment due to mental distress and traumatic experiences. In addition, short-term prisoners showed an increase in mental distresss compared to long-term prisoners. Our findings confirm the hypothesis of prisoners being a severely traumatized population suffering substantially from mental distress and mental disorders. They point out the outcome of long prison sentences, stress the need for psychiatric and psychotherapeutic treatment in prison and emphasize the importance of preventive care.

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Metadaten
Author: Daniel Kopp
URN:urn:nbn:de:gbv:9-001301-6
Title Additional (English):Mental disorders in prisoners
Advisor:PD Dr. Manuela Dudeck, Prof. Dr. Alfons Hamm
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2012/09/11
Granting Institution:Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Philosophische Fakultät (bis 31.05.2018)
Date of final exam:2012/08/06
Release Date:2012/09/11
Tag:Gefangene; Gefängnis; Psychische Störung; Psychopathologie; Trauma
mental disorder; prison; prisoner; psychopathology; trauma
GND Keyword:Gefängnis, Psychische Störung, Psychopathologie, Trauma, Gefangener
Faculties:Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät / Institut für Psychologie
DDC class:100 Philosophie und Psychologie / 150 Psychologie