Open Access

Dorothea Dörfel

• Zielsetzung: Cutibacterium (C.) acnes ist Teil des anaeroben Haut-Mikrobioms. Besonders in der Schulterchirurgie kommt es postoperativ häufig zu Infektionen mit C. acnes auf Grund der schwierigen Erreichbarkeit des Erregers durch das Hautantiseptikum in den Haarfollikeln der Haut. Basierend auf der Hypothese, dass eine verlängerte Einwirkzeit des Hautantiseptikums in talgdrüsenreichen Arealen wie der Schulter das Eindringen in die Haarfollikel begünstigt und dadurch die antiseptische Wirksamkeit verbessert wird, sollte die Effektivität der derzeit üblichen Einwirkzeit von 2,5 min mit der Einwirkzeit von 30 min verglichen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften von PVP-Iod und Chlorhexidindigluconat (CHG) sollten zwei handelsübliche alkoholische Hautantiseptika mit Gehalt an PVP-Iod bzw. CHG miteinander verglichen werden. Methode: Im cross-over-Design wurde auf der Schulter von 16 gesunden, freiwilligen Probanden die Einwirkzeit von 2,5 min mit einer Einwirkzeit von 30 min jeweils mit einem PVP-I-haltigen Hautantiseptikum und einem CHG-haltigen Hautantiseptikum verglichen werden. Die Probenentnahmen erfolgten vor, direkt nach und 3h nach erfolgter Hautantiseptik. Analysiert wurde sowohl die aerobe als auch die anaerobe Hautflora. Ergebnisse: Die aerobe residente Hautflora wurde durch beide Antiseptika bereits bei der kurzen Einwirkzeit effektiv eradiziert. Die anaerobe residente Flora wurde hinsichtlich der Sofortwerte durch das PVP-I-haltige Antiseptikum sowohl bei der Einwirkungszeit von 2,5 min als auch von 30 min effektiver reduziert als durch das CHG-haltige Antiseptikum. Die nach 3 h erhobenen Werte zeigten dagegen nur die Tendenz der höheren Wirksamkeit bei der verlängerten Einwirkzeit des PVP-I-haltigen Antiseptikums. Die verlängerte Einwirkzeit hatte bei beiden Antiseptika keinen negativen Einfluss auf die intakte Haut, d.h. keiner der Probanden klagte über Hautirritationen oder Beschwerden. Schlussfolgerung: Die alkoholische Zubereitung mit PVP-Iod ist dem CHG basierten Alkohol an Wirksamkeit gegen die anaerobe Flora im Sofortwert überlegen. Die klinische Relevanz dieser Studie sollte in einer randomisierten klinischen Studie mit dem Endpunkt SSI verifiziert werden.
• Background: Cutibacterium acnes is part of the anaerobic skin microbiome and resides in deeper skin layers. The organism is an agent of surgical site infections (SSI) in shoulder surgery. We hypothesized that prolonged skin preparation with an agent that penetrates deeply into the skin would be beneficial. Thus, we compared two classes of antiseptics, each combined with alcohol, each applied with two different contact times. Methods: Using a cross-over arrangement, shoulders of 16 healthy volunteers were treated for 2.5 min (standard) or 30 min (prolonged) with alcohol-based chlorhexidine (CHG-ALC) or alcohol-based povidone-iodine (PVP-I-ALC). Skin sites were sampled before, immediately after, and 3 h after treatment, using a standardized cup-scrub technique. Results: Aerobic skin flora was reduced more effectively by PVP-I-ALC than by CHG-ALC after 2.5 min application and immediate sampling (reduction factor [RF] 2.55 ± 0.75 vs. 1.94 ± 0.91, p = 0.04), but not after prolonged contact times and 3-h sampling. Coagulase-negative staphylococci were completely eliminated after PVP-I-ALC application, but still recovered from 4 of 32 samples after CHG-ALC application. Anaerobic flora was reduced more effectively by PVP-I-ALC than CHG-ALC after standard (RF 3.96 ± 1.46 vs. 1.74 ± 1.24, p < 0.01) and prolonged (RF 3.14 ± 1.20 vs. 1.38 ± 1.16, p < 0.01) contact times and immediate sampling, but not after 3-h sampling. No adverse events were reported. Conclusions: PVP-I-ALC showed marginal benefits concerning the aerobic flora, but more substantial benefits over CHG-ALC concerning the anaerobic flora of the shoulder. Standard and prolonged contact times showed superiority for PVP-I-ALC for anaerobic flora at all immediate sampling points, but missed significance at 3-h sampling. The results underscore the need for protection against C. acnes and coagulase-negative staphylococci in orthopaedic surgery. The clinical relevance of these findings, however, should be studied with SSI as an endpoint.