Auf der Grundlage der populationsbezogenen Daten der Study of Health in Pomerania wurden in dieser Studie a) die HĂ€ufigkeit einer dynamischen ĂberblĂ€hung und b) prĂ€diktive Faktoren fĂŒr das Auftreten dieses PhĂ€nomens analysiert.
Es wurden Daten von 6753 Probanden (3510 weiblich) aus 2 Kohorten der Study of Health in Pomerania (SHIP-2 und SHIP-TREND) untersucht.
Eine dynamische ĂberblĂ€hung wurde mit Hilfe der IC-Manöver, welche im Rahmen der Spiroergometrie durchgefĂŒhrt wurden, als Konstanz oder Anstieg des EELV unter Belastung definiert.
Analysiert wurden die Ergebnisse anhand von 2148 Probanden (1052 weiblich) mit einem vollstÀndigen kardiopulmonalen Untersuchungskomplexes ohne gröbere Fehler, mindestens 3 IC-Manövern der Spiroergometrie und einer VariabilitÀt des EELV von weniger als 200 ml.
Aus dieser Gesamtgruppe wurde durch Ausschluss von aktiven Rauchern und Probanden mit kardiopulmonalen Vorerkrankungen und Vormedikation eine gesunde Studienpopulation extrahiert. Mit Hilfe einer detaillierten QualitÀtsanalyse ergab sich aus der Gesamtpopulation zusÀtzlich eine Studienpopulation mit fehlerfreien dynamischen Fluss-Volumen-Kurven.
Alle Ergebnisse wurden als Absolut- und Relativwerte angegeben. Die Relativwerte wurden anhand der vorgestellten Normwertformeln berechnet.
Bei einem mittleren Alter von 54 und 52 Jahren und einem mittleren BMI von 27 kg/m2 wiesen die untersuchten Studienpopulationen lungenfunktionelle Werte im Normbereich auf. Zudem war eine normale Belastbarkeit bei normwertiger peakVO2 und VO2@AT gegeben.
Die Datenlage zu HĂ€ufigkeiten und PrĂ€diktoren der dynamischen ĂberblĂ€hung war bisher noch gering. So konnten wir mit Hilfe unserer Studie zeigen, dass eine dynamische ĂberblĂ€hung bei Probanden einer epidemiologischen Studie mit einer HĂ€ufigkeit von bis zu 23 % vorkommt. ZusĂ€tzlich war es möglich, die PrĂ€valenz der dynamischen ĂberblĂ€hung ĂŒber alle Altersgruppen getrennt fĂŒr MĂ€nner und Frauen anzugeben.
Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen der Probanden mit und ohne dynamische ĂberblĂ€hung zeigten sich in allen drei Studienpopulationen hinsichtlich Alter (Jahren), BMI (kg/m2) und GröĂe (cm) sowie bezĂŒglich der spirometrischen Parameter FEV (l), PEF (l/s) und MEF 75 (l/s) und der bodyplethysmografischen Parameter Rtot (kPa*s/l und %pred) und ITGV (l).
Weitere signifikante Unterschiede waren in den spiroergometrischen Parametern peakVO2 (ml/min), Vtin_max (l) und peakVt (l und %pred) zu verzeichnen.
Als bester PrĂ€diktor einer dynamischen ĂberblĂ€hung erwies sich in unserer Studie der Atemwegswiderstand Rtot in %pred, gefolgt von Alter, GröĂe und Gewicht.
Unsere Studie stellt die Bedeutung der dynamischen Fluss-Volumen-Kurven als ein wichtiges diagnostisches Verfahren im Rahmen der Spiroergometrie heraus und zeigt Möglichkeiten einer qualitativen Bewertung dieser Untersuchungsmethode auf. Sie ist zudem eine der ersten Studien, welche die lungenfunktionellen und spiroergometrischen Parameter hinsichtlich ihrer prĂ€diktiven Potenz zur Feststellung einer dynamischen ĂberblĂ€hung untersuchte.
Um die Bedeutung fĂŒr den klinischen Alltag herauszuarbeiten, werden weitere Studien notwendig sein.
Prognoseparameter bei Patienten mit chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH)
(2019)
Bei der CTEPH handelt es sich um eine schwerwiegende chronisch verlaufende Erkrankung, die unbehandelt oftmals mit einer schlechten Prognose einhergeht. Da die pulmonale Thrombendarteriektomie eine potentiell kurative Therapiemethode darstellt, ist zum einen eine frĂŒhe Diagnosestellung der Erkrankung essentiell. Zum anderen ist es jedoch gerade aufgrund der oftmals schlechten Prognose wichtig, relevante Prognoseparameter zu eruieren, um den weiteren Krankheitsverlauf der Patienten besser abschĂ€tzen zu können.
In unserer Studie wurden insgesamt 66 CTEPH- und 95 Kontroll-Patienten untersucht. Hierbei werteten wir die klinischen, hĂ€modynamischen, spiroergometrischen, echokardiographischen, lungenfunktionellen und laborchemischen Daten aus, welche im Zeitraum von 25.01.2002 bis 10.07.2015 erhoben wurden. Im ersten Teil unserer Studie erfolgte eine Deskription beider Gruppen mit vergleichender Analyse hinsichtlich signifikanter Unterschiede zwischen beiden Patientengruppen. Im zweiten Teil wurden Prognoseparameter fĂŒr die CTEPH Gruppe ermittelt. Neben einer univariaten Cox-Analyse wurden in drei multivariablen Modellen die Parameter VE/VCO2-Slope, KCO, VO2Peak% und die stattgehabte PEA auf ihre prognostische Wertigkeit ĂŒberprĂŒft. FĂŒr die prognostisch relevanten Parameter wurden ROC-Kurven und Ăberlebenszeitanalysen nach Kaplan-Meier erstellt.
Die vergleichende Betrachtung der beiden Patientengruppen zeigte zahlreiche statistisch signifikante Unterschiede bei den hĂ€modynamischen Parametern (PVR, HZV, RAPm, PCWP, artPO2 sowie fĂŒr die pulmonal arteriellen Druckwerte). Auch in den nicht invasiven Untersuchungen lieĂen sich signifikante Unterschiede abbilden. So wiesen die CTEPH Patienten in der Spiroergometrie VerĂ€nderungen auf, die in erster Linie auf eine eingeschrĂ€nkte LeistungsfĂ€higkeit und verminderte Atemeffizienz hinweisen. Echokardiographisch zeigten die CTEPH Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe gröĂere rechts- und geringere linksventrikulĂ€re Durchmesser, eine reduzierte rechtsventrikulĂ€re Funktion sowie eine eingeschrĂ€nktere diastolische LV-Funktion. In der Lungenfunktionsuntersuchung ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen, wobei beide Gruppen Hinweise fĂŒr eine Störung des Gasaustausches boten. Als fĂŒr die PrognoseabschĂ€tzung der CTEPH Patienten relevante Parameter erwiesen sich in der univariaten Analyse eine stattgehabte PEA, das Alter, die spiroergometrischen Parameter Belastungsdauer, AFRuhe, VO2Peak, VO2Peak%, VE/VCO2-Slope, der durch Diffusionsmessung bestimmte KCO sowie das echokardiographisch ermittelte E/A-VerhĂ€ltnis. VO2Peak% erwies sich in allen drei multivariablen Modellen unter Einbezug von VE/VCO2-Slope, KCO und PEA als unabhĂ€ngiger Prognoseparameter. KCO erwies sich unter Einbezug von VE/VCO2-Slope und VO2Peak%, nicht jedoch unter Einbezug von VO2Peak% und PEA als unabhĂ€ngiger Prognoseparameter. PEA zeigte seine prognostische UnabhĂ€ngigkeit bei Mitbetrachtung von VO2Peak% und KCO. Der Cutoff-Wert zur Diskrimination des 12-MonatsĂŒberlebens lag fĂŒr VO2Peak% bei 47,72% und fĂŒr KCO bei 0,97 mmol/min/kPa/l. In Hinblick auf die Ăberlebenszeitanalyse der CTEPH Patienten ergab sich fĂŒr mittels PEA versorgte Patienten eine 3-Jahres-Ăberlebensrate von 92% und eine 5-Jahres-Ăberlebensrate von 86%. FĂŒr nicht operativ versorgte Patienten zeigte sich hingegen eine 3-Jahres-Ăberlebensrate von 56% und 5-Jahres-Ăberlebensrate von 37%.
Neben der bereits etablierten RHK-Untersuchung stellen nicht-invasive Verfahren aufgrund ihrer potentiell komplikationsĂ€rmeren Natur eine wichtige Rolle bei der Detektion und PrognoseabschĂ€tzung der CTEPH dar. Im Rahmen der nicht invasiven Methoden zeigen sich zudem zahlreiche signifikante Unterschiede zwischen CTEPH Patienten und Kontroll-Patienten. WeiterfĂŒhrende Untersuchungen sind notwendig, um eine genaue Detektion dieser ânon-PH Patientenâ anhand nicht invasiver Diagnostikmethoden als Alternative zur invasiven RHK-Diagnostik zu ermöglichen. FĂŒr die PrognoseabschĂ€tzung der CTEPH Patienten eignet sich vor allem VO2Peak% als nicht invasiver Prognoseparameter.
In Ăbereinstimmung mit bereits veröffentlichten Daten legen auch unsere Ergebnisse nahe, dass eine Therapie mittels PEA grundsĂ€tzlich fĂŒr jeden Patienten geprĂŒft werden sollte, da sich hierdurch die Prognose der CTEPH Patienten signifikant verbessert.
Ziel unserer Untersuchungen war es insbesondere, fĂŒr die Patienten mit einer rheumatologischen Grunderkrankung Faktoren zu finden, welche prognostische Relevanz in Hinblick auf das weitere Ăberleben aufweisen, und diese fĂŒr die Patienten mit und ohne PAH zu vergleichen.
Im Rahmen der deskriptiven Betrachtung lieĂ sich erkennen, dass die von uns erhobenen Daten der Patienten mit einer PAH auch im internationalen Vergleich mit Ă€hnlichen Patientengruppen keine groĂen Abweichungen in den Untersuchungsergebnissen zeigten. Auch im Hinblick auf das Ăberleben reihten sich unsere Ergebnisse in die Vergleichsdaten ein.
Mit Blick auf den Vergleich der 3 Gruppen - mit PAH, mit grenzwertig erhöhtem mPAP und ohne PAH - stellten wir fest, dass zwar die Patienten mit PAH gegenĂŒber den Patienten ohne diese Erkrankung in vielen Parametern schlechtere Werte aufwiesen, jedoch konnte diese Tendenz fĂŒr die mittelstĂ€ndige Gruppe nicht durchweg bestĂ€tigt werden. Hier ist jedoch noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Gruppe mit grenzwertig erhöhtem mPAP (21 bis 24 mmHg) in unserer Arbeit nur durch 7 Patienten vertreten war und damit in ihrer Aussagekraft stark eingeschrĂ€nkt ist.
In der univariaten Analyse zeigte sich eine Vielzahl an signifikanten Prognoseparametern in der Gesamtgruppe. Insbesondere die spiroergometrische Untersuchung, aber auch die Untersuchung der Lungenfunktion und die Echokardiographie wiesen Werte auf, die fĂŒr die Prognose der Patienten in der Gesamtgruppe eine signifikante Vorhersagekraft hatten.
In der spiroergometrischen Untersuchung konnten hier unter anderen Werten der VO2max-Wert und die Werte der ventilatorischen Effizienz (EqCO2 und PETCO2) sowie Belastungsdauer und RRsys/dia bestÀtigt werden, die schon in vorherigen Studien prognostische Relevanz zeigten.
HĂ€modynamisch zeigten sich auĂer PVR, TPG, ZVD, PAP und SAP auch die Blutgasanalysen mit venSO2, artSO2 und artpO2 bedeutsam. Lungenfunktionsuntersuchung und Echokardio-graphie zeigten Signifikanzen fĂŒr die Parameter VC, FVC, FEV1, PEF, MEF 75/50, RV/TLC und die Diffusionskoeffizienten TLCO und KCO, sowie TAPSE, RVEDD, LVESD und sysÎPmax.
Die Laborparameter lieĂen keine Aussage ĂŒber die weitere Prognose zu.
Aus der Vielzahl der Prognoseparametern in der univariaten Analyse konnte lediglich der mPAP als unabhÀngiger prognostischer Parameter auch in der multivariablen Analyse bestehen.
Im Rahmen der ROC-Analyse zeigte sich fĂŒr unsere Patienten als optimaler Grenzwert fĂŒr die weitere Differenzierung des Ăberlebens ein mPAP von 24 mmHg.
Auch wenn die Abweichung von dem bisher gĂŒltigen Grenzwert von 25 mmHg fĂŒr die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie nur gering ist, so ist dies doch als Hinweis zu werten, dass gerade bei risikobelasteten Patientengruppen auch grenzwertige mPAP-Erhöhungen ernst genommen werden sollten.
Entsprechend der aktuellen Empfehlungen sehen wir darin einen weiteren Hinweis, dass gerade bei Patienten mit Kollagenosen/rheumatoider Arthritis engmaschige Kontrollen erfolgen sollten, um einen frĂŒhen Therapiebeginn zu ermöglichen und so die MortalitĂ€t zu senken.