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Die Daguerre’sche Erfindung, die Herstellung qualitativ hochwertiger und vor allem wirtschaftlich interessanter Lichtbilder, wurde auch in Vorpommern zur Kenntnis genommen, zumindest berichteten die regionalen Zeitungen im Jahr 1839 über die in Paris vorgestellte Weltneuheit. Doch schien die vorpommersche Provinz noch zu unattraktiv für eine wirtschaftlich intendierte Ausübung, sodass sich kein Hinweis auf die Ausübung der Daguerreotypie in den Quellen finden lässt.
Nachdem die pommersche Hauptstadt Stettin im Jahr 1842 erstmals nachweislich von einem Wanderdaguerreotypisten besucht wurde, sind für das Jahr 1843 auch Besuche in weiteren vorpommerschen Städten des Untersuchungsgebiets dokumentiert. Dennoch dauerte es Jahre, bis sich in der Untersuchungsregion ein Fotografenhandwerk herausbildete und Personen auf den Markt traten, um einzig die Fotografie als Gewerbe zu betreiben.
Anhand ausgewählter Städte und Regionen wurde in der Arbeit die Ausbreitung und Entwicklung der Fotografie in Vorpommern bis ca. 1885 nach thematischen Schwerpunkten untersucht. Dabei wurde in der Ortswahl darauf geachtet, ein möglichst breites Spektrum diverser Charakteristika abzudecken, sodass die Untersuchung von Handelszentren, Tourismusregionen und kleinen Provinzstädten eine vergleichende Analyse der Fotoentwicklung zulassen. Neben quantitativen Erhebungen wie Besuchen wandernder Fotografen oder Ateliergründungen und -schließungen untersucht die Arbeit sowohl fototechnische Aspekte, beispielsweise Atelierbau, Ausrüstung und angewandte Verfahren, als auch die Ausbildung und der berufliche Alltag eines Daguerreotypisten und Fotografen. Darüber hinaus konnte die Werbung einen entscheidenden Anteil an der wirtschaftlichen Existenz eines Fotobetriebes besitzen, sodass auch hier die in Vorpommern genutzten werbetechnischen Möglichkeiten analysiert wurden.
Für die Motivuntersuchungen orientierte sich der Verfasser an den meistbedienten Genres des Untersuchungsgebietes: Portrait, Landschaft, Architektur und Dokumentation. Dabei orientierte sich die Umsetzung im Portraitfach an den jeweiligen Modeerscheinungen. Eine Besonderheit stellt hier die Bereitstellung einheimischer Trachten dar, in denen sich die Portraitierten ablichten lassen konnten. Die überlieferten Landschaftsaufnahmen sowie Erkenntnisse aus Katalogen oder Auflistungen bei Landschaftsserien belegen in der gewerblichen Fotografie in der Motivwahl eine Ausrichtung auf aussichtsreiche gewinnbringende Motive, gleiches gilt für Stadt- bzw. Architekturaufnahmen. Mit zunehmender Entwicklung des Tourismus ist gleichsam eine Zunahme von Aufnahmen architektonisch unbedeutender, jedoch als Motiv gut absetzbarer Ansichten von Logierhäusern und Hotels zu konstatieren. Im Bereich der Dokumentation wurde primär auf Motive historischer Ereignisse sowie Szenen des Alltags zurückgegriffen, da insbesondere in diesen Fällen dem Fotografen die Intention einer dokumentarischen Aufnahme unterstellt werden darf, gleichermaßen auch Portrait-, Landschafts- und Architekturaufnahmen dokumentarischen Charakter besitzen können.
Letztlich wurden mit Johann Friedrich Boeck, Julius Krüger, Christian Beerbohm und Gottfried Linde vier Fotografen einer näheren Untersuchung in Bezug auf Biografie und Werk unterzogen, die für die Fotoentwicklung Vorpommerns einen gewissen Stellenwert erlangten.
Somit wurde mit dieser Arbeit die Entwicklung der Fotografie in der historischen Region Vorpommern zwischen 1839 und ca. 1885 umfassend analysiert und nach thematischen Untersuchungsfeldern differenziert.
In Zeiten von youtube und tiktok sind Musikvideos immer noch beliebte populäre Texte, die es gilt lesen zu können. Die Analyse von Musikvideos ist eine gute Übung in Visual Literacy, knüpft sie doch an die Lebenswelten junger Menschen an und durchdringt aufgrund der intertextuellen Zusammenhänge von Text, Musik, Bild und Celebrity Culture viele Bereiche des (pop-)kulturell geprägten sozialen Zusammenlebens.
Mit diesem Arbeitsblatt lässt sich die visuelle Ebene des Musikvideos, deren Komposition, Bedeutung und Interpretation in einfachen Schritten erarbeiten. Das Arbeitsblatt ist in englischer Sprache konzipiert und fördert so auch die Ausdrucksfähigkeit in derselben.
Die vorliegende Arbeit stellt eine bislang in der Kunstgeschichte vernachlässigte Frage: Wie verhalten sich, in der dänischen Malerei von den 1800er bis zu den 1860er Jahren, der Entwurf einer national-romantischen Landschaft im Bild, die parallele Konjunktur der Orient-Darstellungen und die visuelle Repräsentation der kolonialen Gebiete zueinander? Während das ehemals weltumspannende dänische Herrschaftsgebiet im Verlauf des 19. Jahrhunderts auf die uns heute bekannte Größe zusammenschrumpfte, sein gemalter Bildraum im gleichen Zeitraum weit in das Imaginäre expandierte. Umso kleiner das faktisch beherrschte Reich war, desto größer wurde es in seinen Bildern. Die Überlegungen dieser Arbeit berühren damit in ihrem spezifischen Fokus grundlegende Fragen der Kunstgeschichte des ‘langen’ 19. Jahrhunderts von Landschaft, Nation und Identität, sowie der Bildmedien, Darstellungstechniken und Wissensnetzwerke, die sich in den Bildern, die dieses Jahrhundert hervorgebracht hat, verdichten.
Die Arbeit ist in drei Hauptkapitel gegliedert. Das erste Kapitel leitet anhand der Geschichte der Kopenhagener Kunstakademie her, wie sich eine Form der dänischen Nationalromantik in der Malerei etablieren konnte. Es zeigt sich, dass durch einige grundlegende Änderungen der Herangehensweise an das Handwerk der Malerei eine sich verändernde Inszenierung von Natur im Bild einsetzte. In diesem Kapitel wird die malerische und ontologische Bewegung von einem beobachtbaren Bildraum hin zu einem als Landschaft erfahrbaren Bildraum nachgezeichnet und plausibel gemacht. Daran anknüpfend weist das zweite Kapitel eine klare Verbindung zwischen dänischer Nationalromantik und dänischem Orientalismus nach. Es handelt sich hierbei nicht um Einzelfälle, sondern um ein weit verbreitetes, bislang in der Kunst übersehenes, Phänomen. Anhand zahlreicher Beispiele wird nachvollziehbar, wie der dänische Sonderweg innerhalb der Orientdiskurse des 19. Jahrhunderts seinen Lauf nahm, und auf welche Weise dänische Künstler dabei nicht nur orientalistische Bilder konstruierten, sondern mithilfe des imaginierten Orients die dänische visuelle Identität über die eigene Nationallandschaft hinaus erweiterten und sie von Raum und Zeit loslösten. Im dritten Kapitel stehen schließlich die Bilder aus und von den karibischen Inseln des kolonialen Dänemarks im Zentrum der Analyse. Sowohl die Rezeptionsgeschichte der kolonialen Landschaftsmalerei als auch die sich deutlich davon absetzende Freilichtmalerei in der Karibik werden in ihren Formen und in ihrer jeweiligen Wirkmächtigkeit herausgearbeitet.
Die vorliegende Arbeit zeigt, dass die Kunst des dänischen Goldenen Zeitalters eine visuelle Raffinierung der Natur als nationalen Identifikations- und Erlebnisraum entwirft. Die Natur im Bild wird in diesem Sinn nicht nur als Landschaft betrachtbar, sondern wird gleichzeitig auch in eine quasi partizipative Nation-Natur transzendiert. Hier manifestiert sich eine besondere Qualität – oder Herausforderung – des Bildes im Gegensatz zur Literatur: Das Bild will einen Gesamtentwurf anbieten, der auf den ersten Blick innerhalb des Rahmens schlüssig ist. Die Malerei des dänischen Goldenen Zeitalters vermochte es, so kann diese vorliegende Untersuchung demonstrieren, klarer als andere parallele Strömungen, sowohl das Konstrukt ’Orient‘ als auch den national-romantischen Raum ’Dänemark‘ aus seiner Ortsgebundenheit herauszulösen und mittels eines gestochen-scharfen Realismus, in eine fiktionale Ortsungebundenheit zu überführen. Die koloniale Ortsspezifik zeichnet sich zudem durch eine weitere Ellipse aus: Hier stehen sich die naturwissenschaftlich strengen Darstellung der kolonialen Flora, Fauna und Subjekte, und die zu beobachtende Praxis der besonders freien, performativen plein air-Malerei in der Karibik gegenüber. Für die dänische Malerei des 19. Jahrhunderts wird somit erstmals deutlich, dass sich die visuelle Erfindung einer dänischen Landschaft und der imaginäre dänische Orient in überraschend deutlicher Weise im Bild überschneiden; die Bilder aus und von den kolonialen Landschaften der Karibik ergänzen, bzw. bedingen sogar augenscheinlich das sogenannte ’Dänische Goldene Zeitalter.‘
Stichwörter: Kunstgeschichte; Skandinavistik; Kunst des 19. Jahrhunderts; Dansk Gulalder; Malerei; Nation; Identität; Orientalismus; Kolonialismus; Postkolonialismus; Dänemark; Nordic Orientalism; Norwegen; US Virgin Islands; Karibik; Orient; Christoffer Wilhelm Eckersberg; Peter Christian Thamsen Skovgaard; Thomas Lundbye; Martinus Rørbye; Elisabeth Jerichau-Baumann; Hans Johan Frederik Berg; Anton Melbye; Fritz Melbye; Frederic Church; Camille Pissarro.
Wikingergold - Eine Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe und Identitäten im Kunstunterricht
(2023)
In welcher Beziehung stehen Schmuckobjekte zur eigenen Persönlichkeit? Mit welchen Erinnerungen, Erzählungen und Projektionen sind sie verbunden?
Ausgehend vom Hiddenseer Goldschmuck, ein heute im Stralsund Museum bewahrtes Schatzkonvolut aus der Wikingerzeit, führen diese und weitere Fragen Schüler*innen an Vorstellungen von kulturellem Erbe, Identität und regionaler Zugehörigkeit heran.
Wikingergold – eine Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe und Identitäten im Kunstunterricht richtet sich an Schüler*innen der 7. bis 10. Klasse und ist fachübergreifend nutzbar. Drei Arbeitspakete – „Der Hiddenseer Goldschmuck“, „Goldschätze aus der Wikingerzeit – Kulturerbe des Ostseeraums“ und „‚Wikinger‘ darstellen und ausstellen“ – können komplementär, aber auch einzeln bearbeitet werden. Jedes enthält einen Einführungstext, Vorschläge zur Unterrichtskonzeption und Arbeitsblätter. Neben Text- und Bildmaterial kann ein eigens für das Projekt entwickelter Kurzfilm betrachtet oder eine digitale Ausstellung besucht werden.
Ziel der Unterrichtsmaterialien ist es, Verbindungen von Geschichte und Geschichtsmythen mit dem Alltag der Schüler*innen aufzuzeigen und zu reflektieren. „Wikingerschmuck“ wird so zum Instrument der Reflexion des eigenen Selbstbildes und er kann Anstoß für identitätsbildende Prozesse sein.
Durch die Promotionsschrift werden die Auswirkungen der verschiedenen, von gravierenden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wandlungsprozessen gekennzeichneten geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Zeitabschnitten auf den städtebaulichen Entwicklungsprozess und die Architektur der mecklenburgischen Mittelstadt Güstrow im Vergleich zu der etwas kleineren Stadt Parchim dargestellt.
Die Arbeit ist in vier Hauptkapitel gegliedert: die Phase von den sog. Gründerjahren bis zum Ende des I. Weltkriegs (1871-1918), die Zeit der Weimarer Republik (1919-1933), die Phase der Herrschaft des Nationalsozialismus (1933-1945) und daran anschließend die Veränderungen der Bautätigkeit während der sowjetischen Besatzungszeit ab 1945 sowie in der Zeitspanne von der Gründung der DDR bis zur Wiedervereinigung (1949-1990). Ein letzter Blick auf das Baugeschehen bis in die unmittelbare Vergangenheit und die Gegenwart (1990-2015/16) schließt sich an.
Die Binnenstruktur jedes Hauptkapitels umfasst nach einer knappen Einleitung zu den jeweiligen geschichtlichen Umständen die stadtplanerischen internationalen und nationalen Tendenzen in diesem Zeitabschnitt. In weiteren Teilkapiteln werden Entwicklungen der beiden vorgestellten Städte im Verkehrssystem, den industriellen Strukturen und Versorgungseinrichtungen dargestellt, bevor auf kommunale und militärische Bauten, sowie dann speziell auf die Entwicklung im Wohnungs- und Siedlungsbau der genannten Städte eingegangen wird.
Planungsvorhaben und Baurealisierungen in den einzelnen Quartieren der Mittelstädte werden betrachtet, exemplarisch verhandelt und einer vergleichenden Analyse unterzogen. Anhänge mit Abbildungen, Landkarten, Stadtplänen, Bau- und Planzeichnungen sowie Fotos tragen zu einer greifbaren und transparenten komplexen Darstellung bei.
Prägnante Gebäude beider Städte sowie realisierte Typenbauten werden genau beschrieben.
Ein Resümee beantwortet die Frage nach Gemeinsamkeiten und Spezifika in der stadtplanerischen und architektonischen Entwicklung der Mittelstädte Mecklenburgs und beweist die Erkennbarkeit eines charakteristischen Schemas.
Eine Vielzahl von Zeitungsartikeln, Aufsätzen, Monographien und wissenschaftlichen Arbeiten befasst sich seit 25 Jahren mit den Vorgängen, Wechselwirkungen, Herausforderungen und Konflikten des vergangenen Vierteljahrhunderts deutscher Zeitgeschichte. Im Fokus der vorliegenden Arbeit stehen Themenschwerpunkte, welche auf den ersten Blick nur bedingt miteinander in Zusammenhang gebracht werden können: Kunst, Gesellschaft, Kulturpolitik sowie der personelle Transformationsprozess, welcher nach 1990 in den neuen Bundesländern einsetzte. Die vorliegende Arbeit verbindet jene vier Aspekte und bearbeitet damit ein Themenfeld, welches bis heute im wissenschaftlichen Diskurs noch keine Beachtung fand: Vorliegend geht es um den personellen Transformationsprozess auf der Direktorenebene in den Kunstmuseen der neuen Bundesländer nach 1990. Für diese Dissertation wurden drei Kunstmuseen und die geleistete Arbeit der dortigen Direktorinnen in der Nachwendedekade untersucht: die Kunsthalle Rostock, das Staatliche Museum Schwerin sowie die Kunstsammlungen Chemnitz.
Ist die Stadtbaugeschichte Berlins bereits in vielen Facetten untersucht worden, so standen die Randbezirke, insbesondere im ehemaligen Ostteil der Stadt, bisher nicht im Fokus bauhistorischer Analysen. Diese Arbeit lenkt den Blick erstmals auf zwei dieser Randbezirke, die 1920 gegründeten nordöstlichen Verwaltungsbezirke Weißensee und Pankow, die mit ihrer heterogenen Bebauung aus urbanen Stadträumen, kleinstädtischen Siedlungsgebieten und dörflichen Gemeinden noch heute in besonderer Weise die verschiedenen Suburbanisierungsphasen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an der Peripherie der stetig wachsenden Metropole Berlin erkennen lassen. Eingebettet in internationale städtebaulich-architektonische Diskurse des späten 19. und des 20. Jahrhunderts einerseits, wie auch in die politische, wirtschaftliche, soziale und bauplanerische Entwicklung der Gesamtstadt Berlin andererseits werden die urbanen Besonderheiten der Bezirke Weißensee und Pankow zwischen 1870 und 1970 erstmals zusammenhängend dargestellt. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich die Suburbanisierung im Spannungsfeld zwischen planmäßiger Stadterweiterung auf der einen und unkoordinierter, sogenannter wilder Siedlungstätigkeit auf der anderen Seite vollzog, vor dem Hintergrund einer hier seit den 1870er Jahren intensiv betriebenen Rieselwirtschaft, die eine großflächige Erschließung und Bebauung des Berliner Nordostraumes lange Zeit verhinderte. Erst mit der schrittweisen Aufhebung der Rieselfelder setzte ab den 1970er Jahren eine zweite Phase der Stadterweiterung im Nordosten Berlins ein, die, bis in die Gegenwart hineinreichend, ausblickend skizziert wird. Drei Aspekte stehen im Fokus der bauhistorischen Untersuchung zwischen 1870 und 1970. Zunächst werden bedeutende realisierte wie auch unrealisiert gebliebene Architekturbeispiele der Bezirke Weißensee und Pankow dokumentiert. Den Schwerpunkt bildet der Wohnungsbau, dessen Entwicklung nachvollzogen wird von der Entstehung erster Villenkolonien und Mietshausviertel Ende des 19. Jahrhunderts, über den sozialen Wohnungsbau der 1920er Jahre, die Bauplanungen im Zuge der Umgestaltung Berlins zur ‚Welthauptstadt Germania‘ unter den Nationalsozialisten in den 1930er Jahren bis hin zum frühen industriellen Bauen der 1950er und 1960er Jahre im Rahmen des unter sozialistischen Vorzeichen stehenden Wiederaufbaus Ost-Berlins zur Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Daneben werden auch im Untersuchungsgebiet entstandene Verwaltungseinrichtungen, Schulen, Sozial- und Gesundheitsbauten, Sport- und Unterhaltungsstätten sowie die Grundzüge der Grünplanung in einem Überblick zusammengetragen. Zweitens wirft die Untersuchung einen näheren Blick auf die Akteure, welche die Stadterweiterungen im Nordosten Berlins maßgeblich initiiert und durchgeführt haben. Die Strukturen und Kompetenzen der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in beiden Bezirken konstituierenden kommunalen Bauverwaltungen, die Bedeutung der lokalen Terraingesellschaften und Wohnungsbauunternehmen – wie die 1919 gegründete Pankower Heimstätten-Gesellschaft mbH – sowie biografische Hintergründe wichtiger hier tätiger, jedoch heute kaum mehr bekannter Architekten und Baubeamter – wie Gemeidebaurat Carl Fenten, Magistratsbaurat Reinhold Mittmann oder die Stadtbezirksarchitektin Ludmilla Herzenstein – werden herausgearbeitet. Drittens wird der Frage nachgegangen, inwiefern im polyzentralen Gefüge Berlins sich auch im Nordosten der Stadt städtebaulich-gesellschaftliche Zentren herausgebildet haben oder diese geplant wurden. Der Bogen spannt sich vom reformorientierten ‚Kommunalen Forum‘ in Weißensee, das zu Beginn den 20. Jahrhunderts vor allem besserverdienende Bürger in die finanzschwache Berliner Vorortgemeinde locken sollte, bis hin zum bezirksüberspannenden und auf gleiche Versorgung aller Bevölkerungsschichten abzielenden, hierarchischen Konzept aus Stadtbezirks-, Wohnbezirks- und Wohnkomplexzentren der 1950er und 1960er Jahre, welches aufgrund mangelnder Ressourcen in der Bauwirtschaft der DDR über das Planungsstadium jedoch kaum hinauskam. Auf besondere bauliche Werte am nordöstlichen Berliner Stadtrand aufmerksam zu machen, dabei Kontinuitäten und Brüche der Baugeschichte der Bezirke Weißensee und Pankow über einen Zeitraum von 100 Jahren hinweg nachzuvollziehen, aber auch denkmalpflegerische Herausforderungen und strukturelle Probleme des Nordostraumes in Hinblick auf die in jüngster Zeit wieder stark wachsende Gesamtstadt Berlin aufzuzeigen ist das Anliegen dieser Arbeit.
Kein Land vermittelt uns derzeit noch einen so umfassenden, geschlossenen Überblick über die Entwicklung der Baukunst der Schlösser, Guts- und Domänenpächterhäuser wie das heutige Mecklenburg-Vorpommern. Dies gilt für die Anfänge bis in die Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Der 1990 überlieferte Bestands-Zusammenhang ist nach bereits knapp zwei Jahrzehnten seit der Vereinigung der Bundesrepublik Deutschland mit der DDR so stark gefährdet, dass die regionale Identität Mecklenburg-Vorpommerns für zukünftige Generationen schwierig nachvollziehbar sein wird. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit zur Erhaltung des kulturellen Erbes im Zusammenhang, die Bekanntheit der Schlösser, Guts- und Domänenpächterhäuser sowie die Kenntnis ihres entwicklungshistorischen Kontextes bilden die Grundlage für ihren Erhalt – zur Wahrung der regionalen Identität des Bundeslandes. Der Verfasser der vorliegenden Schrift möchte einen Beitrag leisten, erstmalig den entwicklungshistorischen Zusammenhang der genannten Objekte, insbesondere im vormaligen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, darzustellen. Der Untersuchungsschwerpunkt betrifft den Zeitraum etwa 1780-1920. Die Region Ludwigslust und das Amt Neuhaus werden als ‚Entwicklungs-Zentrum‘ für die zeitgemäß-moderne Architektur der Schlösser, Guts- und Domänenpächterhäuser Mecklenburgs und Pommerns herausgestellt. Dazu werden die in der Region und dem Amt liegenden Standorte denkmaltopographisch analysiert, ihre Objekte stilkritisch bewertet und mit der zeitgemäß-vorherrschenden Architektur-Stilistik verglichen. Nach dem Forschungsergebnis ist der wichtigste Bestandteil der Gutshaus- und Domänenpächterhaus-Architektur Mecklenburgs und Pommerns auf 6 Entwicklungslinien/Bautrends – zwischen etwa 1700 und Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – zurückzuführen. Es werden insbesondere die ‚Innovationsbauten‘, wie beispielsweise das Gutshaus Gresse, vorgestellt und die ‚Innovations-Folgebauten‘ in die jeweiligen Bautrends eingeordnet. Zur Untermauerung des Forschungsergebnisses stützt sich der Verfasser auf 2 Anlagebände, nicht nur mit historischen Abbildungen und maßstabsgerechten Zeichnungen der untersuchten Objekte, sondern vielmehr ihrer Vorbilder, welche in nationalen und internationalen Kultureinflüssen stehen. Die Dokumentation beinhaltet gemäß anthropologischem Modell VASARIs die in Abfolge der architektonischen Stile geordneten Biographien der architektonischen Urheber, deren Objektkonzeption in der Region und dem Amt sowie anderen Landesteilen erfolgt war. Der 1. Dokumentationsteil beinhaltet diejenigen Urheber, welche unabhängig von Bautrends ihre Tätigkeiten entfalteten, hingegen der 2. Teil die Lebensläufe derjenigen Urheber, welche den in der Region und dem Amt begründeten 6 Bautrends in Mecklenburg und Pommern errichteten Objekte zuzuordnen sind. Die Erkenntnisse über die Urheber – in mehr als 70 Baumeister- und Architektenbiographien samt Werkverzeichnissen fixiert – lassen Rückschlüsse auf den entwicklungshistorischen Bestands-Zusammenhang der Schlösser, Guts- und Domänenpächterhäuser in Mecklenburg und Pommern zu. Die Biographien beleuchten nicht nur das familiär-intellektuelle Umfeld der Urheber, sondern vielmehr auch ihre ‚akademische Herkunft‘ im Zusammenhang von Lehrern, Bildungsreisen, Kommilitonen und stilistisch-bautechnischem Einfluss. Schließlich unter diesen multipel-kulturellen Einflüssen erfolgte die Entwurfstätigkeit zur Vollendung dieser Objekte. Es ist zu konstatieren, dass die Biographien eine Vielzahl von Urheberschaften/Zuschreibungen von Gutshausentwürfen offenlegen: Das Repertoire staatsbediensteter Urheber beinhaltete u. a. auch Gutshäuser für private Auftraggeber. So sind zahlreiche Gutshäuser, oft bereits Abbrüchen anheimgefallen, im Nachhinein jedoch als ‚kleine Werke großer Meister‘ zu interpretieren. Erst gemäß Positionierung der Objekte im überregionalen Kontext der Bautrends können sich die Konkretisierungen denkmalpflegerischer Empfehlungen ergeben. So würde, wie das Beispiel des in der Formensprache RAMÉEs im ‚American Colonial Style’ konzipierten Gutshauses Benz dokumentiert, weiteren Fehlinterpretationen und erneuten Abbrüchen wirksam vorgebeugt werden. Es liegt auf der Hand, dass weitere Abbrüche unterbunden und dem Erhalt des kulturellen Erbes Gutsanlagen erhöhte Priorität bei der Erarbeitung landespolitischer Zielstellungen gewidmet werden sollte. Spätestens zum Zeitpunkt dieser Publikation müsste die Kulturpolitik Mecklenburg-Vorpommerns im Kontext privater Initiativen mit dem Ziel der regionalen Identitätswahrung verantwortungsvoll konkretisiert werden.
Als Stadtbaumeister Stralsunds war Ernst v. Haselberg sowohl praktisch als auch theoretisch noch universell mit der architektonischen und städtebaulichen Entwicklung des Historismus und der Konstituierung der Denkmalpflege in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf deutschem Territorium, insbesondere in der Provinz Pommern, verbunden. Das große architektonische und städtebauliche Œuvre mit seinen Konsequenzen für die Stadt Stralsund und ihre Bürger rief relativ bescheidene Resonanz hervor. Als Denkmalpfleger hat er den Paradigmenwechsel des 19. Jahrhunderts von der ästhetisch-orientierten Denkmalpflege zur historisch-wissenschaftlichen Denkmalpflege mitgestaltet. Die »Mathematische Aufgabe«, das magische Hexagon, verschaffte E. v. Haselberg die Aufnahme in die ewigen Annalen der Mathematik und eine bleibende, weltweite Reputation. Die monographische Studie über E. v. Haselberg will als Synchronopse seines Lebens aus neuerer Sicht Impulse geben. Die Genesis derer von Haselberg, unter ihnen renommierte Theologen, Juristen, Mediziner, koinzidieren seit der Frühen Neuzeit mit der Entwicklung der geistig-kulturellen Eliten in (Mecklenburg-) Vorpommern. Auf dem Fundament einer über Generationen hinweg sich als ethische Maxime etablierenden Universalität entstand auch die architektonische Ästhetik E. v. Haselbergs. Sein universelles Wirken bietet die Forschungsperspektive, Interdependenzen von Städtebau, Architektur und Denkmalpflege im Kontext der Urbanisierung des 19. Jahrhunderts zu analysieren. Die durch ihre meist mittelalterliche Historie geprägten Städte wurden, wie auch Stralsund, in verschiedenen Wellen durch die damalige konventionelle Stadtentwicklung mitgerissen. In dieser Urbanisierungsphase zeigten sich für die Städte Konsequenzen im Städtebau mit eklatanten Defiziten in der Hygiene und in der sozialen Funktionalität. Die Dissertation stützt sich zum einen auf die Aussagekraft der gebauten Architektur und zum anderen auf schriftliches und bildkünstlerisches Quellenmaterial, die partiell unbearbeiteten und unveröffentlichten Konvolute aus dem im Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund befindlichen Nachlass derer v. Haselberg. Erweitert wurde dieses Quellenmaterial durch Recherchen in den relevanten Staats-, Landes- und Stadt- und Kirchenarchiven. Die Recherchen in den Kirchenarchiven konzentrierten sich auf Barth, Bergen, Damgarten und Pantlitz. Als methodologische Prämisse dient das Konstrukt, dass die architektonische Ästhetik einer Kulturlandschaft sich aus dem aktuell existierenden Architekturrepertoire und der ideellen Reflexion in ihrer Totalität immer wieder neu bildet. Diese Totalität, die Gesamtheit aller sakralen und profanen Architektur, schließt die ruinöse, in die Vergangenheit weisende Architektur genauso wie die sich eben erst etablierende, in die Zukunft weisende ein. Als Vermittlung ist die ideelle Reflexion unerlässlich und erhält in dem Verhältnis zwischen theoretischer Denkmalpflege resp. Kunsthistorie und kontemporärer Architektur resp. Städtebau ihre Wirkmächtigkeit. Es wurde von der Hypothese ausgegangen, dass die theoretische und praktische Entwicklung sowohl der Denkmalpflege als auch der Architektur und des Städtebaus im 19. Jahrhundert ein fortgesetzter räumlicher und zeitlicher Differenzierungsprozess war, wobei sich traditionelle und innovative hierarchische Strukturen überlagern können. Um die Interdependenzen von Städtebau, Architektur und Denkmalpflege im Kontext der Urbanisierung des 19. Jahrhunderts zu analysieren, mussten die Methoden der Kunstgeschichte innerhalb der Dissertation differenziert angewendet und soziologische Aspekte für die wechselseitige Beeinflussung von individueller und gesellschaftlicher Entwicklung in revolutionären Zeiten einbezogen werden. Die hier verwendete soziologische Terminologie stützt sich auf Alfred Webers theoretische Basis, insbesondere auch auf die Begriffe ›Masse‹ und ›Elite‹. Dazu ist aus (kunst-) historischer Perspektive die kontemporäre Terminologie Jacob Burckhardts zugeordnet. Der Rückgriff auf die Philosophie Bertrand Russels hat seine Relevanz wegen der in jeder Hinsicht starken angelsächsischen Orientierung derer v. Haselberg und einer historischen Verortung der Ideen. Für die Analyse wurden die wissenschaftstheoretischen Termini technici – einschließlich des im Dissertationsthema gewählten Begriffs der ›Universalität‹ – der von Jürgen Mittelstraß herausgegebenen ›Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie‹genutzt. Die Universalität als Ideal des Königlich Preußischen Baumeisters im Selbstverständnis einer dienenden Elite teilte sich für E. v. Haselberg in eine Mission und eine Passion. Damit vollzog E. v. Haselberg einen seit den 1830er Jahren begonnenen Prozess nach, der aus Absolventen von Schinkels Bauakademie nicht nur Königlich Preußische Baumeister, sondern auch Kunsthistoriker/ Denkmalpfleger werden ließ.
"Die Galerie und die Herrscherporträts im Schloss Jever - Ausstattung und Aussage der Potentatengalerie von 1838" Das Schloss Jever gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern der nordwestdeutschen Küstenregion und präsentiert sich heute als ein modernes kultur- und landesgeschichtlich ausgerichtetes Museum. Im Inneren geben in der Beletage einige wenige historische Interieurs einen Eindruck von der früheren Ausstattung. Einer dieser Räume ist die sogenannte fürstliche Galerie, in der bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 32 Porträts der Herrscherpersönlichkeiten des Jeverlandes vom 16. bis 19. Jahrhundert vertreten waren. Die Gestaltung des Raumes stammt aus der letzten, prägenden Umbauphase des Schlosses in dem 20/30er Jahren des 19. Jahrhunderts und zeichnet sich einerseits durch die schablonierten und handbemalten Dekorationen im antiken Stil aus. Andererseits wird durch den damaligen Schlossherren, dem oldenburgischen Großherzog Paul Friedrich August, eine Ahnengalerie initiiert, die die Regenten des Jeverlandes in chronologischer Abfolge zeigte. Der ehemalige Porträtbestand ist heute nicht mehr vollständig vorhanden, doch bietet die bestehende Quellenlage Aufschluss über die Anordnung der Porträts sowie deren näheres Aussehen. Diesen Quellen zufolge haben sich sieben Porträts aus der Einrichtungszeit um 1838 im Schloss bewahrt. Die Genese dieses Repräsentationsraumes, sowohl in architektonischer als auch bildnerischer Hinsicht, stellt das zentrale Thema dieser Arbeit dar. Sowohl die schriftlichen Zeugnisse der Zeit um 1830, allen voran die Briefe und Zeichnungen der an den Umgestaltungen maßgeblich beteiligten Architekten, als auch die existierenden Sachzeugnisse bieten einen umfassenden Einblick in die Umgestaltung des Raumes zum festlichen, repräsentativen Speisesaal. Der Raum als Gesamtkunstwerk wird vor dem Hintergrund seiner Neukonzeption betrachtet und seine mögliche Wirkung hinterfragt. Der politischen und ästhetischen Motivation wird ebenfalls nachgegangen und die jeversche Galerie - als ein eindrucksvolles Beispiel einer Ahnengalerie aus dem 19. Jahrhundert - kunsthistorisch durch den Vergleich zu anderen Galerien wie Schwerin oder Ludwigsburg, eingeordnet.