Klinik und Poliklinik für Innere Medizin Abt. Nephrologie, Hochdruckkrankheiten und Dialyse
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Hintergrund: Viele Patient*innen mit chronischer Nierenkrankheit (CKD) sind alt und haben
eine hohe Anzahl an Komorbiditäten und Medikamentenverordnungen. Aufgrund des Alters,
der eingeschränkten Nierenfunktion und der Polypharmazie kommt es bei diesen
Patient*innengruppen gehäuft zu unerwünschten Medikamentennebenwirkungen. Diese
Studie untersucht Prävalenz, Wirkstoffe und Prädiktoren von potenziell inadäquaten
Medikationen (PIM) bei Patient*innen mit CKD (PIM-K) und älteren Patient*innen (PIM-E).
Materialien und Methoden: Es wurden Medikationspläne von Patient*innen mit CKD der
GANI_MED-Querschnittsstudie auf PIM-K und PIM-E untersucht. PIM-K wurden auf Basis der
Verordnungsvorschriften der Fachinformationen definiert. PIM-E wurden auf Basis von
geriatrischen Verschreibungsempfehlungen definiert. Einbezogen wurden die BEERS
Criteria®, der PRISCUS-Liste und die FORTA-Liste. Es wurden Prävalenz, Wirkstoffe und
Prädiktoren von PIM-K und PIM-E bestimmt.
Ergebnisse: Es wurden 375 Patient*innen in die Studie aufgenommen (Alter: 67,9 ± 13,5
Jahre; geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR): 23,3 ± 18,6 mL/min/1,73m²; Anzahl der
Verordnungen 11,1 ± 4,7). Bei 44,5% aller Patient*innen mit CKD lag mindestens eine PIM-K
vor. Bei 43,2% bis 79,0% aller älteren Patient*innen lag mindestens eine PIM-E vor. Als
Prädiktoren für PIM wurden eine hohe Anzahl an Verordnungen und eine eingeschränkte
eGFR bestimmt. Das Risiko für PIM-K war bei Patient*innen mit 10 oder mehr Verordnungen
um den Faktor 3,8 im Vergleich zu Patient*innen ohne Polypharmazie erhöht. Bei
Patient*innen mit einer eGFR <30 ml/min/1,73 m² war das Risiko für PIM-K um den Faktor
8,7 im Vergleich zu Patient*innen mit einer eGFR >60ml/min/1,73m² erhöht. Ältere
Patient*innen mit 10 oder mehr Verordnungen hatten 3,0 ± 1,7 PIM-E.
Schlussfolgerung: Polypharmazie, PIM-K und PIM-E kommen bei Patient*innen mit CKD und
älteren Patient*innen gehäuft vor und können zu unerwünschten Ereignissen führen. Bei der
Medikamentenverordnung ist eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung für jeden
Patient*innen mit Rücksicht auf den bisherigen Medikamentenplan, das Alter und die
Nierenfunktion wichtig. Eine Reduktion der Anzahl der Medikamentenverordnungen und
gezieltes Verschreiben könnte die Ergebnisse von CKD-Patient*innen und älteren
Patient*innen verbessern.
Im Jahr 2011 kam es in Deutschland von Anfang Mai bis Ende Juli zu einem großen
Ausbruch von Erkrankungsfällen des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) und
blutiger Diarrhöen durch Infektionen mit Escherichia coli des Serotyps O104:H4 [1].
Die während der Epidemie durch die DGfN erfassten Daten zu den erkrankten
Menschen und die bundesweit gesammelten Blutproben, die für diese Studie zur
Verfügung gestellt wurden, untersuchten wir hinsichtlich eines
neuroinflammatorischen Prozesses auf pro- und antiinflammatorische Zytokine bzw.
Entzündungsmediatoren. Des Weiteren wurde die Paraklinik der in dieser Studie
eingeschlossenen Patienten ausgewertet und verschiedene Therapieansätze und
deren Einfluss auf die Entzündungsmediatoren betrachtet. Dabei war die
neurologische Symptomatik das Unterscheidungsmerkmal der beiden Gruppen des
Studienkollektivs.
Abschließend führten wir nach 30 Monaten eine Follow-up-Untersuchung der an der
Universitätsmedizin Greifswald mittels Immunadsorption behandelten Patienten
durch.
Nach Auswertung der Ergebnisse kann konstatiert werden, dass das
Patientenkollektiv im Auftreten der Symptomatik, dem zeitlichen Verlauf und der
Häufigkeit, vor allem in Bezug auf die neurologische Symptomatik der von
Gesamtdeutschland ähnlich ist.
Paraklinisch fielen bei den Patienten mit neurologischer Symptomatik bei EHEC-HUS
signifikant höhere Kreatinin-Konzentrationen auf so wie im Verlauf signifikant höhere
maximale Kreatinin-Konzentrationen, was eine stärkere Beeinträchtigung der
Nierenfunktion bedeutet. Ebenfalls in der Gruppe der Patienten mit neurologischen
Symptomen konnte eine signifikant niedrigere Anzahl von Thrombozyten und eine
Tendenz in Bezug auf den niedrigsten Wert der Thrombozyten im Verlauf
nachgewiesen werden. Dies deutet auf einen schwerwiegenderen Verlauf des
hämolytisch-urämischen Syndroms hin.
Die Untersuchung der Entzündungsmediatoren IL-6, IL-17A, IL-10, CCL2/MCP-1,
CCL5/Human Rantes, CXCL8/IL-8, CXCL9/MIG, CXCL10/IP-10, sE-Selectin, MMP9
und TIMP1 sowie sTNFR1 erfolgte von Blutproben vor jeglicher Therapiemaßnahme
bzw. zum Aufnahmezeitpunkt. Es konnte bei keinem der Zytokine und Chemokine
ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (EHEC-HUS mit vs.
ohne neurologische Symptome) ermittelt werden. Dennoch ließen sich teilweise
starke signifikante Korrelationen innerhalb der Gruppe der Patienten mit
neurologischen Symptomen nachweisen. Dies betraf vor allem Interleukine, was auf
einen neuroinflammatorischen Prozess hindeutet.
Zum Vergleich der Plasmapherese und der Immunadsorption als
Therapiemöglichkeit wurden einige der Entzündungsmediatoren im Verlauf von
Einzelfällen bestimmt. Dabei konnte für sTNFR1 die stärkste prozentuale Reduktion
durch die Plasmapheresebehandlung verzeichnet werden (58,4 %), während durch
die Immunadsorption nur um 0,9 % reduziert wurde. Insgesamt scheint die
Immunadsorption in der Reduktion der Entzündungsmediatoren effektiver zu sein als
die Plasmapherese. Den stärksten Effekt sahen wir bei der Reduktion von IL-6 um
90,8 % (Plasmapherese 14,6 %)
In der durchgeführten Follow-up-Untersuchung von fünf Greifswalder Patienten, die
mit Immunadsorption behandelt worden waren, zeigten sich keine höhergradigen
Residuen nach der schweren Erkrankung. Nephrologisch fiel bei allen Patienten eine
verminderte eGFR auf und bei drei Patienten zusätzlich eine Proteinurie, sodass es
sich hier um eine eingeschränkte Nierenfunktion Stadium CKD-G2 bzw. CKD-G2A2
handelt. Neurologisch bestanden vor allem leichte Residuen im Rahmen der Critical
Illnes-Polyneuropathie. Insgesamt konnten alle Patienten wieder in ihr normales
alltägliches Leben zurückkehren.
Aging is an independent risk factor for hypertension, cardiovascular morbidity, and mortality. However, detailed mechanisms linking aging to cardiovascular disease are unclear. We studied the aging effects on the role of perivascular adipose tissue and downstream vasoconstriction targets, voltage-dependent KV7 channels, and their pharmacological modulators (flupirtine, retigabine, QO58, and QO58-lysine) in a murine model. We assessed vascular function of young and old mesenteric arteries in vitro using wire myography and membrane potential measurements with sharp electrodes. We also performed bulk RNA sequencing and quantitative reverse transcription-polymerase chain reaction tests in mesenteric arteries and perivascular adipose tissue to elucidate molecular underpinnings of age-related phenotypes. Results revealed impaired perivascular adipose tissue-mediated control of vascular tone particularly via KV7.3–5 channels with increased age through metabolic and inflammatory processes and release of perivascular adipose tissue-derived relaxation factors. Moreover, QO58 was identified as novel pharmacological vasodilator to activate XE991-sensitive KCNQ channels in old mesenteric arteries. Our data suggest that targeting inflammation and metabolism in perivascular adipose tissue could represent novel approaches to restore vascular function during aging. Furthermore, KV7.3–5 channels represent a promising target in cardiovascular aging.
Die Haupttodesursache bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz stellen kardiovaskuläre Ereignisse dar. Diese sind auf eine vaskuläre Kalzifizierung (VC) im Rahmen der CKD-MBD zurückzuführen. Pathophysiologisch scheinen im Rahmen der vaskulären Kalzifizierung u.a. TGF-ß1 und der Calcium-sensing Rezeptor eine tragende Rolle zu spielen. Calcimimetika, allosterische Modulatoren des Calcium-sensing Rezeptors, stellen hierbei in vitro einen möglichen Therapieansatz der vaskulären Kalzifizierung dar.
Ziel dieser Arbeit war es den Einfluss von Calcimemitika und TGF-ß1 auf die vaskuläre Kalzifizierung zu untersuchen. Methodisch wurde hierfür ein in vitro Modell mittels Anzucht von humanen glatten Gefäßmuskelzellen (hVSMCs) aus koronararteriellen Gefäßen gewählt. Eine Simulation der CKD-MBD erfolgte durch Zugabe von Calcium und anorganischem Phosphat. Qualitative und quantitative Calciummessungen erfolgten durch eine von Kossa Färbung und ein O-Cresolphthalein-Complexon-Assay. Die Analyse der intrazellulären Signalkaskade erfolgte mittels Westernblot. Die Darstellung der Apoptose wurde durch einen TUNEL-Assay realisiert.
In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass in vitro das Calcimimetikum R568, wie auch TGF-ß1 als Einzelsubstanz die VC signifikant verringern konnten. Die Co-Inkubation von R568 mit TGF-ß1 führt jedoch zum Verlust der kalzifizierungsinhibierenden Wirkung der Einzelsubstanzen. Ursächlich zeigte sich hier eine Interferenz von R568 und TGF-ß1 im ERK 1/2 Signalkaskadeweg. So führte die Stimulation von hVSMCs mit R568 zu einer Aktivierung von ERK 1/2. Durch Co-Inkubation von R568 mit TGF-ß1 wird die R568 vermittelte ERK-Phosphorylierung inhibiert. Durch ERK-Inhibition wird wiederum die Wirkung von R568 auf die VC vollständig aufgehoben. Im TUNEL-Assay konnte zudem gezeigt werden, dass die Einzelsubstanzen R568 und TGF-ß1 zur Reduktion der Apoptose im Rahmen der VC führen, durch Co-Inkubation von R568 und TGF-ß1 der antiapoptotische Effekt jedoch wieder verloren ging.
Weitere Untersuchungen, insbesondere im Hinblick auf die intrazellulären Signalwege sind nötig, da der ERK 1/2 Signalkaskadeweg ein potentielles Ziel in der Behandlung der VC darstellt. Eine Übertragung der hier generierten Erkenntnisse sollte zudem im Tiermodell erfolgen.
Dieser Arbeit liegt das bislang ungeklärte Phänomen der Akkommodation bei ABO-inkompatiblen Nierentransplantationen zugrunde. Akkommodation bedeutet, dass es trotz ABO-Inkompatibilität nicht zu einer Transplantatabstoßung kommt, wenn bis etwa 14 Tage nach Transplantation die entsprechenden Blutgruppenantikörper unterdrückt werden. Nach diesem Zeitraum scheint es keine Rolle zu spielen, ob die Blutgruppenantikörper vorhanden sind.
In der vorliegenden Arbeit gingen wir von der Hypothese aus, dass die in den Endothelzellen des Transplantats exprimierten Blutgruppenantigene eine Hauptrolle in der Entwicklung der Akkommodation spielen. Als Modell für Endothelzellen nutzten wir humane venöse Nabelschnurendothelzellen (HUVEC) und inkubierten diese über 14 Tage in humanem blutgruppenfremden Serum, um die Situation einer blutgruppeninkompatiblen Nierentransplantation widerzuspiegeln. Wir testeten die Hypothese, dass nach Inkubation der HUVEC (Blutgruppe A) in blutgruppenfremdem Serum (Blutgruppe 0 und Blutgruppe B) eine Verminderung der Antigenmenge A auf der Oberfläche der Endothelzellen bzw. eine Änderung der A-Blutgruppenantigene der HUVEC hin zur Blutgruppe des fremden Serums (hier: Blutgruppe 0 bzw. B) auftritt. Letzteres konnten wir nicht nachweisen. Eine Verminderung der A-Antigene auf den HUVEC war in der Immunhistochemie nur tendenziell zu erkennen und erreichte keine Signifikanz. Da die Blutgruppenantigene Kohlenhydratstrukturen sind, untersuchten wir anschließend die Glycosyltransferasen, welche an der Produktion der Blutgruppenantigene aus der sog. H-Substanz beteiligt sind. In zwei der drei untersuchten Zelllinien sahen wir eine Aktivitätsminderung der Blutgruppen-Glycosyltransferasen (für das „Spender“-Antigen A) v.a. bei Inkubation in Serum der Blutgruppe 0, über den Zeitraum von 14 Tagen. Dies bedeutet, dass möglicherweise über einen längeren Zeitraum gesehen, die Produktion des A-Antigens abnimmt, wenn die entsprechende Glycosyltransferase in ihrer Aktivität gehemmt wird.
Zur Untersuchung der Antigene und der Glycosyltransferasen im Hinblick auf die Entstehung der Akkommodation findet sich in der Literatur wenig, sodass die vorliegende Arbeit hier einen Beitrag leistet.
Für Folgeversuche wäre die Untersuchung weiterer Zelllinien, auch anderer Blutgruppen, und über einen längeren Zeitraum als 14 Tage denkbar. Weitere Möglichkeiten wären die Verwendung primärer humaner Endothelzellen aus Nieren und die Gabe von Immunsuppressiva ins Zellkulturmedium.
Es wäre denkbar, dass die Beeinflussung der Antigenexpression auf dem Spenderorgan zu einem Überlebensvorteil transplantierter Patienten führen kann und weitere Forschungsergebnisse zu einer noch besseren Verträglichkeit der blutgruppeninkompatiblen Nierentransplantation führen können. Des Weiteren wäre es von enormem Nutzen, ein Medikament ähnlich der in der Literatur vermuteten Glycosyltransferase-Inhibitoren zu entwickeln, welches zu einer Dosisreduktion der verwendeten Immunsuppressiva und damit ebenfalls zu einer besseren Compliance und einem Überlebensvorteil des Transplantats führen kann.
Background: Animal studies and data from a single-center study suggest that tobacco smoke exposure may be a risk factor for precapillary pulmonary hypertension (PH). Objective: We aimed to survey tobacco smoke exposure in a large PH collective and to compare it with epidemiological data from healthy subjects. Methods: This is an international, multicenter, case-control study including patients with pulmonary arterial and chronic thromboembolic PH. All patients were asked specific questions about tobacco smoke exposure. Healthy controls were retrieved from the Swiss Health Survey (n = 18,747). Results: Overall (n = 472), 49% of PH patients were smokers and there was a clear sex difference (women 37%, men 71%). Significantly more PH men were smokers compared with healthy controls, whereas less PH women were ever active smokers. However, 50% of the non-smoking PH women were exposed to secondhand smoke, leading to a significantly higher number of tobacco smoke-exposed individuals compared to healthy controls. PH smokers were significantly younger compared to those not exposed. Conclusion: Active and environmental tobacco smoke exposure is common in PH. The higher prevalence of male PH smokers, the higher exposure to environmental tobacco smoke in PH women compared to healthy controls and the lower age at PH diagnosis in smokers may indicate a pathogenic role of tobacco smoke exposure in PH.
Chronische Nierenerkrankungen betreffen in Deutschland ca. 10 Millionen Menschen. Ihr Auftreten ist mit einem Anstieg der kardiovaskulären Mortalität und Letalität assoziiert. Das Vorliegen einer erhöhten Serumharnsäure wurde lange als Folge und nicht als möglicher Risikofaktor für die Entstehung einer chronischen Nierenerkrankung verstanden. Ziel der vorgelegten Arbeit war es, die Assoziation einer erhöhten Serumharnsäure (als kontinuierliche Variable) und Verschlechterung der Nierenfunktion (eGFR, ACR) in einer nierengesunden Population zu untersuchen. Grundlage für die Analyse waren Daten von 4042 nierengesunden Probandinnen und Probanden der „Study of Health in Pomerania“ (SHIP), einer populationsbasierten longitudinalen Beobachtungsstudie in der Allgemeinbevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern, die seit 1996 durchgeführt wird. Zur Klärung einer Assoziation wurden multivariate Regressionsmodelle entwickelt und die Abnahme der eGFR und der Anstieg der ACR über eine Beobachtungsdauer von 15 Jahren (SHIP-0 bis SHIP-3) untersucht. Die Regressionsmodelle wurden an Nierengesunden, an Probanden mit unterschiedlich hoher Serumharnsäure und im Phänotyp Hyperurikämie für eGFR und ACR prädiziert. Der Phänotyp Hyperurikämie lag bei Angabe einer Gicht, einer erhöhten Serumharnsäure im Interview / im Studienlabor oder bei Einnahme gichtspezifischer Medikamente vor. Als erhöhte Serumharnsäure galten für Frauen Serumharnsäurewerte > 357 μmol/l und für Männer > 428 μmol/l. Die Ergebnisse im multivariablen Modell zeigten eine inverse Assoziation zwischen eGFR und Phänotyp Hyperurikämie sowie zwischen eGFR und Serumharnsäure als kontinuierlicher Variable. Im Modell Phänotyp Hyperurikämie fiel die eGFR pro Jahr um 1,4 ml/min, bei den Nichtvorliegen des Phänotyps nur um 1,07 ml/min und Jahr. Im Modell „Serumharnsäure als kontinuierliche Variable“ fiel die eGFR umso steiler ab, je höher die Serumharnsäure zum Zeitpunkt SHIP-0 war. Eine signifikante negative Assoziation konnte für das Modell ACR und Phänotyp Hyperurikämie, nicht aber für das Modell ACR und Serumharnsäure als kontinuierliche Variable prädiziert werden. Im Modell ACR und Phänotyp Hyperurikämie stieg die logarithmierte ACR jährlich um 0,030 mg/g Krea. Die klinische Relevanz dieses Anstiegs konnte durch unsere Untersuchung nicht abschließend geklärt werden. Diese Dissertation zeigt eine negative Assoziation von erhöhter Serumharnsäure und der Nierenfunktion bei Nierengesunden. Weitere Untersuchungen sind nötig, um den optimalen Zeitpunkt für einen Therapiebeginn bei erhöhter Serumharnsäure auch in asymptomatischen Individuen festzulegen.
Bluthochdruck gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für die Progression einer chronischen Nierenerkrankung. Dem Erreichen einer suffizienten Blutdruckeinstellung zur Vermeidung des Voranschreitens einer chronischen Nierenerkrankung wird im klinischen Alltag eine hohe therapeutische Relevanz zugemessen, wobei Längsschnittdaten zur Auswirkung des Bluthochdruckes auf die Nierenfunktion bei Nierengesunden nur in geringer Zahl vorliegen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, diesen Einfluss des Bluthochdruckes in einer nierengesunden Allgemeinbevölkerung über einen Zeitraum von 15 Jahren zu analysieren.
Zur Bearbeitung der Fragestellung wurden Daten nierengesunder Teilnehmer der SHIP-Studie ausgewertet. Ausgehend von der Basiserhebung SHIP-0 (n=4042) bezogen wir die Ergebnisse aller 5-Jahres-Follow-up-Untersuchungen bis SHIP-3 mit ein. Unter Anwendung eines gemischten Modells wurde der Verlauf der Nierenfunktion zum einen alters- und geschlechtsadjustiert dargestellt sowie für die Expositionen „Phänotyp Hypertonie“ (definiert als erhöhter systolischer oder erhöhter diastolischer Blutdruck oder wenn mittels Selbstangabe im Interview die Frage nach Verschreibung eines Medikamentes gegen Bluthochdruck in den vergangenen 12 Monaten mit „Ja“ beantwortet wurde) und „systolischer Blutdruck“ (als kontinuierliche Variable) die Entwicklung der eGFR wie auch der ACR über die Zeit prädiziert.
Die Modellprädiktion zeigte für die ersten vier Jahre der Studie für Hypertoniker (Jahr 0: 102.8ml/min; KI 102.3-103.3ml/min) höhere eGFR-Werte als für Nicht-Hypertoniker (Jahr 0: 101.2ml/min; KI 100.8-101.7ml/min), im zeitlichen Verlauf dann allerdings einen stärkeren Abfall der Nierenfunktion (-1,15 ml/min/Jahr bei Hypertonikern und -0,94 ml/min/Jahr bei Nicht-Hypertonikern) mit signifikant niedrigeren eGFR-Werten ab dem 14. Jahr der Beobachtungsdauer.
Für die kontinuierliche Variable „systolischer Blutdruck“ sagte das Modell vergleichbare Ergebnisse voraus, d.h. für hohe systolische Blutdruckwerte auch eine höhere eGFR zu Untersuchungsbeginn mit entsprechend höherer jährlicher Verschlechterungsrate. Beziffert bedeutete das in diesem Modell beispielsweise bei einem systolischen Blutdruck von 110mmHg eine Verschlechterung der eGFR von -0,97 ml/min pro Jahr und bei einem systolischen Blutdruck von 150mmHg einen Abfall von -1,09 ml/min pro Jahr oder bei einem systolischen Blutdruck von 190mmHg wiederum ein Abfallrate von -1,21 ml/min pro Jahr.
Für die Zielgröße ACR ließ sich eine Differenz in der Albuminurie zwischen Hypertonikern und Nicht-Hypertonikern bzw. in Abhängigkeit vom systolischen Blutdruck in der nierengesunden Allgemeinbevölkerung darstellen. Da die ACR nicht normalverteilt war, wurde diese Variable für Auswertungen, die eine Normalverteilung annehmen, logarithmiert. So hatten Hypertoniker im Modell im Schnitt um 0,20 mg/g höhere logarithmierte ACR Werte als Nicht-Hypertoniker. Zu SHIP-0 bzw. 15 Jahre später lag die ACR somit im Durchschnitt bei 10,2 (exp(2.32)) bzw. 16.8 mg/g (exp(2,82)) bei Hypertonikern und bei 8,3 mg/g (exp(2,12)) bzw. bei 13,7 mg/g (exp(2,62)) bei Nicht-Hypertonikern.
Ein Einfluss auf die Dynamik der Albuminurieveränderung über die Zeit konnte jedoch weder für den „Phänotyp Hypertonie“ noch für die kontinuierliche Variable „systolischer Blutdruck“ nachgewiesen werden.
Zusammenfassend konnte ein negativer Effekt von Bluthochdruck auf die eGFR-Entwicklung in der nierengesunden Allgemeinbevölkerung aufgezeigt werden. Dabei besteht auch eine Assoziation der Höhe des systolischen Blutdruckes auf die jährliche Verschlechterungsrate der eGFR. Dass zum Startzeitpunkt Hypertoniker nach Modellprädiktion eine signifikant bessere eGFR aufweisen, kann möglicherweise durch Hyperfiltrationseigenschaften der Niere erklärt werden („Brenner-Hypothese“). Die beschriebene erhöhte Proteinausscheidung bei Hypertonikern bzw. hohem systolischem Blutdruck unterstreicht deren diagnostische Bedeutung für die klinische Praxis der Früherkennung und Kontrolle von Nierenschädigungen.
Hintergrund: Erkrankungen am Herz-Kreislaufsystem sind die Hauptursache einer limitierten Überlebensdauer von Patienten nach erfolgreicher Nierentransplantation. Eine vaskuläre Kalzifikation der Gefäßmedia und osteogene Transformation der glatten Muskelzellen seien der Grund dafür. Das Matrix Gla Protein konnte als protektiver Faktor diesbezüglich ausfindig gemacht werden. Nach aktuellem Wissen ist wenig über die Wirkungen von Ciclosporin A, Mycophenolatmofetil und Sirolimus auf VSMC und die Gefäßkalzifikation bekannt. Methoden: Es wurde ein in vitro Modell mit CASMC verwendet. Die Kalzifikation wurde über die von Kossa-Färbung mit daran angeschlossener Kalziumlösung- und -bestimmung über den o-Cresolphthalein-Komplexon-Assay sowie Proteinkonzentrationsermittlung über den mikro BCA-Assay quantifiziert. Die MGP-Konzentration wurde per Western Blotting ermittelt, die MGP-, OCN- und OPG-Expression per real-time-RT-PCR. Ergebnisse: Die extrazelluläre Kalzifikation nahm unter Ciclosporin A in höheren Konzentrationen zu, die Expression des Kalzifikationsinhibitors MGP wie die Expression der Osteoblastenmarker OCN und OPG nahm ab bzw. veränderte sich ohne weitere Mediumzusätze nicht. Unter MMF war die Kalzifikation im Kalzifikationsmedium signifikant geringer als in der Kontrolle, die Expression des MGP sank nur leicht und die des OCN und OPG änderten sich kaum. Unter Sirolimus 1 und 10 waren die extrazellulären Kalzifikationen geringer, unter Sirolimus 100 vermehrt als in der Kontrolle, die Expression der untersuchten Parameter nahm leicht ab oder veränderte sich nicht. Unter Vitamin K1 war die Kalzifikation deutlich geringer und die MGP-Expression nahm signifikant zu, die des OCN und OPG nicht signifikant. Das MGP konnte im Western Blot nicht nachgewiesen werden. Thesen: Nach diesen Daten ist ein konzentrationsabhängiger kalzifikationsinduzierender Einfluss durch Ciclosporin anzunehmen. Dagegen zeigen Vitamin K1, Mycophenolatmofetil und Sirolimus eine kalzifikationsinhibierende Wirkung. Ein möglicher Benefit von Patienten hinsichtlich des kardiovaskulären Risikos, die mit letzteren beiden Immunsuppressiva behandelt werden, ist nicht auszuschließen. Vitamin K1 könnte als zusätzliche Medikation zum Gefäßschutz nach Nierentransplantation diskutiert werden. Weitere Studien sind jedoch erforderlich.