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Der Fokus meiner Dissertation lag auf der genauen Charakterisierung epileptischer AnfĂ€lle eines klar definierten Patientenkollektivs mit spĂ€t manifestierender (â„ 55. Lebensjahr) nicht-lĂ€sioneller Epilepsie (nonlesional late-onset epilepsy, NLLOE). Erstmalig wurden semiologische Merkmale der epileptischen AnfĂ€lle in dieser Kohorte systematisch untersucht und entsprechend des neusten Klassifikationssystems der Internationalen League Against Epilepsy von 2017 eingeordnet. Die Kohorte umfasste 54 Patienten, von denen zusĂ€tzlich EEG- und Liquordaten im Rahmen ihrer Behandlung am Epilepsiezentrum der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald erhoben und mit einer Kontrollkohorte verglichen wurden. Diese setzte sich aus 58 Patienten mit frĂŒh beginnender nicht-lĂ€sioneller Epilepsie (nonlesional early-onset epilepsy, NLEOE) zusammen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt meiner Dissertation war die ĂberprĂŒfung des Behandlungserfolges nach 12-monatiger antikonvulsiver Therapie in der NLLOE-Kohorte.
Die durchgefĂŒhrte Studie zeigte bei Patienten mit spĂ€t manifestierender nicht-lĂ€sioneller Epilepsie ein im Vergleich zur Kontrollkohorte signifikant hĂ€ufigeres Auftreten von focal onset impaired awareness non-motor seizures. Diese manifestierten sich insbesondere in Form von passageren BeeintrĂ€chtigungen der Kognition und sensorischen Auren. Im Liquor der NLLOE-Patienten konnten bei drei Patienten oligoklonale Banden nachgewiesen werden. Bei einem dieser Patienten wurde im Nachhinein eine autoimmune Enzephalitis als Ursache der Epilepsie postuliert. Ferner waren 70% der NLLOE-Patienten nach einem Beobachtungszeitraum von 12 Monaten anfallsfrei. Den besten Behandlungserfolg, jedoch auch die höchste Nebenwirkungsrate, wurde mit dem Antikonvulsivum Levetiracetam erzielt.
Diese Ergebnisse machen deutlich, dass bei NLLOE-Patienten durch das Fehlen charakteristischer und leicht erkennbarer motorischer Symptome eine genaue Charakterisierung auch anderer semiologischer Merkmale unabdingbar ist, um gerade in dieser Patientengruppe epileptische AnfĂ€lle sicher identifizieren und eine adĂ€quate Therapie einleiten zu können. Die Liquoranalyse deutet zudem daraufhin, dass systematische Antikörpertestungen im Liquor und Serum als weiterfĂŒhrende diagnostische MaĂnahme zum Ausschluss einer autoimmunen Genese einer Epilepsie berĂŒcksichtigt werden sollten. DarĂŒber hinaus belegen die Resultate ein gutes therapeutisches Ansprechen der medikamentösen antikonvulsiven Therapie bei Patienten mit nicht-lĂ€sioneller Epilepsie im höheren Lebensalter.
202 Patienten (113 Frauen und 89 MĂ€nner im Alter von 25 bis 95 Jahren) mit einem ischĂ€mischen, supratentoriellem und territorialen Schlaganfall vorwiegend im Mediastromgebiet, wurden 9/2007 bis 6/2012 aus dem Patientengut der Stroke Unit der Neurologischen Klinik der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald fĂŒr die monozentrische Studie zur HĂ€ufigkeit epileptischer AnfĂ€lle sowie ihrer Provokationsfaktoren rekrutiert.
Bei einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 36,5 Monaten erlitten 39 Patienten (19,3%) mindestens einen epileptischen Anfall. Davon hatten 12 Patienten einen akut symptomatischen Anfall und 27 einen unprovozierten Anfall. Bei 21 Patienten traten rezidivierende AnfĂ€lle auf. Wendet man die aktualisierte Definition der ILAE fĂŒr Epilepsie an, so hatten 31 (15,3%) Patienten eine Epilepsie und 8 (4%) einen einzelnen akutsymptomatischen Anfall. Damit hatte unsere Studie die bisher höchste dokumentierte Rate an Epilepsie nach einer IschĂ€mie. Der erste epileptische Anfall trat dabei ĂŒberwiegend im 1. Jahr nach erlittenem Schlaganfall auf. Es zeigte sich, dass Patienten mit einer geringeren Schwere des Schlagfalls (erfasst mittels NIHSSS und mRS) ein geringeres Risiko fĂŒr die Entwicklung eines epileptischen Anfalls hatten. Alter und Geschlecht zeigten keine Korrelation zum Auftreten eines epileptischen Anfalls.
96 Patienten (53 Frauen und 43 MĂ€nner) erhielten innerhalb der ersten 6 h nach dem Schlaganfall eine auswertbare PCT, davon hatten 17 (17,7%) mindestens einen epileptischen Anfall. Mit Hilfe der PCT wurden fĂŒr die einzelnen Perfusionsparameter CBF, CBF und TTP der ASPECTS, das Perfusionsdefizit und die relativen Perfusionsparameter bestimmt. Bei dem ASPECTS CBF und ASPECTS CBV zeigte sich, dass die vorderen Mantelregionen M1 und M4 bzw. nur M1 bei den Patienten mit einem epileptischen Anfall signifikant hĂ€ufiger einen geringeren CBF oder ein geringeres CBV hatten. Ein signifikanter Unterschied ergab sich auch beim Betrachtung der Perfusionsdefizite in Bezug auf den CBF und das CBV: Patienten mit einem epileptischer Anfall zeigten ein gröĂeres Perfusionsdefizit als die Patienten ohne epileptischen Anfall. In die relativen Perfusionsparameter flieĂt neben dem Perfusionsdefizit noch die InfarktgröĂe ein. Zwar ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf die InfarktgröĂe, trotzdem konnte eine Korrelation zwischen einem erniedrigten R[CBF] bzw. einem erniedrigten R[CBV] und dem Auftreten von epileptischen AnfĂ€llen nach einem ischĂ€mischen Schlaganfall feststellt werden.
Vom 24.09.2007 bis zum 23.04.2010 wurden insgesamt 150 Patienten (65 MĂ€nner, 85 Frauen) mit ischĂ€mischem supratentoriellen Territorialinfarkt in eine prospektive Studie bis 2 Jahre nach Schlaganfall eingeschlossen. Ziel war es, Risikofaktoren fĂŒr das Auftreten epileptischer AnfĂ€lle nach Schlaganfall zu finden. In unserer Studie sind epileptische AnfĂ€lle mit 18,7 % (n=28) und Epilepsie mit 15,3 % (n=23) nach der neuen Definition der ILAE (2005) hĂ€ufiger als bisher bekannt. 8,7 % (n=13) erlitten rezidivierende epileptische AnfĂ€lle. Als erstes epileptisches Ereignis zeigten 9 Patienten (6 %) einen akuten symptomatischen und 19 Patienten (12,7 %) einen unprovozierten Anfall. Das Epilepsierisiko ist nach unprovozierten AnfĂ€llen höher als nach akut symptomatischen AnfĂ€llen (p=0,002). Ein erster epileptischer Anfall trat bei fast 80 % (n=22) der Patienten innerhalb des ersten Jahres und bei 57,1 % (n=16) innerhalb der ersten 30 Tage nach Schlaganfall auf, sodass vor allem die ersten Wochen besonders vulnerabel sind. Risikofaktoren fĂŒr das Auftreten eines ersten epileptischen Anfalls nach Schlaganfall konnten benannt werden: Ausgedehnte SchlaganfallfrĂŒhzeichen in der Bildgebung und folglich niedrigere ASPECTS sowie das Vorliegen mehrerer verschiedener FrĂŒhzeichen bei vorhandenen FrĂŒhzeichen; Signifikante EEG-Befunde in der Akutphase des Schlaganfalls (Tag 1-9): Ein ausgedehnter Wellenfokus, PLEDs und epilepsietypische Potentiale. PLEDs sind in unserer Studie allerdings sehr selten (n=3, 2 %) und sind daher in der individuellen RisikoabschĂ€tzung eher nicht relevant. Wenn allerdings PLEDs auftreten, dann scheinen sie mit epileptischen AnfĂ€llen in Zusammenhang zu stehen. GrundsĂ€tzlich sind Patienten gefĂ€hrdet, die ein groĂes Infarktvolumen im cCT oder cMRT, einen NIHSS von mindestens 5 Punkten sowie 2 oder mehr cerebrovaskulĂ€re Risikofaktoren (CVR) aufweisen. Alter und Geschlecht spielen fĂŒr die Entwicklung epileptischer AnfĂ€lle keine Rolle. Das Risiko zu versterben ist in unserer Studie bei Patienten mit einem epileptischen Anfall gröĂer (28,6 % vs. 19,7 %) und liegt innerhalb des ersten Jahres am höchsten (n=26, 17,3 %). Keinen Einfluss auf die Entwicklung epileptischer AnfĂ€lle haben kardiovaskulĂ€re Begleiterkrankungen (koronare Herzerkrankung und Herzinsuffizienz), die SchlaganfallĂ€tiologie, eine rekanalisierende Schlaganfalltherapie, eine hĂ€morrhagische Infarzierung sowie eine kortikale Infarktlokalisation.
Als Grundlage wurden zunĂ€chst Auswertebögen erarbeitet und erste Patienten im Zeitraum vom 24.09.2007 bis 28.03.2009 in die Studie eingeschlossen. Es handelt sich um ein ausgewĂ€hltes Patientengut mit supratentoriellen Territorialinfarkten mit Studieneinschluss innerhalb der ersten 24 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptomatik. Insgesamt umfasst unsere prospektive Studie bisher 74 Patienten. 29 der 74 Patienten waren mĂ€nnlich (39,2 Prozent), 45 (60,8 Prozent) weiblich. 9 Patienten (12,2 Prozent) bekamen epileptische AnfĂ€lle. Davon waren 6 weiblich (66,7 Prozent) und 3 mĂ€nnlich (33,3 Prozent). Epilepsien nach Hirninfarkt sind hĂ€ufiger als bisher beschrieben. Alle Patienten mit SpĂ€tanfĂ€llen entwickelten eine Epilepsie. Alle zerebrovaskulĂ€ren Risikofaktoren spielen keine Rolle fĂŒr das Auftreten epileptischer AnfĂ€lle nach Schlaganfall. Die speziellen Therapieverfahren (i.v. und i.a. Lyse, mechanische Thrombektomie) erhöhen ebenfalls nicht die Wahrscheinlichkeit fĂŒr das Auftreten epileptischer AnfĂ€lle. Die Auswertung der initialen Bildgebungsdaten zeigt, dass das AusmaĂ an InfarktfrĂŒhzeichen mittels ASPECT Score eine Rolle fĂŒr das Auftreten bei epileptischen AnfĂ€llen spielt. Je niedriger der ASPECTS desto gröĂer ist die Wahrscheinlichkeit fĂŒr das Auftreten epileptischer AnfĂ€lle. Infarktvolumina spielen keine Rolle. Da unser Patientengut fast nur Mediainfarkte hatte, ist ein Vergleich mit anderen möglichen GefĂ€Ăarealen als Risikofaktor fĂŒr das Auftreten epileptischer AnfĂ€lle nicht möglich. SekundĂ€re hĂ€morrhagische Transformationen haben keine Bedeutung fĂŒr das Auftreten epileptischer AnfĂ€lle. Der ARWMC-Score zeigt widersprĂŒchliche Ergebnisse. Es besteht keine Korrelation zwischen Epilepsien und MortalitĂ€t. Das EEG ist fĂŒr die RisikoabschĂ€tzung nach bisherigen Ergebnissen nicht brauchbar. Insbesondere die in der Literatur oft erwĂ€hnten PLEDs spielen bisher keine Rolle. Dieser erste Analysezeitpunkt (6 Monate +/- 3 Monate nach Symptombeginn) ist wahrscheinlich zu kurz um eine endgĂŒltige Aussage zur HĂ€ufigkeit des Auftretens einer Epilepsie nach Territorialinfarkten treffen zu können. Die weiteren Auswertungen der Studie mĂŒssen abgewartet werden.
Zusammenfassung In dieser Studie wurden aus dem Patientengut der Epilepsieambulanz der Klinik fĂŒr Neurologie Greifswald zum Stichtag (31.12.1999) 73 Patienten mit einer idiopathischen generalisierten Epilepsie erfasst und untersucht, die nie wirksam antiepileptisch behandelt wurden bzw. eine initiale Therapieeinstellung kurzfristig selbst abgebrochen hatten. Zur prospektiven Datengewinnung erfolgte eine Nachuntersuchung an 15 Patienten aus diesem Patientengut. Diese umfasste eine Anamneseerhebung, eine klinisch-neurologische Untersuchung, 4 psychologische Testverfahren und die Ableitung eines EEG. Bei den nachuntersuchten Patienten waren 6 (40 %) mĂ€nnlichen und 9 (60 %) weiblichen Geschlechts mit einem Durchschnittsalter von 34,2 Jahren (18 â 50 Jahre). Das Manifestationsalter der Epilepsie lag im Mittel bei 15,9 Jahren (6 â 36 Jahre). Bei jeweils 5 Patienten traten nur Absencen (33 %) oder Grand mal (33 %) auf. Die ĂŒbrigen 5 Erkrankten (33 %) hatten Absencen und Grand mal. Die mittlere Epilepsiedauer betrug bei der Nachuntersuchung 18,3 Jahre (7 â 29 Jahre). Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich ĂŒber 7 bis 27 Jahre, im Durchschnitt ĂŒber 15,3 Jahre. Anfallsfreiheit konnte bei 8 Patienten (53 %) festgestellt werden, wĂ€hrend bei 7 Patienten (47 %) weiterhin AnfĂ€lle auftraten. Die Anfallsfreiheit bestand bei den ausgeheilten Patienten durchschnittlich seit 13,1 Jahren (4 â 24 Jahre). In der Nachuntersuchung waren Frauen hĂ€ufiger anfallskrank als MĂ€nner. Ein prognostisch gĂŒnstiger Faktor fĂŒr Anfallsfreiheit waren keine oder das Auftreten von nur wenigen Grand mal (0 â 3). Noch anfallskranke Patienten erzielten im nonverbalen Intelligenzkurztest LPS-3 niedrigere IQ-Werte als ausgeheilte Patienten. Mit einem persistierenden Anfallsleiden war eine hĂ€ufigere Neigung zu Depressionen und Angst verbunden. Unter den nachuntersuchten Patienten hatten Frauen hĂ€ufiger Absencen und Grand mal, wĂ€hrend das alleinige Auftreten von Absencen oder Grand mal keine Geschlechtsbevorzugung aufwies. Das Manifestationsalter fĂŒr Absencenepilepsien lag ausschlieĂlich in den ersten 10 Lebensjahren. Patienten mit Absencen und Grand mal erkrankten ĂŒberwiegend zwischen 11 und 20 Jahren und Patienten mit alleinigen Grand mal-AnfĂ€llen im Alter von 20 bis 36 Jahren. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung waren die Patienten mit Absencen allein oder in Kombination mit Grand mal unter 40 Jahre alt. Die Untersuchten mit Grand mal als einziger Anfallsform befanden sich im Alter zwischen 39 und 50 Jahre. Das Auftreten fotoparoxysmaler Reaktionen bei Diagnosestellung war verbunden mit fortbestehenden AnfĂ€llen, einer geringeren beruflichen Ausbildung, einer niedrigeren bildungsunabhĂ€ngigen Intelligenz im LPS-3 und höherer AnfĂ€lligkeit fĂŒr Depressionen und Angstsymptome. FĂŒr Patienten mit einer Manifestation der Epilepsie bis zum 11. Lebensjahr fanden sich im LPS-3 höhere IQ-Werte als bei Patienten mit einem Erkrankungsbeginn in der 2. Lebensdekade. Im EEG bei Diagnosestellung waren bei allen Patienten mit Manifestation der Epilepsie in den ersten 10 Lebensjahren bereits spontan epileptiforme und Anfallsmuster nachweisbar. Bei Grand mal wurden als Anfallsauslöser vor allem Alkoholeinfluss, Schlafentzug und Stress-Situationen angegeben. Als GrĂŒnde fĂŒr den Behandlungsabbruch wurden insbesondere die Nebenwirkungen der Antiepileptika und erreichte Anfallsfreiheit genannt. Keine Bedeutung fĂŒr eine Spontanheilung beim untersuchten Patientengut hatten das Alter bei der Nachuntersuchung, das Manifestationsalter der Epilepsie, der Beobachtungszeitraum, eine positive Familienanamnese fĂŒr Epilepsien, das Vorkommen von FieberanfĂ€llen in der Kindheit, die verschiedenen Anfallsformen und das Vorhandensein von Anfallsauslösern. Zwischen ausgeheilten und anfallskranken Patienten zeigten sich weiterhin keine Unterschiede im erreichten Schulabschluss, der Berufsausbildung und der aktuellen ErwerbstĂ€tigkeit, bei den GrĂŒnden fĂŒr den Behandlungsabbruch, in den neurologischen und psychischen Untersuchungsbefunden, bei der bildungsabhĂ€ngigen Intelligenz im MWT-B, in den EEG-Befunden bei Diagnosestellung und in der Nachuntersuchung hinsichtlich epileptiformer und Anfallsmuster spontan und unter Provokation mit Hyperventilation sowie bezĂŒglich der GrundaktivitĂ€t, AllgemeinverĂ€nderungen und Herdbefunden. Ausgeheilte und noch anfallskranke Patienten unterschieden sich ebenfalls nicht bei der Nachuntersuchung in den EEG-Ableitungen unter Fotostimulation.
Kognitive Leistungsentwicklung nach epilepsiechirurgischen Eingriffen im Epilepsiezentrum Greifswald
(2003)
Im Rahmen der prĂ€chirurgischen Epilepsiediagnostik des Zentrums fĂŒr prĂ€chirurgische Epilepsiediagnostik und Epilepsiechirurgie am Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-UniversitĂ€t Greifswald rekrutierten wir 20 rechtshĂ€ndige, an einer pharmakoresistenten Epilpesie leidende Patienten mit linkshirnig nachgewiesener SprachreprĂ€sentation. Von den 10 mĂ€nnlichen und 10 weiblichen Patienten im Alter zwischen 16 und 55 Jahren wiesen 11 einen linkstemporalen und 9 einen rechtstemporalen epileptogenen Fokus auf. Nach dem Aufbau einer epilepsiechirurgischen Datenbank werteten wir die prĂ€operativ und 3- und 12- Monate postoperativ erhobenen Befunde der neuropsychologischen Diagnostik in den Bereichen allgemeine Intelligenz, Tempo/Konzentration/UmstellfĂ€higkeit und GedĂ€chtnis aus. Dabei bezogen wir Einflussfaktoren wie die Ătiologie des Epilepsiesyndroms, Fokuslateralisation und -lokalisation, Geschlecht, Alter, Erkrankungsdauer, Operationsmodus sowie den psychosozialen Belastungsgrad in unsere Untersuchung ein.
Ziel: Bis heute liegt keine endgĂŒltige EinschĂ€tzung zur Bedeutung des EEG im Hinblick auf prognostische Aussagen bei fokalen Epilepsien vor. Deshalb versuchten wir der Frage nachzugehen, ob das EEG bei kryptogen fokaler Epilepsie (KFE) eine prognostische Relevanz hat. Methoden: Hierzu wurden 32 Patienten mit KFE, davon 16 pharmakoresistente und 16 anfallsfreie, mit Beginn einer adĂ€quaten antiepileptischen Medikation prospektiv von 1985 - 1992 untersucht. Wir analysierten 166 EEG, abgeleitet zu definierten Zeitpunkten im 10-20-System einschlieĂlich Hyperventilation und Photostimulation. Erfasst und statistisch ausgewertet wurden die HintergrundaktivitĂ€t, Wellenparoxymen, fokale Verlangsamungen und epileptiforme Muster (EM), Unser besonderes Augenmerk galt den EM. Die Ausmessung erfolgte semiquantitativ in ihrer Dauer und Amplitude des jeweils ersten Spitzenpotentials. Ergebnisse: Insgesamt 22 Frauen und 10 MĂ€nner wurden untersucht. Patienten beider Gruppen zeigten im Krankheitsverlauf teils unauffĂ€llige, teils pathologische EEG. Erst die GegenĂŒberstellung aller 166 EEG und ihre Analyse im Krankheitsverlauf lieĂen statistische ZusammenhĂ€nge zwischen EEG-VerĂ€nderungen und Epilepsieverlauf erkennen. Von Bedeutung erwiesen sich die EM hinsichtlich ihrer Lokalisation (p = .0001), Dauer (p = .003) und Dichte (p =.0004) sowie die Provokation durch Hyperventilation (p = .007). Bei den nicht anfallsfreien Patienten traten EM in kurzer Dauer, hoher Dichte, rechtshemisphĂ€rieller, extratemporaler Lokalisation sowie bevorzugt im Ruhe-EEG auf. Die EM hingegen bei den anfallsfreien Patienten zeigten eine lĂ€ngere Dauer, eine niedrigere Dichte, eine linkshemisphĂ€rielle, temporale Lokalisation und ein vermehrtes Auftreten unter Hyperventilation. Zusammenfassung: FĂŒr den einzelnen Patienten mit kryptogen fokaler Epilepsie und normalem EEG im gesamten Epilepsie verlauf sind keine PrĂ€diktoren zur Prognose abzuleiten. Bei Patienten mit EM lassen die Lokalisation der EM, ihre Amplitude, Dauer und Dichte eine Aussage zur Prognose vermuten. Nicht das Vorhandensein oder Fehlen von EM scheint also bedeutsam, sondern die AusprĂ€gung einzelner EM-Charakteristika.
Die prospektive Studie beschĂ€ftigt sich mit den Auswirkungen epilepsiechirurgischer Eingriffe auf medizinischer, neuropsychologischer und psychosozialer/sozioökonomischer Ebene. Ziel war es, PrĂ€diktoren fĂŒr ein insgesamt gutes Outcome zu identifizieren. Einbezogen wurden insgesamt 43 Patienten mit fokalen Epilepsien, von denen 35 operiert werden konnten. Die Datenerhebung erfolgte jeweils zur prĂ€chirurgischen Diagnostik (t1) und zum 12-Monats-follow-up (t2). Verwendet wurden weitgehend standardisierte Verfahren wie kognitive Leistungstests, Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften, klinisch-psychologischer Parameter und LebensqualitĂ€t sowie ein strukturiertes Interview fĂŒr psychosoziale Aspekte. Zu t1 unterschieden sich operierte und konservativ weiterbehandelte Patienten nicht voneinander. Kognitive BeeintrĂ€chtigungen betrafen hauptsĂ€chlich das GedĂ€chtnis, gut ein Drittel der Patienten war davon betroffen. Psychische BeeintrĂ€chtigungen fanden sich insgesamt bei etwa 50% in Form eines erhöhten Angstniveaus, bei 25% als Depression. Etwa die HĂ€lfte der Patienten war arbeitslos oder epilepsiebedingt berentet. Versuche zur beruflichen Rehabilitation gab es nur fĂŒr jeden zweiten dieser Patienten. Etwa 40% aller Patienten schĂ€tzten ihre LebensqualitĂ€t insgesamt als eher schlecht ein. Zu t2 hatten sich die operierten Patienten hinsichtlich ihrer kognitiven LeistungsfĂ€higkeit insgesamt eher verbessert. Auch das AusmaĂ emotional-affektiver BeeintrĂ€chtigungen war deutlich geringer. Bei den konservativ weiterbehandelten Patienten fanden sich solche positiven VerĂ€nderungen nicht. Nur noch 20% der operierten, dagegen etwa 40% der konservativ behandelten Patienten beurteilten ihre LebensqualitĂ€t als eher schlecht. Hinsichtlich der Erwerbssituation fanden sich Verschlechterungen nur in der Gruppe operierter Patienten. Besonders auffĂ€llig war eine Verschiebung von der Arbeitslosigkeit hin zur Berentung. Nicht Anfallsfreiheit, sondern die BerufstĂ€tigkeit zu t1 sowie Verbesserungen in kognitiven Bereichen und die Abwesenheit emotional-affektiver BeeintrĂ€chtigungen zu t2 erwiesen sich als stĂ€rkste PrĂ€diktoren fĂŒr eine gute postoperative LebensqualitĂ€t.