Doctoral Thesis
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Kein Land vermittelt uns derzeit noch einen so umfassenden, geschlossenen Ăberblick ĂŒber die Entwicklung der Baukunst der Schlösser, Guts- und DomĂ€nenpĂ€chterhĂ€user wie das heutige Mecklenburg-Vorpommern. Dies gilt fĂŒr die AnfĂ€nge bis in die Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Der 1990 ĂŒberlieferte Bestands-Zusammenhang ist nach bereits knapp zwei Jahrzehnten seit der Vereinigung der Bundesrepublik Deutschland mit der DDR so stark gefĂ€hrdet, dass die regionale IdentitĂ€t Mecklenburg-Vorpommerns fĂŒr zukĂŒnftige Generationen schwierig nachvollziehbar sein wird. Die Sensibilisierung der Ăffentlichkeit zur Erhaltung des kulturellen Erbes im Zusammenhang, die Bekanntheit der Schlösser, Guts- und DomĂ€nenpĂ€chterhĂ€user sowie die Kenntnis ihres entwicklungshistorischen Kontextes bilden die Grundlage fĂŒr ihren Erhalt â zur Wahrung der regionalen IdentitĂ€t des Bundeslandes. Der Verfasser der vorliegenden Schrift möchte einen Beitrag leisten, erstmalig den entwicklungshistorischen Zusammenhang der genannten Objekte, insbesondere im vormaligen GroĂherzogtum Mecklenburg-Schwerin, darzustellen. Der Untersuchungsschwerpunkt betrifft den Zeitraum etwa 1780-1920. Die Region Ludwigslust und das Amt Neuhaus werden als âEntwicklungs-Zentrumâ fĂŒr die zeitgemĂ€Ă-moderne Architektur der Schlösser, Guts- und DomĂ€nenpĂ€chterhĂ€user Mecklenburgs und Pommerns herausgestellt. Dazu werden die in der Region und dem Amt liegenden Standorte denkmaltopographisch analysiert, ihre Objekte stilkritisch bewertet und mit der zeitgemĂ€Ă-vorherrschenden Architektur-Stilistik verglichen. Nach dem Forschungsergebnis ist der wichtigste Bestandteil der Gutshaus- und DomĂ€nenpĂ€chterhaus-Architektur Mecklenburgs und Pommerns auf 6 Entwicklungslinien/Bautrends â zwischen etwa 1700 und Ausbruch des Zweiten Weltkrieges â zurĂŒckzufĂŒhren. Es werden insbesondere die âInnovationsbautenâ, wie beispielsweise das Gutshaus Gresse, vorgestellt und die âInnovations-Folgebautenâ in die jeweiligen Bautrends eingeordnet. Zur Untermauerung des Forschungsergebnisses stĂŒtzt sich der Verfasser auf 2 AnlagebĂ€nde, nicht nur mit historischen Abbildungen und maĂstabsgerechten Zeichnungen der untersuchten Objekte, sondern vielmehr ihrer Vorbilder, welche in nationalen und internationalen KultureinflĂŒssen stehen. Die Dokumentation beinhaltet gemÀà anthropologischem Modell VASARIs die in Abfolge der architektonischen Stile geordneten Biographien der architektonischen Urheber, deren Objektkonzeption in der Region und dem Amt sowie anderen Landesteilen erfolgt war. Der 1. Dokumentationsteil beinhaltet diejenigen Urheber, welche unabhĂ€ngig von Bautrends ihre TĂ€tigkeiten entfalteten, hingegen der 2. Teil die LebenslĂ€ufe derjenigen Urheber, welche den in der Region und dem Amt begrĂŒndeten 6 Bautrends in Mecklenburg und Pommern errichteten Objekte zuzuordnen sind. Die Erkenntnisse ĂŒber die Urheber â in mehr als 70 Baumeister- und Architektenbiographien samt Werkverzeichnissen fixiert â lassen RĂŒckschlĂŒsse auf den entwicklungshistorischen Bestands-Zusammenhang der Schlösser, Guts- und DomĂ€nenpĂ€chterhĂ€user in Mecklenburg und Pommern zu. Die Biographien beleuchten nicht nur das familiĂ€r-intellektuelle Umfeld der Urheber, sondern vielmehr auch ihre âakademische Herkunftâ im Zusammenhang von Lehrern, Bildungsreisen, Kommilitonen und stilistisch-bautechnischem Einfluss. SchlieĂlich unter diesen multipel-kulturellen EinflĂŒssen erfolgte die EntwurfstĂ€tigkeit zur Vollendung dieser Objekte. Es ist zu konstatieren, dass die Biographien eine Vielzahl von Urheberschaften/Zuschreibungen von GutshausentwĂŒrfen offenlegen: Das Repertoire staatsbediensteter Urheber beinhaltete u. a. auch GutshĂ€user fĂŒr private Auftraggeber. So sind zahlreiche GutshĂ€user, oft bereits AbbrĂŒchen anheimgefallen, im Nachhinein jedoch als âkleine Werke groĂer Meisterâ zu interpretieren. Erst gemÀà Positionierung der Objekte im ĂŒberregionalen Kontext der Bautrends können sich die Konkretisierungen denkmalpflegerischer Empfehlungen ergeben. So wĂŒrde, wie das Beispiel des in der Formensprache RAMĂEs im âAmerican Colonial Styleâ konzipierten Gutshauses Benz dokumentiert, weiteren Fehlinterpretationen und erneuten AbbrĂŒchen wirksam vorgebeugt werden. Es liegt auf der Hand, dass weitere AbbrĂŒche unterbunden und dem Erhalt des kulturellen Erbes Gutsanlagen erhöhte PrioritĂ€t bei der Erarbeitung landespolitischer Zielstellungen gewidmet werden sollte. SpĂ€testens zum Zeitpunkt dieser Publikation mĂŒsste die Kulturpolitik Mecklenburg-Vorpommerns im Kontext privater Initiativen mit dem Ziel der regionalen IdentitĂ€tswahrung verantwortungsvoll konkretisiert werden.