Doctoral Thesis
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Staphylococcus (S.) aureus nimmt dem Menschen gegenĂŒber eine ambivalente Rolle ein, da er zum einen hĂ€ufiger Kommensale ist, aber auch zum Pathogen werden kann. Zu den bedeutendsten Gegnern von S. aureus zĂ€hlen die neutrophilen Granulozyten. Sie haben eine kurze Lebensspanne und weisen hochspezialisierte Zelltodstrategien, wie Apoptose oder NETose auf. AuffĂ€lligerweise besitzen S. aureus-Isolate, die Furunkulose auslösen, ĂŒberproportional hĂ€ufig das Gen fĂŒr das Panton-Valentine-Leukozidin (PVL), welches hochspezifisch humane neutrophile Granulozyten lysiert. Zu den Interaktionen zwischen S. aureus und Neutrophilen sind noch viele Fragen ungeklĂ€rt. Die Ziele dieser Arbeit waren deshalb (1) die Charakterisierung der Wirkung von S. aureus auf das Zelltodverhalten von Neutrophilen und (2) der Vergleich dieser Mechanismen bei kommensalen S. aureus-Isolaten und Isolaten von Patienten mit chronisch rekurrenter Furunkulose. Dazu wurde der Zelltod von Neutrophilen mit einem DNA-Freisetzungstest (Sytox-Assay) und mittels ImmunfluoreszenzfĂ€rbung analysiert. AuffĂ€llig waren dabei folgende Beobachtungen: (1) Hohe Konzentrationen der S. aureus-KulturĂŒberstĂ€nde fĂŒhrten zur Nekrose der Neutrophilen. In sublytischen Konzentrationen bewirkten ĂberstĂ€nde der stationĂ€ren Wachstumsphase dagegen eine Verzögerung der natĂŒrlichen Apoptose der Neutrophilen in Kultur, deren FĂ€higkeit zur proinflammatorischen Aktivierung dabei erhalten blieb. Es ist vorstellbar, dass sich S. aureus, von dem inzwischen bekannt wurde, dass er auch intrazellulĂ€r persistieren kann, auf diese Weise in den Neutrophilen eine Ăberlebensnische schafft. Bei Stimulation mit lebenden Bakterienzellen konnten konzentrationsabhĂ€ngig Nekrose, Apoptose und geringfĂŒgig NETose der Neutrophilen beobachtet werden. (2) Der Vergleich von S. aureus-Isolaten aus nasaler Besiedlung und Furunkuloseinfektion zeigte, dass bakterielle ĂberstĂ€nde von Furunkulose-Isolaten, die die PVL-kodierenden Gene besaĂen, eine deutlich stĂ€rkere Lyse der Neutrophilen verursachten. Dieser Effekt war nur dann zu beobachten, wenn die Bakterien tatsĂ€chlich PVL bildeten, wozu sie nur in besonders reichhaltigen Medien in der Lage waren. Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass der Zelltod durch PVL verursacht wurde. Mit lebenden Bakterien konnten zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede in der Zelltodinduktion der Neutrophilen festgestellt werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass S. aureus neutrophile Granulozyten auf verschiedene Weise beeinflussen kann: Neben der Induktion von Zelltod können die Bakterien auch Substanzen freisetzen, die die Lebensspanne der Abwehrzellen verlĂ€ngern. AuĂerdem stĂŒtzen die Befunde das Konzept einer zentralen Rolle fĂŒr PVL bei Haut- und Weichteilinfektionen durch S. aureus, das bisher vor allem auf epidemiologischen Befunden basierte.
In dieser Pilotstudie wurde der Einfluss eines elektiven chirurgischen Eingriffes auf das Immunsystem untersucht. Eingeschlossen waren 12 Patienten, die einen endoprothetischen Ersatz eines HĂŒftgelenkes erhielten. Um eine aus dem chirurgischen Eingriff resultierende Infektion auszuschlieĂen, wurden Temperatur, Herzfrequenz und Blutdruck als klinische Parameter prĂ€operativ sowie vom ersten bis zum sechsten Tag postoperativ bestimmt. FĂŒr die immunologischen Untersuchungen wurden den Patienten prĂ€operativ sowie am ersten, dritten, sechsten und achten Tag postoperativ Blut entnommen. Die Anteile von Monozyten, Granulozyten und Lymphozyten wurde im Durchflusszytometer bestimmt. Zur Charakterisierung des Aktivierungsstatus wurde der PhĂ€notyp der T-Zellen (CTLA-4 [CD152], CD25 und HLA-DR) immunzytochemisch analysiert. Die FunktionsfĂ€higkeit der T-Zellen wurde in Proliferationsassays ĂŒberprĂŒft. Im Rahmen des hier beschriebenen chirurgischen Traumas wurde bei keinem der Patienten eine Infektion mit den erhobenen klinischen Parametern festgestellt. Im peripheren Blut wurden eine Expansion von Granulozyten- und Monozytenpopulationen sowie eine Reduktion der peripheren Lymphozyten respektive der T-Zellen festgestellt. Daraus resultierte aber keine Balanceverschiebung der T-Zellsubpopulationen. Die Expression der Aktivierungsmarker CD25 (frĂŒh) und HLA-DR (spĂ€t) auf T-Zellen verĂ€nderten sich ĂŒber den gesamten Beobachtungszeitraum nicht signifikant. CD25 zeigte lediglich einen ansteigenden Trend am dritten Tag postoperativ. Im Gegensatz dazu wurde das funktionell inhibitorische MolekĂŒl CTLA-4 postoperativ vermehrt detektiert. Die Expression erreichte am sechsten Tag ihr Maximum mit 3,03% gegenĂŒber 0,9% Basisexpression prĂ€operativ. Im Gegensatz dazu waren bereits einen Tag nach dem Eingriff signifikant niedrigere Level an HLA-DR MolekĂŒle auf Monozyten detektierbar. Ăber den tatsĂ€chlichen Aktivierungszustand der verschiedenen T-Zellpopulationen kann abschlieĂend nur spekuliert werden. Die erhöhte CTLA-4 Expression könnte ein Indikator dafĂŒr sein, dass dieses inhibitorische MolekĂŒl ein sensitiverer Aktivierungsmarker als CD25 oder HLA-DR auf T-Zellen ist. Andererseits lĂ€sst sich nicht ausschlieĂen, dass der höhere Anteil CTLA-4+ T-Lymphozyten auf einen Anstieg von regulatorischen T-Zellen im Blut, zum Beispiel durch Gewebsumverteilungen oder Proliferation, zurĂŒckzufĂŒhren ist. DafĂŒr sprechen auch die durchgefĂŒhrten Proliferationstest. In diesen konnte am dritten Tag postoperativ eine Verringerung der T-Zellproliferation festgestellt werden. Sie war unabhĂ€ngig von den Eigenschaften des Stimulanz (Antigen-, APC- oder Kostimulation-abhĂ€ngig). Es konnte in dieser Arbeit nicht eindeutig geklĂ€rt werden, ob diese reduzierte Expansion auf der verringerten T-Zellzahl basierte oder ob es sich um eine aktive Immunsuppression handelte. Zusammenfassend sprechen diese Ergebnisse fĂŒr einen geringfĂŒgigen Einfluss des chirurgischen Eingriffes auf das Immunsystem. Die genauen Mechanismen konnten in der vorliegenden Arbeit nicht eindeutig geklĂ€rt werden. Allerdings deuten die Ergebnisse aus den Funktionstests darauf hin, dass die T-Zellen schwerfĂ€lliger auf Antigene jeglicher Art reagieren. Dies könnte zu einem erhöhten Infektionsrisiko nach Operationen beitragen.
Aktuelle Daten beweisen, dass ein Schlaganfall Immunalterationen induziert. Auf der einen Seite beinhaltet dies eine lokale Inflammation, die zu einem sekundĂ€ren Wachstum der zerebralen LĂ€sion fĂŒhrt und auf der anderen Seite eine systemische Immunsuppression, die das Risiko einer postischĂ€mischen Infektion steigert. Granulozyten und Monozyten als erste Barriere des Immunsystems sind von diesen Immunalterationen betroffen. Wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt, sind antimikrobielle Funktionen, wie der oxidative Burst und die NETs-Bildung, signifikant supprimiert. Das diese defekten Abwehrmechnismen mit einer gesteigerten Empfindlichkeit gegenĂŒber Schlaganfall assoziierten Infektionen (SAI) verbunden sind, ist wahrscheinlich. Aufgrund des geringen Einflusses einer prĂ€ventiven Antibiotikatherapie auf das neurologische Outcome von Schlaganfallpatienten, scheint es notwendig zu sein, nicht nur SAI, sondern insbesondere die Immunalterationen zu therapieren. Stresshormone sind in der Induktion der Immunalterationen vielfach diskutiert. Eine inhibitorische Wirkung auf die Phagozytenfunktion konnte in den hier dargestellten in vitro Experimenten dargestellt werden. Eine eindeutige protektive Wirkung durch Betablocker konnte bisher nicht gezeigt werden. Auch unklar bleibt die Rolle des parasympathischen Nervensystems im Rahmen einer SAI bei Schlaganfallpatienten. Regulatorische T-Zellen hemmen ĂŒber verschiedene Mechanismen proinflammatorische Immunantworten. Hintergrund der hier dargelegten Daten war es, den Einfluss der Treg auf die systemische Immunsuppression nach Schlaganfall zu begreifen. Aufgrund der reduzierten Treg mit verminderter SuppressionsaktivitĂ€t ist es unwahrscheinlich, dass diese eine tragende Funktion in der Immunsuppression spielen. Unklar ist jedoch, ob Treg eine protektive oder eine, durch nicht-immunologische PhĂ€nomene vermittelte, schĂ€digende Rolle in der Infarktregion spielen. Grundlage fĂŒr immunmodulatorische Therapien sollte die AbwĂ€gung von pro- und antiinflammatorischen Reaktionen nach Schlaganfall sein.
HĂ€matopoetische Stammzellen und zahlreiche reife periphere Blutzellen exprimieren Effluxtransporter vom ABC-Typ, darunter auch die Vertreter MRP4 und MRP5. Weiterhin sind Nukleosidtransporter wie hENT1 in vielen Blutzellen nachgewiesen worden. Ăber die Regulation dieser an der Vermittlung von Zytostatikaresistenzen beteiligten Transporter im Verlauf der hĂ€matopoetischen Differenzierung ist bisher nur wenig bekannt. Um diesen Prozess genauer zu studieren, wurden zunĂ€chst CD34-postive BlutzellvorlĂ€ufer aus Nabelschnurblut und reife Monozyten und Granulozyten aus peripherem Blut isoliert und hinsichtlich ihrer Transporterexpression charakterisiert. AnschlieĂend wurden die leukĂ€mischen Modellzelllinien HL-60, U-937 und M-07e in vitro zur myelomonozytĂ€ren beziehungsweise megakaryozytĂ€ren Differenzierung angeregt und die Expression, Lokalisation und Funktion von MRP4, MRP5 und hENT1 wĂ€hrend dieses Vorgangs per Real-Time PCR, Western Blot, Immunfluoreszenzmikroskopie und ZytotoxizitĂ€ts-Assay untersucht. Der Erfolg der Differenzierung wurde durchflusszytometrisch mittels spezifischer OberflĂ€chenmarker ĂŒberprĂŒft. Es konnte gezeigt werden, dass MRP4, MRP5 und hENT1 in CD34-positiven hĂ€matopoetischen VorlĂ€uferzellen aus Nabelschnurblut sowie in reifen Monozyten und Granulozyten exprimiert sind. In den Progenitorzellen konnte eine signifikant höhere MRP4-Expression als in den reifen Blutzellen gefunden werden. Dementsprechend ging auch die modellhafte myelomonozytĂ€re Differenzierung der Zelllinien HL-60 und U-937 mit einer signifikanten Reduktion der MRP4-Expression einher. Im Zuge der megakaryozytĂ€ren Ausreifung der Zelllinie M-07e hingegen konnte ein signifikanter Anstieg der MRP4-Expression beobachtet werden. Die hENT1-Expression war nach Induktion von Differenzierung signifikant vermindert. Weiterhin konnte nach Induktion von Differenzierung eine signifikante VerĂ€nderung der SensitivitĂ€t gegenĂŒber 6-Mercaptopurin und Cytarabin beobachtet werden. MRP5 blieb unter Differenzierungsbedingungen im Wesentlichen unverĂ€ndert. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass insbesondere MRP4 im Zuge der hĂ€matopoetischen Differenzierung spezifisch reguliert wird. Der beobachtete Anstieg wĂ€hrend der Megakaryopoese unterstĂŒtzt die Vorstellung einer Beteiligung von MRP4 bei der Thrombozytenfunktion. Weiterhin scheint sich die Expression von MRP4 und hENT1 im Zuge der myelomonozytĂ€ren Differenzierung zu verringern, was sich auch in ResistenzverĂ€nderungen gegenĂŒber 6-Mercaptopurin und Cytarabin niederschlĂ€gt. Diese Effekte sollten bei der Entwicklung von neuen Therapieschemata zur Behandlung einer AML berĂŒcksichtigt werden, falls eine Applikation von Differenzierungsagenzien in Kombination mit konventionellen Zytostatika vorgesehen ist.