Doctoral Thesis
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Numerische Lösung von Optimalsteuerungsaufgaben unter Nebenbedingungen mit biologischen Anwendungen
(2010)
In dieser Dissertation wird ein Verfahren zur Lösung von Optimalsteuerungsaufgaben mit Steuer-ZustandsbeschrĂ€nkungen vorgestellt. Dazu werden die notwendigen Bedingungen an eine optimale Lösung benutzt, die ein System aus algebraischen Gleichungen, Ungleichungen und Differentialgleichungen erzeugen. Dieses System wird mit einem Newton-Ă€hnlichen Ansatz gelöst. AuĂerdem wird die Erweiterung auf Problemen mit reinen ZustandsbeschrĂ€nkungen vorgefĂŒhrt. Eine deutliche Verbesserung der Konvergenzergebnisse kann durch die Anwendung der Fisher-Burmeister-Funktion auf die KomplementaritĂ€tsbedingungen erzielt werden. Die Iterationsverfahren werden auf eine Reihe von restringierten Optimalsteuerungsaufgaben (Aufgaben mit reinen SteuerbeschrĂ€nkungen, gemischten Steuer-ZustandbeschrĂ€nkungen und reinen ZustandsbeschrĂ€nkungen fĂŒr einzelne Zeitpunkte und fĂŒr das gesamte Optimierungsintervall) angewendet, um ihr Verhalten bei verschiedenen Startwerten sowie unterschiedlichen SchrittweitenansĂ€tzen zu untersuchen. Dazu werden zum einen zwei aus der Literatur bekannte Aufgaben (das Rayleigh-Problem und das Minimum-Ernergy-Problem) gelöst und zum anderen werden zwei Probleme mit biologischem Hintergrund untersucht. So wird eine Optimalsteuerungsaufgabe aus der Fischerei um geeignete Einnahmenbedingungen erweitert, die absichern sollen, dass die Fischer keine lĂ€ngeren Phasen ohne Kapitalzuwachs haben. Dazu wird zwischen einer globalen Bedingung und einer Bedingung fĂŒr endlich viele Zeitpunkte unterschieden. Desweiteren wird ein Modell einer HIV-Erkrankung untersucht, bei dem die numerischen Verfahren, die die notwendigen Bedingungen an eine optimale Lösung benutzen, nur fĂŒr geringe Behandlungszeiten (bis zu 50 Tage) das Problem lösen. Es zeigt sich, dass die StabilitĂ€t dieser Verfahren deutlich verbessert werden kann, wenn das Modell um eine Obergrenze fĂŒr die T-Zellen erweitert wird. Den Abschluss der Dissertation bildet ein Kapitel zur Konvergenzuntersuchung, in dem sich zeigt, dass die verwendeten Iterationsverfahren teilweise von sehr schlechter Konvergenzordnung sind, da die Bedingung fĂŒr eine lineare Konvergenz nicht erfĂŒllt wird.
In der Dissertation haben wir uns mit dem numerischen Lösen von unbeschrĂ€nkten Optimalsteuerungsproblemen beschĂ€ftigt. Dabei war das Ziel der Arbeit die Homotopie-Methode von Costanza zu untersuchen, kritisch zu hinterfragen und sie zu erweitern. Dazu haben wir zuerst Optimalsteuerungsprobleme untersucht und Resultate aus der Funktionalanalysis zitiert, die wir benötigen, um notwendige Bedingungen fĂŒr ein unbeschrĂ€nktes Optimalsteuerungsproblem herzuleiten. Die zentrale Idee dabei ist, dass wir ein Ă€quivalentes, infinites Optimierungsproblem aufstellen und fĂŒr dieses die notwendigen Bedingungen herleiten und beweisen. Die erhaltenen Resultate haben wir dann auf unbeschrĂ€nkte Optimalsteuerungsprobleme ĂŒbertragen. Ziel des Ansatzes ist es, die unbekannten Anfangs- und Endwerte der ZustĂ€nde und Adjungierten in AbhĂ€ngigkeit von frei wĂ€hlbaren Parametern zu berechnen, so dass nur noch ein reines Anfangs- oder Endwertproblem gelöst werden muss, welches numerisch einfacher zu handhaben ist. Dabei stellte sich im Verlauf der Arbeit heraus, dass Costanzas Ansatz nicht allgemeingĂŒltig ist und nur auf spezielle FĂ€lle angewendet werden kann. Wir haben den ursprĂŒnglichen Ansatz neu hergeleitet und an den kritischen Stellen angepasst, so dass dieser beispielunabhĂ€ngig benutzt werden kann. Danach haben wir uns mit der numerische Umsetzung unseres Ansatzes befasst. Zum Lösen der gewöhnlichen Differentialgleichungssysteme mit gegebenen Anfangswerten benutzten wir ein in MATLAB implementiertes, explizites Runge-Kutta-Verfahren mit Schrittweitensteuerung. Ein wichtiger Punkt dabei war die Approximation der Jacobi-Matrix der Zustands- und Adjungiertengleichungen mit Hilfe von Complex step differentiation. Diese liefert schnellere und stabilere Approximationen an die ersten Ableitungen als z.B. der zentrale Differenzenquotient, da bei diesem numerische Auslöschung auftreten kann. Weiterhin haben wir direkte und indirekte Verfahren genannt, die man zum Lösen von Optimalsteuerungsproblemen benutzen kann, um die Genauigkeit unseres Ansatzes zu ĂŒberprĂŒfen. Im letzten Kapitel haben wir unseren Ansatz an verschiedenen Beispielen getestet. Dabei haben wir zuerst unbeschrĂ€nkte Optimalsteuerungsprobleme betrachtet, die alle sehr gut gelöst wurden. Dessen numerische Lösung wurde effizient und mit hoher Genauigkeit berechnet. Dies ist insbesondere bemerkenswert, da man mit anderen AnsĂ€tzen oft eine gute Startlösung benötigt, damit die jeweiligen Verfahren konvergieren. AbschlieĂend haben wir Beispiele fĂŒr beschrĂ€nkte Optimalsteuerungsprobleme betrachtet. Diese haben wir mit unbeschrĂ€nkten Optimalsteuerungsproblemen approximiert, wobei wir in dem Integranden eine Straffunktion eingefĂŒhrt haben, die mit dem Parameter S gewichtet wurde. Somit konnten wir unter Anwendung unseres erweiterten Ansatzes die ursprĂŒnglichen Probleme gut approximieren und fĂŒr hinreichend groĂe S waren die Lösungen der unbeschrĂ€nkten und beschrĂ€nkten Probleme im numerischen Sinne identisch. Dabei unterschied sich in den Beispielen, wie groĂ das S gewĂ€hlt werden muss, um eine gute NĂ€herung zu erhalten.
Die vorliegende Arbeit beschĂ€ftigt sich mit der numerischen Lösung von Optimalsteuerungsproblemen. Dazu wird das Maximumprinzip verwendet, dessen Anwendung auf ein Mehrpunktrandwertproblem fĂŒhrt. Die Aufgabe bestand nun darin, ein Programmpaket zu entwickeln, mit dem solche Mehrpunktrandwertprobleme mit der Mehrzielmethode numerisch gelöst werden können. Dabei wurden verschiedene Anforderungen an das zu entwickelnde Programm gestellt, die bereits existierende Programmpakete nicht oder nur eingeschrĂ€nkt erfĂŒllen. Die Bedienung soll durch die Verwendung einer grafischen OberflĂ€che intuitiver und komfortabler gestaltet werden. Ein weiteres Ziel besteht in der ProblemunabhĂ€ngigkeit des Quellcodes, sodass der Quellcode unangetastet bleiben kann. AuĂerdem sollen fĂŒr die Benutzung des Programms keine Programmierkenntnisse notwendig sein. Der Funktionsumfang soll im Vergleich zu bestehenden Implementierungen erweitert werden, um die Möglichkeiten der Mehrzielmethode besser ausnutzen sowie die Methoden an das jeweilige zu lösende Problem anpassen zu können. ZunĂ€chst werden theoretische Grundlagen der optimalen Steuerung und des Maximumprinzips beschrieben. Die Mehrzielmethode wird vorgestellt und erweitert, sodass mit dieser auch Mehrpunktrandwertprobleme gelöst werden können. Ferner wird auf die Umsetzung der weiteren verwendeten mathematischen Methoden eingegangen. Dazu gehören das Newtonverfahren inklusive DĂ€mpfung und Broydenupdate, verschiedenene Anfangswertproblemlöser (Dormand-Prince- und Rosenbrock-Typ-Verfahren) und die SingulĂ€rwertzerlegung, mit der die linearen Gleichungsssysteme gelöst werden. AuĂerdem werden die Komponenten und Funktionen des Programmpakets beschrieben, beispielsweise die Entwicklung der grafischen OberflĂ€che. Um das Einlesen der Daten eines Optimalsteuerungsproblems aus der grafischen OberflĂ€che in das Programm zu ermöglichen, wurde ein Parser verwendet. Die Software enthĂ€lt Funktionen zur Erstellung von Plots und dem Export von Problemdaten in ein PDF-Dokument. Des Weiteren wird beschrieben, inwieweit die implementierten Verfahren an die Anforderungen eines spezifischen Optimalsteuerungsproblems angepasst werden können. AbschlieĂend werden vier in ihrer Gestalt und ihrem Schwierigkeitsgrad sehr verschiedene Optimalsteuerungsprobleme beispielhaft gelöst. Dazu gehören beispielsweise das als Optimalsteuerungsproblem formulierte Brachistochrone- sowie das Min-Energy-Problem. Anhand der Lösung des Rayleigh-Problems wird gezeigt, wie man die zur VerfĂŒgung gestellten Optionen des Programmpakets sinnvoll nutzen kann, um eine Lösung zu bestimmen, die ein aussichtsreicher Kandidat fĂŒr eine optimale Lösung ist. AbschlieĂend wird ein Wiedereintrittsproblem einer Raumkapsel in die Erdumlaufbahn betrachtet, welches eine besondere Herausforderung darstellt, da das Differenzialgleichungssystem sehr empfindlich reagiert und Lösungen nur fĂŒr einen kleinen Bereich von Startwerten existieren.
In dieser Dissertation wird eine Problemstellung der Optimalen Steuerung aus dem Bereich der Linearen ElastizitĂ€tstheorie dargelegt und gelöst. Die Dissertation gliedert sich in die folgenden Schwerpunkte: Modellierung der Problemstellung, Formulierung der Optimalsteuerungsprobleme fĂŒr den zeitunabhĂ€ngigen (stationĂ€ren) bzw. zeitabhĂ€ngigen (instationĂ€ren) Problem, die Herleitung der notwendigen Bedingungen fĂŒr eine ermittelte optimale Lösung und die Berechnung von numerischen Lösungen des stationĂ€ren bzw. instationĂ€ren Problems sowie deren ĂberprĂŒfung der ErfĂŒllung der notwendigen Bedingungen. In der Modellierung werden Gleichungen zur Bestimmung der Deformation (Auslenkung) einer Zylinderschale unter rotations-symmetrischer Krafteinwirkung aus Grundgleichungen der Mechanik (KrĂ€ftegleichgewicht, Impulserhaltungssatz) hergeleitet. Bei dieser Herleitung werden die Hypothesen von Mindlin und Reissner verwendet und die spezielle Geometrie der Zylinderschale berĂŒcksichtigt. Die Dissertation erbringt den Nachweis der Existenz einer Lösung der modellierten Gleichungen im schwachen Sinne, d.h. fĂŒr Lösungen in Sobolev-RĂ€umen. FĂŒr die Formulierung der Optimalsteuerungsprobleme fĂŒr den stationĂ€ren und instationĂ€ren Fall fĂŒr Praxis relevante Problemstellungen setzen wir das Volumen des Zylinderrohres als konstant voraus (Volumenbedingung). Die Zielstellung der Optimalsteerungsprobleme besteht darin eine optimale Dicke zu bestimmen, welche die integrale Deformation (Auslenkung) der Zylinderschale (im instationĂ€ren Fall zu einer ausgezeichneten Zeit) minimiert. Eine optimale Lösung (optimale Dicke) muss die notwendige Bedingung erster Ordnung (Variationsungleichung) fĂŒr alle zulĂ€ssigen Dicken, welche auch der Volumenbedingung genĂŒgen, erfĂŒllen. Die Herleitung der konkreten Form dieser notwendigen Bedingungen fĂŒr den stationĂ€ren bzw. fĂŒr die instationĂ€ren FĂ€lle wird in der Dissertation dargelegt. Durch die Verwendung der zugehörigen adjungierten ZustĂ€nde können die notwendigen Bedingungen effizienter formuliert werden. Zur Berechnung einer Lösung der Gleichungen im stationĂ€ren Fall bzw. in den instationĂ€ren FĂ€llen wurde die Finite Elemente Methode bzw. die Rothe-Methode im zeitabhĂ€ngigen Fall verwendet, wobei die LösungsrĂ€ume exakt berĂŒcksichtigt werden. Das Optimierungsproblem wird diskretisiert und mit fmincon aus der Optimization-Toolbox von Matlab gelöst. Die damit berechneten diskreten optimalen Lösungen (optimale Dicke) fĂŒr die einzelnen Problemstellungen werden auf die ErfĂŒllung der notwendigen Bedingungen getestet. Die Dissertation wird durch viele Beispiel-Rechnungen abgerundet und deren Lösungen in grafischer Form prĂ€sentiert.