• Deutsch
Login

Universität Greifswald - Opus4 Open Access

  • Home
  • Search
  • Browse
  • Publish
  • Help

Doctoral Thesis

Refine

Author

  • Barthe, Annelie (1)
  • Bialke, Martin (1)
  • Braumann, Anja (1)
  • Buchholz, Ines (1)
  • Böhm, Hilmar (1)
  • Craesmeyer, Clara (1)
  • Diernberger, Susi (1)
  • Dolezil, Doris (1)
  • Dreier, Adina (1)
  • Erdmann, Pia (1)
+ more

Year of publication

  • 2014 (12)
  • 2015 (11)
  • 2011 (7)
  • 2017 (5)
  • 2018 (5)
  • 2013 (4)
  • 2007 (3)
  • 2009 (3)
  • 2012 (3)
  • 2006 (2)
+ more

Document Type

  • Doctoral Thesis (62) (remove)

Language

  • German (62) (remove)

Keywords

  • PrĂ€vention (7)
  • Epidemiologie (4)
  • Gesundheitsverhalten (4)
  • LebensqualitĂ€t (4)
  • Dementia (3)
  • Diabetes mellitus (3)
  • Erreichbarkeit (3)
  • Hypertonie (3)
  • Impfung (3)
  • Impfverhalten (3)
+ more

Institute

  • Institut fĂŒr Community Medicine (62) (remove)

62 search hits

  • 1 to 62
  • 10
  • 20
  • 50
  • 100

Sort by

  • Year
  • Year
  • Title
  • Title
  • Author
  • Author
Assoziation zwischen Thyreotropin und dem Lipidprofil bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland (2017)
Witte, Tilman
Zielstellung: Es gibt noch keine populationsbezogene Studie, die den Zusammenhang zwischen Thyreotropin (TSH) und den Lipidparametern Gesamtcholesterin, Low-Density-Lipoprotein-(LDL)-Cholesterin, High-Density-Lipoprotein-(HDL)-Cholesterin und Triglyzeriden bei Kindern und Jugendlichen unter-sucht hat, trotz der möglichen Auswirkungen eines erhöhten Lipidprofils auf die Entstehung von kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen. Teilnehmer und Methoden: Es wurden Eigenschaften und Laborparameter von insgesamt 6 622 drei- bis zehnjĂ€hrigen Kindern und 6 134 elf- bis 17-jĂ€hrigen Heranwachsenden der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) analysiert. PrimĂ€re Expositionsvariable dieser Querschnittsstudie war der mit einer Elektroluminiszenz-Methode gemessene TSH-Spiegel im Serum. PrimĂ€re Outcomevariablen waren die Gesamtcholesterin-, LDL-Cholesterin-, HDL-Cholesterin- und Triglyzeridspiegel im Serum, die ĂŒber enzymatische Farbanalysen bestimmt wurden. Die Variablen wurden mithilfe von altersspezifischen Grenzwerten kategorisiert. Ergebnisse: Signifikante positive Assoziationen lagen bei Kindern zwischen Serum-TSH-Spiegeln und allen Nicht-HDL-Cholesterinspiegeln (Gesamtcholesterin-, LDL-Cholesterin- und Triglyzeridspiegeln) vor (ÎČ = 0,90, 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,53 – 1,27; ÎČ = 0,78, 95 %-KI: 0,44 – 1,13; und ÎČ = 0,90, 95 %-KI: 0,52 – 1,27), gleichermaßen bei Jugendlichen (ÎČ = 0,90, 95 %-KI: 0,47 – 1,32; ÎČ = 0,67, 95 %-KI: 0,29 – 1,05; und ÎČ = 0,92, 95 %-KI: 0,49 – 1,35; p < 0,05). Stratifizierte Modelle deuteten darauf hin, dass diese ZusammenhĂ€nge besonders stark bei ĂŒbergewichtigen und adipösen Kindern waren. Kinder mit erhöhten TSH-Spiegeln hatten im Vergleich zu Kindern mit TSH-Spiegeln im Referenzbereich höhere Nicht-HDL-Cholesterinspiegel. Fazit: Wie schon bei Erwachsenen bekannt, zeigt diese Studie bei Kindern und Jugendlichen einen positiven Zusammenhang zwischen den Serumspiegeln von TSH und Nicht-HDL-Lipiden. LĂ€ngsschnittstudien könnten klĂ€ren, ob ein erhöhter Serum-TSH-Spiegel, der von einem unvorteilhaften Lipidprofil begleitet wird, im Erwachsenenalter fortdauert.
Geografische Analyse der Erreichbarkeit von medizinischen Versorgungseinrichtungen in Vorpommern und deren Auswirkung auf die Inanspruchnahme (2019)
Stentzel, Ulrike
Die Dichte von medizinischen Versorgungseinrichtungen und Leistungserbringern ist in lĂ€ndlichen RĂ€umen gering. Zu ĂŒberwindende Distanzen können aufgrund dessen groß sein. Die Einwohner peripherer RĂ€ume sind jedoch oft Ă€lter, haben ein höheres MorbiditĂ€tsrisiko und einen grĂ¶ĂŸeren Bedarf an medizinischer Versorgung. Dazu kommen mit dem Alter zunehmenden MobilitĂ€tseinschrĂ€nkungen. Obwohl der motorisierte Individualverkehr in lĂ€ndlichen RĂ€umen dominiert, ist auch die Erreichbarkeit durch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wichtig, da gerade Ă€ltere Menschen seltener ein Auto besitzen. Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Pkw- und ÖPNV-Erreichbarkeit von HausĂ€rzten (Allgemeinmediziner und hausĂ€rztliche Internisten), AugenĂ€rzten, fachĂ€rztlichen Internisten und Urologen im Landkreis Vorpommern-Greifswald sowie die Analyse wie viele Einwohner von guter bzw. schlechter Erreichbarkeit betroffen sind und ob eine lĂ€ngere Fahrzeit mittels Pkw und ÖPNV einen Einfluss auf die Inanspruchnahme von HausĂ€rzten bzw. FrauenĂ€rzten in Vorpommern hat. Die Erreichbarkeitsanalysen fĂŒr diese Vorhaben wurden in einem Geografischen Informationssystem (GIS) mittels Netzwerkanalysen auf der Basis von digitalen routingfĂ€higen Straßendaten mit der Software ESRIArcGIS 10.0 Esri Inc., Redlands/California (USA) durchgefĂŒhrt. FĂŒr die ÖPNV-Erreichbarkeit wurde zusĂ€tzlich ein Model verwendet, dass auf der Implementation des Dijkstra Algorithmus‘ die FahrplĂ€ne der regionalen Verkehrsbetriebe einliest und Routen zu den nĂ€chstgelegenen medizinischen Leistungserbringern berechnet. Unterschiede zwischen den Arztgruppen wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test bestimmt. Die Daten zur Inanspruchnahme stammen aus der Study of Health in Pomerania (SHIP) aus dem 5-Jahres-Follow-Up SHIP-1. Determinanten fĂŒr die Inanspruchnahme wurden mit multiplen logistischen Regressionen ermittelt. FĂŒr die statistischen Berechnungen wurde die Software SAS 9.3 © 2002-2010 (SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) verwendet. Die Pkw-Fahrzeit zum Hausarzt betrĂ€gt maximal 23 Minuten, wĂ€hrend die ausgewĂ€hlten spezialisierten FachĂ€rzte in maximal 43 Minuten erreicht werden. 80 % der Bevölkerung erreicht den Arzt jedoch innerhalb von 20 Minuten. Die ÖPNV-Fahrzeit (hier Hin- und RĂŒckfahrt) betrĂ€gt durchschnittlich 100 Minuten zum Hausarzt und zwischen 130 und 160 Minuten zum ausgewĂ€hlten spezialisierten Facharzt. 4 – 7 % der Bevölkerung hat keine Verbindung (Hin- und RĂŒckfahrt) mit dem ÖPNV zum Hausarzt bzw. Facharzt. Die Unterschiede zwischen Haus- und FachĂ€rzten sind statistisch signifikant. BezĂŒglich des Einflusses der Erreichbarkeit auf die Inanspruchnahme hat sich gezeigt, dass die Erreichbarkeit keinen signifikanten Einfluss hat, wenngleich ein Trend zur geringeren Inanspruchnahme bei grĂ¶ĂŸeren Entfernungen erkennbar ist. FĂŒr die Inanspruchnahme der FrauenĂ€rzte sind jedoch das Alter, der Sozialschichtindex und Personen im Haushalt ≄ 18 Jahre (potentielle Mitfahrgelegenheiten) statistisch signifikante Determinanten. Eine gute ÖPNV-Erreichbarkeit ist nicht nur eine Frage der Distanz, sondern vor allem der Anbindung. Mithilfe von Erreichbarkeitsanalysen lassen sich RĂ€ume identifizieren, die einen schlechteren rĂ€umlichen Zugang zur Versorgung haben, weshalb Erreichbarkeitsanalysen in Planungsprozessen im Gesundheitsbereich grundsĂ€tzlich Anwendung finden sollten. Eine geringere Inanspruchnahme ist in Vorpommern nicht signifikant mit schlechterer Erreichbarkeit im Sinne von lĂ€ngeren Fahrzeiten assoziiert. Wichtiger ist, dass es ĂŒberhaupt eine Verkehrsanbindung gibt, z.B. durch Mitfahrmöglichkeiten.
Welche Angaben können Patienten zu ihren Àrztlich verordneten Medikamenten machen? -eine Querschnittstudie- (2018)
Hey, Elisabeth
Hintergrund Aufgrund verschiedenster Erkrankungen mĂŒssen Patienten regelmĂ€ĂŸig Ă€rztlich verordnete Medikamente einnehmen. FĂŒr den Heilungsprozess sowie zur Abwendung von gesundheitlichen Gefahren durch einen sicheren Umgang mit der eigenen Medikation ist eine sachgemĂ€ĂŸe Einnahme der Medikation entscheidend. Patienten sollten daher bestimmte Kerninformationen zu ihren Ă€rztlich verordneten Medikamenten kennen und auch ĂŒber diese Auskunft geben können. Sowohl demografische Faktoren als auch ein Medikamenteneinnahmeplan können die AuskunftsfĂ€higkeit von Patienten beeinflussen. Methode In dieser Querschnittstudie wurden insgesamt 637 Patienten in zehn Hausarztpraxen im Raum Göttingen und WestthĂŒringen zu den Medikamentenitems Name, Dosierung, Einnahmefrequenz und Indikation ihrer Ă€rztlich verordneten Medikation befragt. Es erfolgte ein Abgleich der Patientenangaben mit der hausĂ€rztlichen Dokumentation. Des Weiteren wurde der Einfluss demografischer Faktoren sowie eines Medikamenteneinnahmeplanes auf die AuskunftsfĂ€higkeit von Patienten zur Medikation untersucht. Die Datenerhebung wurde mittels persönlichen Interview in der Arztpraxis, Telefoninterview und postalischer Befragung durchgefĂŒhrt. Ergebnisse Patienten konnten bezĂŒglich ihrer einzunehmenden Medikation mĂ€ĂŸig zum Medikamentennamen (67 %) sowie der Indikation (82 %) und sehr gut zur Dosierung (96 %) und zur Einnahmefrequenz (97 %) Auskunft geben. Es bestand eine relevante Diskrepanz zwischen den hausĂ€rztlich dokumentierten Medikamentenverordnungen und den von Patienten tatsĂ€chlich eingenommenen Medikamenten. Im Abgleich der Patientenangaben mit der hausĂ€rztlichen Dokumentation konnten Patienten am besten den Medikamentennamen (75 %) und am schlechtesten die Indikationen (47 %) ĂŒbereinstimmend benennen. Mit zunehmender Medikamentenanzahl sank die Übereinstimmungsrate. Einen Medikamenteneinnahmeplan besaßen 65 % der Patienten. Jedoch nutzten lediglich 19 % diesen zur Beantwortung der Fragen. Der Besitz eines Medikamenteneinnahmeplanes alleine zeigte keinen positiven Effekt auf die korrekte AuskunftsfĂ€higkeit von Patienten zur Medikation, jedoch dessen Anwendung. Eine höhere Bildung (≄10 Jahre) war mit einem höheren Anteil korrekter Angaben assoziiert. Die Einnahme jedes zusĂ€tzlichen Medikamentes war ein negativer Indikator. Je nach ErhebungsmodalitĂ€t variierte die AuskunftsfĂ€higkeit von Patienten, insbesondere bezĂŒglich des Medikamentennamens und der Indikation. Schlussfolgerung Patienten kennen bestimmte Basisinformationen zu ihren Ă€rztlich verordneten Medikamenten und können hĂ€ufig zu diesen Auskunft geben. Es besteht jedoch eine relevante Diskrepanz zwischen den hausĂ€rztlich dokumentierten Medikamenten und den Patientenangaben. Insbesondere bei steigender Medikamentenzahl ist die Nutzung eines vorhandenen Medikamenteneinnahmeplanes wichtig. Die meisten Patienten jedoch verwenden diesen, obwohl vorhanden, nicht. Daher fĂŒhrt per se die Ausstellung eines Medikamenteneinnahmeplanes nicht zu einer besseren AuskunftsfĂ€higkeit zur Medikation. Technische Lösungen, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu gewĂ€hrleisten und InformationslĂŒcken zu schließen, sollten unabhĂ€ngig von einem unvollstĂ€ndigen und oft im Bedarf nicht vorhandenen oder nicht genutzten Medikamenteneinnahmeplan aus Papier entwickelt werden.  
Pharmacotherapy of people screened positive for dementia in primary care: Results of the DelpHi study (2019)
Wucherer, Diana
Menschen mit Demenz (MmD) sind oft multimorbid und haben komplexe Pharmakotherapie, die mit einer zunehmenden Anzahl von arzneimittelbezogenen Problemen (ABP) einhergeht. Dies kann zu einer Verringerung der LebensqualitĂ€t und zu erhöhten Krankenhausaufenthaltsraten fĂŒr MmD sowie zu hohen Kosten fĂŒr das Gesundheitssystem fĂŒhren. Daher ist es wichtig, die PrĂ€vention von ABP bei der Planung von Versorgungsprogrammen fĂŒr MmD zu berĂŒcksichtigen. FrĂŒhere Studien zur Arzneimitteltherapiesicherheit konzentrierten sich hauptsĂ€chlich auf institutionalisierte MmD. Über die Situation in der ambulanter Versorgung ist wenig bekannt. Das Ziel dieser Arbeit ist es, Folgendes zu bestimmen: (a) HĂ€ufigkeit und Art der Behandlung mit Antidementiva und damit assoziierte soziodemografische und klinische PrĂ€diktoren (b) PrĂ€valenz von potenziell inadĂ€quater Medikation (PIM) gemĂ€ĂŸ der Priscus-Liste und damit verbundene soziodemographische und klinische PrĂ€diktoren (c) HĂ€ufigkeit und Art der ABP und damit verbundene soziodemografische und klinische PrĂ€diktoren bei MmD in primĂ€rĂ€rztlicher Versorgung, die positiv auf Demenz gescreent wurden. Die Analysen basieren auf den Daten der DelpHi-MV-Studie, einer clusterrandomisierten, kontrollierten Interventionsstudie zur Evaluation eines innovativen Konzepts des Dementia Care Managements (DCM) in Deutschland. Die Daten von N = 448 Studienteilnehmern (≄70 Jahre, zu Hause lebend), die positiv auf Demenz (DemTect <9) getestet wurden, wurden in die Analyse einbezogen. FĂŒr jeden Studienteilnehmer wurde eine Medikationsanalyse auf der Grundlage der hĂ€uslichen Medikationsanamnese durchgefĂŒhrt. Die Ergebnisse zeigten, dass 30% der MmD Antidementiva erhielten, von denen 63% hatten bereits eine formale Demenzdiagnose. In der Untergruppe der Studienteilnehmer mit einer formalen Demenzdiagnose erhielten 46% die Antidementiva. Die Verschreibung von Antidementiva war signifikant mit dem Schweregrad der kognitiven BeeintrĂ€chtigung und einer formalen Demenzdiagnose assoziiert. 38% der Studienteilnehmer ohne Demenzdiagnose erhalten Antidementiva. 22% der Studienteilnehmer erhielten mindestens ein PIM gemĂ€ĂŸ der Priscus-Liste. Die kognitive BeeintrĂ€chtigung war nicht mit der Verwendung von PIM assoziiert. Die Verschreibung eines PIM war signifikant mit der Gesamtzahl der eingenommenen Medikamente sowie mit der Diagnose von psychischen und Verhaltenssymptomen assoziiert. Polypharmazie, definiert als die dauerhafte Anwendung von fĂŒnf oder mehr Medikamenten, wurde bei 67% der Studienteilnehmer identifiziert, 93% hatten mindestens ein ABP, das von einem Apotheker oder einer Krankenschwester wĂ€hrend eines Hausbesuchs entdeckt wurde. Insgesamt wurden 1077 ABP registriert. Probleme im Zusammenhang mit Anwendung und Compliance waren die hĂ€ufigste Gruppe von ABP, gefolgt von Problemen mit Arzneimittelwechselwirkungen, Problemen mit unangemessener Arzneimittelwahl, Problemen mit der Dosierung und Problemen mit unerwĂŒnschten Arzneimittelereignissen. Die kognitive BeeintrĂ€chtigung war nicht mit der Gesamtzahl der ABP assoziiert. Die Gesamtzahl der eingenommenen Medikamente und das Vorhandensein einer Diagnose von psychischen und Verhaltenssymptomen waren mit der Gesamtzahl der ABP assoziiert. Die Dissertation gibt einen Überblick ĂŒber die Gesamtmedikation und ABP von MmD in der PrimĂ€rversorgung. Unter anderem wurden die Probleme der Behandlung mit Antidementiva und der Einnahme von PIM diskutiert. Die These legt nahe, dass das Medikationsanalyse auf der Grundlage der hĂ€uslichen Medikationsanamnese fĂŒr MmD wichtig ist, da eine solche ÜberprĂŒfung die VerfĂŒgbarkeit umfassender Informationen ĂŒber die Gesamtmedikation, ErnĂ€hrungsfaktoren und die tatsĂ€chliche Anwendung von Medikamenten gewĂ€hrleistet. Die Dissertation bietet somit eine Basis fĂŒr die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und die Entwicklung innovativer Versorgungskonzepte fĂŒr MmD. Die hohe PrĂ€valenz von ABP in dieser Population unterstreicht die Wichtigkeit der Einbeziehung eines Medikationsmanagements in die Versorgungsprogramme fĂŒr MmD. Identifizierte Risikofaktoren fĂŒr ABP können dazu beitragen, das Medikationsmanagement fĂŒr die Patientengruppen anzubieten, die das höchste Risiko aufweisen.
EffektivitÀt und Sicherheit von AMC / DCBA Lutschtabletten bei Halsschmerz: Ein systematisches Review und Metaanalyse (2018)
Voß, Anke
Halsschmerzen gehören zu den hĂ€ufigen BeratungsanlĂ€ssen in der Hausarztpraxis und sind zu circa 90% viral bedingt. Um nicht-indizierte Behandlungen mit Antibiotika zu vermeiden gibt es symptomatische Therapieoptionen. AMC / DCBA (Amylmetacresol und 2,4-Dichlorbenzylalkohol) ist eine nicht verschreibungspflichtige Wirkstoffkombination, die in Lutschtabletten (z.B. StrepsilsÂź) enthalten ist. Die Wirkung ist antiseptisch und lokalanĂ€sthetisch. Wir durchsuchten die Datenbanken Medline, Cochraine und EMBASE nach randomisiert kontrollierten Studien, in denen AMC / DCBA gegen Placebo oder andere lokale Behandlungsmethoden getestet wurde. Zwei Gutachter prĂŒften unabhĂ€ngig Relevanz, Einschlusskriterien und Bias der Studien. Aus den Daten der eingeschlossenen Studien wurden die gewichteten mittleren Differenzen der Schmerzreduktion berechnet. Diese Metaanalyse fast 3 RCTs mit insgesamt 660 Patienten zusammen und vergleicht AMC / DCBA (0,6 mg Amylmetacresol, 1,2 mg 2,4-Dichlorbenzylalkohol) mit wirkstofffreien Lutschtabletten bei der Behandlung von Halsschmerzen. Berechnet wurden die gewichteten mittleren Differenzen (SMD). Hauptstudienergebnis war die Reduktion der SchmerzintensitĂ€t von -1,04 Punkten (-1,28 bis -0,79; p<.00001) nach 2 Stunden im Vergleich zum Ausgangswert, gemessen auf einer 11-Punkte Ordinalskala, zum Vorteil fĂŒr AMC / DCBA. FĂŒr die Nebenergebnisse wurden die Schmerzlinderung auf einer 7-Punkte-Skala von 0,89 (1,04 bis 0,73; p<0,00001) und die Linderung der Schluckbeschwerden auf der VAS100 von -0,90 (-1,06 bis -0,75; p<0,00001) nach 2h beobachtet, ebenfalls zugunsten von AMC / DCBA. In beiden Gruppen berichteten 2 bis 16% der Probanden von Nebenwirkungen, welche meist mild und bezogen auf die eigentliche Atemwegsinfektion waren. 3 Patienten jedoch berichteten von Ulzerationen im Mund, ein Zusammenhang mit der Studienmedikation kann jedoch nicht bewiesen werden [21-23].
EntwicklungsgefĂ€hrdungen bei 3- bis 6-JĂ€hrigen aus Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern: Geschlechtsspezifische Analysen und ihre Bedeutung fĂŒr Gesundheitsförderung, PrĂ€vention und Erziehungswesen (2018)
Lewicki, KĂ€the
Hintergrund: Geschlecht und Gender sind nicht nebensĂ€chlich, sondern spielen eine relevante Rolle in der kindlichen Entwicklung, Erziehung und Gesundheit. Die Diskurse um Geschlecht und Gleichstellung lassen hingegen hĂ€ufig den durchschnittlichen Reifungsvorsprung der MĂ€dchen außer Acht. Auf diese Weise wird die Kluft zwischen den Geschlechtern bereits im Vorschulalter in beunruhigendem Maße betont. Durch die dichotome Geschlechterperspektive geraten außerdem andere entscheidende Einflussfaktoren wie die soziale und die ethnische Herkunft der Kinder in den Hintergrund. Diese Dissertation setzt den Schwerpunkt daher auf eine angemessene Analyse der Kategorie Geschlecht in ihrer immerwĂ€hrenden Interaktion mit Anlage und Umwelt. Methoden: Die Betrachtungen beruhen auf Daten zu N = 6.447 Kindergartenkindern aus Mecklenburg-Vorpommern (M-V), die im Rahmen der kontrollierten prospektiven Kohortenstudie „Summative Evaluation KiföG M-V“ erhoben wurden. Zur EinschĂ€tzung kindlicher Kompetenzen kam das „Dortmunder Entwicklungsscreening fĂŒr den Kindergarten“ (DESK 3-6) zur Anwendung; weiterhin wurde ein Elternfragebogen zur Erhebung des Sozialstatus eingesetzt. Auf der Grundlage geschlechtsinsensibler Normen erfolgte die Ermittlung kompetenzspezifischer Geschlechtsunterschiede in AbhĂ€ngigkeit vom Kindesalter, vom Bildungshintergrund und vom Migrationsstatus. Geschlechtsspezifische Normen fanden anschließend Anwendung fĂŒr die erneute Errechnung der Screeningbefunde von n = 4.251 Kindern im Alter von 48 bis 83 Monaten. Das EffektstĂ€rkemaß Cohen’s d diente dabei der Beurteilung der praktischen Relevanz der Geschlechterdifferenzen. Ergebnisse: Unter Anwendung der geschlechtsinsensiblen Gesamtnormen schnitten die Jungen jeden Alters schlechter ab – in allen Entwicklungsbereichen und unabhĂ€ngig vom Kindesalter, vom Bildungshintergrund und vom Migrationsstatus manifestierten sich stets Geschlechtsunterschiede zugunsten der MĂ€dchen. Diese Differenzen vergrĂ¶ĂŸerten sich meist mit zunehmendem Alter und waren stellenweise stĂ€rker ausgeprĂ€gt bei Kindern aus bildungsnahen ElternhĂ€usern bzw. bei Kindern nicht-deutscher NationalitĂ€t. Analysen auf der Grundlage geschlechtsspezifischer Normen ergaben allerdings ein andersartiges, buntes Bild und keine konsistenten Vorteile fĂŒr ein Geschlecht: Die Unterschiede zwischen MĂ€dchen und Jungen waren alles in allem nicht pĂ€dagogisch und praktisch bedeutsam, die StĂ€rken und SchwĂ€chen geschlechtstypisch, aber nicht geschlechtsspezifisch verteilt. Die BerĂŒcksichtigung geschlechtsbedingter Besonderheiten hatte auch auf die Ermittlung von Entwicklungsrisiken im feinmotorischen und im psychosozialen Bereich einen Einfluss: Die PrĂ€valenzraten wurden dabei durch die geschlechtsinsensiblen Normen fĂŒr MĂ€dchen mehrheitlich unterschĂ€tzt, fĂŒr Jungen ĂŒberschĂ€tzt. Schlussfolgerungen: Die besondere Beachtung geschlechtsspezifischer Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsbedingungen entschĂ€rft einerseits die „Jungenkrise“ und ermöglicht andererseits eine erweiterte, eine biopsychosoziale Perspektive: Die Unterschiede in den Lernwelten und Lebenswegen von MĂ€dchen und Jungen sind nicht monokausal, sondern multidimensional zu erklĂ€ren. Statt die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, sollte deshalb das Augenmerk auf der Koexistenz von StĂ€rken und SchwĂ€chen innerhalb der Geschlechter liegen. Differenzierungen und DiversitĂ€ten mĂŒssen dringend den Platz von Pauschalisierungen einnehmen, um Behinderungen durch Begriffe und Bilder von Geschlecht gewissenhaft zu umgehen und in angemessener Art und Weise auf ethnische und soziale Herkunft RĂŒcksicht zu nehmen. Im Sinne der Strategien des „Gender Mainstreaming“ und „Managing Diversity“ werden so intersektionale, interdisziplinĂ€re Maßnahmen fĂŒr mehr Chancengleichheit ins Rollen gebracht. FĂŒr frĂŒhzeitige Förderung und FrĂŒhintervention erscheint entsprechend ein Fokus auf FĂ€higkeiten und Fertigkeiten statt allein auf Geschlecht und Gender vielversprechend. Kompetenzspezifische, kompensatorische, kultursensible PrĂ€ventionsansĂ€tze bieten die beste Chance, bereits bei Kindergartenkindern die Divergenzen nicht nur im Hinblick auf Geschlecht und Gender, sondern auch auf EthnizitĂ€t und Milieu zu verringern.
Methodische Eigenschaften von patientennahen und klinischen Erhebungsverfahren in der Ambulanten Muskuloskeletalen Rehabilitation nach endoprothetischer Versorgung von HĂŒfte und Knie sowie nach operativer oder konservativer Behandlung der Claudicatio spinalis (2018)
Böhm, Hilmar
Hintergrund: Patientennahe und klinische Erhebungsverfahren zur Dokumentation des Therapieverlaufs und des Behandlungserfolgs in der Ambulanten Muskuloskeletalen Rehabilitation (AMR) wurden bisher nur selten im direkten Vergleich hinsichtlich ihrer methodischen Eigenschaften, speziell der ÄnderungssensitivitĂ€t untersucht. FĂŒr die angemessene Beurteilung medizinischer Behandlungsergebnisse sind begrĂŒndete Empfehlungen fĂŒr die Auswahl und Beurteilung geeigneter Outcomeparameter erforderlich. Ziel: Die methodischen Eigenschaften verschiedener klinischer Messverfahren (Bestimmung der Gelenkbeweglichkeit und des Fingerbodenabstands mit der Neutral-Null-Methode, manuelle Muskelkraftmessung, Gehstreckenbestimmung mit dem Laufband, Staffelsteinscore Version HĂŒfte und Knie, Harris Hip Score und Knee Society Score) werden ermittelt und verglichen. Es wird untersucht, ob und wie gut diese Erhebungsmethoden mit generischen (SF-36) und spezifischen (WOMACÂź bzw. Funktionsfragebogen Hannover-RĂŒckenschmerz) patientennahen Erhebungsinstrumenten korrespondieren. Neben den klassischen Haupt- und NebentestgĂŒtekriterien und den Verteilungseigenschaften wird die ÄnderungssensitivitĂ€t bestimmt, um zu zeigen, wie gut die Instrumente in der Lage sind, VerĂ€nderungen ĂŒber die Zeit abzubilden. Methoden: In die prospektive unkontrollierte LĂ€ngsschnittstudie mit indirekter Ergebnismessung im Vorher-Nachher-Design werden alle Patienten konsekutiv eingeschlossen, welche vom 1.1.2013 bis zum 1.5.2014 eine durchschnittlich dreiwöchige Ambulante Muskuloskeletale Rehabilitation nach HĂŒft- oder Knie-TEP-Implantation sowie nach operativer oder konservativer Behandlung der Claudicatio spinalis im Zentrum fĂŒr Rehabilitation und Physikalische Medizin am SRH Zentralklinikum Suhl absolviert haben. Bei Aufnahme (T1) und bei Entlassung (T2) werden die o.g. klinischen Erhebungsverfahren, anamnestische Daten und bei den Patienten mit Claudicatio spinalis der Funktionsfragebogen Hannover-RĂŒckenschmerz, bei den Endoprothese-Patienten der WOMACÂź und bei allen Patienten der SF-36 bestimmt. Die Datenerhebung fĂŒr WOMACÂź und SF-36 erfolgt per Selbstauskunft, mit Hilfe oder als Interview. Die ReliabilitĂ€t der patientennahen Instrumente wird fĂŒr T1 mit Cronbach's alpha ermittelt. FĂŒr die ÄnderungssensitivitĂ€t werden EffektstĂ€rken und Standardisierte Mittelwertdifferenzen berechnet und miteinander verglichen. Mit der Pearson-Korrelation wird gemessen, ob und wie gut die Ergebnisse der verschiedenen klinischen Befunde untereinander und mit den patientennahen Erhebungsverfahren korrelieren. Ergebnisse: Die Untersuchung umfasst 175 Patienten (40 nach HĂŒft- und 60 nach Knie-TEP-Implantation sowie 75 mit Claudicatio spinalis, davon 24 nach einer Operation). Im Verlauf der Ambulanten Muskuloskeletalen Rehabilitation zeigen sich unabhĂ€ngig von Alter, Geschlecht und Bildungsstand positive VerĂ€nderungen. Die heterogene Datenerhebung mittels schriftlicher Befragung bzw. durch ein persönliches Interview fĂŒr SF-36 und WOMACÂź hat keinen Einfluss auf das Untersuchungsergebnis. Wegen der unterschiedlichen Ergebnisse fĂŒr die beiden Indikatoren zur Bestimmung der ÄnderungssensitivitĂ€t (EffektstĂ€rke und Standardisierte Mittelwertdifferenz) ist es empfehlenswert, in Studien grundsĂ€tzlich beide Kennziffern zu berechnen und zu vergleichen. Die höchste ÄnderungssensitivitĂ€t aller Instrumente erzielt der Staffelsteinscore in beiden Versionen (Knie stĂ€rker als HĂŒfte). Die ÄnderungssensitivitĂ€t der anderen klinischen Erhebungsverfahren und des Funktionsfragebogen Hannover-RĂŒckenschmerz fĂ€llt schwĂ€cher aus, ist aber der ÄnderungssensitivitĂ€t der körperlichen DomĂ€nen des SF-36 ĂŒberlegen, die wiederum eine höhere ÄnderungssensitivitĂ€t aufweisen als die WOMACÂź Subscores. Am niedrigsten ist die ÄnderungssensitivitĂ€t fĂŒr die Psychischen DomĂ€nen des SF-36. Es gibt keine relevanten AntwortausfĂ€lle. Nennenswerte Boden- und Deckeneffekte zeigen testimmanent nur der WOMACÂź und fĂŒr die Items "Körperliche Rollenfunktion", "Emotionale Rollenfunktion" und "Soziale FunktionsfĂ€higkeit" der SF-36. Der Funktionsfragebogen Hannover-RĂŒckenschmerz, der WOMACÂź und mit Einbußen der SF-36 fĂŒr die Items "Schmerz" und "Allgemeine Gesundheitswahrnehmung" sind zum Zeitpunkt T1 hoch reliabel (Cronbach's alpha). Mit der Pearson-Korrelation wird außer fĂŒr die HĂŒft-TEP-Patienten in T1 die KonstruktvaliditĂ€t fĂŒr den SF-36 und den WOMACÂź bestĂ€tigt. Als mögliche Fehlerursache kann nur die geringe Anzahl von 40 HĂŒft-TEP-Patienten identifiziert werden. Staffelsteinscore, Harris Hip Score und Knee Society Score korrelieren miteinander hochsignifikant. Der Staffelsteinscore ist in beiden Versionen bezĂŒglich der NebentestgĂŒtekriterien und der Korrelation mit dem SF-36 bzw. dem WOMACÂź dem Harris Hip Score und dem Knee Society Score insgesamt leicht ĂŒberlegen. Bei Patienten mit Claudicatio spinalis korrelieren Gehstrecke, Funktionsfragebogen Hannover-RĂŒckenschmerz und mit Abstrichen fĂŒr T1 der Fingerbodenabstand hochsignifikant miteinander und auch akzeptabel mit dem SF-36. Die Gehstrecke der Totalendoprothese-Patienten korreliert eher weniger gut mit allen KenngrĂ¶ĂŸen. Diskussion: Im Ergebnis der Studie kann zur Evaluation und Dokumentation der Prozess- und ErgebnisqualitĂ€t in der Ambulanten Muskuloskeletalen Rehabilitation fĂŒr Endoprothese-Patienten die Verwendung des Staffelsteinscores in beiden Versionen und fĂŒr Patienten mit Claudicatio spinalis die Bestimmung des Funktionsfragebogen Hannover-RĂŒckenschmerz, der Gehstrecke und des Fingerbodenabstandes empfohlen werden. Dabei sind die differierenden Ergebnisse der HĂŒft-TEP-Patienten zum Zeitpunkt T1 und die heterogene Form der Datenerhebung fĂŒr SF-36 und WOMACÂź zu berĂŒcksichtigen. Die Kombination des Staffelsteinscores mit dem Harris Hip Score fĂŒr die HĂŒft-TEP- und mit dem Knee Society Score fĂŒr die Knie-TEP-Patienten bringt keinen Vorteil. Der Einsatz des SF-36 und des WOMACÂź in der Routine ist nicht sinnvoll, genau wie das Messen der Gehstrecke mit dem Laufband bei den Endoprothese-Patienten. Weitere Studien an grĂ¶ĂŸeren Patientengruppen, im Einrichtungsvergleich, mit praktikableren patientenberichteten Endpunkten fĂŒr die Endoprothese-Patienten und mit spezifischeren patientennahen Erhebungsverfahren fĂŒr die Patienten mit Claudicatio spinalis sind genauso notwendig wie Untersuchungen mit anderen Assessmentinstrumenten der MobilitĂ€t sowie zur Bestimmung der Gehstrecke in anderer Art und Weise.
Einfluss von Quarz, Radon bzw. Arsen auf die Verteilung der fĂŒhrenden Lungentumortypen in FĂ€llen mit ausschließlicher Lungenlymphknotensilikose bzw. Lungensilikose unter deutschen Uranbergarbeitern (2018)
Mielke, Stefan
Zusammenfassung Fragestellung QuarzstĂ€ube sind ein Lungenkarzinogen. Dieses Siliziumdioxid wirkt nach inhalativer Aufnahme als inflammatorischer SchlĂŒsselreiz zur Unterhaltung einer chronischen EntzĂŒndung. Diese betrifft typischerweise zunĂ€chst die pulmonalen Lymphknoten und spĂ€ter die Lunge selbst. Bislang war unbekannt, ob es bei Lungentumoren und gleichzeitig vorliegender Silikose der Lungenlymphknoten Unterschiede bezĂŒglich des histologisch fĂŒhrenden Typs im Vergleich zu anderen Stadien der Silikose gibt. Ebenso war der mögliche Zusammenhang auch fĂŒr andere, hĂ€ufige Lungenkarzinogene des Uranbergbaus wie Radon oder Arsen noch nicht untersucht worden. Methodik Es wurden Daten von 2.524 Uranbergarbeitern aus dem Sektionsarchiv der SDAG Wismut in Stollberg sowie deren Expositionsdaten verwendet. Referenzpathologisch erfolgte die Einteilung in drei Silikosestadien (keine Silikose, ausschließlich Lungenlymphknotensilikose, Lungengewebs- und Lungenlymphknotensilikose) sowie die Zuordnung zu einem der drei fĂŒhrenden LungentumorentitĂ€ten (Adenokarzinom, Plattenepithelkarzinom, kleinzelliges Karzinom). Unter BerĂŒcksichtigung der kumulativen Quarzexposition auf der Grundlage einer Job-Exposure-Matrix wurde die Auftretenswahrscheinlichkeit der Lungentumortypen fĂŒr jedes Silikosestadium durch ein multinominales Regressionsmodell geschĂ€tzt. Gleiches erfolgte fĂŒr die kumulativen Expositionen gegenĂŒber den relevanten weiteren Karzinogenen Radon und Arsen. Ergebnisse Insgesamt waren die Wahrscheinlichkeiten der histologischen Lungentumortypen unter Uranbergarbeitern mit ausschließlicher Lymphknotensilikose den Wahrscheinlichkeiten mit Lungen- und Lymphknotensilikose Ă€hnlicher als den Wahrscheinlichkeiten ohne Silikose. Dies wurde auch fĂŒr Radon und Arsen bestĂ€tigt. Schlussfolgerung Die Ergebnisse stĂŒtzen die Hypothese, dass die Karzinogenese sowohl durch Quarz als auch durch Radon und Arsen in Lymphknotensilikotikern Ă€hnlicher der Karzinogenese in Lungensilikotikern ist, als deren bei Nichtsilikotikern.
VerĂ€nderung depressiver Symptome, psychiatrischer Behandlung und der Einnahme von Antidepressiva in Nord-Ostdeutschland zwischen 1997–2001 und 2008–2012 (2017)
Möckel, Franz
Die zentralen Fragestellungen dieser Arbeit lauten: (I) „Hat sich die PrĂ€valenz depressiver Symptome zwischen 1997–2001 und 2008–2012 geĂ€ndert?“, (II) „Ist eine erhöhte Anzahl an Besuchen bei einem Psychotherapeuten oder Psychiater auszumachen?“ und (III) „Wie verĂ€nderte sich die PrĂ€valenz der Einnahme von Antidepressiva?“ Die Untersuchung dieser Fragen erfolgte mithilfe zweier Bevölkerungsstichproben in Ost-Mecklenburg-Vorpommern. Dabei handelt es sich um die SHIP-0 (1997–2001; n=4.308) und die SHIP-TREND (2008–2012; n=4.420). Um die PrĂ€valenz der depressiven Symptomatik zu messen, wurden mehrere Fragen aus dem CID-S ausgewertet. Da in beiden Studien auch die Arztbesuche der Teilnehmer erfasst wurden, konnte somit gleichzeitig die PrĂ€valenz der Besuche bei einem Psychotherapeuten oder Psychiater registriert werden. Im Rahmen der zwei Studien wurden auch die ATC-Codes der Medikamente, welche die Studienteilnehmer einnahmen, aufgezeichnet. Durch dieses Verfahren konnte die PrĂ€valenz der Einnahme von Antidepressiva erfasst werden. Bei der PrĂ€valenz depressiver Symptome konnte ein Anstieg von 13,2 % (SHIP-0) auf 27,7% (SHIP-TREND) verzeichnet werden. Die Inanspruchnahme von psychiatrischen oder psychotherapeutischen Leistungen stieg ebenfalls an. Hier konnte eine Erhöhung der PrĂ€valenz von 2,8 % in der SHIP-0 auf 5,2 % bei SHIP-TREND festgestellt werden. Auch die dritte Fragestellung zur Einnahme von Antidepressiva in der Gesamtbevölkerung weist eine Erhöhung der Werte von SHIP-0 im Vergleich zu SHIP-TREND auf, denn der Wert stieg von 1,8 % auf 5,2 %. Aus diesen Daten ist zu schlussfolgern, dass es in der allgemeinen Bevölkerung zu einem massiven Anstieg depressiver Symptomatik gekommen ist. Somit ist zu vermuten, dass auch ein vermehrtes Aufkommen von Depressionen zu verzeichnen ist. Dieser Fakt wird von den Ergebnissen der Fragen II und III untermauert, da hier ein Anstieg der Behandlungsmaßnahmen von Depressionen festgestellt werden konnte.
ZahnĂ€rzte Mecklenburg-Vorpommern 2030 – Modellierung von regionalen zahnĂ€rztlichen Versorgungsangeboten und -bedarfen in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 (2017)
JĂ€ger, Ralf
Zielstellung Zugang zu Gesundheitsversorgung ist eine Dimension von VersorgungsqualitĂ€t; eine zugangsgerechte Versorgung setzt ein den Versorgungsbedarfen angemessenes Versorgungsangebot voraus. Das Ziel der vorliegenden Dissertation war, die regionale Verteilung von zahnĂ€rztlichen Versorgungsangeboten und -bedarfen am Beispiel des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (M-V) zu analysieren und zu prognostizieren. Zudem sollten Maßnahmen zur Steuerung der rĂ€umlichen Verteilung von ZahnĂ€rzten evaluiert werden. Methodik Auf der Basis von Zahnarzt-, Bevölkerungs- und MorbiditĂ€tsdaten wurden zunĂ€chst die regionalen Versorgungsangebote und -bedarfe des Bundeslandes M-V in 2001 und 2011 dargestellt. Anschließend wurde ein Modell zur Vorhersage der regionalen Verteilung von zahnĂ€rztlichen Versorgungsangeboten und -bedarfen entwickelt, validiert und zur Projektion des Jahres 2030 angewandt. Dazu wurden die zu erwarteten Zu- und AbgĂ€nge an ZahnĂ€rzten in jeder Region sowie die zu erwartenden Bedarfe modelliert. Dabei wurden drei Szenarien dargestellt (Best/Worst/Moderate Case). Vorhandene Maßnahmen zur Steuerung der rĂ€umlichen Verteilung von ZahnĂ€rzten wurden mittels systematischer Literaturanalyse gesichtet und auf ihre Wirksamkeit ĂŒberprĂŒft. Ergebnisse In 2001 und 2011 zeigte sich eine signifikante regionale Ungleichverteilung in dem VerhĂ€ltnis von Versorgungsangeboten und -bedarfen. Das entwickelte Vorhersagemodell zeigte eine hohe ValiditĂ€t. Der RĂŒckgang der Bevölkerung in M-V bis 2030 sowie eine parallel dazu einhergehende Reduktion des Bedarfs zahnmedizinischer Leistungen fĂŒhrten zu einer signifikanten Abnahme der regionalen Versorgungsbedarfe. Auf der anderen Seite wurde bis 2030 eine Abnahme der Versorgungsangebote vor allem im lĂ€ndlichen Raum beobachtet. In zwei der drei modellierten Szenarien ĂŒberstieg das Versorgungsangebot den benötigten Versorgungsbedarf in M-V. Dabei wurden sowohl ĂŒber- als auch unterversorgte Gebiete identifiziert. Wir erwarten eine VerschĂ€rfung der regionalen Ungleichversorgung bis 2030. Die Wirksamkeit der zahlreichen Instrumente zur Steuerung der rĂ€umlichen Verteilung von ZahnĂ€rzten ist nur bedingt belegt. Schlussfolgerung Die bestehende Ungleichverteilung des VerhĂ€ltnisses von Versorgungsangeboten und -bedarfen wird sich bis 2030 vermutlich verschĂ€rfen. Eine generelle Unterversorgung ist nicht zu erwarten. EntscheidungstrĂ€ger in der Versorgungsplanung stehen diverse Steuerungsmaßnahmen zur BekĂ€mpfung der Fehlverteilung zur VerfĂŒgung. Vor der Anwendung dieser Maßnahmen sollte deren Wirksamkeit in Modellstudien ermittelt werden.
Arzneimittelverordnung bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz in der hausÀrztlichen Versorgung in Vorpommern - eine Querschnittsstudie - (2017)
Mahner, Maria
Einleitung Die Ausscheidung zahlreicher Medikamente ĂŒber die Nieren erfordert bei Patienten mit CKD (chronic kidney disease) eine sorgfĂ€ltige Dosisanpassung um Nebenwirkungen zu vermeiden. Ziel der Studie war es zu untersuchen, wie gut die verordnete Medikation bei Patienten mit CKD an die Nierenfunktion angepasst ist, welche Medikamente hĂ€ufig fehlverordnet werden und PrĂ€diktoren fĂŒr Fehlverordnungen zu identifizieren. Methode In einer Querschnittstudie in 34 Hausarztpraxen in Vorpommern wurde die Medikation von Patienten mit einer CKD ≄ Stadium 3 auf Grundlage der Fachinformation und zusĂ€tzlich unter BerĂŒcksichtigung von Empfehlungen von Fachgesellschaften ausgewertet. Die verordneten Medikamente wurden mittels ATCCode erfasst. Es wurden kontraindizierte und ĂŒberdosierte Verordnungen unterschieden. PrĂ€diktive Faktoren fĂŒr Fehlverordnungen wurden mittels logistischer Regressionsanalyse untersucht. Ergebnisse 589 Patienten (Ø 78 Jahre, 63 % weiblich) mit einer CKD ≄ Stadium 3 aus 34 Hausarztpraxen wurden eingeschlossen. Sie konnten in 52 % dem CKD Stadium 3a, 37 % dem CKD Stadium 3b und 10 % CKD Stadium 4 und 5 zugeordnet werden. Insgesamt wurden in den MedikationsplĂ€nen 5102 Verordnungen erfasst (94,6 % Dauermedikationen, 5,4 % Bedarfsmedikationen). Im Mittel nahm jeder Patient fast 9 verschiedene Wirkstoffe ein (Ø=8,66; SD=3,6). 4,2 % aller Verordnungen waren nach Auswertung der Fachinformationen in der gegebenen Dosierung kontraindiziert (2,1 %) oder ĂŒberdosiert (2,1 %). Bei 173 Patienten (29 %) war mindestens eine Verordnung betroffen. Der Anteil der Fehlverordnungen sank unter BerĂŒcksichtigung von neueren Empfehlungen auf 3,5 %. Metformin, Methotrexat und KaliumprĂ€parate wurden hĂ€ufig trotz Kontraindikation verordnet. Ramipril, Sitagliptin und Simvastatin in Kombination mit Ezetimib wurden hĂ€ufig ĂŒberdosiert. Wichtigste PrĂ€diktoren fĂŒr Fehlverordnungen waren CKD Stadium ≄ 3b und die Anzahl der verordneten Dauermedikamente. Schlussfolgerung Der Anteil der unangepassten Verordnungen war in Bezug auf die Gesamtmenge aller Verordnungen gering, trotzdem war ein Viertel aller Patienten von mindestens einer unangepassten Verordnung betroffen. Unter zusĂ€tzlicher BerĂŒcksichtigung von Empfehlungen von Fachgesellschaften sank die Zahl der Fehlverordnungen. Zur klinischen Relevanz der Fehlverordnungen fehlen aussagekrĂ€ftige Daten und hier besteht weiterer Forschungsbedarf. FĂŒr ein besseres Monitoring der VerordnungsqualitĂ€t von Medikamenten bei CKD in der Hausarztpraxis wird ein Konsens benötigt, der auf Fachinformationen, Empfehlungen von Fachgesellschaften und klinischer Relevanz basiert. Wegen des hohen Aufwands des Einzelabgleichs sollten sich Maßnahmen zur QualitĂ€tssicherung auf Patienten mit CKD Stadium ≄ 3b, Patienten mit Polypharmazie und auf problematische Wirkstoffe konzentrieren.
KrebsfrĂŒherkennungsuntersuchungen - eine explorative Mixed-Methods-Studie zur Erfassung von Einstellungen und Motiven Ă€lterer Menschen (2017)
Dolezil, Doris
Hintergrund: Der Nutzen von KrebsfrĂŒherkennungsuntersuchungen (KFU) bei Ă€lteren Menschen ist nicht gesichert. WĂ€hrend das Risiko einer Krebserkrankung mit dem Alter steigt, sinkt die Inanspruchnahme von KFU. Ziel der Arbeit: Einstellungen Ă€lterer Menschen und deren Motive fĂŒr oder gegen eine Teilnahme an KFU sollten festgestellt werden. Material und Methode: Die vorliegende populationsbasierte, explorative „Mixed-methods“-Studie basiert auf einer Befragung von Bewohnern des Landkreises Vorpommern-Greifswald, die sich im Alter zwischen 69 und 89 Jahren befinden. Ausschlusskriterien waren kognitive EinschrĂ€nkungen und/oder das Vorliegen von Malignomen. Mithilfe eines Fragebogens wurden Einstellungen zu verschiedenen Aussagen bezĂŒglich KFU mit 5-stufigen Likert-Skalen erfasst. In leitfa- dengestĂŒtzten Interviews erfolgte die Exploration der Motive. Ergebnisse. Von 630 kontaktierten Bewohnern nahmen 120 im Durchschnittsalter von 77 Jahren [Standardabweichung (SD) ±6 Jahre] an einer „Face-to-face“-Befragung (19%) teil. Die Mehrheit stimmte der lebenslangen DurchfĂŒhrung der KFU zu. Es gaben 14% an, dass andere gesundheitliche Probleme im höheren Alter wichtiger sind als die Teilnahme an KFU. Von den Befragten nahmen 7% an, nicht mehr lan- ge genug zu leben, um von einer KFU profitieren zu können. Motive fĂŒr die Teilnahme an einer KFU waren RegelmĂ€ĂŸigkeit, PflichtgefĂŒhl, Angst und Glaube an den Nutzen. Motive fĂŒr die Nichtteilnahme waren mangelndes Interes- se, keine Notwendigkeit oder Angst; Nachteile wurden nicht befĂŒrchtet. Schlussfolgerung. Ältere Menschen zeigen ein hohes Vertrauen in die KFU. Sie sollten ĂŒber Nutzen und Risiken einer KFU besser aufgeklĂ€rt werden. Ihre Lebenserwartung und ihre PrĂ€ferenzen sollten als Grundlage einer gemeinsamen Entscheidung fĂŒr oder gegen eine KFU berĂŒcksichtigt werden.
Reduziert das TeddybÀrkrankenhaus die Angst von Kindern vor dem Arzt? (2016)
Mockler, Franziska
Das TeddybĂ€rkrankenhaus ist ein weltweites Projekt, welches bei Kindern die Angst vor dem Arzt reduzieren soll und einmal im Jahr durch Medizinstudenten in Greifswald durchgefĂŒhrt wird. Da es deutschlandweit zuvor noch keine systematische Studien zu diesem Projekt gab, sollte mit dieser Arbeit herausgefunden werden, wie viel Angst die Kinder vor medizinischen Situationen zeigen und ob diese durch einen Besuch im TeddybĂ€rkrankenhaus reduziert werden kann. Außerdem wurde der Einfluss verschiedener Faktoren untersucht. Als Instrument wurde ein fĂŒnfteiliger Bilderfragebogen entwickelt, bei dem typische Situationen (Abhorchen, Zahnarzt, Kind mit Gipsbein, Spritze, Rettungswagen) dargestellt waren. Die EinschĂ€tzung durch die Kinder erfolgte auf einer dreistufigen Teddygesichtsskala. Einige Kinder wurden zusĂ€tzlich mit der etablierten „Hospital Fears Rating Scale“ (HFRS) befragt. Insgesamt 569 Kinder aus 18 KindertagesstĂ€tten und einer Schule in Greifswald wurden zwei Wochen vor dem Besuch im TeddybĂ€rkrankenhaus interviewt. Unmittelbar nach der Intervention durch das TeddybĂ€rkrankenhaus wurden 481 der zuvor befragten Kinder erneut befragt. Die Probanden waren zwischen zwei und acht Jahren alt. „Viel Angst“ gaben die meisten Kinder (40%) beim Item „Spritze“ an. Die meisten Kinder gaben „keine Angst“ beim Item „Abhorchen“ an (82%). Die HFRS und der Bilderfragebogen korrelierten mĂ€ĂŸig miteinander. Die AngstausprĂ€gung der Kinder wurde im Wesentlichen durch die innerstĂ€dtische Lage der KindertagesstĂ€tte beeinflusst, sowie dem Geschlecht des Kindes und der Vorbereitung durch die Erzieher. Der Vergleich der beiden Testzeitpunkte ergab, dass die Angst bei 206 von 481 Kindern reduziert und nur bei 149 vergrĂ¶ĂŸert wurde. Diese Tendenz ist fĂŒr alle Items zu erkennen, fĂŒr das Item „Abhorchen“ war die Reduktion der Angst nach dem Besuch im TeddybĂ€rkrankenhaus statistisch signifikant. Eine multivariate Regression wurde zur Untersuchung der simultanen Auswirkung aller Einflussfaktoren auf die Angstreduktion durchgefĂŒhrt. Als wichtigster Einflussfaktor stellte sich die StĂ€rke der angegebenen Angst bei der ersten Befragung heraus. Weitere Einflussfaktoren stellten sich dagegen im multivariaten Modell als nicht signifikant heraus. Die Ergebnisse zeigen, dass das TeddybĂ€rkrankenhaus die Angst der Kinder reduziert. Zudem bekommen die Kinder im Vorschulalter die Gelegenheit, sich mit den Themen Krankheit und Gesundheit auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse sprechen insgesamt fĂŒr eine Ausweitung des Projektes.
WerkzeuggestĂŒtzte Verfahren fĂŒr die Realisierung einer Treuhandstelle im Rahmen des zentralen Datenmanagements in der epidemiologischen Forschung (2016)
Bialke, Martin
Vor allem kleinere Forschungsvorhaben können die erforderlichen AufwĂ€nde zur Realisierung eines zentralen Datenmanagements (ZDM), insbesondere aber dem Aufbau einer Treuhandstelle zur UnterstĂŒtzung der informationellen Gewaltenteilung, bislang hĂ€ufig nicht leisten. Aufgrund vielzĂ€hliger Herausforderungen ist ZDM in Kohortenstudien und Registern daher nur wenig verbreitet. Im Rahmen dieser Arbeit wurden, ausgehend von ausgewĂ€hlten epidemiologischen Projekten und Fachpublikationen, wesentliche Anforderungen an ein ZDM zusammengefasst und zentrale funktionale Bestandteile eines ZDM identifiziert. Datenquellen, ETL-Prozesse, eine Treuhandstelle, eine Speicherlösung und ein Datenbereitstellungsverfahren sind Kernkomponenten eines ZDM. Am Beispiel der Treuhandstelle wurden erforderliche Werkzeuge identifiziert. Die ID-Management-Lösung E-PIX, das Pseudonymisierungswerkzeug gPAS und das Einwilligungsmanagement gICS bieten die notwendige FunktionalitĂ€t. Alle werden kostenfrei ĂŒber das MOSAIC-Projekt bereitgestellt. Unterschiedliche Kohortenstudien und Register machen Szenario-spezifische AblĂ€ufe innerhalb einer Treuhandstelle erforderlich. Es wurde gezeigt, dass sich diese individuellen AblĂ€ufe software-seitig und effektiv durch Kombination der FunktionalitĂ€ten der einzelnen Werkzeuge (E-PIX, gPAS und gICS) in Form eines Treuhandstellen-Dispatchers realisieren lassen. Ein workflow-basierter Ansatz kann helfen, erforderliche individuelle Anpassungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die Praxistauglichkeit dieses werkzeuggestĂŒtzten Ansatzes wurde im Rahmen des DFG-gefördertern Projektes MOSAIC (Fördernummer HO 1937/2-1) fĂŒr die ausgewĂ€hlten Werkzeuge mittels einer Kennzahlenerhebung in 8 kooperierenden Anwenderprojekten untersucht. In Summe konnten mittels E-PIX bisher etwa 580.000 Personen erfasst, 2.5 Mio. Pseudonyme generiert und mittels gICS 69.000 Einwilligungen erfasst werden (Stand: 03.05.2016). Weitere Anwendungen sind bereits in Vorbereitung. Der vorgestellte Treuhandstellenansatz wird bereits in zwei der Deutschen Zentren fĂŒr Gesundheitsforschung genutzt. Auch wenn nicht jeder Aspekt eines ZDM durch vorkonfigurierte Werkzeuge unterstĂŒtzt werden kann, wurde gezeigt, dass ein werkzeugunterstĂŒtzter Ansatz zum Aufbau einer Treuhandstelle im Rahmen eines ZDM die nötige FlexibilitĂ€t, Übertragbarkeit und Nachnutzbarkeit bietet, um den individuellen Anforderungen sowohl kleinerer als auch grĂ¶ĂŸerer Forschungsprojekte zu entsprechen und dabei gleichzeitig unterstĂŒtzt, erforderliche AufwĂ€nde zu reduzieren.
Die Assoziation zwischen Insulin-like Growth Factor I sowie Insulin-like Growth Factor Binding Protein 3 und Knochenumbaumarkern in der Allgemeinbevölkerung (2015)
Niemann, Inga
Der insulinĂ€hnliche Wachstumsfaktor (IGF-I) spielt eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel, indem er sowohl den Knochenauf- als auch den Knochenabbau fördert. Die Bindung an das IGF-Bindeprotein-3 (IGFBP-3) beeinflusst seine BioverfĂŒgbarkeit und FĂ€higkeit, an den IGF-Zellrezeptor zu binden. Die beim Knochenstoffwechsel freigesetzten Knochenumbaumarker (BTM) können im Serum gemessen werden. Verschiedene, meist kleinere Studien brachten widersprĂŒchliche Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen IGF-I und verschiedenen BTM hervor. Ziel dieser Arbeit war es daher, die Assoziation zwischen IGF-I bzw. dem IGF-I/IGFBP-3 VerhĂ€ltnis und drei BTM (PINP, CTX und BAP) in der erwachsenen Bevölkerung zu untersuchen. Datengrundlage bildete die Study of Health in Pomerania-1 (SHIP-1), das Follow-Up einer von 1997-2001 in Westvorpommern durchgefĂŒhrten bevölkerungsbasierten Studie. FĂŒr die vorliegende Studie wurden die Daten von 2943 Teilnehmern (1463 MĂ€nner, 1481 Frauen) im Alter von 20-79 Jahren untersucht. Zur statistischen Analyse wurden Varianzanalysen und multivariabel-adjustierte Regressionsmodelle durchgefĂŒhrt. Aufgrund der altersabhĂ€ngigen Serumwerte fĂŒr IGF-I und die BTM erfolgten die Berechnungen geschlechtsgetrennt fĂŒr MĂ€nner ĂŒber und unter 55 Jahren sowie fĂŒr prĂ€- und postmenopausale Frauen. Bei jĂŒngeren MĂ€nnern und prĂ€menopausalen Frauen zeigte sich eine starke positive Assoziation zwischen IGF-I und dem Knochenaufbaumarker PINP sowie dem Knochenabbaumarker CTX. Dieser Zusammenhang stellte sich bei BerĂŒcksichtigung des IGFBP-3 umso signifikanter dar. Der Knochenaufbaumarker BAP war in beiden Gruppen nicht mit IGF-I korreliert. Bei MĂ€nnern >55 Jahren und postmenopausalen Frauen ergaben sich z.T. positive, z.T. inverse oder U-förmige ZusammenhĂ€nge zwischen IGF- und den verschieden BTM. Diese Ergebnisse sind – ebenso wie die uneinheitlichen Ergebnisse Ă€hnlicher vorheriger Studien – nicht eindeutig zu erklĂ€ren. Möglicherweise spielen Sexualhormone, welche in dieser Studie nicht berĂŒcksichtigt wurden, in der Ă€lteren Bevölkerung eine entscheidendere Rolle fĂŒr den Knochenstoffwechsel als das IGF-I. Es sind weitere, insbesondere auch longitudinale Studien nötig, um diese ZusammenhĂ€nge weiter zu erforschen. ÂŹÂŹ
Subgruppenanalyse zur prognostischen EinschĂ€tzung des Behandlungsergebnisses fĂŒr chronische Schmerzpatienten eines multimodalen Behandlungskonzeptes (2015)
Langer, Jana
Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit wurde mit dem Ziel konzipiert, Aussagen zu möglichen Subgruppenbildungen einer Stichprobe chronischer Schmerzpatienten zu treffen, die im Rahmen eines multimodalen Konzeptes behandelt wurden. Insgesamt vier Subgruppensysteme konnten bestimmt werden, welche nach unterschiedlichen Gesichtspunkten gebildet wurden. Ziel war es, diese Subgruppensysteme hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit und Bedeutung in der Behandlung chronischer Schmerzpatienten zu untersuchen und miteinander zu vergleichen, um RĂŒckschlĂŒsse auf deren PraktikabilitĂ€t und Einsatzmöglichkeit in der tĂ€glichen Praxis zu ziehen und im Umkehrschluß auch zu hohe Erwartungen an den therapeutischen Verlauf und vermeintliche Behandlungsergebnisse zu relativieren. Um letztlich vier Subgruppensysteme zu erhalten, wurden zur Subgruppenbildung zu Hilfe genommen: - Hauptdiagnosen mittels der ICD. Hiervon konnten zwei Subgruppen gebildet werden, und zwar nach Lokalisation und nach Bewertung der jeweiligen Haupt- und ausgewĂ€hlten Nebendiagnosen - Behandlungspfadsystem der Klinik fĂŒr Manuelle Medizin Sommerfeld - Sommerfelder Diagnostiksystem Die zu prĂŒfenden Fragestellungen wurden wie folgt formuliert: 1) Welches der 4 Subgruppensysteme ist am geeignetsten, VerĂ€nderungen im Zeitverlauf (zwei Meßzeitpunkte, zu Beginn und am Ende der Behandlung) der betrachteten Indikatoren NRS, PDI und HADS (Angst + Depression) am besten zu prĂ€dizieren und somit Aussagen ĂŒber den zu erwartenden Behandlungserfolg zu treffen? 2) Welche Patientengruppen profitieren am meisten von der Behandlung im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie in der Klinik fĂŒr Manuelle Medizin und Schmerzmedizin Sommerfeld, gemessen an der StĂ€rke der VerĂ€nderung der vier Variablen NRS, PDI und HADS (Angst + Depression)? Greift man die erste Fragestellung auf, zeigt sich, daß das Subgruppensystem Bewertung der Hauptdiagnose bei drei der vier Variablen praktisch relevante Aussagen ĂŒber Behandlungsverlauf und -erfolg machen kann. Jedoch nur gemeinsam mit dem Subgruppensystem Pfadsystem gelingt es, alle vier Variablen abzudecken. Hinsichtlich der Beantwortung der zweiten Fragestellung ist die Betrachtung der errechneten EffektgrĂ¶ĂŸen hilfreich. Patientengruppen mit den höchsten EffektgrĂ¶ĂŸen profitieren am meisten von der Therapie. Diese finden sich in der Patientengruppe LWS-Beschwerden im Subgruppensystem Lokalisation des Hauptschmerzortes fĂŒr die Variable NRS. Sobald zu den somatisch geprĂ€gten Subgruppen psychische Einflußfaktoren hinzukommen, stellen sich die EffektgrĂ¶ĂŸen deutlich geringer dar. Diese Patientengruppen scheinen somit weniger von der multimodalen Schmerztherapie zu profitieren, wenn die Messung des Therapieerfolges anhand der erwĂ€hnten Variablen erfolgt. FĂŒr diese Fragestellung nicht berĂŒcksichtigt werden kann die Vielfalt an nicht meßbaren GrĂ¶ĂŸen wie Anbahnung einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung, Etablierung eines KrankheitsverstĂ€ndnisses oder auch Erlernen adĂ€quater SchmerzbewĂ€ltigungsstrategien.
Untersuchung zur PrÀvalenz und Frequenz von zirkulierenden t(14;18) positiven Zellen in AbhÀngigkeit von NHL assoziierten Risikofaktoren in einer populationsbasierten Querschnittstudie (2015)
Weitmann, Kerstin
Unter Verwendung der Basiserhebung der Daten der Study of Health in Pomerania wurden mit dem Alter, dem Geschlecht, der lebenslangen Rauchexposition und der Exposition gegenĂŒber endogenen und exogenen weiblichen Sexualhormonen wichtige Risikofaktoren der Non Hodgkin Lymphome mittels multivariabler Verfahren in Bezug auf die t(14;18) Translokation quantitativ untersucht. Wir fanden einen kurvilinearen Trend der t(14;18) PrĂ€valenz mit steigendem Alter mit einem Maximum in der Altersgruppe 50-59 Jahre sowohl bei MĂ€nnern als auch bei Frauen. MĂ€nner zeigten in allen Altersgruppen eine höhere t(14;18) PrĂ€valenz. FĂŒr Rauchen konnte in alters- und geschlechtsadjustierten Modellen keine Risikoerhöhung ermittelt werden. Die Analysen beschrĂ€nkt auf Frauen zeigten ebenso keinen Zusammenhang fĂŒr die Anzahl der Schwangerschaften oder Menopausentyp mit der PrĂ€valenz der t(14;18) Translokation. Bei der t(14;18) Frequenz hingegen konnten in den altersadjustierten Modellen signifikante Assoziationen mit lebenslanger Exposition von oralen Kontrazeptiva beobachtet werden. Im multivariablen Model waren die RisikoschĂ€tzer fĂŒr induzierte Menopause und jemals Einnahme von oralen Kontrazeptiva und Menopausaler Hormontherapie signifikant erhöht. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass die exogene Hormoneinnahme ein Risikofaktor fĂŒr die t(14;18) Frequenz ist, nicht jedoch fĂŒr die t(14;18) PrĂ€valenz. Roulland et al. (J Clin Oncol 2014) publizierten, dass der Nachweis von t(14;18)-positiven Zellen in gesunden Individuen einen reprĂ€sentativen Biomarker fĂŒr ein FollikulĂ€res Lymphom darstellen. ZukĂŒnftige Forschung sollte darauf abzielen, die besonders gefĂ€hrdeten Personen und die zusĂ€tzlich notwendigen molekularen oder immunologischen Ereignisse zu identifizieren, die letztlich zur Transformation von t(14;18)-positiven Zellen in eine maligne Lymphom-Zelle fĂŒhren. Ein vielversprechender Ausgangspunkt könnte eine systematische prospektive Follow-up Untersuchung von gesunden t(14;18)-positiven Individuen sein. Weitere molekulare oder Umweltereignisse sollten verfolgt und ihr jeweiliger Einfluss hinsichtlich der Entwicklung eines klinischen FollikulĂ€ren Lymphoms oder Diffuse Large B-Cell Lymphoms quantifiziert werden. Daraus könnten sich mögliche klinische Anwendungen wie z. B. eine Risikostratifikation, ein erweitertes Monitoring und die Entwicklung einer frĂŒhzeitigen Intervention ableiten lassen.
VersorgungsqualitÀt von Patienten mit Vorhofflimmern - Vergleich von Praxisdaten mit Routinedaten zur Beurteilung der VersorgungsqualitÀt von Patienten mit Vorhofflimmern (2015)
Preuß, Rebekka
Einleitung: Vorhofflimmern (VHF) ist eine Herzrhythmusstörung, die mit einem 5-fach erhöhten Risiko thromboembolischer SchlaganfĂ€lle und einen 1,5-fach erhöhten Risiko eines tödlichen Schlaganfalls einhergeht. Internationale und eine nationale Auswertung von Routinedaten zeigen, dass ein hoher Anteil (>50%) der Patienten mit VHF keine ausreichende orale Antikoagulation (OAK) erhĂ€lt. Fragestellung: PrimĂ€res Ziel der Studie ist es, die VerordnungsqualitĂ€t/LeitlinienadhĂ€renz der Verordnung von OAK bei Patienten mit VHF zu untersuchen und Routinedaten der kassenĂ€rztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KV-MV) mit direkt in der Praxis erhoben Daten zu vergleichen. SekundĂ€res Ziel ist die Erfassung von GrĂŒnden fĂŒr Nichtverordnung einer OAK. Untersuchungshypothese: Die Nutzung von QualitĂ€tsindikatoren auf Basis von Routinedaten fĂŒhrt zu einer systematischen UnterschĂ€tzung der LeitlinienadhĂ€renz bei VHF. Methode: FĂŒr eine Querschnittstudie wurden mit der Praxissoftware Patienten mit VHF (ICD I48.-) in 29 aus 182 angeschriebenen Hausarztpraxen in Vorpommern (Teilnahmerate 16%) identifiziert. Daten zur Demographie, Medikation und KomorbiditĂ€t im Zeitraum von 7/2011-6/2012 wurden aus der Dokumentation extrahiert und anhand eines strukturierten Fragebogens mit dem Arzt ergĂ€nzt. Es wurde eine rohe und eine adjustierte OAK-Verordnungsrate unter BerĂŒcksichtigung bestehender Kontraindikationen und weiterer Indikatoren leitliniengerechter Versorgung ermittelt. Ergebnisse: Anhand der Praxisdaten wurden 927 Patienten (54% MĂ€nner) und auf Basis der Routinedaten 1247 Patienten (52% MĂ€nner) mit VHF identifiziert. FĂŒr beide Patientengruppen betrug das Durchschnittsalter 75 Jahre (SD=10). HĂ€ufigste KomorbiditĂ€ten in beiden Patientengruppen waren arterielle Hypertonie, GefĂ€ĂŸerkrankungen, Diabetes mellitus und Herzinsuffizienz. Eine leitliniengestĂŒtzte Indikation zur OAK lag anhand der Praxisdaten bei 93% und auf Basis der Routinedaten bei 91% der Patienten vor. Ein erhöhtes Blutungsrisiko entsprechend eines HAS-BLED-Scores ≄ 3 lag anhand der Praxisdaten bei 440 Patienten (47%) und auf Basis der Routinedaten bei 30 Patienten vor (2%). 69% der Patienten erhielten anhand der Praxisdaten eine OAK mit Phenprocoumon. 5% der Patienten erhielten ein nOAK und 32% Thrombozytenaggregationshemmer oder Heparin. Die rohe Gesamt-OAK-Verordnungsrate betrug 69%. Die rohe mittlere Behandlungsrate fĂŒr eine OAK mit Phenprocoumon pro Arztpraxis betrug 71% (SD=16,6). Nach BerĂŒcksichtigung von Diagnosesicherheit, leitliniengestĂŒtzter Indikation zur OAK, individueller Kontraindikationen einschließlich eines erhöhten Blutungsrisikos sowie alternativer leitliniengerechter medikamentöser Therapien lag eine adjustierte Gesamt-OAK-Verordnungsrate von 90% vor. Die mittlere adjustierte Gesamt-OAK-Verordnungsrate pro Arztpraxis betrug 91% (SD=8,3). Auf Basis der Routinedaten lag eine rohe Gesamt-OAK-Verordnungsrate von 61% vor. Die mittlere rohe Behandlungsrate fĂŒr eine OAK mit Phenprocoumon pro Arztpraxis betrug 66% (SD=15,4). Nach BerĂŒcksichtigung der leitliniengestĂŒtzten Indikation zur OAK und der Kontraindikation eines erhöhten Blutungsrisikos waren auf Basis der Routinedaten 63% der Patienten mit einer OAK versorgt. Dies entsprach einer mittleren Behandlungsrate fĂŒr eine OAK pro Arztpraxis von 67% (SD=15,2). HĂ€ufigste GrĂŒnde fĂŒr die Nichtverordnung einer OAK waren SturzgefĂ€hrdung, Demenz und ein erhöhtes Blutungsrisiko. Diskussion: Ein hoher Anteil der Patienten mit VHF wird leitliniengerecht antikoaguliert. Es liegt eine deutliche Diskrepanz zwischen roher und adjustierter OAK-Verordnungsrate vor. Diese ist insbesondere auf eine ungenĂŒgende Abbildung individueller Kontraindikationen und KomorbiditĂ€ten zurĂŒckzufĂŒhren. Aufgrund dieser Limitation fĂŒhren QualitĂ€tsindikatoren auf Basis von rohen Praxis- oder Routinedaten zu einer systematischen UnterschĂ€tzung der LeitlinienadhĂ€renz. Eine mögliche Überversorgung im Bereich eines niedrigen Schlaganfallrisikos ist nicht auszuschließen. Anhand dieser Studie wĂ€re ein OAK-Verordnungsrate auf Basis der Routinedaten pro Praxis zwischen 60% und 70% ein sinnvoller Zielbereich fĂŒr einen QualitĂ€tsindikator, um die VersorgungsqualitĂ€t in Bezug auf die LeitlinienadhĂ€renz gut abzubilden.
Ambulante Neurorehabilitation in Deutschland - Strukturen, Prozesse und patientenbezogene Assessmentverfahren - (2015)
Pöppl, Dominik
Einleitung: Die Internationale Klassifikation der FunktionsfĂ€higkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit seinem zugrunde liegenden bio-psycho-sozialen Modell wurde 2001 in Deutschland vom Gesetzgeber aufgegriffen und im Sozialgesetzbuch IX verankert sowie in das Zentrum rehabilitativer BemĂŒhungen gestellt. Durch eine Vielzahl möglicher Erkrankungsfolgen charakterisieren unterschiedliche Behandlungs-konzepte, Struktur- und Prozessmerkmale die Umsetzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Phasen neurologischer Rehabilitation. Bei der Erfassung der ErgebnisqualitĂ€t in der neurologischen Rehabilitation gibt es eine Reihe ungeklĂ€rter Fragestellungen. Material und Methoden: In vier empirischen Studien wurden Strukturen und Prozesse in der ambulanten neurologischen Rehabilitation in Deutschland sowie patientenbezogene Assessmentverfahren untersucht. Ergebnisse und Diskussion: In einer eigenen Untersuchung von Struktur- und Prozessdaten einer reprĂ€sentativen Stichprobe ambulanter Einrichtungen der Neurorehabilitation zeigen sich im Ergebnis vergleichbare strukturelle Voraussetzungen der Einrichtungen, die zumeist durch die Rahmenempfehlungen zur ambulanten neurologischen Rehabilitation der Bundesarbeitsgemeinschaft fĂŒr Rehabilitation (BAR) und entsprechende VersorgungsvertrĂ€ge bedingt sind. Unterschiedliche konzeptionelle Ausrichtungen fĂŒhren zu unterschiedlichen Prozessen. Es ergeben sich dabei deutliche Hinweise auf Unterschiede formaler sowie inhaltlicher Konzepte zur Umsetzung des sozialrechtlichen Rehabilitationsauftrags zwischen verschiedenen Rehabilitationseinrichtungen. GrundsĂ€tzlich zeigt sich ein oft noch ungenutztes Potenzial in der Kontextarbeit, dem durch den Einbezug des unmittelbaren personellen und materiellen Sozialraums der Rehabilitanden in die Therapie begegnet werden könnte. Bei der Untersuchung patientenbezogener Assessments zeigt sich, dass zur globalen Erfassung von Teilhabe der Index zur Messung von EinschrĂ€nkungen der Teilhabe (IMET) gut geeignet ist. Die Studienergebnisse zum SelbststĂ€ndigkeits-Index fĂŒr die Neurologische und Geriatrische Rehabilitation (SINGER) sprechen fĂŒr eine gute Eignung in der ambulanten Neurorehabilitation und eine eindeutige Überlegenheit des SINGER als Assessmentinstrument gegenĂŒber den bisher am weitesten verbreiteten Instrumenten Barthel-Index (BI) und Funktioneller SelbststĂ€ndigkeitsindex (FIM). Die Resilienzskala (RS-13) besitzt auch bei ambulanten neurologischen Rehabilitanden akzeptable psychometrische Eigenschaften und kann daher auch in der ambu-lanten neurologischen Rehabilitation eingesetzt werden. Die Beachtung des Resilienz-Konstrukts mit Blick auf therapeutische Interventionen, die auf eine Verbesserung der psychischen WiderstandsfĂ€higkeit abzielen, erscheinen aufgrund einer Assoziation mit dem Reha-Outcome sinnvoll. Die zur Ergebnismessung eingesetzte Marburger Kompetenz Skala (MKS) erweist sich nur als bedingt geeignet. Jedoch kann der Vergleich von Selbst- und Fremdbeurteilung im Therapieprozess systematisch genutzt werden. Fazit: Die ambulante neurologische Rehabilitation in Deutschland stellt innerhalb der Rehabilitationsforschung ein Forschungsgebiet mit spezifischen Fragestellungen dar. Die bestehenden Strukturen und Prozesse zielen auf die Umsetzung des gesetzlich verankerten Rehabilitationsauftrages ab. Zur Erfassung des Rehabilitationsergebnisses existieren mittlerweile eine Reihe geeigneter patientenbezogener Assessmentverfahren. Um ihre vollen spezifischen Vorteile zu entfalten, muss die ambulante Neurorehabilitation zu einem Behandlungssetting ausgebaut und weiterentwickelt werden, in dem evidenzbasiert nicht mehr nur an Funktionen und AktivitĂ€ten sondern ĂŒbergeordnet an der Teilhabe und selbstbestimmter LebensfĂŒhrung der Rehabilitanden behandelt wird. Hierzu besteht jedoch noch Forschungsbedarf.
AGnES in der Regelversorgung - Umsetzung des § 87 Abs. 2b S. 5 SGB V im Bundesmantelvertrag (2015)
Ruppel, Thomas
AGnES in der Regelversorgung - Umsetzung des § 87 Abs. 2b S. 5 SGB V im Bundesmantelvertrag AGnES (AGnES: Arztentlastende, Gemeinde-nahe, E-HealthgestĂŒtzte, Systemische Intervention) ist ein vom Institut fĂŒr Community Medicine der UniveritĂ€tsmedizin Greifswald entwickeltes Modell zur Entlastung von HausĂ€rzten, bei dem Hausbesuche auf speziell fortgebildete nicht-akademische FachkrĂ€fte delegiert werden. Die Hausbesuche werden ohne Anwesenheit des Arztes durchgefĂŒhrt und sollen gerade im lĂ€ndlichen Raum Ärzte entlasten und dem Ärztemangel entgegenwirken. AgnES wurde von 2005 bis 2008 in mehreren BundeslĂ€ndern erprobt. Im Jahr 2008 wurde im Rahmen einer Pflegereform (Pflege-Weiterentwicklungsgesetz) auch § 87 Abs. 2b S. 5 SGB V ergĂ€nzt. In dieser Norm werden die Behörden der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen (in diesem Fall die KassenĂ€rztliche Bundesvereinigung, der Spitzenverband Bund der Krankenkassen und der Bewertungsausschuss) verpflichtet, Regelungen zur VergĂŒtung von Hausbesuchen nicht Ă€rztlicher FachkrĂ€fte zu erlassen. Der Bundesgesetzgeber verfolgte mit der Schaffung dieser Norm gerade das Ziel, das AGnES-Projekt oder ein inhaltlich gleichwertiges, wissenschaftlich evaluiertes und breit erprobtes Delegationsmodell in der Regelversorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung zu verankern. Die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen hat hierfĂŒr 2009 einerseits den Bundesmantelvertrag durch eine Anlage ergĂ€nzt, die sog. Delegationsvereinbarung. Außerdem wurde der Einheitliche Bewertungsmaßstab als Leistungs- und VergĂŒtungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung um Abrechnungspositionen fĂŒr nicht-Ă€rztlich durchgefĂŒhrte Hausbesuche erweitert. Delegationsvereinbarung und EBM bleiben weit hinter dem vom Gesetzgeber gemeinten AgnESProjekt zurĂŒck. Die Delegationsvereinbarung verstĂ¶ĂŸt deshalb in vielfĂ€ltiger Hinsicht gegen den Vorrang des Gesetzes. Sie lĂ€sst sich unter anderem hinsichtlich der bis Ende 2014 vorgenommenen BeschrĂ€nkung auf unterversorgte Gebiete (§ 2 Abs. 2), der EinschrĂ€nkung der infrage kommenden Patientengruppen (§ 3 lit. a) und b)), des Anstellungszwanges der Praxisassistentinnen bei den Praxen (§ 4 Abs. 2), der Notwendigkeit der Ă€rztlichen Einzelfallanordnung (§ 5 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 S. 2), den zugelassenen Ausgangsqualifikationen der FachkrĂ€fte (§ 6 S. 2 lit.a)) und vor allem hinsichtlich der Dauer der Fortbildung und ihrer Inhalte u.a. (§ 7 Abs. 2) nicht mit dem von § 87 Abs. 2b S. 5 SGB V vorgegeben Anforderungen vereinbaren. Die Regelungen der Delegationsvereinbarung verfehlen nicht nur die vom parlamentarischen Gesetzgeber gestellten Anforderungen, sondern werden auch den anderen Beteiligten nicht gerecht: Durch die zu niedrig festgelegten Qualifikationsanforderungen wird die Sicherheit der Patienten möglicherweise gefĂ€hrdet. Zudem werden durch die zu restriktiven Voraussetzungen, welche Patientengruppen ĂŒberhaupt von Praxisassistentinnen versorgt werden dĂŒrfen, unnötig viele Patienten ausgeschlossen. Hinsichtlich der Praxisassistentinnen wird die Chance vertan, einen großen Schritt hin zur Steigerung der AttraktivitĂ€t der Heilhilfsberufe zu unternehmen und diesen den Stellenwert im Gesundheitssystem einzurĂ€umen, den sie in den anderen europĂ€ischen LĂ€ndern bereits haben und wo sowohl finanzielle als auch personelle Probleme mit Hilfe der Praxisassistentinnen abgefedert werden können. Schließlich werden die Regelungen der Delegationsvereinbarung und des EBM auch den VertragsĂ€rzten nicht gerecht. Ihnen steht die dringend notwendige Entlastung bis Ende 2014 nur in unterversorgten Gebieten zur VerfĂŒgung, die notwendige AttraktivitĂ€tssteigerung des Hausarztberufes bleibt auf der Strecke. Schließlich sind Zahl und Schwierigkeitsgrad der delegierbaren Leistungen aufgrund der potentiell ungenĂŒgenden Qualifikation der Praxisassistentinnen nach der Delegationsvereinbarung und damit ihre Entlastungswirkung deutlich in Frage gestellt, wollen nicht HausĂ€rzte und Praxisassistentinnen Gefahr laufen, deshalb haftungstrĂ€chtige Behandlungsfehler zu begehen.
Subjektive Sichtweisen von Patienten in der medizinischen Rehabilitation (2015)
Buchholz, Ines
Zusammenfassung Hintergrund. Assessments zur Erfassung der Patientensicht sind wichtiger Bestandteil der Rehabilitation und Rehabilitationsforschung. Die vorliegende Dissertationsschrift beschĂ€ftigt sich mit Erhebungsinstrumenten zur Erfassung der subjektiven Gesundheit und der Reha-Ziele von Patienten der medizinischen Rehabilitation. In den empirischen Arbeiten wurden (Studie A) die messmethodischen Eigenschaften der originĂ€ren dreistufigen (3L) und der ĂŒberarbeiteten fĂŒnfstufigen (5L) Version eines international sehr hĂ€ufig verwendeten LebensqualitĂ€tsfragebogens (EQ-5D) miteinander verglichen und (Studie B) die PraktikabilitĂ€t, der Nutzen und die Akzeptanz eines ĂŒberarbeiteten Zielefragebogens aus Patienten- bzw. Behandlersicht untersucht. Da Reha-Ziele im Unterschied zur subjektiven Gesundheit bislang selten Gegenstand rehabilitationswissenschaftlicher Arbeiten waren, wurde vorab der Stand der Forschung zu Reha-Zielen aufgearbeitet und in einer Übersichtsarbeit zusammenfassend dargestellt. Methoden. Relevante nationale deutsch- und englischsprachige Studien zu Reha-Zielen und Zielvereinbarungen in der medizinischen Rehabilitation wurden mit Hilfe einer kombinierten Suchstrategie identifiziert und anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien ausgewĂ€hlt. Die Datenbasis der empirischen Arbeiten bildeten die Stichproben zweier multizentrischer LĂ€ngsschnittstudien. Indikatoren der LebensqualitĂ€t wurden im Selbsturteil mit standardisierten Fragebögen zu drei (Studie A) bzw. zwei Messzeitpunkten (Studie B) erfasst. Die von den Patienten in einem Zielefragebogen frei formulierten Reha-Ziele wurden auf der Grundlage eines selbst entwickelten Kategoriensystems klassifiziert. FĂŒr die Analysen kam ein breites Spektrum qualitativer und quantitativer Methoden zum Einsatz. Ausgewiesen wurden deskriptivstatistische Kennwerte (z.B. Mittelwerte, Dispersionsmaße, HĂ€ufigkeiten), regressionsanalytisch bestimmte Modellparameter (z.B. unstandardisierte Regressionskoeffizienten, Odds Ratios, Konfidenzintervalle, erklĂ€rte Varianzanteile) inhaltsanalytisch zusammengefasste Zielangaben und weitere statistische Maßzahlen (z.B. EffektgrĂ¶ĂŸen). Sofern sinnvoll wurden soziodemografische und sozialmedizinische Parameter kontrolliert und stratifizierte Analysen durchgefĂŒhrt. Ergebnisse. Studie A: Die 5L-Version erwies sich gegenĂŒber dem originĂ€ren EQ-5D bei allen durchgefĂŒhrten Vergleichen in geringem bis moderatem Umfang ĂŒberlegen. Insgesamt konnten bei Verwendung des 5L Boden- und Deckeneffekte reduziert, das deskriptive System besser genutzt und VerĂ€nderungen im Gesundheitszustand besser abgebildet werden. Die nach Indikation getrennten Analysen ergaben keine Ergebnisunterschiede in Richtung und Interpretation, zeigten fĂŒr die Gruppe der psychosomatischen Patienten allerdings geringfĂŒgiger ausgeprĂ€gte und daher weniger bedeutsame Unterschiede zwischen den beiden Fragebogenversionen. Studie B: Mit nur 20 gefundenen Arbeiten ist die empirische Datenlage zu Reha-Zielen noch sehr gering. Die identifizierten Arbeiten zeigen, dass ein einheitliches BegriffsverstĂ€ndnis und ein Standardverfahren zur Erhebung von Reha-Zielen bislang noch fehlen. In den berĂŒcksichtigten Arbeiten wurden Reha-Ziele ĂŒberwiegend mit Zielauswahllisten erfasst. Dabei bestanden oft unterschiedliche Zielvorstellungen zwischen Patienten und Behandlern. Der in der vorliegenden Studie verwendete Zielefragebogen zur freitextlichen Erfassung von Reha-Zielen wurde von der Mehrheit der befragten Patienten und Behandler in wichtigen Punkten fĂŒr praktikabel und nĂŒtzlich befunden. Der offene Erhebungsansatz erwies sich fĂŒr die Zielerfassung geeignet: 91% der Befragten formulierten eigene Reha-Ziele. Im Mittel wurden sieben Ziele genannt. Welche Ziele sich Patienten setzten, hing dabei mehr von der Erkrankung und dem eigenen Krankheitserleben als von personenbezogenen Merkmalen ab. Diskussion. Studie A: Da die Ergebnisse selbst in dieser vergleichsweise wenig beeintrĂ€chtigten Studienpopulation auf bessere Messeigenschaften des 5L hinwiesen, wurde die Verwendung der ĂŒberarbeiteten Fragebogenversion empfohlen. Weitere Studien an anderen Patientenkollektiven sind erstrebenswert. Studie B: Reha-Ziele waren bislang selten Gegenstand empirischer Forschungsarbeiten. Nach wie vor fehlen wichtige Erkenntnisse und daraus ableitbare Empfehlungen fĂŒr die Praxis. Der hier erprobte Fragebogen kann Orientierungshilfe, GesprĂ€chsgrundlage und Ausgangspunkt fĂŒr die individuelle Ausgestaltung von Zielvereinbarungen sein. Anhand der gewonnenen Ergebnisse erscheint ein flĂ€chendeckender Einsatz insbesondere im Kontext der orthopĂ€dischen und onkologischen Rehabilitation vielversprechend. Eignung, mögliche Anwendungsbereiche und Implementierungsstrategien fĂŒr die Psychosomatik sind in weiterfĂŒhrenden Studien zu ĂŒberprĂŒfen und nĂ€her zu bestimmen.
Zusammenhang zwischen Merkmalen sozialer Schichtzugehörigkeit und dem Auftreten von RĂŒckenschmerzen in der Greifswalder Bevölkerung (2014)
Geiger, Maximilian
RĂŒckenschmerzen sind eine hĂ€ufige Erkrankung mit weitreichenden sozialen und gesundheitsökonomischen Folgen fĂŒr unsere Gesellschaft. Die AbhĂ€ngigkeit dieser Diagnose von Indikatoren des sozialen Status und die Annahme, dass sozial privilegiertere Schichten seltener von Dorsopathien betroffen sind, sind bekannte Thesen. Welcher Indikator der sozialen Schicht der Beste ist, um Vorhersagen treffen zu können und welche Unterschiede des sozialen RĂŒckenschmerzgefĂ€lles zwischen Ost- und Westdeutschland 2004 zu verzeichnen waren, waren zwei Kernpunkte dieser Arbeit. Zur statistischen Untersuchung der Daten wurden der ChiÂČ-Test auf UnabhĂ€ngigkeit sowie logistische Regressionsanalysen durchgefĂŒhrt. Es konnte in allen Tests gezeigt werden, dass sozial benachteiligte Personen signifikant hĂ€ufiger unter schwergradigen RĂŒckenschmerzen leiden, was sowohl vom Bildungsniveau aber auch vom Einkommen und der beruflichen Position vorhergesagt wurde. Der Schichtindikator "Bildungsniveau" hatte in den bivariaten Analysen jedoch den stĂ€rksten Einfluss auf die Assoziation zu RĂŒckenschmerzen. Innerhalb der Drei- und Zwölf-Monats- sowie der LebenszeitprĂ€valenz ergab sich kein solch eindeutiger Trend. Es zeigte sich, dass die LebenszeitprĂ€valenz - mit ĂŒber 80% - in allen Alterskategorien auf etwa dem gleich hohen Niveau liegt und dass diese hohe PrĂ€valenz in jungen Jahren zum grĂ¶ĂŸten Teil von leichtgradigen RĂŒckenschmerzen verursacht wird. Es konnte dargelegt werden, dass die schwergradigen RĂŒckenschmerzen altersabhĂ€ngig sind und außerdem die Tatsache bestĂ€tigt werden, dass ihr Anteil seit Jahrzehnten die 15%-Marke nicht ĂŒberschritten hat. Im Ost-West-Vergleich wurden Ă€hnlich hohe PrĂ€valenzen von etwa 35% fĂŒr die PunktprĂ€valenz, etwa 65% fĂŒr die Drei-Monats-PrĂ€valenz, knapp unter 80% fĂŒr die Zwölf-Monats-PrĂ€valenz und knapp ĂŒber 80% schließlich fĂŒr die LebenszeitprĂ€valenz gefunden. Die soziale Lage schien in den Analysen der LĂŒbecker Daten zunĂ€chst einen stĂ€rkeren Einfluss auf RĂŒckenschmerzen zu haben als in denen Greifswalds. Bei der ÜberprĂŒfung von Interaktionseffekten hinsichtlich der Stichprobenherkunft erwies sich diese allerdings als irrelevant, wonach im Vergleich der beiden Standorte von keinem ein erhöhtes Risiko auf RĂŒckenschmerzen ausgeht. Eine Assoziation zum Sozialstatus ist jedoch auch hier zweifelsohne vorhanden. Die gefundenen Ergebnisse verdeutlichen, dass die soziale Schichtzugehörigkeit in einem engen Zusammenhang mit bestimmten RĂŒckenschmerzausprĂ€gungen steht, diese jedoch wahrscheinlich nicht verursacht. Das Erkennen dieser Risikoindikatoren und das entsprechende Handeln sind wichtige Bestandteile eines besseren Umgangs mit dieser Diagnose und einer zielfĂŒhrenden Therapie.
Möglichkeiten und Grenzen epidemiologischer Analysen zu Langzeitfolgen der Holzschutzmittelexposition in WohnrÀumen anhand der Akten des Frankfurter Holzschutzmittelprozesses 1984-1993 (2014)
Obst, Anne
Mit der vorliegenden epidemiologischen Untersuchung anhand der Akten aus dem Ermittlungsverfahren zum „Holzschutzmittel-Prozess“ wurde versucht, einen systematischen Zusammenhang zwischen der niedrigschwelligen chronischen Holzschutzmittel (HSM)-Exposition in InnenrĂ€umen und dem Auftreten von ausgewĂ€hlten subjektiven Beschwerden, Symptomen und Erkrankungen wissenschaftlich nachzuweisen. Die umfassenden, alters- und geschlechtsbezogenen Analysen einer Prozesskohorte bestehend aus 179 Haushalten mit insgesamt 602 Personen lassen Beziehungen zwischen einer Exposition gegenĂŒber den gesundheitsgefĂ€hrdenden Stoffen PCP und Lindan in HSM und gesundheitlichen BeeintrĂ€chtigungen erkennen, erfordern aber gleichzeitig eine Diskussion möglicher Limitationen. Die im Hauptstaatsarchiv des Landes Hessen gelagerten Prozessakten mit (1) den SelbstausfĂŒller-Fragebögen und (2) einer systematischen Erhebung sĂ€mtlicher Laborwerte (Konzentrationen von PCP und Lindan in Blut- und Urinproben sowie in Holz-, Raumluft- und Staubproben aus den betroffenen Haushalten) bildeten die Datengrundlage. Allerdings limitierten das Design und die Verwendung von zwei unterschiedlichen SelbstausfĂŒller-Fragebögen im Verlauf der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen die durchgefĂŒhrten Analysen. Pro Person wurden bis zu 62 Gesundheitsbeschwerden und Krankheitssymptome genannt, die im zeitlichen Zusammenhang mit HSM-Anwendungen bei den Mitgliedern der betroffenen Haushalte aufgetreten waren. Die fĂŒnf hĂ€ufigsten Beschwerdenennungen unterscheiden sich bei MĂ€nnern und Frauen nur in der Rangfolge und entstammen mehrheitlich – mit Ausnahme der InfektanfĂ€lligkeit und Schlafstörung – dem neurologischen Bereich: Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Mattigkeit. FĂŒr Kinder (< 14 Jahre) innerhalb der Kohorte wurden zahlenmĂ€ĂŸig weniger Gesundheitsbeschwerden berichtet als fĂŒr Jugendliche/Erwachsene (≄ 14 Jahre). Die Beschwerdenennungen unterscheiden sich außerdem deutlich im Spektrum. Bei Kindern sind die internistischen/immunologischen Beschwerden z.B. InfektanfĂ€lligkeit und Durchfall am hĂ€ufigsten. Zwischen der Gesamtanzahl der Beschwerden pro Person und der verstrichenen HSM-Menge bzw. GrĂ¶ĂŸe der behandelten FlĂ€che wurden numerisch geringe, jedoch statistisch signifikante positive Korrelationen ermittelt. Diese Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang wurden sowohl fĂŒr die gesamte Kohorte als auch fĂŒr die Untergruppe der Selbstanwender beobachtet. In Bezug auf einzelne Beschwerden wiesen logistische Regressionsanalysen bei MĂ€nnern einen signifikanten Zusammenhang zwischen der HSM-Menge bzw. dem VerhĂ€ltnis HSM-Menge/AnstrichflĂ€che und dem Auftreten von BindehautentzĂŒndungen, Haarausfall oder Konzentrationsstörungen nach. In der Gruppe der Frauen zeigten sich positive Assoziationen zum Auftreten von Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Trotz der erhöhten HSM-Exposition der Betroffenen wiesen MortalitĂ€tsanalysen fĂŒr die untersuchte Kohorte eine deutlich und statistisch signifikant erniedrigte standardisierte MortalitĂ€tsratio [SMR 0,51 (95 %-KI: 0,39-0,67)] auf. Diese Ergebnisse konnten durch Cox Regressionsmodelle bestĂ€tigt werden. Anhand der Altersverteilung, der Angaben zur Lebensweise und der berichteten Berufe lĂ€sst sich abschĂ€tzen, dass die betroffenen Personen nicht als reprĂ€sentativ fĂŒr die Allgemeinbevölkerung angesehen werden können. So umfasst die Kohorte vergleichsweise weniger Raucher und Übergewichtige. Auch ist ein geringerer Alkoholkonsum zu verzeichnen. Zusammen mit dem Fakt, dass die Kohorte hauptsĂ€chlich aus Personen der mittleren bzw. höheren sozialen Schicht besteht, könnte der beobachtete gesĂŒndere Lebensstil eine Ursache fĂŒr die niedrigere MortalitĂ€tsrate darstellen. Eine hohe Selbstselektierung der Kohortenmitglieder, die sich aufgrund eigener Initiative als Zeugen gemeldet hatten, schließt eine unkritische Verallgemeinerung der erzielten Studienergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung aus. Die Analyse der Prozessakten, der Verfahrensweisen bei der Datenerhebung durch die Staatsanwaltschaft, der Dokumentation und des Datenbestandes im Kontext des HSM-Prozesses ermöglichen es jedoch, Limitationen aufzuzeigen und methodische Schwierigkeiten bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der HSM-Problematik zu identifizieren. Hieraus können Empfehlungen fĂŒr ein zukĂŒnftiges Vorgehen bei der Untersuchung Ă€hnlicher toxikologischer Risiken abgeleitet werden.
Untersuchung von Einflussfaktoren der Patienten-Compliance essentieller Hypertoniker bei der medikamentösen und nichtmedikamentösen antihypertensiven Therapie in der Region Greifswald (2015)
Morgenstern, Dirk
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die von der WHO im Jahr 2003 publizierten Faktoren mit Einfluss auf die nichtmedikamentöse (Bewegungsverhalten, Nikotin- bzw. Alkohol-Konsum, ErnĂ€hrungsanpassung/Reduktion des Körpergewichts) und medikamentöse Therapietreue (Compliance) bei Patienten mit essentieller arterieller Hypertonie u. W. erstmals in der Region Greifswald untersucht. Hauptzielstellung war die Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Compliance anhand der von der WHO proklamierten fĂŒnf Dimensionen (sozioökonomisch, therapiebezogen, gesundheitssystembezogen, krankheitsbezogen, patientenbezogen) insbesondere hinsichtlich der „strikten Compliance“. Als Nebenfragestellung war zu klĂ€ren, ob die Umstellung auf ein wirkstoffgleiches Medikament wĂ€hrend der Bluthochdrucktherapie die medikamentöse Compliance beeinflusst. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur Optimierung der Therapie der essentiellen Hypertonie liefern. Die Erfassung der Daten erfolgte in einer Querschnittsstudie (Feldstudie) mittels Fragebogen (RĂŒckgabe ohne Einsicht Dritter; versiegelte Urnen), der nach einem Pretest optimiert wurde. Im Zeitraum vom 03. April 2010 bis zum 11. Januar 2011 wurden in drei allgemeinmedizinischen Praxen in Greifswald insgesamt 150 Fragebögen an Patienten mit manifester essentieller Hypertonie ausgegeben. 101 (67,3 %) wurden zurĂŒckerhalten, davon waren 97 auswertbar. FĂŒr die Mitwirkung der Patienten wurde durch das Praxispersonal sowie ein Informationsplakat geworben. Nach der deskriptiv-statistischen Auswertung und der univariaten Beschreibung der gewonnenen Daten wurden fĂŒr das Verhalten der Patienten bei der nichtmedikamentösen und medikamentösen Therapie (generell sowie nach Umstellung auf ein wirkstoffgleiches Medikament) innerhalb von 6 Score-Systemen die entsprechenden Compliance-Scores gebildet (strikt compliant, partiell compliant und non-compliant). Anschließend erfolgte eine bivariate Datenbeschreibung unter Erstellung der Kreuztabellen mit den entsprechenden Compliance-Scores und die Berechnung der Überschreitungswahrscheinlichkeiten (bei Irrtumswahrscheinlichkeit α = 5 %) zur Beurteilung der jeweiligen Nullhypothesen H0. Die Wirkung der Einflussfaktoren auf das Compliance-Verhalten wurde aus der prozentualen Verteilung der strikten, partiellen und Non-Compliance der Studienteilnehmer innerhalb der Items ermittelt. Durch Zusammenfassen der Compliance-Scores „stritkt compliant“ und „partiell compliant“ zu „compliant“ sowie von Items bei den Einflussfaktoren in jeweils zwei inhaltlich sinnvoll strukturierte Kategorien wurden Vier-Felder-Kontingenztafeln erstellt, aus denen ĂŒber die VerhĂ€ltnisse der jeweiligen Raten fĂŒr „compliant“ und „non-compliant“ (Prevalence Rate Ratios hier als Compliance Rate Ratios) Aussagen zur Beeinflussung der Non-Compliance abgeleitet wurden. Die erhaltenen Ergebnisse werden in Bezug auf das Bewegungsverhalten, das Nikotin- bzw. Alkoholkonsum-Verhalten, die ErnĂ€hrungsanpassung/Reduktion des Körpergewichts als nichtmedikamentöse therapeutische Maßnahmen und die medikamentöse Therapie diskutiert und Folgerungen fĂŒr mögliche praktische AnsĂ€tze zur Verbesserung des Compliance- Verhaltens gezogen. Bei zehn (71 %) von den 14 untersuchten patientenbezogenen Faktoren wurden im Vergleich zu den anderen Faktoren (sozioökonomisch bzw. krankheitsbezogen: 67 %, gesundheitssystembezogen: 57 % und therapiebezogen: 50 %) am hĂ€ufigsten entsprechende signifikante ZusammenhĂ€nge und deutlich ausgeprĂ€gte Assoziationen gefunden. Im Bereich der nichtmedikamentösen Therapie wird deutlich, dass die Ansatzpunkte fĂŒr eine Optimierung der Bluthochdrucktherapie vor allem bei der Verbesserung des Compliance-Verhaltens bei der ErnĂ€hrungsanpassung und der Reduktion des Körpergewichts, gefolgt vom Bewegungsverhalten und dem Alkohol-Konsum liegen. Das Compliance-Verhalten bei der medikamentösen Therapie im allgemeinen lĂ€sst sich insbesondere ĂŒber die gezielte Ausgestaltung der gesundheitssystembezogenen und der therapiebezogenen Einflussfaktoren verbessern, die wiederum fördernd auf die patientenbezogenen Einflussfaktoren wirken (Vermittlung der Sinnhaftigkeit von therapeutischen Maßnahmen, Verbesserung der Motivation). Dieser Aspekt betrifft in gleichem Maße das Compliance-Verhalten bei der nichtmedikamentösen Therapie. ZusammenhĂ€nge und eine Assoziation in Bezug auf die Compliance bei der medikamentösen Therapie nach Umstellung auf ein wirkstoffgleiches Medikament als Nebenfragestellung der Arbeit wurden vor allem bei den patientenbezogenen Faktoren (Sinnhaftigkeit von therapeutischen Maßnahmen, Motivation) und therapiebezogenen Faktoren (Abweichungen von der Einnahmevorschrift) aufgefunden. Die Raten der strikten Compliance lagen hier unerwartet deutlich ĂŒber denen der medikamentösen Therapie generell. Auch dieses Ergebnis wird eingehend diskutiert.
Die Bedeutung unterschiedlicher Befragungskollektive bei der Bewertung von GesundheitszustĂ€nden fĂŒr gesundheitsökonomische Evaluationen (2015)
Schwalm, Anja
Hintergrund: Berechnungen von qualitĂ€tsadjustierten Lebensjahren (QALYs) in Kosten-Nutzwert-Analysen basieren hĂ€ufig auf Bewertungen von GesundheitszustĂ€nden durch die Allgemeinbevölkerung. Die Ergebnisse verschiedener Studien zeigen jedoch Unterschiede in den Bewertungen zwischen verschiedenen Befragungskollektiven. Fragestellungen: Es wurde zum einen die Frage untersucht, inwieweit die Nutzwerte fĂŒr EQ-5D GesundheitszustĂ€nde zwischen Befragungskollektiven differieren. Zum anderen wurde geprĂŒft, welche Konsequenzen haben diese möglichen Unterschiede fĂŒr die Koeffizienten zur Berechnung des EQ-5D Indexwerts und fĂŒr die Berechnung des inkrementellen Kosten-EffektivitĂ€ts-VerhĂ€ltnisses (ICER). Methoden: Es wurden lineare Regressionsanalysen mit schrittweiser Einbeziehung von Interaktionseffekten durchgefĂŒhrt. Grundlage waren die Daten eines Surveys zur Bewertung von 42 EQ-5D-3L GesundheitszustĂ€nden mit dem time trade-off (TTO)- und dem visual analogue scale (VAS-Verfahren durch Patienten mit muskuloskelettalen Erkrankungen, gesunde Freiwillige und medizinisches Personal. ZusĂ€tzlich wurde eine hypothetische Kosten-Nutzwert-Analyse unter Verwendung der Daten eines RCTs durchgefĂŒhrt. Ergebnisse: FĂŒr beide Erhebungsverfahren wurden signifikante Interaktionseffekte in den Bewertungen einzelner GesundheitszustĂ€nde und in den ermittelten Regressionskoeffizienten identifiziert. Ausmaß und Richtung dieser Unterschiede variierten in AbhĂ€ngigkeit vom Erhebungsverfahren und dem bewerteten Gesundheitszustand. Signifikante Unterschiede zeigten sich insbesondere bei schweren GesundheitszustĂ€nden bzw. Koeffizienten, die starke BeeintrĂ€chtigungen der LebensqualitĂ€t in den EQ-5D Dimensionen kennzeichneten. Im Rahmen der hypothetischen Kosten-Nutzwert-Analyse zeigte sich, dass geringe Unterschiede zwischen den Bewertungen zu deutlichen Unterschieden in den ICERs und zu unterschiedlichen Entscheidungen fĂŒhren können. Basierend auf den Patiententarifen waren die ICERs am höchsten. Schlussfolgerungen: Trotz einiger Limitationen der Studie zeigen die Ergebnisse, dass sich die Bewertungen von EQ-5D GesundheitszustĂ€nden zwischen Befragungskollektiven unterscheiden. EntscheidungstrĂ€ger sollten sich daher bei der Interpretation der Ergebnisse von gesundheitsökonomischen Analysen mit verschiedenen Befragungskollektiven dieser möglichen Differenzen bewusst sein.
Der Einfluss von Polymorphismen des regulativen Proteins CTLA-4 auf die AusprÀgung der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) (2014)
Wolf, Felicitas
Bei der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) handelt es sich um eine multifaktorielle, polygene Autoimmunerkrankung, in deren Pathogenese T-Zellen eine wichtige Rolle spielen. Das cytotoxische T-Lymphozyten-Antigen-4 (CTLA-4) als OberflĂ€chenmolekĂŒl auf aktivierten T-Zellen hat negativ-regulatorische Wirkung und supprimiert eine ĂŒberschießende Immunantwort. Assoziationen verschiedener Single Nucleotid Polymorphisms (SNPs) im Gen des CTLA-4 zu unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen sind vorbeschrieben. Ziel dieser Arbeit war es den Einfluss zweier ausgewĂ€hlter Polymorphismen des CTLA-4 Gens (-318 Promotor C/T und +49 Exon 1 A/G) auf die AusprĂ€gung der JIA und ihrer Unterformen zu untersuchen. 844 DNA-Proben von JIA-Patienten, sowie insgesamt 662 Kontrollen wurden genotypisiert. Die Kontrollgruppe setzte sich aus 500 lokalen Individuen der Region Vorpommern und 162 Personen aus ganz Deutschland zusammen. Die Genotypisierung erfolgte mittels Allelspezifischer Duplex-PCR und anschließender Gelelektrophorese. Beim Vergleich der JIA-Patienten mit der Kontrollgruppe konnte fĂŒr die Psoriasisarthritis eine Assoziation fĂŒr den -318 C/T SNP nachgewiesen werden. FĂŒr den +49 A/G SNP war keine Assoziation zu finden. Die Allelverteilung der JIA-Patienten zeigte eine nicht signifikante HĂ€ufung des A+49-Allels bei Psoriasisarthritis und Enthesitis-assoziierter Arthritis sowie einen signifikanten Zusammenhang des T-318-Allels bei Psoriasisarthritis. Bei Betrachtung der Allel- und Genotypverteilung der untersuchten SNPs in verschiedenen Regionen, LĂ€ndern und Ethnien in Daten der Literatur fiel eine große VariabilitĂ€t, vor allem des +49-Exonpolymorphismuses auf. Weiterhin konnte ein vorbeschriebenes Linkage Disequilibrium, im Sinne einer genetische Kopplung, fĂŒr die beiden untersuchten Polymorphismen bestĂ€tigt werden. Zur funktionellen und klinischen Bedeutung der von uns gefundenen Assoziation zwischen dem -318 C/T SNP und Psoriarisarthritis sind noch weitere Untersuchungen mit grĂ¶ĂŸeren Fallzahlen notwendig. Wichtig ist aufgrund der breiten VariabilitĂ€t der Genotypverteilung in verschiedenen Ethnien, LĂ€ndern und Regionen adĂ€quat passende Patienten- und Kontrollgruppen zu wĂ€hlen. Aufgrund des Linkage Disequilibriums der beiden untersuchten Genorte empfehlen sich fĂŒr weitere Studien Haplotypanalysen.
Demenznetzwerke in Deutschland - Integrierte medizinische, pharmazeutische und nicht-pharmakologische Therapien in Netzwerkstrukturen (2015)
WĂŒbbeler, Markus
Demenznetzwerke versuchen mithilfe regionaler Kooperationen eine moderne, sektorenĂŒbergreifende sowie multidisziplinĂ€r ausgerichtete Demenzversorgung aufzubauen. Diese Kooperationsmodelle werden seit einigen Jahren politisch und gesellschaftlich gefordert. Obwohl es in Deutschland bereits eine Vielzahl von Demenznetzwerken gibt, ist wenig ĂŒber sie bekannt. Mit dem Ziel, den MmD so lange wie möglich ein selbststĂ€ndiges Leben zu ermöglichen, fordern nationale Demenzleitlinien eine integrierte Versorgung von Menschen mit Demenz (MmD). Die vorliegende Dissertation untersucht, wie hĂ€ufig MmD eine integrierte, spezialisierte Demenzversorgung in deutschen Demenznetzwerken erhalten und mit welchen Faktoren diese auf Seiten des MmD und Netzwerkes assoziiert ist. Die Dissertation geht im Kern der Frage nach, inwieweit Demenznetzwerke die Versorgung von Menschen mit Demenz verbessern und ob Demenznetzwerke ein Zukunftsmodell zur Versorgung von MmD darstellen könnten. In der multizentrischen, interdisziplinĂ€ren Evaluationsstudie von Demenznetzwerken in Deutschland (DemNet-D) wurden 560 Bezugspersonen von Menschen mit Demenz in n=13 Demenznetzwerken ĂŒber sozio-demografische und klinische Parameter sowie die Inanspruchnahme von medizinischen, pharmazeutischen, nicht-pharmakologischen Therapien sowie die Hilfsmittelversorgung des MmD befragt. Die Daten wurden mit deskriptiven und multivariaten Regressionsmodellen analysiert. Im Ergebnis erreichen MmD in Demenznetzwerken eine hohe Quote in der Konsultation von HausĂ€rzten (93%) und FachĂ€rzten fĂŒr Neurologie/ Psychiatrie (74%). Mit einem Antidementivum werden 52% der MmD in den untersuchten NW versorgt. Bei nicht-pharmakologischem Therapien erhalten 24% der MmD Physiotherapie und 15% der MmD Ergotherapie. Die hĂ€usliche Versorgungssituation wird u.a. mit MobilitĂ€tshilfen bei 59% der Nutzer von Demenznerzwerken unterstĂŒtzt. Weibliches Geschlecht ist innerhalb der neurologischen/ psychiatrischen Facharztversorgung mit einer geringeren Versorgungsquote (OR 0.6) assoziiert. Die Antidementivaversorgung ist u.a. signifikant positiv mit der formalen Diagnose (OR 16.8) assoziiert. Bei nicht-pharmakologischen Therapien (OR 1.2) und Hilfsmitteln (OR 1.4) sind KomorbiditĂ€ten signifikant mit der Versorgung assoziiert. Eine medizinische Affiliation des Netzwerkes zeigt sich als positiver Einflussfaktor u.a. bei der neurologischen/ psychiatrischen Facharztversorgung (8.4) und der Versorgung mit Antidementiva (OR 3.7). Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass MmD in Demenznetzwerken im Vergleich zu primĂ€rĂ€rztlicher Versorgung höhere Inanspruchnahme-Quoten erreichen. Sie zeigen nicht, ob MmD bedarfsgerecht versorgt werden oder auch ob sich Demenznetzwerke auf Institutionalisierungsraten auswirken. Die Ergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass Nutzer von Demenznetzwerken hĂ€ufiger eine demenzspezifische Versorgung erhalten. Demenznetzwerke adressieren somit zentrale Forderungen u.a. der WHO. &#8195;
Gesundheitssportangebote in Mecklenburg-Vorpommern fĂŒr Zuwanderer ĂŒber 55 Jahren – Eine Analyse von Bedarf, Erreichbarkeit und QualitĂ€t (2015)
Gottschling-Lang, Annika
Mecklenburg-Vorpommern (M-V) ist seit Jahren durch einen erheblichen BevölkerungsrĂŒckgang geprĂ€gt. Laut Prognose des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern (2009) muss bis zum Jahr 2030 mit einem BevölkerungsrĂŒckgang um 14,3 %, von derzeit 1,6 Mio. auf etwa 1,45 Mio. Einwohner, gerechnet werden. Im Rahmen einer Studie von Krafczyk & Hoffmann aus dem Jahr 2008 wurde jedoch festgestellt, dass auch die Zahl der ZuzĂŒge nach M-V im Zeitraum von 1995 bis 2005 stabil geblieben ist und in allen Altersgruppen ĂŒber 55 Jahren die Zahl der ZuzĂŒge die der FortzĂŒge ĂŒbersteigt, der Wanderungssaldo folglich positiv ausfĂ€llt. Ergebnisse einer reprĂ€sentativen Befragung von 1.340 Zuwanderern ĂŒber 55 Jahren zeigten, dass die BeweggrĂŒnde fĂŒr den Umzug nach M-V u. a. gesundheitlicher Natur waren (Krafczyk & Hoffmann, 2008). Diese Zuwanderer stellen somit eine attraktive gesundheitswirtschaftliche Ressource fĂŒr das Bundesland dar. Die Befragung ergab Hinweise auf fehlende Angebote und Angebotsinformationen fĂŒr den Bereich der gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsangebote, die den Schwerpunkt der folgenden Arbeit darstellen. Die gesundheitsfördernde Wirkung regelmĂ€ĂŸiger Bewegung ist unzweifelhaft belegt. Dennoch erreicht nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung das empfohlene Maß körperlicher AktivitĂ€t. Dabei gibt es zahlreiche Anbieter von Sportprogrammen. Viele Anbieter haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt dem Gesundheitssport zugewandt. Der Markt an kommerziellen Anbietern, die die gesundheitsbewusste Bevölkerung als Zielgruppe entdeckt haben, wĂ€chst stetig. Um die Bevölkerung dauerhaft an Bewegungsangebote zu binden, mĂŒssen zielgruppenadĂ€quate Angebote vorliegen. An der Gestaltung entsprechender „BewegungsverhĂ€ltnisse“ sind vielfĂ€ltige Akteure beteiligt: Neben der Politik, deren Aufgabe es ist, den gesetzlichen Rahmen vor allem fĂŒr die Finanzierung des Sports zu schaffen, haben Krankenkassen und Ärzte eine wichtige Mittlerfunktion, wenn es darum geht, die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu motivieren. Die Verantwortung fĂŒr eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen innerhalb des gegebenen Rahmens liegt zuletzt bei den Anbietern von Sportprogrammen. Die folgende Arbeit geht zunĂ€chst auf die Bevölkerungsentwicklung sowie auf die Gesundheit der Bevölkerung M-Vs ein. Den konkreten Ansatzpunkt stellen dabei die Zuwanderer dar, die - wie oben beschrieben - eine interessante Ressource fĂŒr das Bundesland sind und von denen reprĂ€sentative Angaben zum Interesse an Sportangeboten vorliegen. FĂŒr ein besseres VerstĂ€ndnis der Bedeutung von körperlicher AktivitĂ€t mĂŒssen Kenntnisse ĂŒber die positiven Effekte von Bewegung vorhanden sein. Die Arbeit beschĂ€ftigt sich deshalb mit diesem Risikofaktor sowie mit PrĂ€valenzen von Risikofaktoren und Erkrankungen, die durch regelmĂ€ĂŸige körperliche AktivitĂ€t vermieden oder vermindert werden können. Damit verbunden ist eine Zusammenfassung physiologischer Adaptationen. Es werden konkret Sportarten identifiziert, die sich fĂŒr den Bereich des Gesundheitssports eignen. Anschließend werden Maßnahmen vorgestellt, die der QualitĂ€tssicherung bei gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsangeboten dienen. Die Akteure, die diese Anforderungen letztlich umsetzen mĂŒssen, werden in diesem Kontext vorgestellt. Der empirische Teil der Arbeit beschĂ€ftigt sich mit der Frage, inwieweit WĂŒnsche und Erwartungen der Zuwanderer in Bezug auf Sport- und Bewegungsangebote erfĂŒllt werden können. Dazu werden drei Themenkomplexe herausgearbeitet: ZunĂ€chst wurden vorhandene Daten der Zuwanderer hinsichtlich bewegungs-assoziierter BeeintrĂ€chtigungen sowie bezĂŒglich des Nutzungsverhaltens von Sportangeboten analysiert. Des Weiteren wurden gesundheitsorientierte Sport- und Bewegungsangebote in M-V ermittelt und deren Erreichbarkeit durch die Zuwanderer anhand einer geografischen Analyse betrachtet. Schließlich wurden die Inhalte sowie die QualitĂ€t der ermittelten Sport- und Bewegungsangebote untersucht. Zusammenfassend verfolgt die Untersuchung das Ziel, die Bedarfssituation auf Seiten der Zuwanderer der Angebotssituation der gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsangebote in M-V gegenĂŒberzustellen. Die geografische Analyse soll die speziellen Herausforderungen eines FlĂ€chenlandes hinsichtlich Verkehrsanbindung und möglicher „blinder Flecken“ offen legen. Aus den Ergebnissen sollen HandlungsansĂ€tze zur Verbesserung der AngebotsqualitĂ€t und –quantitĂ€t abgeleitet und Regionen mit besonderen Bedarfslagen ermittelt werden. Krafczyk, J. & Hoffmann, W. (2008). Zuwanderungsland M-V! Motive, WĂŒnsche und Erwartungen von Zuwanderern und RĂŒckkehrern ĂŒber 55 Jahre. Abschlussbericht. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern (2009). 4. Landesprognose (Basisjahr 2006) Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030. Schwerin: Statistische Berichte.
Untersuchung zur Akzeptanz neuer Wege der Sicherung der hausÀrztlichen Versorgung der Bevölkerung des Landes Brandenburg in strukturschwachen und Àrztlich unterversorgten Regionen durch HausÀrzte, Pflegeeinrichtungen im Vergleich mit der Landeshauptstadt Potsdam am Beispiel des AGnES-Konzeptes (2014)
Kahlbau-Kaak, Geertje ; Klingbeil, Holger
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der zunehmenden hausĂ€rztlichen Unterversorgung, insbesondere in strukturschwachen lĂ€ndlichen Regionen diskutieren sowohl Leistungserbringer, KostentrĂ€ger und Politik aktuell sehr intensiv ĂŒber nachhaltige Entlastungspotenziale fĂŒr HausĂ€rzte. Bisher gibt es keine regionale wissenschaftliche Untersuchung, ob die EinfĂŒhrung von nichtĂ€rztlichen Praxisassistentinnen („Gemeindeschwester“) von der Mehrheit der HausĂ€rzte zu ihrer Entlastung akzeptiert und genutzt wird. In einer Vollerhebung wurden zwei Befragungen mittels standartisierter Fragebögen in der Zeit von August 2009 bis Februar 2010 durchgefĂŒhrt. Es wurden sowohl die hausĂ€rztlich tĂ€tigen Ärzte als auch alle Pflegeeinrichtungen, Sozialstationen und Beratungsstellen in ausgewĂ€hlten hausĂ€rztlich unterversorgten und von hausĂ€rztlicher Unterversorgung bedrohten Regionen sowie der Stadt Potsdam befragt. Eingebettet war diese Befragung in die modellhafte Erprobung des „AGnES-Konzeptes“ im Land Brandenburg, das vom Institut fĂŒr Community Medicine der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald erarbeitet, implementiert und evaluiert wurde. Die RĂŒcklaufquote betrug bei den HausĂ€rzten 61% ( N=172) , bei den Pflegeeinrichtungen, Sozialstationen und Beratungsstellen 65,5% ( N=87). Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Meinungen der am oben genannten Projekt beteiligten Personen ( HausĂ€rzte, Gemeindeschwestern, Patienten) von denen der in der vorliegenden Studie nicht am Projekt beteiligten befragten HausĂ€rzte und Pflegeeinrichtungen in ihrer AusprĂ€gung unterscheiden. Hinsichtlich des Einsatzes von Gemeindeschwestern in unterversorgten Regionen (HausĂ€rzte 59,0%; Pflege 59,6%) ist zu erkennen, dass beide Berufsgruppen eine auf diese Region eingeschrĂ€nkte Entlastung von HausĂ€rzten begrĂŒĂŸen, einem uneingeschrĂ€nkten Einsatz aber skeptisch gegenĂŒberstehen. Beide Befragungsgruppen sprechen sich dafĂŒr aus, dass „Gemeindeschwestern“ fĂŒr mehrere HausĂ€rzte tĂ€tig sein sollten ( HausĂ€rzte 84%; Pflege 79,2%). Wird bei diesem Ergebnis zusĂ€tzlich Bezug genommen auf die Anstellungsfavoriten, können sich die Befragten einen regelhaften Einsatz von „ Gemeindeschwestern“ vor allem als kommunale BeschĂ€ftigte und fĂŒr mehrere HausĂ€rzte gleichzeitig vorstellen. Der wöchentliche Zeitaufwand fĂŒr VerwaltungstĂ€tigkeiten bei den HausĂ€rzten weist im Mittel 9,71 Stunden und bei den Pflegeeinrichtungen 18,82 Stunden aus. Der Verwaltungsaufwand, ausgehend von einer 40 Stunden Woche ist mit 25% der wöchentlichen Arbeitszeit bei den HausĂ€rzten und 50% bei den Pflegeeinrichtungen und Sozialstationen sehr hoch ist. Der Einsatz der „Gemeindeschwestern“ könnte aus Sicht der Mehrheit der Befragten bei entsprechender Qualifikation zu einer Verbesserung der LebensqualitĂ€t der Patienten, zu einer Zeitersparnis fĂŒr die HausĂ€rzte und auch zu einer Verbesserung der Patientencompliance fĂŒhren. Voraussetzung fĂŒr eine flĂ€chendeckende Inanspruchnahme von Praxisassistentinnen („Gemeindeschwestern“) ist die FortfĂŒhrung des Kommunizierens der Betreuungsverbesserungen zwischen den KostentrĂ€gern und Leistungserbringern. Die erwarteten Verbesserungen könnten die Akzeptanz erhöhen. Die zu geringe VergĂŒtung könnte die Akzeptanz vermindern.
Analyse der Determinanten der ArbeitsfĂ€higkeit sowie des Effekts der Teilnahme an der Maßnahme "UKG aktiv" zur betrieblichen Gesundheitsförderung auf die ArbeitsfĂ€higkeit und die Betrachtung einzelner Charakteristika der teilnehmenden Arbeitsnehmer des UniversitĂ€tsklinikums Greifswald (2014)
Walbaum, Nina
Hintergrund: Die ArbeitsfĂ€higkeit der Bevölkerung rĂŒckt anlĂ€sslich des fortschreitenden demografischen Wandels immer weiter in den wissenschaftlichen Fokus. Der Schutz der ArbeitsfĂ€higkeit erscheint zur Verbesserung der Ökonomie und der damit einhergehenden UnterstĂŒtzung der WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes geeignet und nicht zuletzt aufgrund des zu erwartenden Vorteils in Bezug auf die LebensqualitĂ€t eines jeden Einzelnen als ein lohnenswertes Ziel. Aus diesen GrĂŒnden beteiligt sich diese Dissertation an den internationalen BemĂŒhungen die Determinanten der ArbeitsfĂ€higkeit zu identifizieren sowie an der Beurteilung von Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) hinsichtlich ihrer EffektivitĂ€t, um in Zukunft die ArbeitsfĂ€higkeit der Arbeitnehmer besser erhalten und schĂŒtzen zu können. Methoden: Die Studie ist als eine prospektive Kohortenstudie angelegt und beinhaltet eine Intervention in Form eines im Rahmen der BGF angebotenen achtwöchigen Trainingsprogramms. Insgesamt fĂŒllten 393 Arbeitnehmer des UniversitĂ€tsklinikums Greifswald (UKG) den ersten standardisierten Fragebogen aus. 60 Teilnehmer konnten nach Ablauf der Intervention motiviert werden den Follow-Up-Fragebogen zu beantworten. Bei der statistischen Auswertung erfolgte die Identifizierung der Determinanten der ArbeitsfĂ€higkeit durch eine lineare Regressionsanalyse. Hierbei diente die ArbeitsfĂ€higkeit, reprĂ€sentiert durch den Work-Ability-Index (kurz: WAI), als abhĂ€ngige Variable. Die Beurteilung der EffektivitĂ€t der BGF-Maßnahme in Bezug auf den WAI erfolgte durch den Wilcoxon Rank Sum – Test. Ergebnisse: Als Determinanten der ArbeitsfĂ€higkeit konnten die Variablen Geschlecht, FĂŒhrungsposition und Anzahl der belastenden Stressfaktoren identifiziert werden. Frauen wiesen einen schlechteren (B-Koeff.: -2,339, p-Wert: 0,014) und Arbeitnehmer in FĂŒhrungsposition einen besseren WAI (B-Koeff.: 2,672, p-Wert: 0,004) auf. Mit steigender Anzahl der belastenden Stressfaktoren nimmt der WAI signifikant (p-Wert: 0,002) ab. Der Wilcoxon Rank Sum - Test zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen der ArbeitsfĂ€higkeit vor und nach der BGF-Maßnahme. Schlussfolgerung: Mit Hilfe eines innovativen Ansatzes konnte gezeigt werden, dass die ArbeitsfĂ€higkeit mit dem Stresslevel (Anzahl belastender Stressfaktoren) der Arbeitnehmer in Zusammenhang steht. Das Stresslevel bietet einen geeigneten Ansatzpunkt fĂŒr Maßnahmen zum Erhalt der ArbeitsfĂ€higkeit, nicht nur fĂŒr die Studienpopulation, sondern auch, aufgrund annĂ€hender ReprĂ€sentativitĂ€t, fĂŒr das gesamte Kollegium des UKGs. Mit der BGF als bewĂ€hrte Möglichkeit zum Schutz der ArbeitsfĂ€higkeit und unter BerĂŒcksichtigung ermittelter gefĂ€hrdeter Arbeitnehmergruppen, sollten die BemĂŒhungen um den Erhalt der ArbeitsfĂ€higkeit der Bevölkerung auch in Zukunft fortgesetzt werden.
Assoziation zwischen Psoriasis und Markern fĂŒr Atherosklerose (2014)
Troitzsch, Paulina
Hintergrund: FĂŒr Psoriasis konnte ein positiver Zusammenhang mit kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen gezeigt werden, die Assoziation zu subklinischer Atherosklerose wird allerdings kontrovers diskutiert. Ziel dieser Studie war es, die Assoziation zwischen Psoriasis und der Intima-Media-Dicke (IMT) sowie der Plaque-PrĂ€valenz der Aa. carotides zu analysieren. Methoden:FĂŒr die Studie wurden 1987 DatensĂ€tze von MĂ€nnern und Frauen zwischen 25-88 Jahren aus der populationsbasierten Study of Health In Pomerania (SHIP) genutzt. Es wurde der querschnittliche Zusammenhang zwischen Psoriasis und IMT sowie der Plaque-PrĂ€valenz der Aa. carotides anhand linearer und logistischer Regression untersucht. Die Regressionsmodelle waren adjustiert fĂŒr konfundierende Variablen wie Alter, Geschlecht, Rauchstatus, Alkoholkonsum, Taillenumfang, körperliche AktivitĂ€t, systolischer Blutdruck, HbA1c, Gesamt/HDL-Cholesterin und Einnahme von Antihypertensiva, ASS sowie lipidsenkender Medikation. Ergebnisse: Psoriasis zeigte eine Assoziation mit der IMT, aber nicht mit der Plaque-PrĂ€valenz. Nachdem fĂŒr die konfundierenden Variablen adjustiert wurde, zeigte sich ein mittlerer Unterschied der IMT zwischen den Probanden mit und ohne Psoriasis von 0.016 mm (95% CI: 0.004 mm - 0.028 mm, p < 0.01) und fĂŒr die Plaque-PrĂ€valenz ein Odds Ratio von 1.12 (95% CI: 0.85 - 1.47). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Studie weisen darauf hin, dass Psoriasis mit einer erhöhten IMT assoziiert ist und demzufolge zu dem atherosklerotischen Prozess und nachfolgenden kardiovaskulĂ€ren Ereignissen beitragen könnte.
Studie zum Impfverhalten und zum Wissensstand ĂŒber HPV, Zervixkarzinom und die Impfung gegen HPV der weiblichen Bevölkerung in Mecklenburg- Vorpommern im Alter von 14 bis 26 Jahren (2014)
Barthe, Annelie
Ziel: Im speziellen Fall der PrĂ€vention gegen das Zervixkarzinom erfolgt bereits seit 1980 der Pap-Test im Rahmen der gynĂ€kologischen Vorsorgeuntersuchung. Als weitere Option ist seit 2006 eine Impfung gegen HP-Viren, die maßgeblich fĂŒr die Erkrankung am Zervixkarzinom verantwortlich sind, hinzugekommen. Der Bekanntheitsgrad der Impfung sowie die positive Impfakzeptanz der Zielgruppe sind maßgebliche Kriterien im Entscheidungsprozess fĂŒr die DurchfĂŒhrung der Impfung. Das Ziel dieser Studie war die Erhebung der Impfbereitschaft junger Frauen und die Bestimmung der Faktoren, die die Impfbereitschaft beeinflussen. Methoden: Die vorliegenden Ergebnisse waren Teil einer 2008 im Querschnittsdesign durchgefĂŒhrten Studie, die in Kooperation zwischen dem Institut fĂŒr Politik- und Kommunikationswissenschaften und der Community Medicine der UniversitĂ€t Greifswald entstand. Es wurde die Impfbereitschaft zur HPV-Impfung und der Wissensstand ĂŒber GebĂ€rmutterhalskrebs, Humane Papillomaviren sowie ĂŒber die Impfung gegen HPV erhoben. DafĂŒr wurden 60 Frauen im Alter von 14 bis 26 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern telefonisch befragt. Mit Hilfe der Erstellung von Kreuztabellen wurden ZusammenhĂ€nge zwischen den Faktoren, Alter, Schulabschluss, Wissensstand, Sexualverhalten sowie Gesundheitsverhalten und der Impfbereitschaft untersucht. Ergebnisse: Mehr als die HĂ€lfte der Frauen, 65% (N=39) waren positiv der Impfung gegenĂŒber gestellt: die Frauen, die bereits geimpft waren (23%) und diejenigen, die sich planten impfen zu lassen. Im Vergleich der impfbereiten zu den nicht impfbereiten Frauen zeigte sich eine Tendenz fĂŒr eine positive Impfbereitschaft zur HPV-Impfung zu einem jĂŒngerem Alter und einer geringeren Schulbildung. Weiterhin hatten die impfbereiten Frauen tendenziell ein jĂŒngeres Alter beim ersten Koitus, eine geringere Anzahl an Geschlechtspartnern und einen selteneren Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. Die impfbereiten Frauen waren bereit auf ihre allgemeine Gesundheit zu achten (Ausnahme: sportliche AktivitĂ€ten), nahmen die gynĂ€kologische Vorsorgeuntersuchung eher nicht so regelmĂ€ĂŸig wahr und neigten eher zu gelegentlichen RaucheraktivitĂ€ten. Große WissenslĂŒcken bestanden in der Kenntnis ĂŒber Humane Papillomaviren und ĂŒber Risikofaktoren fĂŒr eine persistierende HPV-Infektion. Der grĂ¶ĂŸte Wissensunterschied zwischen impfbereiten und nicht impfbereiten Frauen war im Thema ĂŒber das Zervixkarzinom zu beobachten. Schlussfolgerung: Die Schwerpunkte der Wissensvermittlung sollten auf der durch die Infektion mit HPV bedingten Ursache der Entstehung von Zervixkarzinom und der sexuellen Übertragbarkeit der Viren, auf der Beziehung zwischen den Viren und dem Zervixkarzinom und die Rolle anderer Risikofaktoren, wie das Rauchen, gelegt werden. Der Fokus der AufklĂ€rungsarbeit sollte auf den Frauen liegen, die eher skeptisch der Impfung gegenĂŒberstehen. Interventionssettings hierfĂŒr wĂ€ren vor allem gynĂ€kologische Arztpraxen und weiterfĂŒhrende Schulen mit höherem Abschluss. Wichtig ist auch eine fachliche AufklĂ€rungsarbeit der Nebenwirkungen und der Wirksamkeit der Impfung. Die jungen Frauen (14-17 Jahre), die eher eine hohe Impfakzeptanz aufweisen, sollten motiviert werden trotz Impfung zur gynĂ€kologischen Vorsorgeuntersuchung zu gehen. In diesen Rahmen ist auch es wichtig ĂŒber ein riskantes sexuelles Verhalten zu sprechen und aufzuklĂ€ren.
Die Entwicklung der PrÀvalenz des Down Syndroms und der Einfluss der PrÀnataldiagnostik von 1995 - 2010 (2012)
Schade, Katharina
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der PrĂ€valenzanalyse des Down Syndroms in einem deutschen populationsbasierten Fehlbildungsregister (Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt). Erstmalig fĂŒr Deutschland werden dabei auch die EinflĂŒsse der PrĂ€nataldiagnostik und des mĂŒtterlichen Alters, einzeln sowie kombiniert, genauer betrachtet.Anhand der Daten vom Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt (1995-2010), des statistischen Bundesamtes (1990-2010), des statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt (1995-2010) sowie der KassenĂ€rztlichen Vereinigungen Mecklenburg-Vorpommern (1999-2009) und Sachsen-Anhalt (2005-2009) wurden PrĂ€valenzen des Down Syndroms, maternale Altersstrukturen in Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Inanspruchnahme verschiedener Formen prĂ€nataler Diagnostik und die EinflĂŒsse des mĂŒtterlichen Alters sowie einer prĂ€natalen Diagnose auf den Ausgang der Schwangerschaft untersucht. Im Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt ist das mĂŒtterliche Alter in 95,5% der FĂ€lle (386 von 404) angeben, fĂŒr 9,7% der FĂ€lle (39 von 404) fehlen Angaben zur prĂ€natalen Diagnostik. Die Daten des statistischen Bundesamtes zum mĂŒtterlichen Alter sind, bis auf 213 FĂ€lle mit unbekanntem Alter bis 1998, vollstĂ€ndig (99,9%). Wie erwartet zeigte sich ein Anstieg des mĂŒtterlichen Durchschnittsalters in Deutschland von 28,1 Jahren (1990) auf 30,5 Jahre (2010) mit einem Anstieg des Anteils der MĂŒtter ab 35 Jahren um 14% (1990: 9,9%, 2010: 23,9%). Dies ließ sich, in geringerem Ausmaß, auch in den beiden BundeslĂ€ndern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt nachweisen. Damit einhergehend stieg die erwartete PrĂ€valenz des Down Syndroms auf Lebendgeborene von 1:762 (1995) auf 1:543 (2010). Dies findet sich auch in der PrĂ€valenz des Down Syndroms auf Geborene mit einem Anstieg von 1:591 (1995-1998) auf 1:581 (2007-2010). Gleichzeitig sank jedoch die PrĂ€valenz des Down Syndroms auf Lebendgeborene von 1:1134 (1995-1998) auf 1:1338 (2007-2010). Analog internationaler Angaben entschieden sich 90,9% der Schwangeren gegen ein Kind mit Down Syndrom, wenn es prĂ€natal bekannt war. 79,8% der Lebendgeborenen mit Down Syndrom waren prĂ€natal unbekannt. Allerdings zeigte sich in den letzten Jahren, dass sich Frauen, vor allem Schwangere ab 35 Jahre, zunehmend bewusst fĂŒr ein Kind mit Down Syndrom entscheiden (1995-1998: 3,9%; 2007-2010: 10,5%). Es zeigte sich eine Zunahme der Inanspruchnahme invasiver prĂ€nataler Diagnostik in der Normalbevölkerung und in der Gruppe Schwangerer mit Feten mit Down Syndrom, hier vor allem jene, welche jĂŒnger als 35 Jahre alt waren. EinschrĂ€nkend ist zu sagen, dass es sich bei den verwendeten Daten zur PrĂ€nataldiagnostik, um sehr spezielle Daten handelt. So sind die Daten der KassenĂ€rztlichen Vereinigungen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt nur abrechenbare FĂ€lle zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen und jene FĂ€lle des Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt ausschließlich Frauen, deren Feten eine Pathologie aufwiesen. Des Weiteren erfolgt die Meldung im Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt freiwillig und die Erfassungsbögen sind den aktuellen Entwicklungen des prĂ€natalen Screenings nicht angepasst. Der angestrebte Vergleich der beiden BundeslĂ€nder Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gestaltete sich aufgrund verschiedener dezentraler Erfassungsinstrumente und Weitergabepolitik als schwierig und nicht voll umsetzbar. Die PrĂ€valenz des Down Syndroms stieg bezogen auf die Geborenen leicht an, bezogen auf die Lebendgeborenen sank sie jedoch. Dies konnte man mithilfe der Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt gut analysieren. Lider ist eine solche Fehlbildungserfassung in Deutschland nur gering, regional und auf freiwilliger Basis verbreitet. Die vermutete Ursache der PrĂ€valenzentwicklung in mĂŒtterlichem Alter und PrĂ€nataldiagnostik konnte bedingt gefunden werden, da die erhobenen Daten zur Inanspruchnahme der PrĂ€nataldiagnostik aufgrund ihrer SelektivitĂ€t als AnnĂ€herung an die RealitĂ€t zu betrachten sind. Zur genaueren Bearbeitung dieser Fragestellungen wĂ€re es notwendig eine grĂ¶ĂŸere reprĂ€sentative Population unter Miteinbeziehung regionaler, wirtschaftlicher und sozialer Aspekte zu untersuchen.
Telemedizinische Betreuung von Palliativpatienten - Eine Pilotstudie zur Machbarkeit und zu Auswirkungen auf patientenbezogene Parameter (2013)
Mues, Tatjana
Aufgrund steigender Patientenzahlen gewinnt die Palliativmedizin in den Industrienationen immer mehr an Bedeutung. HĂ€ufig wĂŒnschen die Patienten, in der HĂ€uslichkeit gepflegt zu werden und auch dort zu versterben. Eine Versorgung der Palliativpatienten in der HĂ€uslichkeit ist möglich und muss der Versorgung im Krankenhaus um nichts nachstehen. Die ambulante Versorgung dieser Patienten stĂ¶ĂŸt, gerade in dĂŒnn besiedelten Gebieten mit starken strukturassoziierten VerĂ€nderungen wie im Landkreis Ostvorpommern, auf Grenzen hinsichtlich regelmĂ€ĂŸiger Hausbesuche von medizinischem Personal, insbesondere durch niedergelassene Ärzte. Durch eine randomisierte, prospektive Studie wurde geprĂŒft, ob sich durch eine telemedizinische Intervention mit Hilfe regelmĂ€ĂŸiger Telefonanrufe ein Vorteil der Versorgung fĂŒr diese Patienten ergibt. Außerdem wurde geprĂŒft, ob das Studiendesign durchfĂŒhrbar und machbar war. In der vorliegenden Pilotstudie konnte die Patientenzielgruppe erreicht werden. Die Patientenrekrutierung erwies sich als schwierig. Außerdem zeigte sich eine hohe Schmerz- und Symptombelastung der Projektpopulation. Die zusĂ€tzlichen Telefonanrufe wurden von den Patienten positiv bewertet. Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen der Patientengruppe, die regelmĂ€ĂŸige Telefonanrufe erhalten hat, und der Gruppe, die nur die ĂŒbliche palliativmedizinische Betreuung erhalten hat, hinsichtlich der Entwicklung der Schmerzen, der LebensqualitĂ€t, der Symptome, der MobilitĂ€t, der AktivitĂ€t, der Arztbesuche oder der Krankenhausverweildauer zur Base- Line und zur Follow- Up Befragung festgestellt werden. Bei einigen Interventionspatienten konnte eine temporĂ€re Schmerzreduktion nach einer Intervention in Form einer telefonischen Umstellung der Schmerzmedikation erreicht werden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Patienten, die regelmĂ€ĂŸige Telefonanrufe erhalten haben, die Schmerzbedarfsmedikation als Selbstmedikation gezielt einsetzen konnten. Nach heutigem Kenntnisstand ist dies die erste Studie, die den Effekt von regelmĂ€ĂŸigen Telefonanrufen zur Betreuung von in der HĂ€uslichkeit gepflegten Palliativpatienten untersucht hat. Eine analoge Studie, durchgefĂŒhrt bei chronischen Schmerzpatienten, bestĂ€tigt diese Ergebnisse. Auch hier erwiesen sich regelmĂ€ĂŸige Telefonanrufe als wirkungsvoll, da eine signifikante Schmerzreduktion in der telemedizinisch betreuten Gruppe erreicht werden konnte.
Querschnitterhebung zu Determinanten der Inanspruchnahme und der Erreichbarkeit niedergelassener Ärzte fĂŒr ĂŒber 60-JĂ€hrige in lĂ€ndlichen und stĂ€dtischen Regionen Vorpommerns (2014)
Siewert-Markus, Ulrike
FĂŒr die vorliegende Arbeit wurde eine Querschnitterhebung zu möglichen Einflussfaktoren auf die ambulante Inanspruchnahme medizinischer Leistungen durchgefĂŒhrt. Die Erhebung erfolgte von August 2009 bis Februar 2010. Es nahmen 800 MĂ€nner und Frauen (Response von 68,4%) im Alter von 60 Jahren oder Ă€lter mit Wohnsitz in Vorpommern teil. Als theoretischer Hintergrund diente das “Health Behavior Model“ von Andersen (1995). ZusĂ€tzlich zu den im Verhaltensmodell benannten Faktoren wurden weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme berĂŒcksichtigt, wie die MobilitĂ€t der Bevölkerung, die subjektiv eingeschĂ€tzte Erreichbarkeit von niedergelassenen Ärzten und der wahrgenommene Zeitaufwand der Inanspruchnahme (Wartezeiten). Zwischen lĂ€ndlichen und stĂ€dtischen Regionen in Vorpommern wurden Unterschiede in den EinschĂ€tzungen der Erreichbarkeit, v.a. der Wegzeiten zu Haus- und FachĂ€rzten, aufgezeigt. Die Assoziationen der von den Probanden eingeschĂ€tzten Erreichbarkeitsaspekte mit den Indikatoren der ambulanten Inanspruchnahme in multivariaten Modellen verdeutlichen die Wichtigkeit der Sicherstellung einer flĂ€chendeckenden, wohnortnahen medizinischen Versorgung.
Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen in Vorpommern - eine epidemiologische Studie zu PrÀvalenz, Risikofaktoren und LebensqualitÀt (2013)
Karakaya, Filiz
Die Ergebnisse dieser explorativen Studie zeigen, dass Schmerzerfahrungen bei Jugendlichen in der Region Vorpommern allgemein hĂ€ufig sind und dabei am hĂ€ufigsten die Schmerzlokalisationen Kopf-, Bauch-, RĂŒcken- und Menstruationsschmerzen benannt werden. Es zeigt sich eine signifikant höhere PrĂ€valenz von Schmerzen auf Seiten des weiblichen Geschlechts, bei der die PrĂ€valenz im Altersverlauf zunimmt. Es sind daher grĂ¶ĂŸere Anstrengungen notwendig, um die möglichen Ursachen genauer analysieren zu können und daraus resultierend bessere AnsĂ€tze fĂŒr die PrĂ€vention von Schmerzen bei Jugendlichenn zu entwickeln. Effektivere Behandlungsstrategien und rechtzeitige AufklĂ€rungskampagnen bei Kindern und Eltern ĂŒber Entstehungsmechanismen und Triggerfaktoren von Schmerzen könnten einer Chronifizierung der SchmerzzustĂ€nde im Erwachsenenalter entgegen wirken. Dadurch kann ein erheblicher Beitrag zur Senkung sozioökonomischer Kosten durch Schmerzen geleistet werden. Aufgrund der vielen biologischen, morphologischen und psychosozialen VerĂ€nderungen wĂ€hrend des Jugendalters muss diesem Altersabschnitt eine SchlĂŒsselrolle in der Ätiopathogenese von Schmerzen eingerĂ€umt werden. Daher sind gerade hier genaue Kenntnisse ĂŒber die Verbreitung von Schmerzen und den Altersverlauf bei Kindern und Jugendlichen unter BerĂŒcksichtigung der Faktoren, die im Verlauf des Jugendalters wirken, fĂŒr das VerstĂ€ndis chronischer Schmerzen von zentraler Bedeutung.
Auswirkungen eines neuen Versorgungskonzeptes auf die Blutzuckerwerte und die antidiabetische Arzneimitteltherapie bei einer Kohorte Àlterer, multimorbider Hausbesuchspatienten. (2014)
Gorski, Christian
Der Diabetes mellitus ist eines der großen Gesundheitsprobleme der westlichen Industrienationen. Laut der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) ist Deutschland mit 12 Prozent das Land mit der höchsten DiabetesprĂ€valenz in Europa. FĂŒr das Gesundheitssystem stellen die Erkrankung und vor allem die daraus resultierenden Begleiterkrankungen einen erheblichen Kostenfaktor dar. Studien zur TherapiequalitĂ€t belegen, dass ein Großteil der Diabetiker dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte hat. Oftmals stellt sich in der Behandlung des Diabetes das Problem der regelmĂ€ĂŸigen Therapiekontrolle. Dieses Problem wird sich vor allem in lĂ€ndlichen RĂ€umen mit mangelnder hausĂ€rztlicher Versorgung und im Hinblick auf die demographische Entwicklung weiter verschĂ€rfen. Ein allgemeiner Lösungsansatz zur Entlastung der HausĂ€rzte wurde mit dem AGnES-Konzept (Arzt-entlastende Gemeinde-nahe E-Health gestĂŒtzte, Systemische Intervention) entwickelt. ZusĂ€tzlich qualifizierte AGnES-FachkrĂ€fte ĂŒbernahmen in Delegation des Hausarztes Hausbesuche und fĂŒhrten ein standardisiertes Monitoring und indikationsbezogene Vitalwertmessungen durch. Die vorliegende Arbeit beschreibt die Blutzuckereinstellung, die antidiabetische Arzneimitteltherapie und die arzneimittelbezogenen Probleme einer alten, multimorbiden und in seiner MobilitĂ€t eingeschrĂ€nkten Patientengruppe. In der Follow-up Untersuchung werden Effekte des AGnES-Konzepts beschrieben. Insgesamt befanden sich 355 Patienten (Alter MW=79) mit gemessenen Plasmaglukosewerten (Grenzwerte: prĂ€prandiale Messung: 90-130 mg/dl; postprandiale Messung: <180 mg/dl nach ADA Guidelines 2005) und Informationen ĂŒber den zeitlichen Abstand zur letzten Mahlzeit sowie einer Zustimmung zur Basisanamnese sowie einem vollstĂ€ndig vorliegenden Medikamentendatensatz in der Baseline-Analyse. Zur AbschĂ€tzung der Interventionseffekte wurde die gleiche Patientenkohorte im Durchschnitt nach 273 Tagen erneut standardisiert befragt sowie ein zweiter Plasmaglukosewert analysiert. Im Zeitraum dazwischen erhielten die Patienten eine Evaluation durch die behandelnden HausĂ€rzte sowie eine pharmazeutische Betreuung durch die beteiligten Apotheken. Im Follow-up erfĂŒllten 195 Patienten die Einschlusskriterien. Unter den 355 Patienten hatten 67,9% zum Baseline-Zeitpunkt bereits die Diagnose Diabetes mellitus, 32,1% hatten sie nicht. Es zeigte sich, dass 28,5% aller Patienten die Grenzwerte nicht einhielten. Bei den Patienten mit Diagnose Diabetes mellitus waren es 35,3% wĂ€hrend es bei den Patienten ohne Diagnose Diabetes 14,1% waren. Die antidiabetische Arzneimitteltherapie der Patienten mit Diagnose Diabetes mellitus zeigte, dass insgesamt 35,7% eine Monotherapie (Insulin oder orales Antidiabetikum), 29,4% eine Kombinationstherapie und 34,9% keine Arzneimittel erhielten. Bei den Patienten, die die Grenzwerte einhielten, hatten 19,9% eine Kombinationstherapie, bei denen die sie nicht einhielten waren es 47,1%. Im Follow-up hielten noch 27,7% aller Patienten die Grenzwerte nicht ein, bei denen mit Diagnose waren es 34,7%, bei denen ohne 7,8%. Im Vergleich zur Baseline Untersuchung hatte es eine leichte Verbesserung gegeben, diese war im McNemar-Test fĂŒr verbundene Stichproben jedoch fĂŒr keine der Gruppen signifikant. Bei der antidiabetischen Arzneimitteltherapie zeigten sich VerĂ€nderungen in der bevorzugten Therapieart. Die Kombinationstherapie von Insulinen und oralen Antidiabetika reduzierte sich von 19,4% auf 13,9%, gleichzeitig stieg der Anteil an Insulinmonotherapie von 9,7% auf 13,9%. Insgesamt stieg der Anteil von Insulinen an allen Blutzucker senkenden Arzneimitteln leicht von 48% auf 51,2% an, wĂ€hrend der Anteil von Sulfonylharnstoffen von 21,4% auf 18,2% fiel. Der Anteil an Diabetikern ohne antidiabetische Arzneimitteltherapie liegt in der Baseline sowie im Follow-up bei ca. 30%. Im Mittelwert haben die Patienten 7,6 weitere Medikamente eingenommen. Die Untersuchung hat gezeigt, dass es Optimierungsbedarf bei der Blutzuckereinstellung von Ă€lteren multimorbiden Hausbesuchspatienten gibt. Die Interventionseffekte zeigten keine signifikanten Ergebnisse. Bei der insgesamt hohen Anzahl an eingenommenen Medikamenten ist es eine große Herausforderung, die möglichen Effekte auf den Blutzuckerspiegel sowie die möglichen Interaktionen abzuschĂ€tzen. Hierbei kann die kontinuierliche Betreuung durch die beteiligten Apotheker, sowie die regelmĂ€ĂŸigen Blutzuckermessungen durch die AGnES-FachkrĂ€fte sowie die Anpassung der Arzneimittel durch die HausĂ€rzte eine Hilfe sein.
Notwendigkeit und Möglichkeiten eines Neugeborenenscreenings fĂŒr Mukoviszidose - Auswertungen des Survey of Neonates (SNiP) in Vorpommern (2014)
Braumann, Anja
In einer Untersuchung von 1530 DNA-Proben Neugeborener aus Ostvorpommern wurden mittels PCR 32 Heterozygote der F508del-Mutation gefunden. Unter BerĂŒcksichtigung der CF-Allelverteilung der Region wurde eine Inzidenz der Mukoviszidose von 1:4216 errechnet. Es wurde die Notwendigkeit und die Möglichkeiten eines Neugeborenenscreenings auf Mukoviszidose diskutiert.
Sind zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung Entwicklungsunterschiede zwischen frĂŒh- und reifgeborenen Kindern erkennbar? (2014)
Franke, Sonja
FrĂŒhgeborene stellen eine Kohorte dar, deren Überlebenschance in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Aufgrund des medizinischen Fortschritts in der Versorgung von FrĂŒhgeborenen sind Studien notwendig, die Outcomes von FrĂŒhgeborenen unter den verĂ€nderten Bedingungen untersuchen. Neben dem Erkenntnisgewinn ĂŒber den Zusammenhang zwischen FrĂŒhgeburtlichkeit und Folgeproblemen dienen solche Studien auch dazu, Neonatologen Beratungssicherheit im Umgang mit Eltern zu geben. Ziel dieser Studie ist es, die Entwicklung von FrĂŒh- und Reifgeborenen im Alter von 6 Jahren miteinander zu vergleichen und Entwicklungsunterschiede zu detektieren. Die vorliegende Untersuchung ist eine populationsbasierte Kohortenstudie. Sie verfolgt frĂŒh- und reifgeborene Kinder der SNiP-Population (Survey of Neonates in Pomerania) im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung der GesundheitsĂ€mter nach. Dadurch ist es möglich, eine reprĂ€sentative Studienpopulation zu untersuchen. Die SNiP-Studie erfasste zwischen 2003 und 2008 Daten zu MorbiditĂ€t, MortalitĂ€t, Familien- und Sozialanamnese von Neugeborenen in der Region Greifswald und Ostvorpommern. Der erste Jahrgang der SNiP-Population wurde im Schuljahr 2010/2011 eingeschult. Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung im Jahr 2010 wurden diese Kinder schulĂ€rztlich untersucht. ZusĂ€tzlich wurden mittels eines Elternfragebogens Daten zu Gesundheit, Entwicklung, erhaltenen Therapiemaßnahmen, Verhalten und Soziodemografie erfasst. Das ermöglicht eine breit gefĂ€cherte Untersuchung des Outcomes der FrĂŒhgeborenen und die Ermittlung potentieller Risikofaktoren, die das Erleiden einer FrĂŒhgeburt begĂŒnstigen. Die Daten, die im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung erhoben wurden, wurden mittels ID mit den Baselinedaten der SNiP-Studie verknĂŒpft, so dass nur die Daten der SNiP-Population ausgewertet wurden. So konnte das Outcome der FrĂŒhgeborenen mit dem Entwicklungsstand gleichaltriger Reifgeborener dieser Kohorte verglichen werden. An der Schuleingangsuntersuchung fĂŒr das Schuljahr 2010/2011 nahmen in Greifswald und Ostvorpommern 1240 Kinder teil. Davon fĂŒllten die Eltern von 459 Kindern die Fragebögen aus. Von diesen 459 Kindern zĂ€hlen 315 Kinder zur SNiP-Population und bilden die Grundlage fĂŒr die vorliegende Studie. 270 von ihnen sind reifgeboren und 45 frĂŒhgeboren. Den Ergebnissen der Entwicklungsdiagnostik im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung und der Elternfragebögen zufolge sind frĂŒhgeborene Kinder nicht per se als benachteiligt einzuschĂ€tzen. Es zeigen sich in vielen untersuchten Bereichen nur tendenzielle Unterschiede. Statistisch signifikant schlechter bewertet wurden die FrĂŒhgeborenen nur in wenigen Items: Sie kamen nach ElterneinschĂ€tzung weniger gut im Kindergarten zurecht und frĂŒhgeborene MĂ€dchen wurden bei der Ă€rztlichen Schuleingangsuntersuchung im Bereich Artikulation schwĂ€cher eingeschĂ€tzt als Reifgeborene. Im Alter von 6 Jahren sind signifikante Unterschiede in GrĂ¶ĂŸe und Gewicht zu Ungunsten der FrĂŒhgeborenen nachweisbar. BezĂŒglich der Risikofaktoren, die eine FrĂŒhgeburt begĂŒnstigen können, zeigt sich in der vorliegenden Studie, dass Eltern von FrĂŒhgeborenen signifikant hĂ€ufiger verheiratet und seltener ledig sind. Bei der Verteilung des Haushaltsnettoeinkommens zeigen sich ebenfalls signifikante Unterschiede: Die Eltern der FrĂŒhgeborenen sind in den Kategorien 1000-1500 Euro/Monat und >3000 Euro/Monat ĂŒberreprĂ€sentiert. In der Entwicklungsdiagnostik im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung und bei der ElterneinschĂ€tzung zu Gesundheitszustand, Entwicklung und erhaltenen Therapiemaßnahmen werden die FrĂŒhgeborenen in vielen Items tendenziell schlechter eingeschĂ€tzt als die Reifgeborenen, die Ergebnisse sind nicht statistisch signifikant. Die grĂ¶ĂŸte methodische EinschrĂ€nkung der vorliegenden Arbeit ist die geringe Fallzahl. Trotzdem bieten die erhobenen Daten die Möglichkeit, zunĂ€chst breitgefĂ€chert ZusammenhĂ€nge und Einflussfaktoren zu identifizieren und darzustellen. Da die weiteren JahrgĂ€nge der SNiP-Studie noch eingeschult werden und die Zusammenarbeit mit den GesundheitsĂ€mtern besteht, können dort auch in den nĂ€chsten Jahren weitere JahrgĂ€nge untersucht werden. Bei einer erhöhten Fallzahl wĂŒrde die ReprĂ€sentativitĂ€t der Aussagen steigen. Das im direkten Vergleich zu Reifgeborenen nur gering schlechtere Abschneiden von FrĂŒhgeborenen im Alter von 6 Jahren ist bezĂŒglich der Prognose fĂŒr FrĂŒhgeborene erfreulich. Trotzdem sollte bedacht werden, dass diese Studie alle FrĂŒhgeborenen darstellt und sich nicht auf eine Hochrisikogruppe mit geringem Geburtsgewicht beschrĂ€nkt. Bei der Beratung von Eltern zur Prognose ihrer frĂŒhgeborenen Kinder geht es vor allem um HĂ€ufigkeiten. Es können keine spezifischen Aussagen zur Prognose einzelner Kinder gemacht werden. Wichtig bei der Beratung betroffener Eltern ist, trotz frĂŒher Diagnostik und Fördermaßnahmen, dass das Outcome wesentlich von perinataler MorbiditĂ€t abhĂ€ngig ist.
Optimierung der Effizienz und QualitĂ€t bei Datenakquise und -management in multizentrischen bevölkerungsbezogenen Studien durch Einsatz IT-gestĂŒtzter Technologien (2014)
Meyer, Jens
Am Institut fĂŒr Community Medicine wurde ein vielschichtiges zentrales Datenmanagement fĂŒr epidemiologische Probandenstudien (z.B. „Individualisierte Medizin“ und SHIP) und fĂŒr Studien in der Patientenversorgung (z.B. GANI_MED) konzipiert und implementiert. Die KomplexitĂ€t des Datenmanagements resultiert aus Umfang und HeterogenitĂ€t der akquirierten Daten sowie aus multizentrischen und longitudinalen StudienansĂ€tzen. Hinzu kommen umfassende Anforderungen an den Schutz personenbezogener Daten, die modulare Einwilligung der Studienteilnehmer sowie die Sicherstellung einer adĂ€quaten DatenqualitĂ€t, VerfĂŒgbarkeit, Nachhaltigkeit etc. Im Rahmen der Probandenstudien wurde eine hochverfĂŒgbare webbasierte EDC-Software (Electronic Data Capture) entwickelt, die mit Hilfe intuitiver eCRFs (electronic Case Report Forms) die datenschutzkonforme und qualitĂ€tsgesicherte Datenakquise ermöglicht. Eine Data Dictionary-getriebene eCRF-Generierung erlaubt die effiziente Erzeugung neuer und Wartung bestehender Formulare. ErgĂ€nzt wird die EDC-Software durch HL7- und DICOM-EmpfĂ€ngersysteme zur nahtlosen Integration des Datenmanagements in vorhandene klinische Informationssysteme. Im Rahmen von „Individualisierte Medizin“ und SHIP wurden von Juni 2008 bis August 2012 insgesamt 6.753 Probanden untersucht und ca. 1,8 Mio. DatensĂ€tze revisionssicher persistiert. ZukĂŒnftig könnte das Datenmanagement dazu in der Lage sein, weitere Forschungsdaten aus bereits akquirierten Daten zu generieren, z.B. Organvolumina aus MRT-Bilddaten, und sie automatisiert mit weiteren Merkmalen zu korrelieren. Die Limitationen der webbasierten EDC-Software liegen in der Datenakquise ohne vorhandenen (stabilen) Internet-/Netzwerkzugang. Diese Bedingungen sind jedoch in Studien im Kontext der Patientenversorgung vorzufinden. Um die Datenakquise dennoch zu ermöglichen, wurde eine Java-basierte EDC-Software zur asynchronen dezentralen Datenerfassung und nachgelagerten zentralen Datensynchronisation / integration entwickelt. Die Software ist fĂŒr den unterbrechungsfreien und flexiblen Einsatz im klinischen Umfeld optimiert. Jedoch geht die AsynchronitĂ€t einher mit einer ungleich höheren technischen KomplexitĂ€t und einer erhöhten FehleranfĂ€lligkeit, z.B. aufgrund der Notwendigkeit Client-seitiger Software-Aktualisierungen. In GANI_MED wurden von Mai 2011 bis August 2013 insgesamt 3.141 Patienten untersucht und ca. 140.000 DatensĂ€tze revisionssicher in den zentralen Datenbestand integriert. Optimierungspotential bietet der Einsatz neuer HTML5-Features, um zugleich synchrone als auch asynchrone Datenerfassungen zu ermöglichen und von den Vorteilen webbasierter Software zu profitieren.
Zufallsbefunde aus bildgebenden Verfahren in populationsbasierter Forschung - Eine empirisch-ethische Untersuchung zur Ganzkörper-MRT in SHIP (2013)
Erdmann, Pia
Das Bewusstsein dafĂŒr, dass mit Zufallsbefunden, d.h. nichtintendierten Befunden aus medizinischen Untersuchungen, vielschichtige ethische Herausforderungen einhergehen können, hat in den letzten Jahren zugenommen; dennoch sind Entscheidungen hinsichtlich eines ethisch verantwortlichen Umgangs mit Zufallsbefunden nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet: Der einschlĂ€gige ethische Regulierungsstand bleibt zum Teil vage, die Perspektive der Betroffenen selbst weitestgehend unberĂŒcksichtigt. Die vorliegende empirisch-ethische Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund am Beispiel von Zufallsbefunden aus dem Kontext der Ganzkörper-MRT-Untersuchung in SHIP, welche Auswirkungen Zufallsbefunde auf die betroffenen StudienteilnehmerInnen haben können; darĂŒber hinaus soll eine EinschĂ€tzung der LeistungsfĂ€higkeit des gegenwĂ€rtigen ethischen Regulierungsstandes vorgenommen werden. FĂŒr den empirischen Teil der Untersuchung wurden, unter Anwendung eines Mixed-Methods-Ansatzes, SHIP-ProbandInnen, die sich im Zeitraum vom 3. MĂ€rz bis zum 23. Juli 2010 in Greifswald einer Ganzkörper-MRT unterzogen hatten, befragt. Das zweistufige Vorgehen beinhaltete zunĂ€chst die zweimalige Befragung mittels eines SelbstausfĂŒller-Fragebogens: Der erste (Pre-) Fragebogen wurde den ProbandInnen unmittelbar nach der MRT ausgehĂ€ndigt und von diesen noch im Untersuchungszentrum ausgefĂŒllt (n=439). Der zweite (Post-) Fragebogen wurde postalisch verschickt, nachdem die ProbandInnen entweder eine Mitteilung ĂŒber einen Zufallsbefund erhalten hatten oder feststand, dass sie keine Mitteilung erhalten wĂŒrden (n=409). Die Erhebung abschließend, wurden außerdem noch 20 Face-to-Face Interviews mit ProbandInnen gefĂŒhrt, die in den Fragebogen angeben hatten, dass sie bestimmte Phasen des Untersuchungs- bzw. Mitteilungsprozederes als sehr belastend empfunden haben und/oder eine erneute Teilnahme verweigern wĂŒrden. Im normativ-theoretischen Teil der Arbeit erfolgt eine Darstellung des derzeitigen forschungsethischen Regulierungs- und Diskussionsstandes. Im Fokus stehen dabei die als besonders relevant identifizierten Problembereiche „Informed Consent“, „Fragen des Umgangs mit Zufallsbefunden“ und „Risk-Benefit-Assessment“. Die ZusammenfĂŒhrung der Ergebnisse der empirischen Untersuchung mit den Überlegungen aus der theoretischen Grundlegung ermöglicht schließlich eine ethische Reflexion in Form eines Abgleichs zwischen dem forschungsethisch Gebotenen (Sollen) und dem ĂŒber die empirische Untersuchung zugĂ€nglich werdenden Ist-Stand (Sein). Ergebnis dieses Abgleichs sind insbesondere ethisch begrĂŒndete EinschĂ€tzungen im Hinblick auf Optimierungspotentiale beim Umgang mit Zufallsbefunden aus bildgebenden Verfahren in populationsbasierter Forschung. Die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung durchgefĂŒhrten Analysen berechtigen insgesamt zu folgenden Schlussfolgerungen: 1) Das hĂ€ufig in ProbandInnenstudien auftretende PhĂ€nomen der Therapeutic Misconception tritt trotz eines sorgfĂ€ltigen und mehrstufigen AufklĂ€rungsprozederes vor der Ganzkörper-MRT auch im Studienkontext von SHIP auf und stellt eine GefĂ€hrdung des Informed Consent dar. 2) Die AnfĂ€lligkeit der ProbandInnen fĂŒr Therapeutic Misconception schrĂ€nkt deren FĂ€higkeit zu einem realistischen Risk-Benefit-Assessment ein, zumal ein solcher AbwĂ€gungsprozess insgesamt durch viele UnwĂ€gbarkeiten in der EinschĂ€tzung von potentiellen Risiken und Nutzen einerseits und durch fundamentale methodische Unklarheiten erschwert ist. Die grĂ¶ĂŸte Herausforderung stellt 3) der Umgang mit den Zufallsbefunden dar und zwar sowohl auf einer konkreten als auch auf der theoretisch-regulatorischen Ebene: Belastung entsteht bei den MRT-ProbandInnen vor allem durch die Folgen eines rein schriftlichen Mitteilungsmodus sowie durch lange Zeiten der Ungewissheit bis zur AbklĂ€rung der mitgeteilten Ergebnisse. Aber gerade zum Mitteilungs- oder AbklĂ€rungsmodus von Zufallsbefunden liegen auf regulatorischer Ebene keine verbindlichen Empfehlungen vor; ebenso wenig abschließend geklĂ€rt sind die grundsĂ€tzlicheren Fragestellungen, a) was ĂŒberhaupt als Zufallsbefund angesehen werden soll, b) durch wen Ergebnisse aus ProbandInnenstudien auf Zufallsbefunde untersucht werden sollen und c) wie valide ein Zufallsbefund sein muss, damit er ĂŒberhaupt mitgeteilt wird. Hier wĂ€re eine Einigung auf eine verbindliche und die Interessen der ProbandInnen berĂŒcksichtigende Vorgehensweise wĂŒnschenswert.
Determinanten fĂŒr die Umsetzung der Impfempfehlungen der StĂ€ndigen Impfkommission (STIKO) in den alten und neuen BundeslĂ€ndern (2013)
Rautmann, Christiane
Im Zusammenhang mit dem epidemischen Auftreten impfprĂ€ventabler Erkrankungen wie z.B. Masern oder Pertussis sowie der angestrebten Eliminierung von Poliomyelitis, Masern und anderen Infektionskrankheiten wie Diphtherie oder Hepatitis B wird immer wieder ĂŒber unzureichende Durchimpfungsraten in Deutschland und mögliche GrĂŒnde dafĂŒr diskutiert. In dieser Studie wurden erstmals bundesweit reprĂ€sentative Informationen ĂŒber die Einstellung zum Impfen und die Impfpraxis niedergelassener Allgemeinmediziner und Praktischer Ärzte erhoben. Deutschlandweit wurde eine Zufallsstichprobe von insgesamt 4.282 niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Praktischen Ärzten mit einem standardisierten und anonymisierten Fragebogen hinsichtlich ihrer Impfpraxis und Einstellung zum Impfen befragt. Nach der deskriptiven statistischen Auswertung wurde die Impfeinstellung der Ärzte anhand verschiedener Variablen in “impft nach den Empfehlungen der STIKO”, “impft vorwiegend nach STIKO” und “impft nicht nach STIKO” kategorisiert. Der Einfluß von Alter, Geschlecht, Niederlassung in den alten oder neuen BundeslĂ€ndern sowie der Einfluß alternativmedizinischer Überzeugungen der Ärzte auf die Impfeinstellung wurde anschließend mit einer multivariablen log-linearen Regression untersucht. Ergebnisse Die Responseproportion lag bei 42,2%. Es zeigt sich, dass beim Impfverhalten und der Einstellung zum Impfen vielfach deutliche Unterschiede zwischen den alten und neuen BundeslĂ€ndern bestehen. 85,4% der Ärzte in den neuen BundeslĂ€ndern gegenĂŒber 68,2% in den alten BundeslĂ€ndern halten sich beim Impfen an die Richtlinien der StĂ€ndigen Impfkommission (STIKO). Im multivariablen log-linearen Modell zeigte sich, dass Ärzte in den neuen BundeslĂ€ndern eher den STIKO-Empfehlungen folgen, ebenso wie Ärzte mit einem geringen Anteil alternativer Behandlungsmethoden. Dagegen zeigten Alter und Geschlecht keinen signifikanten Einfluss auf die Impfeinstellung. Schlussfolgerung Neben Unterschieden in den neuen und alten BundeslĂ€ndern hat die BeschĂ€ftigung mit alternativmedizinischen Therapien einen wesentlichen Einfluss auf die Impfeinstellung und die Impfpraxis der niedergelassenen Allgemeinmediziner und Praktischen Ärzte. Dies ist fĂŒr die Entwicklung von Strategien zur Erreichung hoher Durchimpfungsraten von Bedeutung, vor allem vor dem Hintergrund eines weiter zunehmenden Anteils alternativmedizinischer Therapien am gesamten Therapiespektrum.
Zusammenhang zwischen regionaler Durchimpfungsrate und Àrztlicher Impfeinstellung niedergelassener PÀdiater, Praktiker und Allgemeinmediziner in ganz Deutschland (2012)
Weigel, Martin
Hintergrund: Viele impfprĂ€ventable Erkrankungen in der Bevölkerung der BRD weisen eine zu niedrige Durchimpfungsrate auf, um im Falle einer Infektion eine Weiterverbreitung effektiv zu verhindern [4]. Bisher sind ĂŒberwiegend die EinflĂŒsse untersucht worden, die dazu fĂŒhren, dass Eltern sich gegen Impfungen entscheiden [84]. Unser Ziel war es, die regionale Ă€rztliche Impfeinstellung und die Durchimpfungsraten der Impfungen Tetanus, Polio, Pertussis, Hepatitis B und Masern zu vergleichen und auf regionale Unterschiede zu untersuchen. Des Weiteren sollte ein möglicher Zusammenhang zwischen stĂ€dtischer bzw. lĂ€ndlicher Infrastruktur der Praxiseinzugsgebiete und der Ă€rztlichen Impfeinstellung und Durchimpfungsrate analysiert werden. Zuletzt sollen die nach Meinung der Ärzte fĂŒr unzureichende Durchimpfungsraten verantwortlichen Ursachen untersucht werden. Methoden: Die Erfassung der Ă€rztlichen Impfeinstellung erfolgte als reprĂ€sentative Querschnittsstudie. HierfĂŒr wurden 50% aller niedergelassenen PĂ€diater 10% aller niedergelassenen Allgemeinmediziner aus ganz Deutschland randomisiert und mit einem pseudonymisierten Fragebogen angeschrieben. Insgesamt konnten 2010 PĂ€diater (Responseproportion 63,65%) sowie 1712 Allgemeinmediziner (Responseproportion 38,56%) in die Studie eingeschlossen werden. FĂŒr den geographischen Vergleich wurden die Durchimpfungsraten der betrachteten Impfungen auf Landkreisebene, die Anzahl der auf Landkreisebene eingeschulten Kinder sowie die Zahl der zum 31.12.2006 als niedergelassen gemeldeten PĂ€diater und Allgemeinmediziner verwendet. Zur Quantifizierung der Ă€rztlichen Impfeinstellung wurden drei Scores erstellt, in die fĂŒr jeden befragten Arzt die Einhaltung der STIKO-Empfehlungen, das Impfverhalten bei den eigenen Kindern sowie die Positionierung zu verschiedenen Aussagen zum Thema Impfungen einflossen. Anschließend erfolgte die Zusammenfassung in einem Gesamtscore. Unterschiede in der HĂ€ufigkeitsverteilung wurden mittels Chi-Quadrat-Test auf statistische Signifikanz ĂŒberprĂŒft. Bei metrischen Werten wurden der Mittelwert und die Spannweite angegeben, fĂŒr die Testung von Unterschieden wurde der Wilcoxon-Test verwendet. Das Signifikanzniveau bei allen Tests wurde auf α=0,05 (zweiseitig) festgelegt. Zur Beurteilung des Einflusses einzelner Faktoren auf die Durchimpfungsraten wurde ein lineares Regressionsmodell mit den Durchimpfungsraten als abhĂ€ngige Variable erstellt. Berechnungen erfolgten mit Hilfe der Statistik Software SAS (Version 9.1, SAS Institute USA). FĂŒr die regionale Betrachtung der Impfeinstellung wurden die deutschen BundeslĂ€nder in Untersuchungsregionen auf Grundlage der bestehenden Landkreise (Stand 2006) eingeteilt. Bei unzureichender ReprĂ€sentierung eines solchen Landkreises durch Studienteilnehmer erfolgte nach unabhĂ€ngigen objektiven Kriterien (Entfernungen der Verwaltungssitze) die Zusammenfassung mit einem oder mehreren der angrenzenden Landkreise zu einer Untersuchungsregion. Ergebnisse: Im linearen Regressionsmodell stellt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der regionalen Ă€rztlichen Impfeinstellung und den Durchimpfungsraten fĂŒr alle betrachteten Impfungen dar. Dieser ist je nach betrachteter Impfung unterschiedlich stark ausgeprĂ€gt. D.h. eine kritischere Ă€rztliche Impfeinstellung ist mit einer niedrigeren Durchimpfungsrate vergesellschaftet. FĂŒr die lĂ€ndliche bzw. stĂ€dtische Infrastruktur einer Region, dargestellt anhand der Einschulungen/kmÂČ, ist bei den meisten Impfungen kein signifikanter Zusammenhang mit den Durchimpfungsraten festzustellen. Eine bei der Masernimpfung bestimmte Verringerung der Durchimpfungsrate um 0,16% je eingeschultem Kind/kmÂČ (p=0,048) ist aufgrund der in Deutschland vorhandenen Einschulungsdichten vernachlĂ€ssigbar. AuffĂ€llig ist der Zusammenhang zwischen der Lokalisation einer Untersuchungsregion in einem bestimmten Bundesland und der Durchimpfungsrate. Dabei gibt es einen Ost-West Unterschied mit niedrigeren Durchimpfungsraten in den alten LĂ€ndern (im Vergleich zum Referenzbundesland Mecklenburg-Vorpommern: Tetanus: Maximum: keine Unterschiede grĂ¶ĂŸer -5% (Unterschied zu Hessen durch Unterschiede in der Erfassung der Durchimpfungsrate bedingt), Polio: keine Unterschiede grĂ¶ĂŸer -5%,Pertussis: Maximum -5.86% in Bayern, p<0.0001; Hepatitis B: Maximum -12.55% in Bayern, p<0.0001; Masern: Maximum -20.20% in Berlin, p=0.0002). Nach Meinung der befragten Ärzte ist die Hauptursache fĂŒr unzureichende Durchimpfungsraten die Angst des Patienten vor Nebenwirkungen gefolgt von mangelnder AufklĂ€rung durch die Ärzte. Schlussfolgerung: Der Zusammenhang von regionaler Durchimpfungsrate und Ă€rztlicher Impfeinstellung scheint mit Bevölkerungsassoziierte Variablen ĂŒberlagert zu sein. Zur Verbesserung der Durchimpfungsraten ist eine vermehrte AufklĂ€rung von Ärzten und Bevölkerung nötig, insbesondere im Studium, in Schulen, bei der Hebammenausbildung und in den Medien.
Assoziation zwischen sozioökonomischen Status und Iodversorgung in Nordost- und SĂŒddeutschland (2012)
Craesmeyer, Clara
Zusammenfassung Ziel dieser Untersuchung war es, eine Korrelation zwischen Bildung bzw. Pro-Kopf-Einkommen (als hauptsĂ€chliche Determinanten des sozialen Status) und der Iodausscheidung zu untersuchen. Dabei sollte zusĂ€tzlich eine regionale und zeitliche Unterscheidung durchgefĂŒhrt werden. Hierzu wurden insgesamt vier Hypothesen betrachtet. Die zugrunde liegende erste Annahme war, dass Personen mit höherer Bildung und mit grĂ¶ĂŸerem Pro-Kopf-Einkommen mehr Iod zu sich nehmen (und folglich proportional mehr Iod ausscheiden) als Personen mit niedrigerer Bildung und geringerem Pro-Kopf-Einkommen (Hypothese a). DarĂŒber hinaus bestand die Theorie, dass die Assoziationen regional unterschiedlich ausgeprĂ€gt sind, in KORA (Region Bayern) stĂ€rker als in SHIP (Region Nord-Ost-Deutschland) (Hypothese b). Beide Hypothesen wurden mit Hilfe von SHIP-1 und KORA analysiert. Eine dritte Hypothese (c) war, dass sich auch zeitlich ZusammenhĂ€nge darstellen lassen. Beispielsweise sollte ĂŒber einen Zeitraum von 5 Jahren eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens mit einer Erhöhung der Iodausscheidung assoziiert sein. Dazu wurden die Daten aus SHIP-0 und die Follow-up-Daten aus SHIP-1 betrachtet. Neben den bis dahin untersuchten Faktoren des sozialen Status wurde hierbei auch die berufliche Stellung berĂŒcksichtigt. Gesondert von den oben genannten Hypothesen fand eine Betrachtung der Iodmedikation statt. Da kein direkter RĂŒckschluss von einer gestiegenen Iodmedikation auf eine gestiegene Wahrnehmung des Themas Iodmangel zulĂ€ssig ist, kann keine eindeutige Hypothese gestellt werden. Aufgrund der starken Unterschiede sollten diese Daten zumindest ErwĂ€hnung finden. FĂŒr diese Untersuchung wurden die Daten aus SHIP-0 und SHIP-1 bzw. aus KORA-2000 und KORA-F4 verglichen. Die Datenerhebung zu SHIP-0 erfolgte von Oktober 1997 bis Mai 2001 und erfasste die Angaben von insgesamt 4308 Teilnehmern; SHIP-1 erfolgte als 5-Jahres-Follow-up zwischen Oktober 2002 und Juni 2006 an 3300 Probanden. Die Daten aus der sĂŒddeutschen Region wurden mit Hilfe von KORA an 3080 Probanden im Zeitraum von Oktober 2006 bis Mai 2008 erfasst. FĂŒr den Vergleich der Iodmedikation wurden zusĂ€tzlich Daten aus KORA-2000 betrachtet, die im Zeitraum von Oktober 1999 bis April 2001 an 4261 Probanden erhoben wurden. Die ursprĂŒnglichen Hypothesen konnten nur zum Teil bestĂ€tigt werden. Es besteht nur in KORA, nicht jedoch in SHIP ein Zusammenhang zwischen Bildung und Iodausscheidung. Dieser Zusammenhang ist entgegen der Hypothese invers, d. h. je lĂ€nger die schulische Bildung, desto geringer ist die Iodausscheidung. Die Aussage, dass die ZusammenhĂ€nge in KORA deutlicher sind, wurde bestĂ€tigt. Die longitudinale Untersuchung von Bildung, Einkommen und beruflicher Stellung mit einer VerĂ€nderung der Iodversorgung ĂŒber die Zeit zeigte kein einheitliches Bild und keine signifikanten ZusammenhĂ€nge. Der Anteil der Iodmedikation stieg in den Follow-up-Untersuchungen an und war in SHIP deutlicher ausgeprĂ€gt. Der inverse Zusammenhang zwischen Bildung und Iodausscheidung in KORA wirft weitere Fragen auf. Ob es sich um die Folgen einer bewussten oder unbewussten Verhaltensweise handelt, ist nicht abschließend geklĂ€rt. Verschiedene AnsĂ€tze sind fĂŒr dieses Ergebnis denkbar: a) ein unterschiedliches Bildungsniveau, das in SHIP höher anzusiedeln ist, b) unterschiedliche Curriculen der BundeslĂ€nder, aber auch innerhalb der Bildungswege, c) ein grĂ¶ĂŸeres Angebot und eine vermehrte Kommunikation bzw. Vermarktung von iodfreien Produkten, aber auch d) eine regional unterschiedliche AktivitĂ€t von Iodgegnern, um nur die wichtigsten und auffĂ€lligsten Punkte zu nennen. Letzter Punkt ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschĂ€tzen. Die Beeinflussung von laienhaften Halbwahrheiten spielt gerade bei gesundheitlichen Fragestellungen eine große Rolle, wie sich beispielsweise auch bei der Impfbereitschaft gegenĂŒber Röteln zeigt. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Iodausscheidung basierend auf dem adjustierten ICR fĂŒr die Probanden aus SHIP-1 (MĂ€nner: 183 ”g/d; Frauen 170,9 ”g/d) höher war als in KORA (MĂ€nner 156,5 ”g/d; Frauen 152,2 ”g/d). Dennoch treten in SHIP-1 SchilddrĂŒsenvergrĂ¶ĂŸerungen hĂ€ufiger auf. Die StrumaprĂ€valenz lag insgesamt in allen Gruppen bei mehr als 30 %. Aus den vorliegenden Daten lĂ€sst sich schlussfolgern, dass sich die Iodversorgung vor allem in der Region SHIP verbessert hat. Besonders Kinder und Jugendliche werden langfristig von dieser Situation profitieren. Die Notwendigkeit, in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden die Iodversorgung der Gesellschaft zu monitoren, ist offensichtlich. Das Follow-up zu SHIP-1 ist mit SHIP-2 bereits angelaufen, und erste Ergebnisse werden ab 2012 erwartet. Mit Hilfe dieser Daten können dann RĂŒckschlĂŒsse zur Iodversorgung der nordostdeutschen Bevölkerung ĂŒber einen Zeitraum von etwa 10 Jahren gezogen werden. Ein gesonderter Vergleich mit sĂŒdlichen Regionen Deutschlands ist weiterhin zu unterstĂŒtzen, auch wenn sich StrumaprĂ€valenzen mittlerweile annĂ€hern.
Beziehung zwischen Lungensilikose und Lymphknoten-Silikose bei deutschen Uranerzbergarbeitern mit Lungenkrebs (2011)
Taeger, Dirk
Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, dass sich Siliziumdioxid (Quarzfeinstaub) bei beruflich Exponierten zunĂ€chst in den Lymphknoten der Lungen ansammelt und erst danach zu einer echten Lungensilikose fĂŒhrt. Es fehlt bisher allerdings eine valide AbschĂ€tzung der Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und der Entwicklung einer so genannten Lymphknoten-Silikose im VerhĂ€ltnis zur eigentlichen Lungensilikose. Die Daten des Wismut-Sektionsarchivs in Verbindung mit den umfangreichen Expositionsdaten der Wismut Job-Expositions-Matrix werden verwendet, um entsprechende Dosis-Wirkungsbeziehungen aufzuzeigen. Dazu wurden 4.384 deutsche Uranbergarbeiter, die vor 1991 an Lungenkrebs verstorben waren, untersucht. Vorhandene SchnittprĂ€parate der Lungen und Lymphknoten aus dem Sektionsarchiv wurden von drei Pathologen referenzpathologisch begutachtet. Danach erfolgte eine Einteilung in die Gruppen „Lungensilikose“, „nur Lymphknoten-Silikose“ und „keine Silikose“. Diese drei Gruppen wurden mittels multipler polytomer und binĂ€rer logistischer Regression verglichen. Dosis-Wirkungsbeziehungen fĂŒr den kumulativen Quarzfeinstaub wurden mittels begrenzter kubischer Splines innerhalb dieser Regressionsmodelle berechnet. Es konnte eine Dosis-Wirkungsbeziehung fĂŒr die Relationen im Auftreten von Lungensilikose und Lymphknoten-Silikose und dem Fehlen einer Silikose auf Basis von kumulativen Quarzexpositionsdaten dargestellt werden. Die Kenntnis dieser Dosis-Wirkungsbeziehungen könnte hinsichtlich der PrĂ€vention von Silikosen eine wichtige Rolle spielen, denn ein frĂŒhzeitiges Erkennen der Lymphknoten-Silikose durch röntgenologische Befunde wĂŒrde, durch rechtzeitige Expositionskarenz, möglicherweise die Entwicklung einer Lungensilikose verhindern oder die AusprĂ€gung mindern.
Gesundheit im Alter – Populationsbasierte Studie zu Faktoren assoziiert mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit in der Ă€lteren Bevölkerung (SHIP) (2011)
Lauenstein, Ann-Sophie
Die deutsche Gesellschaft altert. Dabei sind Daten zu demographischen, sozioökonomischen, Lifestyle- und medizinischen Faktoren, die mit Gesundheit im Alter gekoppelt sind, schwer zu finden. Die vorliegende Dissertation hat die Zielsetzung, auf einer epidemiologischen Basis Faktoren zu identifizieren, die mit einem hohen Gesundheitsstatus im fortgeschrittenen Lebensalter assoziiert sind und grenzt sich damit von bisherigen Arbeiten zum Thema Alter und Altern ab, die sich vor allem mit krankheitsverursachenden Faktoren beschĂ€ftigten. Um aus einer populationsbasierten Stichprobe, der Study of Health in Pomerania (SHIP), aussagefĂ€hige Ergebnisse ableiten zu können, wurde angesichts der ĂŒberragenden Bedeutung kardiovaskulĂ€rer Erkrankungen fĂŒr MorbiditĂ€t und MortalitĂ€t im höheren Lebensalter ein hoher Gesundheitsstatus als Abwesenheit von kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen definiert. Der erste Teil der Study of Health in Pomerania (SHIP-0) begann 1997 mit der Erfassung der Daten von ĂŒber 4000 Probanden, mit dem Ziel, durch die Herausarbeitung zahlreicher Einflussfaktoren Krankheit in ihrer KomplexitĂ€t zu verstehen. In der vorliegenden Arbeit wurden nur die 65-JĂ€hrigen und Ă€lteren Probanden der SHIP-0 in die Untersuchungen eingeschlossen und drei Gruppen zugeteilt: - KardiovaskulĂ€r gesunde Probanden - Probanden mit vorhandenen Risikofaktoren fĂŒr kardiovaskulĂ€re Erkrankungen - Probanden mit kardiovaskulĂ€r organmanifesten Erkrankungen. Von den 1019 65-JĂ€hrigen und Ă€lteren Probanden der SHIP-0-Kohorte gingen 976 Individuen mit vollstĂ€ndigen DatensĂ€tzen in die Analysen ein. Nach Adjustierung fĂŒr Alter und Geschlecht fanden sich folgende demographische, Lifestyle-, psychosoziale und biometrische Variablen, die mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit im Alter assoziiert waren: Eine gute psychische Verfassung, erfasst anhand einer modifizierten Form der von Zerssen-Beschwerden-Liste zeigte eine positive Assoziation mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit. Aber auch Probanden, die zum Zeitpunkt der Befragung Zigaretten rauchten waren eher kardiovaskulĂ€r gesund, wohingegen Probanden, die jemals im Leben geraucht haben, dies zum Zeitpunkt der Befragung jedoch nicht mehr taten, eine verminderte Chance fĂŒr kardiovaskulĂ€re Gesundheit aufwiesen. Dieses scheinbare Paradoxon ist mit der Angabe eines Großteils der Probanden, das Rauchen aufgrund von gesundheitlichen Problemen beendet zu haben, zu erklĂ€ren. Wir fanden eine negative Assoziation zwischen regelmĂ€ĂŸiger sehr guter ErnĂ€hrung, beurteilt anhand eines food frequency scores, und kardiovaskulĂ€rer Gesundheit. Weiterhin zeigte sich eine negative Assoziation mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit bei Vorliegen einer Fettleber/ Leberzirrhose, Hypertonus bei Eltern oder Geschwistern, bei Probanden, die keine abgeschlossene Ausbildung haben und die ein Haustier besitzen. Die Quickwerte der kardiovaskulĂ€r kranken Probanden lagen im Schnitt signifikant niedriger, als in den beiden Vergleichsgruppen, erklĂ€rbar durch eine bestehende Medikation mit Vitamin-K-Antagonisten. Desweiteren konnte eine negative Assoziation zwischen erhöhten Kreatininwerten, HarnsĂ€urewerten, erhöhten Glukose- und HbA1c-Werten, höheren Leukozytenzahlen, höheren ptt-Werten und kardiovaskulĂ€rer Gesundheit gefunden werden. BezĂŒglich der Lipidwerte zeigten erhöhte Triglyzeridwerte eine negative, höhere Apolipoprotein A1- und HDL-Cholesterinwerte eine positive Assoziation mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit. Die Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinwerte wiesen ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit auf, wobei die Werte der Kranken deutlich niedriger lagen, als die der Vergleichsgruppen, beeinflusst durch eine hĂ€ufig bestehende Therapie mit ß-HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren. In den multivariaten Analysen blieb, wiederum adjustiert fĂŒr Alter und Geschlecht, ein Zusammenhang mit kardiovaskulĂ€rer Gesundheit im Alter >=65 Jahren fĂŒr die folgenden Faktoren bestehen: eine in der SelbsteinschĂ€tzung gute psychische Verfassung, das Fehlen einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die Tatsache jemals im Leben geraucht zu haben und erhöhte HarnsĂ€urewerte. Bei direkter GegenĂŒberstellung der Gesunden und der kardiovaskulĂ€r kranken Probanden fanden sich zusĂ€tzlich ErnĂ€hrungsgewohnheiten und der Laborparameter Apolipoprotein A1 als unabhĂ€ngige assoziierte Faktoren fĂŒr kardiovaskulĂ€re Gesundheit. Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation zeigen auf, dass aus der FĂŒlle der erhobenen Variablen nur einige wenige, einfach identifizierbare und messbare Faktoren verbleiben, die mit dem kardiovaskulĂ€ren Gesundheitsstatus im höheren Alter assoziiert sind. Darunter finden sich sowohl biographische Faktoren weit zurĂŒckliegender, nur langfristig und gesamtgesellschaftlich beeinflussbarer Ereignisse, als auch aktuelle, potentiell gut und einfach modifizierbare Faktoren der Querschnittserhebung.
Studie zum Impfverhalten und zum Kenntnisstand 14- bis 17-jĂ€hriger Jugendlicher ĂŒber HPV, HPV-Impfung und GebĂ€rmutterhalskrebs in Bad Oeynhausen, Nordrhein-Westfalen (2011)
KĂŒhn, Verena
Ziel der Studie: Mit EinfĂŒhrung der HPV-Impfung fĂŒr 12- bis 17-jĂ€hrige MĂ€dchen besteht in Deutschland erstmals die Möglichkeit der primĂ€ren KrebsprĂ€vention von GebĂ€rmutterhalskrebs. Der Bekanntheitsgrad der Impfung sowie die positive Impfakzeptanz der Zielgruppe sind maßgebliche Kriterien im Entscheidungsprozess fĂŒr die DurchfĂŒhrung der Impfung. Die vorliegende Studie untersucht verschiedene objektive Einflussfaktoren auf das Impfverhalten von 14- bis 17-jĂ€hrigen Jugendlichen in Bezug auf die HPV-Impfung. Methoden: Grundlage der Studie ist die Datenbasis einer im Juni 2008 in Bad Oeynhausen, Nordrhein-Westfalen, durchgefĂŒhrten Querschnittsstudie. An allen weiterfĂŒhrenden Schulen der Stadt wurde je eine Klasse der Jahrgangstufen acht bis elf zufĂ€llig ausgewĂ€hlt und die anwesenden MĂ€dchen und Jungen mittels eines anonymisierten Fragebogens zu ihrem Impfverhalten und ihrem Wissensstand ĂŒber HPV, GebĂ€rmutterhalskrebs und die HPV-Impfung befragt. In bivariaten Analysen und einer logistischen Regression wurde der Einfluss der Variablen Alter, Geschlecht, Bildung, sexuelle AktivitĂ€t und Wissensstand ĂŒber HPV, GebĂ€rmutterhalskrebs und die HPV-Impfung auf die Impfbereitschaft der Jugendlichen getestet. Ergebnisse: 73% der MĂ€dchen und 61% der Jungen bekundeten eine positive Impfbereitschaft fĂŒr die HPV-Impfung. Dies spiegelte sich bei den MĂ€dchen auch in der Durchimpfungsrate von 46,2% wider. HauptbeweggrĂŒnde einer Entscheidung fĂŒr die HPV-Impfung waren der erwartete Schutz vor GebĂ€rmutterhalskrebs sowie eine Impfempfehlung durch die Familie oder Verwandte. GrĂŒnde der Ablehnung waren fehlende Informationen ĂŒber die Impfung, Angst vor eventuellen Nebenwirkungen und Zweifel an der EffektivitĂ€t. Nur 48% der MĂ€dchen und 20% der Jungen kannten die sexuell ĂŒbertragbaren Humanen Papillomviren. Die Studienergebnisse belegen, dass die Mehrheit der Jugendlichen keinen Zusammenhang zwischen den HP-Viren und HPV-assoziierten Krebserkrankungen herstellen konnte. Die abschließende logistische Regression zeigte, dass ein guter Wissensstand ĂŒber HPV, GebĂ€rmutterhalskrebs und die HPV-Impfung der einzige signifikante PrĂ€diktor fĂŒr eine positive Impfbereitschaft ist unabhĂ€ngig vom Alter, der Bildung und dem Sexualverhalten der Jugendlichen. Schlussfolgerung: Zur Steigerung der Impfakzeptanz der HPV-Impfung und Erhöhung der flĂ€chendeckenden Durchimpfungsraten muss der Wissensstand der Jugendlichen ĂŒber HPV, den Übertragungsweg und den Zusammenhang mit HPV-assoziierten Krebserkrankungen verbessert werden. Dies könnte im Rahmen von AufklĂ€rungskampagnen ĂŒber die Medien und im Schulunterricht, der fĂŒr alle Jugendlichen zugĂ€ngig ist, erfolgen. Nur diejenigen, die Kenntnis ĂŒber das Infektionsrisiko und die Ursachen HPV-assoziierter Krebserkrankungen gewinnen, können PrĂ€ventionsmaßnahmen zum Eigenschutz vor einer möglichen Infektion ergreifen.
Ambulante Betreuungsmanager fĂŒr Patienten mit Demenz: Ermittlung des Anforderungsprofils, des Quali-fikationsbedarfes und der Qualifizierungsinhalte im allgemeinmedizinischen Versorgungskontext in einer Modellregion Mecklenburg-Vorpommerns (2011)
Dreier, Adina
In Deutschland leben derzeitig mehr als eine Million Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Rund 60% dieser Patienten leben in Privathaushalten und werden dort ĂŒberwiegend von Familienmitgliedern betreut. Das Fortschreiten der Erkrankung geht mit einem steigenden Pflegebedarf einher, so dass der Pflege elementare Aufgaben innerhalb der Demenzversorgung zukommen. Im Rahmen der Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. Altenpflege gewinnt die Thematik Demenz zunehmend an Bedeutung. FĂŒr eine qualitĂ€tsgesicherte und evidenzbasierte Koordination der Behandlung und Betreuung ist jedoch eine Weiterqualifizierung der Pflegefachkraft notwendig. Eine Analyse der bestehenden Fort- und Weiterbildungsoptionen zeigt dabei, dass bisher keine Qualifizierung auf das spezifische Handlungsfeld der ambulanten, netzwerkbezogenen Demenzversorgung fokussiert. Ein neuer Lösungsansatz ist die Qualifizierung und der Einsatz von PflegefachkrĂ€ften nach dem Konzept des Dementia Care Managements, wie es im Centre for Integrated Dementia Care Research (CIDC) in einer Kooperation zwischen den UniversitĂ€ten Rostock und Greifswald und dem Deutschen Zentrum fĂŒr Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) aktuell entwickelt und evaluiert wird. Dazu ist es zunĂ€chst erforderlich, das Aufgaben- und TĂ€tigkeitsfeld einer Pflegefachkraft im Dementia Care Management zu identifizieren und darauf basierend einen Qualifizierungsbedarf abzuleiten. Unter BerĂŒcksichtigung der PrimĂ€rausbildung Gesundheits- und Krankenpflege bzw. Altenpflege sind in einem zweiten Schritt hieraus entsprechende Qualifizierungsinhalte zu entwickeln, was den Inhalt der vorliegenden Dissertationsarbeit darstellt. Diese leistet somit eine Vorarbeit fĂŒr die Entwicklung eines Curriculums fĂŒr die zukĂŒnftigen Dementia Care Manager. Die Bearbeitung der Fragestellung erfolgte in einem dreistufigen Forschungsprozess unter Anwendung einer Datentriangulation in Form eines Mixed Methodology Designs aus qualitativen und quantitativen ForschungsansĂ€tzen. Datentriangulation meint die Einbeziehung von verschiedenen Datenquellen. In Bezug auf das Arbeitsfeld eines Dementia Care Managers konnten insgesamt 27 Aufgaben und TĂ€tigkeiten identifiziert werden. Die Vorstellungen zum Aufgabenfeld des Dementia Care Managers stimmen in 18 der 27 TĂ€tigkeiten zwischen PflegefachkrĂ€ften und HausĂ€rzten ĂŒberein. BezĂŒglich der neun TĂ€tigkeiten, in denen sich die Vorstellungen bei den PflegefachkrĂ€ften und HausĂ€rzten deutlich unterscheiden, sollte im Rahmen des praktischen Einsatzes der Dementia Care Manager besonderes Augenmerk gelegt werden. Aus dem so entwickelten Aufgabenfeld des Dementia Care Managers lassen sich notwendige Kompetenzen ableiten, die eine Pflegefachkraft aufweisen sollte, um die DurchfĂŒhrung und Umsetzung der TĂ€tigkeit als Dementia Care Manager in hoher QualitĂ€t zu gewĂ€hrleisten. Die Thematik Demenz in der regulĂ€ren Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege bzw. Altenpflege wird in den verschiedenen Ausbildungseinrichtungen in einer unterschiedlichen Stundenanzahl gelehrt. So betrĂ€gt der Stundenumfang an der beruflichen Schule am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg 20 Stunden in beiden AusbildungsgĂ€ngen. Diese Arbeit zeigt, dass zur Übernahme der Aufgaben im Dementia Care Management durch PflegefachkrĂ€fte eine Weiterqualifizierung der pflegerischen Profession erforderlich ist. Auch die befragten PflegefachkrĂ€fte (79,3%), HausĂ€rzte (90,3%) und pflegende Angehörige (63,3%) sehen fĂŒr die Pflegefachkraft, die als Dementia Care Manager tĂ€tig werden wollen, einen Qualifizierungsbedarf, der das gegenwĂ€rtige Qualifizierungsangebot erheblich ĂŒbersteigt. Im Rahmen der Qualifizierung sollten vor allem Grundlagen der Demenzerkrankung, medizinische Inhalte, Pflege, Kommunikation und Beratung sowie Themen der netzwerkbezogenen Demenzversorgung vermittelt werden. Limitationen dieser Arbeit betreffen unter anderem die geringe Grundgesamtheit der befragten Gruppen von HausĂ€rzten (N=32), PflegefachkrĂ€ften (N=145) und pflegende Angehörige (N=108). Die getroffenen Aussagen der drei Zielgruppen sind damit beschrĂ€nkt. Die Resultate dieser Arbeit lassen wichtige Hinweise zum Aufgaben- und TĂ€tigkeitsfeld eines Dementia Care Managers ableiten. Durch die Identifizierung wichtiger Qualifizierungsinhalte kann ein wertvoller Beitrag zur Konkretisierung des Dementia Care Management Konzeptes geleistet werden.
Der Spannungskopfschmerz und seine Assoziation zu Symptomen der Depression und der Angststörungen im Vergleich zur MigrĂ€ne unter BerĂŒcksichtigung der SchmerzchronizitĂ€t (2011)
Schubert, Christiane
Die hĂ€ufigste primĂ€re Kopfschmerzerkrankung ist der im Vergleich zur MigrĂ€ne wenig untersuchte Spannungskopfschmerz (engl: tension-type headache). Als pathophysiologische Ursachen werden emotionale Störungen, Stress und Depressionen vermutet. In klinischen Studien wurde mehrfach eine KomorbiditĂ€t von Spannungskopfschmerzen mit Depressionen und Angststörungen gefunden. Epidemiologische, bevölkerungsbezogene Untersuchungen zur Assoziation von Depressionen und Angststörungen zum Spannungskopfschmerz sind hingegen rar. Ziel der vorliegenden Arbeit war es auf der Grundlage einer bevölkerungsbezogenen breitangelegten Studie eine Assoziation von Symptomen der Depressionen und Angststörungen zu Spannungskopfschmerzen zu prĂŒfen. Die Arbeit basiert auf der ersten Folgeuntersuchung der SHIP (Study of Health in Pomerania) mit 3300 Probanden, deren Daten zwischen 2002 und 2006 erhoben wurden. Als Vergleichsgrundlage wurde die PrĂŒfung einer Assoziation der MigrĂ€ne zu Depressionen und Angststörungen herangezogen. Da der Spannungskopfschmerz in chronischer und episodischer Form auftritt, und es Hinweise auf kopfschmerzartunabhĂ€ngige ZusammenhĂ€nge von psychischen Faktoren und chronischen Kopfschmerzen gibt, wurde der Aspekt der KopfschmerzchronizitĂ€t ebenfalls mitbetrachtet. Als potentielle Confounder gingen soziodemographische Faktoren, Variablen chronischer Erkrankungen, Variablen des Alkohol- und Tabakkonsums sowie Symptome der Depressionen und der Angststörungen untereinander in diese Arbeit ein. FĂŒr den Spannungskopfschmerz zeigte sich keine unabhĂ€ngige Assoziation von Symptomen der Depressionen oder Angststörungen, wohingegen sich fĂŒr die MigrĂ€ne (OR: 1,8 (95%-KI: 1,15 - 2,83)) und den chronischen Kopfschmerz (OR: 3,06 (95%-KI: 1,34 - 6,98)) eine unabhĂ€ngige Assoziation zu depressiven Symptomen darstellen ließ. Allerdings fand sich in einem zusĂ€tzlich berechneten logistischen Regressionsmodell des Spannungskopfschmerzes ein unabhĂ€ngig signifikant erhöhtes OR der Variable „Angststörungen“ (OR: 1,3 (95%-KI: 1,04 – 1,62)), wenn nicht fĂŒr Depressionen, aber fĂŒr alle anderen potentiellen Confounder adjustiert wurde. Dieses Ergebnis fĂŒhrt vor dem Hintergrund einer anzunehmenden hohen KomorbiditĂ€t von Angst- und Depressionsstörungen zur Annahme, dass ein erhöhtes Risiko fĂŒr Spannungskopfschmerzen bei Vorliegen von „nicht unabhĂ€ngig voneinander bestehenden angst- und depressionsbezogenen Symptomen“ bestehen könnte. Ob dies tatsĂ€chlich nachweisbar ist, mĂŒssen weitere Untersuchungen klĂ€ren. FĂŒr einen Fortschritt im Ă€tiologischen VerstĂ€ndnis primĂ€rer Kopfschmerzerkrankungen, insbesondere des Spannungskopfschmerzes, sollten zudem zukĂŒnftig longitudinale Studien eine wesentliche Rolle spielen.
Untersuchung der Versorgungssituation von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom (2011)
Lauterbach, Silke
Die Untersuchung der Versorgungssituation wurde in zwei Teilstudien durchgefĂŒhrt. Die erste Teilstudie untersuchte die epidemiologische Lage zur PrĂ€valenz des diabetischen Fußsyndroms und dessen Risikofaktoren und die zweite Teilstudie untersuchte das Problembewusstsein und den Umsetzungsstand von PrĂ€ventionsmaßnahmen zur Vermeidung eines diabetischen Fußsyndroms bei den Diabetespatienten. Die vorherrschende Versorgungssituation von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom ist optimierbar. Defizite bei der PrĂ€vention, lĂŒckenhaftes Problembewusstsein der Patienten und die DurchfĂŒhrung ungeeigneter Maßnahmen bei der PrĂ€vention zeigen sich an der hohen PrĂ€valenz des diabetischen Fußsyndroms. Risikofaktoren fĂŒr die Entstehung eines diabetischen Fußsyndroms sind identifiziert und hĂ€ufig diagnostiziert, aber die Patienten wissen hĂ€ufig nichts ĂŒber diese Diagnosen und setzen entsprechende PrĂ€ventionsmaßnahmen nicht um.
Epidemiologie von SchilddrĂŒsenerkrankungen (2010)
Ittermann, Till
WĂ€hrend kein Zweifel darĂŒber besteht, dass manifeste SchilddrĂŒsenerkrankungen signifikante Effekte auf das Herz-Kreislauf-System aufweisen, ist die Evidenzlage bezĂŒglich der Assoziationen von subklinischen SchilddrĂŒsenauffĂ€lligkeiten mit kardiovaskulĂ€ren Risikofaktoren und Erkrankungen weitaus weniger konsistent. Aus diesem Grunde habe ich mich in meiner Dissertation mit dem Zusammenhang von subklinischen SchilddrĂŒsenauffĂ€lligkeiten und MortalitĂ€t bzw. der Entwicklung von Bluthochdruck innerhalb der „Study of Health in Pomerania“ (SHIP) beschĂ€ftigt. SHIP ist eine große Bevölkerungsstudie in Ostvorpommern. Zwischen 1997 und 2001 nahmen 4308 Probanden an der Erstuntersuchung teil. Zwischen 2002 und 2006 haben davon 3300 Probanden an einem Untersuchungs-Follow-Up teilgenommen. Meine Analysen haben gezeigt, dass kein Zusammenhang zwischen einer subklinischen SchilddrĂŒsenĂŒberfunktion und der Entwicklung von Bluthochdruck zwischen Erstuntersuchung und Follow-Up-Untersuchung besteht. Ebenfalls konnte ich nicht zeigen, dass eine Assoziation zwischen einer subklinischen SchilddrĂŒsenĂŒberfunktion und MortalitĂ€t besteht. Diese Ergebnisse sind wichtig, da sie ein Indiz darauf geben, ob Menschen mit subklinischen SchilddrĂŒsenauffĂ€lligkeiten therapiert werden sollten oder nicht. Der zweite Teil meiner Dissertation beschĂ€ftigt sich mit der Jodversorgung in Ostvorpommern. Ostvorpommern war bis Anfang der 1990er ein Jodmangelgebiet. In den 1990ern wurde dieser Jodmangel durch Hinzugabe von jodiertem Salz zur Nahrungsproduktion ausgeglichen. Wegen dem lange vorherrschenden Jodmangel haben viele Menschen in Ostvorpommern eine Struma (SchilddrĂŒsenvergrĂ¶ĂŸerung). Die Struma-PrĂ€valenz betrug zur Erstuntersuchung in SHIP 36.1 %. In meiner Analyse habe ich untersucht, inwiefern der Rauchstatus sich auf die Entwicklung einer Struma zwischen Erstuntersuchung und Follow-Up-Untersuchung ausgewirkt hat. Aus der Literatur ist bekannt, dass Raucher in Jodmangelgebieten eher eine Struma entwickeln als Raucher in Gebieten mit ausreichender Jodversorgung. Da ich keinen Zusammenhang zwischen Rauchen und der Entwicklung einer Struma zeigen konnte, spricht dies fĂŒr eine derzeitig ausreichende Jodversorgung der Bevölkerung in Ostvorpommern.
Chronische Erkrankungen: HÀufigkeit und medikamentöse Behandlung wÀhrend der Schwangerschaft sowie Assoziationen zu soziodemografischen, prÀ- und perinatalen Parametern im Vergleich zu nicht chronisch Kranken (2011)
Kersten, Ines
Neben akut auftretenden Krankheiten können chronische Erkrankungen den Verlauf einer Schwangerschaft beeinflussen und gleichsam Effekte bis hin zur Geburt zeigen. Das Thema Schwangerschaft und Erkrankung ist somit sowohl fĂŒr die mĂŒtterliche Gesundheit als auch fĂŒr das kindliche Outcome von Bedeutung. Hinsichtlich dieser Thematik scheinen wĂ€hrend der Schwangerschaft akut auftretende Erkrankungen insgesamt besser untersucht zu sein als chronische Krankheiten. Da sich sowohl bezĂŒglich der PrĂ€valenzen als auch im versorgungsmedizinischen Bereich unterschiedliche Literaturangaben finden, sollten insbesondere chronische Erkrankungen bei Schwangeren im Fokus dieser Arbeit stehen. Im Rahmen der SNiP-Studie wurden n=5330 Frauen hinsichtlich chronischer Erkrankungen und ihres Geburtsoutcomes untersucht. Bezogen auf die angegebenen Krankheiten und die pathologischen Befunde wurde eine Kodierung nach ICD-10 vorgenommen. WĂ€hrend der Schwangerschaft eingenommene Medikamente wurden nach dem ATC-Index sowie nach der Roten Liste kodiert. Beide Vergleichsgruppen (chronisch kranke vs. nicht chronisch kranke SNiP-Teilnehmerinnen) wurden nochmals nach GraviditĂ€t und ParitĂ€t unterteilt. Die Vergleiche zwischen chronisch Kranken und nicht chronisch Kranken erfolgten mittels statistischen Signifikanztests. Populationsbasiert konnten n(k)=1141 Frauen als chronisch krank identifiziert werden (21,4%) und n(g)=4189 Frauen als nicht chronisch krank (78,6%). Am hĂ€ufigsten traten in der SNiP-Studie Allergien (PrĂ€valenz 11,3%), Asthma bronchiale (2,7%) und SchilddrĂŒsenerkrankungen (2,3%) auf. Weiterhin zeigten Hauterkrankungen (2,2%), Hypertonien (1,1%) und MigrĂ€ne (1,5%) hohe PrĂ€valenzen. Chronisch kranke Frauen waren durchschnittlich zwei Tage lĂ€nger stationĂ€r im Schwangerschaftsverlauf (p<0,01). Dagegen traten Infektionen und vaginale Blutungen wĂ€hrend der Schwangerschaft signifikant hĂ€ufiger in der gesunden Gruppe auf (p<0,05). Der Hauptgeburtsmodus war in beiden Gruppen die Spontangeburt, wobei chronisch kranke Frauen jedoch signifikant hĂ€ufiger per Sectio entbunden wurden (p<0,01) und hĂ€ufiger eine Lungenreifeinduktion (p<0,01) erhielten. Jede 10. Frau aus dieser Gruppe brachte ein frĂŒhgeborenes Kind (vor der vollendeten 37. SSW) zur Welt, wohingegen bei den gesunden Frauen nur jede 13. Frau betroffen war (p<0,05). Kinder chronisch kranker Frauen waren signifikant kleiner bezĂŒglich KörperlĂ€nge und Kopfumfang und mussten hĂ€ufiger stationĂ€r aufgenommen werden (p<0,01). Die vorliegende Analyse ist die erste populationsbasierte Studie, in der die PrĂ€valenzen aller auftretenden chronischen Erkrankungen erfasst wurden. Jede fĂŒnfte schwangere Frau im Studiengebiet Ostvorpommern leidet demnach an mindestens einer chronischen Erkrankung. Eine herabgesetzte FertilitĂ€t chronisch kranker Frauen im gebĂ€rfĂ€higen Alter konnte mit den Daten der SNiP-Studie nicht belegt werden. Ebenso konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen bezĂŒglich Familienstand, ethnischer Herkunft, Schwangerschaftsplanung, akut in der Schwangerschaft auftretender Erkrankungen, Geburtsgewicht, 5-Minuten-Apgar, Base Excess, erweiterte Neugeborenenerstversorgungsmaßnahmen, Fruchtwasser- sowie PlazentaauffĂ€lligkeiten festgestellt werden. Allerdings scheint das perinatale Outcome dennoch schlechter fĂŒr Kinder chronisch kranker Frauen aufgrund der Vielzahl genannter signifikanter Unterschiede zu sein. Die leitliniengerechte medikamentöse Behandlung wĂ€hrend der Schwangerschaft fand bei den chronisch kranken Teilnehmerinnen der SNiP-Studie nur in einem unzureichenden Maße statt, was verschiedene Ursachen haben kann. Die Einnahme frei im Handel erhĂ€ltlicher PrĂ€parate ist hingegen als relativ gut zu bewerten, ebenso wie die Compliance hinsichtlich anderer schwangerschaftsabhĂ€ngiger Bereiche. Mit dieser Auswertung der SNiP-Studie konnten die PrĂ€valenzen chronischer Erkrankungen bei Frauen im gebĂ€rfĂ€higen Alter populationsbasiert in der Region Ostvorpommern gut dargestellt werden. FĂŒr deren Validierung mĂŒsste ein Selektionsbias vermieden und objektive Aussagen mittels Standarddiagnostiken erhalten werden. Prinzipiell wĂ€ren grĂ¶ĂŸere StichprobenumfĂ€nge von Vorteil. Nur so werden derartige Studien zukĂŒnftig objektiv, valide und vergleichbar. Auch wenn der FertilitĂ€tsindex ein gutes Maß zur Beschreibung der Fruchtbarkeit ist, bedarf es weiterer differenzierter Untersuchungen fĂŒr einzelne chronische Erkrankungen. Er muss ergĂ€nzt werden durch andere Parameter, die die Grundlage fĂŒr FertilitĂ€tsberechnungen darstellen und sollte Einflussfaktoren wie den Nikotinkonsum berĂŒcksichtigen. In den vorliegenden Analysen ist der Einfluss chronischer Erkrankungen auf eine eingetretene Schwangerschaft und deren Ausgang insgesamt geringer als vermutet. Dieser Sachverhalt sollte fĂŒr einzelne Erkrankungen ĂŒberprĂŒft und ggf. widerlegt werden. ZukĂŒnftig sind weitere intensivierte Forschungsarbeiten zum Thema chronische Erkrankung und Schwangerschaft notwendig, um ebenso gute Grundlagen wie im Bereich akuter Erkrankungen fĂŒr Diagnostik und Therapie zu erhalten. ZunĂ€chst sollten die vorliegenden Ergebnisse anhand der SNiP-Studie jedoch versorgungsepidemiologische Beachtung finden. Demnach sind mehr Leitlinien fĂŒr chronisch kranke Schwangere nötig und es bedarf der Kontrolle von leitliniengerechtem Handeln in den einzelnen Arztpraxen und Kliniken. Hinzu kommt der Abbau von Verunsicherungen bei Schwangeren in Bezug auf medikamentöse Therapien wĂ€hrend der Schwangerschaft. Durch mehr integrierte interdisziplinĂ€re Konferenzen können Probleme rechtzeitig erkannt und gemeinsam Lösungen gefunden werden. Hierbei sind Praxen der lĂ€ndlichen Regionen eindeutig benachteiligt. KostenĂŒbernahmen und AufklĂ€rungskampagnen könnten zumindest fĂŒr eine Steigerung des Konsums frei im Handel erhĂ€ltlicher PrĂ€parate sorgen.
Somatische und soziodemografische Merkmale von MĂŒttern als Determinanten des niedrigen Neugeborenengewichts in der Region Greifswald/Ostvorpommern; Ergebnisse aus dem Survey of Neonates in Pomerania (SNiP) (2010)
Koch, Carmela
Die Neugeborenenuntergewichtigkeit ist ein Produkt verschiedenster intrauteriner EinflussgrĂ¶ĂŸen und ist mit ausgeprĂ€gten individuellen als auch gesellschaftlichen FrĂŒh- und SpĂ€tfolgen verbunden. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine aktuellen Daten zum niedrigen Geburtsgewicht bzw. dessen maternalen Risikofaktoren fĂŒr die Region Ostvorpommern vor. Aus diesem Grund standen körperliche und soziale EinflussgrĂ¶ĂŸen sowie ErnĂ€hrungs- und Rauchgewohnheiten von Frauen wĂ€hrend der Schwangerschaft und deren Auswirkung auf die PrĂ€valenz des niedrigen Geburtsgewichts in der Studienregion im Untersuchungsfokus. Der Survey of neonates in Pomerania (SNiP) war in dem Zeitraum von April 2004 bis MĂ€rz 2006 mit einer Erfassungsrate von 95,6 % populationsbasiert. Von den insgesamt 2395 gebĂ€renden Frauen mit Wohnsitz in der Studienregion, nahmen letztendlich 78,8 % an der Studie teil. 6,8 % aller Neugeborenen (5,5 % der Einlinge; 51,0 % der Zwillinge) waren unabhĂ€ngig von der Schwangerschaftsdauer leichter als 2500 g. Von diesen waren 1,6 % der reifen Einlinge sowie 30,4 % der 23 reifen Zwillingskinder bzw. 1,5 % aller reif geborenen Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2500 g hypotroph. Bemessen an den Perzentilengrenzwerten kleiner/gleich 3. bzw. 10. Perzentile waren 2,2 % bzw. 8,3 % aller neugeborenen Kinder zu leicht fĂŒr ihr Gestationsalter (small for gestional age, SGA). In den Untersuchungen stellten sich das mĂŒtterliche Untergewicht, eine den Empfehlungen entsprechende Gewichtszunahme, ein Lebensalter < 20 Jahre, Schulbildung < 10 Jahre, monatliches NettoĂ€quivalenzeinkommen < 750 €, Unterschichtzugehörigkeit, Nikotinabusus wĂ€hrend der gesamten Schwangerschaft, Vegetarismus sowie eine fehlende FolsĂ€ure- und Multivitamineinnahme als Risikofaktoren fĂŒr ein niedriges Geburtsgewicht in der Studienregion heraus. In den multivariaten Analysen, welche die o.g. mĂŒtterlichen Faktoren (außer maternale Erkrankungen und ErnĂ€hrung) enthielten, waren insbesondere eine fehlende Einnahme von Multivitaminen, sowie das Rauchen wĂ€hrend der gesamten Schwangerschaft mit einer deutlichen Risikoerhöhung fĂŒr die Neugeborenenuntergewichtigkeit verbunden. Dabei erhöhte eine fehlende Einnahme von Multivitaminen das Risiko fĂŒr ein Geburtsgewicht kleiner/gleich der 10. um den Faktor 1,75. Das Rauchen wĂ€hrend der gesamten Schwangerschaft war 1,66-mal hĂ€ufiger mit einem Geburtsgewicht kleiner/gleich der 10. Perzentile assoziiert. Eine niedrigere Schulbildung hatte im multivariaten Modell keinen signifikanten Einfluss auf die Neugeborenenuntergewichtigkeit. Im Hinblick auf die rĂ€umliche Verteilung der Neugeborenenuntergewichtigkeit in der Studienregion zeigten sich keine eindeutigen Unterschiede. Dennoch wies Wolgast den grĂ¶ĂŸten Anteil an Kindern mit einem Neugeborenengewicht kleiner/gleich der 10. Perzentile auf. Im Anklamer Umland war die Quote an zu leichten reifen Einlingen (Geburtsgewicht < 2500 g) mit 3,0 % am grĂ¶ĂŸten. Dagegen waren in Anklam die Neugeborenen kleiner/gleich der 3. Perzentile mit 3,4 % am zahlreichsten vertreten. Zudem konnte SNiP eine signifikante unterschiedliche lokale Verteilung von soziodemografischen Risikomerkmalen und - verhaltensweisen (Lebensalter < 20 Jahre, Schulbildung < 10 Jahre, NettoĂ€quivalenzeinkommen < 750 €, Unterschichtzugehörigkeit, Nikotinabusus, fehlende FolsĂ€ure- und Multivitamineinnahme) von Wöchnerinnen in der Region Ostvorpommern zeigen. DemgemĂ€ĂŸ stellten sich hierfĂŒr insbesondere Anklam, das Anklamer Umland sowie Wolgast als risikoreiche Regionen innerhalb Ostvorpommerns heraus. Keine bedeutsamen innerregionalen Unterschiede ergaben sich hinsichtlich des mĂŒtterlichen Körpergewichtes, der optimalen Gewichtszunahme, des tĂ€glichen Zigarettenkonsums, maternalen Erkrankungen sowie der ErnĂ€hrungsform und -Ă€nderung. SNiP konnte anhand dieser Ergebnisse weitgehend zeigen, dass auch in Ostvorpommern die in der Literatur anerkannten maternalen Risikofaktoren fĂŒr die Neugeborenenunterwichtigkeit von Bedeutung sind und deutliche Unterschiede hinsichtlich ihrer rĂ€umlichen Verteilung in Ostvorpommern existierten. Durch die zeitnahe Analyse und Bewertung der mĂŒtterlichen Merkmale anhand der Daten des Neugeborenensurvey war es erstmalig möglich, maternale Risikogruppen und „risikobehaftete“ Verhaltensweisen sowie „lokale soziale Brennpunkte“ herauszufinden. Darauf fußend kann eine Erarbeitung geeigneter bzw. Optimierung bereits verwirklichter PrĂ€ventionsmaßnahmen in der Region möglich werden. Jedoch sind in Zukunft weitere Untersuchungen regionaler und zeitlicher Trends fĂŒr Ostvorpommern erforderlich, um auch weiterhin eine Optimierung der Schwangerschaftsvorsorge und PrĂ€ventionsarbeit zu ermöglichen.
Systemische, multidimensionale Evaluation des Curriculum ĂŒber die Praxisphase im „Community Medicine Nursing“ –Projekt zur Entwicklung eines praxisnahen, lernenden Curriculum (2009)
Rogalski, Hagen
Die demographische Entwicklung in Deutschland fĂŒhrt zu medizinischen Versorgungsproblemen, speziell fĂŒr Ă€ltere Bevölkerungsgruppen. Darauf basierend wurde das Community Medicine Nursing –Projekt zur Entwicklung eines lernenden Curriculums entwickelt, in dessen Rahmen diese Dissertation entstand. Das Ziel der Arbeit war die Evaluation der Qualifikation in diesem Projekt. Dazu wurden drei Ergebnisdimensionen untersucht: das Arbeitsspektrum des Community Medicine Nursing, die Übereinstimmung des Curriculums mit den Anforderungen der Praxis und die Akzeptanz und EinschĂ€tzung des Handelns der Community Medicine Nurses durch die HausĂ€rzte. Die Datenbasis bildeten Fragebögen und halbstrukturierte Reflektionsrunden der Community Medicine Nurses und HausĂ€rzte. Die Community Medicine Nurses als auch die HausĂ€rzte bewerteten das Curriculum als praxisrelevant. Die Erweiterung des Arbeitsfeldes und die eigenverantwortliche TĂ€tigkeit in Delegation des Hausarztes wurden besonders positiv durch die PflegefachkrĂ€fte bewertet. Die HausĂ€rzte stuften die Arbeit der Community Medicine Nurses mit Blick auf den Patienten als vergleichbar mit ihrer eigenen QualitĂ€t ein.
Der Zusammenhang von KörpergrĂ¶ĂŸe mit EntzĂŒndungen und Parodontitis in der "Study of Health in Pomerania" (SHIP) (2009)
Knossalla, Caroline
Die KörpergrĂ¶ĂŸe kann als ein Marker der Entwicklungsgeschichte von Individuen angesehen werden und ist damit auch durch eine besondere Krankheitsempfindlichkeit beeinflusst. Wenn schon im frĂŒhen Lebensalter eine Disposition zu entzĂŒndlichen Erkrankungen vorliegt, kann diese eine lebenslange inflammatorische Belastung mit sich bringen und zu einem verzögerten LĂ€ngenwachstum fĂŒhren. Auswirkungen der frĂŒhen Entwicklung können durch die KörpergrĂ¶ĂŸe auch im spĂ€teren Leben noch zu einem gewissen Maße nachvollzogen werden. Die Basisstudie SHIP-0 (Study of Health in Pomerania) zeigte einen Zusammenhang zwischen der KörpergrĂ¶ĂŸe und EntzĂŒndungen des Parodonts. Die 5-Jahres-Folgestudie (SHIP-1) sollte diesen Zusammenhang bestĂ€tigen. Folgende Ergebnisse wurden erzielt: 1. Die KörpergrĂ¶ĂŸe hatte nur einen geringen Einfluss auf die VerĂ€nderung der parodontalen Situation in den fĂŒnf Folgejahren. 2. Es zeigte sich eine Tendenz des Zusammenhangs des Attachmentverlustes mit der KörpergrĂ¶ĂŸe. 3. Es gab Hinweise darauf, dass grĂ¶ĂŸere Probanden in Zusammenhang mit den Risikofaktoren einen geringeren Attachmentverlust aufwiesen als die Kleineren. 4. Die Risikofaktoren (Rauchverhalten, Bildungsniveau, Diabetes mellitus, Alter und Geschlecht) zeigten einen grĂ¶ĂŸeren Einfluss auf die Schwere und das Ausmaß der Parodontitis. 5. Der Zusammenhang der KörpergrĂ¶ĂŸe mit der parodontalen Erkrankung im Zusammenwirken mit den Risikofaktoren konnte nicht vollstĂ€ndig bestĂ€tigt werden. 6. Die EntzĂŒndungsparameter WBC und CRP wiesen bei den grĂ¶ĂŸten Probanden die geringsten Werte auf im Vergleich zu den kleinsten Probanden. 7. Von den 4290 Probanden der SHIP-0-Studie nahmen nur noch 3300 Probanden an der SHIP-1-Studie teil. Dadurch hat sich die Verteilung der Risikofaktoren verĂ€ndert. Daher ergibt die Folgestudie nicht mehr bevölkerungs-reprĂ€sentative Aussagen, weil besonders die risikobelasteten Patienten dem follow-up ferngeblieben sind. Mit dieser Studie konnte der Zusammenhang der KörpergrĂ¶ĂŸe und EntzĂŒndungen mit der Parodontitis nicht vollstĂ€ndig bestĂ€tigt werden. Der Zeitraum von fĂŒnf Jahren ist möglicherweise nicht ausreichend, so dass die 10-Jahres-follow-up-Studie eine KlĂ€rung bringen sollte.
Die prÀferenzbasierte Messung der gesundheitsbezogenen LebensqualitÀt: Vergleichende Analysen von sechs Instrumenten in drei Indikationen von Reha-Patienten und eine empirische Untersuchung zum Konzept qualitÀts-adjustierter Lebensjahre (2009)
Moock, Jörn
Hintergrund: In jĂŒngster Zeit werden zunehmend prĂ€ferenzbasierte Verfahren zur Messung der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t („health-related quality of life“, HRQoL) entwickelt, validiert und in gesundheitsökonomische Analysen einbezogen. GegenwĂ€rtig stehen in deutscher Übersetzung sechs prĂ€ferenzbasierte Instrumente zur VerfĂŒgung: der EuroQol-Fragebogen (EQ-5D), der 15D-Fragebogen (15D), der Health Utilities Index 2 und 3 (HUI 2, HUI 3), die Short-Form-6-Dimensions (SF-6D) und die Quality of Well-being Scale - self-administered (QWB-SA). In diesen Verfahren werden die verschiedenen Einzelaspekte der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t zu einer eindimensionalen Maßzahl, einem Indexwert, zusammengefasst. Dieser Indexwert kann mit Angaben zur Lebenszeit verknĂŒpft werden und im Rahmen gesundheitsökonomischer Kosten-Nutzwert-Analysen („cost-utility analysis“, CUA), in Form von qualitĂ€ts-adjustierten Lebensjahren („quality adjusted life years“, QALYs) den Kosten einer medizinischen Technologie gegenĂŒbergestellt werden. Der Gebrauch von QALYs ist international weit verbreitet und wird von einer Vielzahl von Bewertungsinstitutionen, u.a. vom National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) in England und Wales, explizit gefordert. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass die GĂŒltigkeit des QALY-Konzeptes hinterfragt werden sollte. Ziel: Das primĂ€re Ziel dieser Arbeit ist die detaillierte Beschreibung, Anwendung und ver-gleichende empirische Untersuchung der psychometrischen GĂŒte der oben genannten prĂ€fe-renzbasierten Messinstrumente in drei Reha-Kollektiven der Indikationsgebiete muskulo-skelettale Krankheiten, Herz-Kreislaufkrankheiten und Psychosomatik. DarĂŒber hinaus werden unter RĂŒckgriff auf die Prospect Theory drei direkte Verfahren zur Messung der gesund-heitsbezogenen LebensqualitĂ€t, das Standard-Gamble-, das Time-Trade-Off- und das Rating-Scale-Verfahren, am Beispiel Tinnitus empirisch untersucht. Methoden: Die Daten, die dieser Arbeit zugrunde liegen, stammen aus zwei Projekten. Das Projekt „Methodische Aspekte der nutzentheoretischen LebensqualitĂ€tsmessung“ wurde in der zweiten Förderphase des „Norddeutschen Verbunds fĂŒr Rehabilitationsforschung“ (NVRF) von 2001 bis 2005 durchgefĂŒhrt (Förderkennzeichen: 01GD0106). Im Rahmen dieses Projektes erfolgte die Erhebung der prĂ€ferenzbasierten Messinstrumente in den drei Indikations-gruppen zu Beginn und am Ende der Rehabilitation. Das Projekt „Die Bewertung von Gesundheit am Beispiel Tinnitus“ wurde im Rahmen des Graduiertenkollegs „Bedarfsgerechte und kostengĂŒnstige Gesundheitsversorgung“, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), durchgefĂŒhrt. In zwei gleichgroßen Gruppen (Personen mit einer Tinnitus-Erkrankung und Person aus der Allgemeinbevölkerung), parallelisiert nach Alter und Geschlecht, wurden mit den genannten direkten nutzentheoretischen Erhebungsmethoden Nutzwerte fĂŒr die Erkrankung Tinnitus ermittelt. Zur Datenexploration wurden Methoden der de-skriptiven Statistik verwendet. Vergleichende Analysen erfolgten anhand der deskriptiven Kennwerte, Anzahl fehlender Werte, HĂ€ufigkeitsverteilungen und Korrelationskoeffizienten. Multivariate statistische Verfahren, wie z.B. die Varianzanalyse und Faktorenanalyse wurden durchgefĂŒhrt. Ergebnisse: Beim Vergleich der deskriptiven Kennwerte zeigten sich Unterschiede zwischen den analysierten Instrumenten. In den drei untersuchten Indikationsgruppen wies der 15D die durchschnittlich höchsten Indexwerte aus und der QWB-SA die niedrigsten. In den drei untersuchten Gruppen erreichte kein Patient den niedrigsten möglichen Indexwert (Bodeneffekt). Deckeneffekte wurden insbesondere fĂŒr den EQ-5D in allen drei beobachtet. Der 15D und der SF-6D wiesen höhere Kennwerte der ÄnderungssensitivitĂ€t als der EQ-5D, HUI 2, HUI 3 und QWB-SA aus. Die Ergebnisse zur Bewertung von Gesundheit am Beispiel des Tinnitus zeigten, dass die Bewertung von GesundheitszustĂ€nden vom eigenen aktuellen Gesundheitszu-stand und von der individuellen Risikoeinstellung abhĂ€ngig ist. Tinnitus-Patienten wiesen dem Krankheitsbild Tinnitus höhere Nutzwerte zu als Nicht-Betroffene. DarĂŒber hinaus zeigten sich Tinnitus-Betroffene als risikoavers im Vergleich zu Nicht-Betroffenen, die einer risikobehafteten medizinischen Behandlungsmaßnahme eher zustimmten. Ein Zusammenhang zwischen der Risikoeinstellung einer Person und der Nutzwertbewertung konnte statistisch nachgewiesen werden. Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Indexwerte der sechs prĂ€ferenzbasierten Messinstrumente nur bedingt vergleichbar sind, was bei der Planung einer Studie berĂŒck-sichtigt werden muss. Aus den vorliegenden Ergebnissen zur nutzentheoretischen Bewertung des Tinnitus kann geschlossen werden, dass zukĂŒnftige Studien die individuelle Risikoeinstellung berĂŒcksichtigen sollten, um die ermittelten Nutzwerte entsprechend adjustieren zu können.
Inanspruchnahme von zahnĂ€rztlichen FrĂŒherkennungs- und PrĂ€ventionsmaßnahmen, Gesundheitsbewusstsein und -verhalten bei Patienten mit MundschleimhautverĂ€nderungen der Basisstudie "Leben und Gesundheit in Vorpommern" (2007)
Weilandt, Daniela
In der Zeit von Oktober 1997 bis Mai 2001 wurde im Rahmen der epidemiologischen Querschnittsstudie „Study of Health in Pomerania“ (SHIP-0) der Gesundheitszustand von 4310 freiwilligen Probanden untersucht. Bei 508 (11.8 %) Studienteilnehmern wurde wĂ€hrend der zahnĂ€rztlichen Diagnostik eine MundschleimhautverĂ€nderung festgestellt. Diese Probanden erhielten bei entsprechender Notwendigkeit eine mĂŒndliche Beratung und in der Regel zusĂ€tzlich ein Empfehlungsschreiben, zur AbklĂ€rung des Befundes einen Zahnarzt aufzusuchen. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie viele der Probanden mit auffĂ€lligem Mundschleimhautbefund dieser Empfehlung gefolgt sind und in welchem Zeitrahmen sie dies taten. In uni- und multivariaten Analysen wird ergrĂŒndet, von welchen Faktoren die Inanspruchnahme eines Zahnarztes in dieser Konstellation abhĂ€ngig war. Ferner wird analysiert, ob die konsultierten ZahnĂ€rzte den SHIP-0-Befund bestĂ€tigten und welche Therapie den Probanden zuteil wurde. Methodisch wurden die selektierten Probanden zunĂ€chst gebeten, fĂŒr die behandelnden ZahnĂ€rzte Schweigepflichtentbindungen auszustellen. Den jeweiligen ZahnĂ€rzten wiederum wurde neben einer Kopie der erteilten Schweigepflichtentbindung ein standardisierter Fragebogen ĂŒbersandt, welcher das Vorstellungsdatum des Probanden, die vom Zahnarzt registrierten MundschleimhautverĂ€nderungen sowie die ergriffenen Therapiemaßnahmen erfragte. Die so erhobenen Daten wurden unter BerĂŒcksichtigung ausgewĂ€hlter Daten aus den in SHIP-0 durchgefĂŒhrten Untersuchungen und Interviews statistisch ausgewertet. Insgesamt wurden 415 Probanden (81.7 %) in die Auswertung einbezogen. 110 Probanden (26.5 %) verweigerten die Befragung ihres behandelnden Zahnarztes. Von den 305 Probanden (73.5 %) mit erteilter Schweigepflichtentbindung waren insgesamt 285 Probanden (93.4 %) nach der Untersuchung in der Basisstudie bei einem Zahnarzt vorstellig. Insgesamt 129 behandelnde HauszahnĂ€rzte beteiligten sich an dieser Untersuchung (Response 100 %). 55.1 % (N=168) der Probanden mit erteilter Schweigepflichtentbindung suchten den Hauszahnarzt innerhalb von sechs Monaten nach der SHIP-0-Untersuchung auf. Das Alter der Probanden hatte in der vorliegenden Studie einen statistisch signifikanten Einfluss auf das Inanspruchnahmeverhalten. Die außerdem betrachteten Risikofaktoren Geschlecht, Familienstand und Sozialschicht ließen den Trend erkennen, dass mit einem Partner zusammen lebende (43.9 %, N=118) und der oberen Sozialschicht angehörende Individuen (53.4 %, N=39) eher den Mundschleimhautbefund bei ihrem Zahnarzt kontrollieren ließen als allein lebende und den unteren Sozialschichten angehörende Personen. Es zeichnete sich ein deutlicher Trend dahingehend ab, dass je gesĂŒnder die LebensfĂŒhrung und je besser das allgemeine Vorsorgeverhalten ausgeprĂ€gt war, umso eher die zahnĂ€rztliche Kontrolle der MundschleimhautverĂ€nderungen in Anspruch genommen wurde. Ein gut ausgeprĂ€gtes Zahngesundheitswissen und –verhalten (44.2 %, N=146) korrelierte statistisch signifikant mit einer Zahnarztkonsultation innerhalb von sechs Monaten nach dem SHIP-0-Survey. Der objektive, in der Basisstudie zahnĂ€rztlich ermittelte Behandlungsbedarf wich stark von der subjektiv eingeschĂ€tzten Ernsthaftigkeit der diagnostizierten MundschleimhautverĂ€nderung ab. Je dringlicher die BehandlungsprioritĂ€t, desto zurĂŒckhaltender nahmen die Probanden die empfohlene, zahnmedizinische Kontrolluntersuchung innerhalb von sechs Monaten in Anspruch. Etwa ein Drittel aller in der Basisstudie erhobenen, spezifischen Mundschleimhautbefunde (30.4 %, N=91) wurde von den ZahnĂ€rzten bestĂ€tigt. Mit 65.9 % (N=197) wurde die Mehrzahl der SHIP-0-Diagnosen nicht bestĂ€tigt, elf Befunde (3.7 %) wurden teilweise bestĂ€tigt. Insgesamt neun fehlende DiagnoseĂŒbereinstimmungen (3 %) erscheinen nicht plausibel, ein nicht bestĂ€tigter SHIP-0-Befund (0.3 %) erscheint teilweise plausibel. Suchte der Proband den Zahnarzt innerhalb von sechs Monaten auf, stimmte ein grĂ¶ĂŸerer Anteil der Befunde ĂŒberein (37.4 %, N=58) als zum Zeitpunkt einer spĂ€teren Zahnarztkonsultation (14.7 %, N=16). Bezogen auf die SHIP-0-Diagnose war die Therapie der ZahnĂ€rzte in 72.9 % adĂ€quat, 5 % der SHIP-0-Diagnosen wurden als teilweise adĂ€quat und 21.1 % als nicht adĂ€quat therapiert bewertet. Je Proband betrachtet wurden 73.1 % adĂ€quat, 5.7 % teilweise adĂ€quat und 21.2 % nicht adĂ€quat behandelt. Trotz moderner und sich stĂ€ndig weiter entwickelnder Diagnostik- und Therapieverfahren, konnten die Inzidenz und die MortalitĂ€t sowie die Prognose von Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen und deren Vorstadien in den letzten Jahren weltweit nicht wesentlich verbessert werden. Bevölkerungsbezogenen AufklĂ€rungskampagnen ĂŒber Risikofaktoren sowie PrĂ€ventions- und FrĂŒherkennungsmaßnahmen kommen deshalb derzeit die grĂ¶ĂŸte Bedeutung zu.
Diabetes mellitus Typ 1 ist kein Risikofaktor fĂŒr Steatosis hepatis - Ergebnisse aus der Study of Health in Pomerania (SHIP) und der Study of Health in Pomerania – Diabetes mellitus Typ 1 (SHIP-DM) (2007)
Warnke, Christian
Hintergrund: WĂ€hrend seit langem eine Assoziation von Fettleber und Diabetes mellitus Typ 2 bekannt ist, ist der Zusammenhang zwischen Fettleber und Diabetes mellitus Typ 1 bisher nicht ausreichend untersucht. Ziel der Arbeit war es zu zeigen, dass das Risiko fĂŒr Fettleber bei Typ-1 und Typ-2-Diabetikern verschieden ist. Methodik: Die Study of Health in Pomerania (SHIP) ist eine populationsbasierte Querschnittstudie in Vorpommern in deren Rahmen insgesamt 4310 Probanden untersucht wurden. FĂŒr die Analysen standen 4173 Probanden zur VerfĂŒgung. Die Study of Health in Pomerania – Diabetes mellitus Typ 1 (SHIP-DM) wurde als assoziiertes Projekt von SHIP durchgefĂŒhrt. FĂŒr die Studie wurden 241 konsekutive Typ-1-Diabetiker nach einem erweiterten SHIP-Protokoll untersucht. FĂŒr die Analysen standen 219 Probanden zur VerfĂŒgung. Ergebnisse: Die PrĂ€valenz fĂŒr Fettleber lag bei Typ-2-Diabetikern mit 64,5% ĂŒber dem Risiko fĂŒr Typ-1-Diabetiker (20,5%) und dem fĂŒr Nichtdiabetiker (26,4%). Nach Kontrolle fĂŒr potenzielle Confounder ließ sich dieser Zusammenhang ebenfalls zeigen. Das unabhĂ€ngige Risiko fĂŒr Fettleber ist bei Typ-2-Diabetes verglichen mit Nichtdiabetikern dreifach erhöht. Das Risiko fĂŒr Fettleber ist bei Diabetes mellitus Typ 1 vergleichbar mit dem Risiko bei Nichtdiabetikern. Bei Typ-1-Diabetikern sind mĂ€nnliches Geschlecht, eine erhöhte Waist-to-Hip-Ratio und erhöhte Serumwerte fĂŒr Cholesterol mit Fettleber assoziiert. Leicht erhöhte Serumwerte fĂŒr HbA1c sind bei Typ-1-Diabetikern invers mit Fettleber assoziiert. Die fĂŒr Typ-1-Diabetiker nachgewiesenen Risikofaktoren ließen sich ebenfalls fĂŒr Nichtdiabetiker nachweisen. Bei Typ-2-Diabetikern dagegen ist mĂ€nnliches Geschlecht nicht mit Fettleber assoziiert und leicht erhöhte Serumwerte fĂŒr HbA1c erhöhen das Risiko fĂŒr Fettleber. Diskussion: Die Ergebnisse bestĂ€tigen die Hypothese, dass Diabetes mellitus Typ 1, anders als Typ 2, nicht mit Fettleber assoziiert ist. HierfĂŒr gibt es mehrere mögliche ErklĂ€rungen, die auf der unterschiedlichen Pathophysiologie der beiden Diabetestypen aufbauen. Diese Ergebnisse untermauern unter anderem die These, dass die Fettleber an der Entstehung des Diabetes mellitus Typ 2 beteiligt sein könnte.
Epidemiologische Diskussion der Tumorerkrankungen bei BeschÀftigten der Deponie Ihlenberg (Gemeinde Selmsdorf) (2008)
Weiß, Stefan
Die Deponie Ihlenberg zĂ€hlt zu den grĂ¶ĂŸten Anlagen ihrer Art in Europa. 1977 erschlossen und fĂŒr den Deponiebetrieb als geeignet befunden, wurde das GelĂ€nde zunĂ€chst fĂŒr die Verbringung von Bauschutt, in den Folgejahren jedoch ebenfalls zunehmend fĂŒr die Verbringung von besonders ĂŒberwachungsbedĂŒrftigen AbfĂ€llen genutzt. Im MĂ€rz 2002 wurde durch Vertreter der BĂŒrgerinitiative dem Deponiebeirat und dem Umweltministerium eine Liste mit 13 Namen an Krebs erkrankter DeponiebeschĂ€ftigter ĂŒbergeben. Durch die Deponieleitung wurden 16 an Krebs erkrankte BeschĂ€ftigte bei der Berufgenossenschaft Tiefbau angezeigt. Bis Juni 2003 wurde diese Liste auf insgesamt 18 Namen erweitert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Diskussion der unter den DeponiebeschĂ€ftigten aufgetretenen Krebserkrankungen aus epidemiologischer Sicht. Vordringlich ist zu klĂ€ren, ob die Anzahl der berichteten Erkrankungen der statistischen Erwartung entspricht. Die zur BeantÂŹwortung der Frage erforderlichen detaillierten Angaben ĂŒber die Anzahl der BeschĂ€ftigten eines jeden Betriebsjahres, die Alters- und Geschlechtsverteilung im BeschĂ€ftigungsÂŹzeitraum und den aktueller Vitalstatus eines jeden Mitarbeiters sind jedoch gegenwĂ€rtig nicht in der benötigten VollstĂ€ndigkeit und PrĂ€zision verfĂŒgbar. Kernaufgabe dieser Arbeit ist daher eine quantitative Diskussion der Wahrscheinlichkeit fĂŒr eine statistisch signifikante Erhöhung der Fallzahlen im Rahmen der vorhandenen UnsicherÂŹheiten in den Eingangsdaten. Hiermit soll insbesondere die Frage beantwortet werden, ob ein weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich einer analytischen Untersuchung der möglichen Ursachen der ErkrankungsfĂ€lle besteht. Die bekannten Krebserkrankungen wurden in die zu untersuchende Kategorien „Alle“ malignen Erkrankungen und maligne „Lymphome“ klassifiziert. Da fĂŒr die Arbeit viele essentielle Daten nicht zur VerfĂŒgung standen, wurden diese durch geeignete AbschĂ€tzungen möglichst sinnvoll ergĂ€nzt. FĂŒr die zunĂ€chst durchgefĂŒhrte orientierende ProbabilitĂ€tsÂŹbetrachtung wurde die BeschĂ€ftigtenkohorte (120 BeschĂ€ftigte pro Jahr) als konstant angenommen, ebenso der Anteil der mĂ€nnlichen (90%) und weiblichen (10%) BeschĂ€ftigten. Die Altersverteilung der BeschĂ€ftigten wurde in Anlehnung an die AltersÂŹverteilung der Bevölkerung von Nordwestmecklenburg, sowie alternativ in Anlehnung an die Altersverteilung der „sozialversicherungspflichtigen BeschĂ€ftigten am Arbeitsort in Deutschland“ betrachtet. Beide orientierenden AbschĂ€tzungen gingen von einer konstanten Altersverteilung innerhalb der BeschĂ€ftigtenÂŹkohorte innerhalb des Untersuchungszeitraums aus. In der vorliegenden Arbeit wurden angesichts der unvollstĂ€ndigen Datenlage alle fĂŒr die Berechnung der SIR erforderlichen Eingangsparameter ĂŒber jeweils breite Wertebereiche hinweg variiert. Hierbei wurden bewusst auch extreme Szenarien betrachtet. Die Auswirkungen der angenommenen Wertebereiche allein und in Kombination auf die Berechnung der SIR wurden quantitativ untersucht. Die resultierenden ErgebnisrĂ€ume erlauben eine EinschĂ€tzung der Wahrscheinlichkeit von Parameterkombinationen, in deren Folge statistisch signifikant erhöhte SIR resultieren wĂŒrden. Die SensitivitĂ€tsanalyse zeigt, dass die SIR-Werte unter verschiedenen Randbedingungen ĂŒber einen weiten Bereich schwanken. Die AbschĂ€tzung zeigt jedoch fĂŒr einen erheblichen Teil der angenommenen Parameterkombinationen statistisch signifikant erhöhte SIR-Werte. Dieses Ergebnis spricht dafĂŒr, dass im Rahmen der diskutierten Unsicherheitsbereiche eine Erhöhung der HĂ€ufigkeit von Krebserkrankungen unter den BeschĂ€ftigten der Deponie Ihlenberg zum gegenwĂ€rtigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann. Gleichzeitig muss jedoch betont werden, dass der gewĂ€hlte deskriptive Studienansatz keinesfalls im Sinne eines kausalen Zusammenhangs interpretiert werden darf. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass ein Forschungsbedarf zur KlĂ€rung einer möglichen Erhöhung von Krebserkrankungen bei den BeschĂ€ftigten der Deponie besteht. WeiterfĂŒhrende epidemiologische Untersuchungen mĂŒssen neben der systematischen Erfassung und Quantifizierung deponiebedingter Expositionen relevante individuelle Risikofaktoren in Betracht ziehen.
Zur LateralitÀt der Kaufunktion -Untersuchungen zum Einfluss sozialer, funktionell/dysfunktioneller und okklusaler Faktoren sowie zum Einfluss der prothetischen Versorgung anhand der Daten der bevölkerungsreprÀsentativen Basisstudie SHIP-0 (2006)
Diernberger, Susi
Das Ziel dieser Untersuchung war es, die PrĂ€valenz einer bevorzugten Kauseite und ihren Zusammenhang mit Asymmetrien im Bereich der Dysfunktionssymptome und okklusaler Faktoren wie zum Beispiel der StĂŒtzzonenverteilung zu untersuchen. Weiterhin wurde der Frage nachgegangen, ob und wenn ja wie sehr die Art der prothetischen Versorgung im Zusammenhang mit bevorzugt einseitigem Kauen eine Rolle spielt. Die Untersuchung beruhte auf Daten der epidemiologischen Querschnittstudie „Study of Health in Pomerania (SHIP-0), die in den Jahren 1997 bis 2001 in Vorpommern im Ă€ußersten Nordosten der Bundesrepublik Deutschland durchgefĂŒhrt wurde. Die dieser Arbeit zugrunde liegende Studie ist bevölkerungsreprĂ€sentativ und weist folgende Hauptcharakteristiken auf: Eine Altersspanne von 20 – 80 Jahren, eine gleiche Beteiligung beider Geschlechter (50,2% weiblich; 49,8% mĂ€nnlich), 4086 Teilnehmer und eine Responserate von 65,4%. Anhand der in der Literatur beschriebenen Hypothesen und Aussagen wurde eine Reihe möglicher Faktoren, welche in Zusammenhang mit einseitigem Kauen stehen beziehungsweise vermutet werden, ausgewĂ€hlt und soweit es anhand der SHIP-Studie möglich war, den Berechnungen zugrunde gelegt. Eine entsprechende Untersuchung dieser Art ist bisher weder national noch international beschrieben worden, wodurch auf bevölkerungsreprĂ€sentativer Ebene einige der kontroversen Aussagen der Literatur geklĂ€rt werden können. Sowohl subjektiv geĂ€ußerte als auch klinisch untersuchte Faktoren okklusaler, muskulĂ€rer und artikulĂ€rer Natur wurden mithilfe von ChiÂČ -Tests auf signifikante ZusammenhĂ€nge mit unilateralem Kauen ĂŒberprĂŒft. Mittels logistischer Regressionsmodelle wurde die StĂ€rke bzw. die Bedeutung der gefundenen ZusammenhĂ€nge ermittelt. Die PrĂ€valenz einer bevorzugten Kauseite lag in diesem bevölkerungsreprĂ€sentativen Teilnehmergut bei 45,5%. Frauen zwischen 40 und 70 Jahren zeigten eine deutlich hĂ€ufigere Bevorzugung einer Seite; davon bevorzugten 64% die rechte Seite. War es zu asymmetrischem StĂŒtzzonenverlust gekommen, so wurde eindeutig die Seite mit den meisten verbliebenen StĂŒtzzonen zum Kauen bevorzugt. Die Seite mit Kontakten auf der Nichtarbeitsseite wurde hĂ€ufiger zum Kauen benutzt. HĂ€ufiges Pressen mit den ZĂ€hnen war mit dem Bevorzugen einer Kauseite vergesellschaftet. Die logistische Regression ergab einen hoch signifikanten Einfluss subjektiv geĂ€ußerter asymmetrischer Dysfunktionssymptome mit dem Vorhandensein einer bevorzugten Kauseite. Die Symptome waren einseitige Schmerzen in den Gesichtsmuskeln, einseitiger Kiefergelenkschmerz und einseitige KnackgerĂ€usche. Von den Befunden der klinischen Untersuchung trugen lediglich einseitige Kiefergelenkschmerzen signifikanten Risikocharakter fĂŒr eine lateralisierte Kaufunktion. Asymmetrischer StĂŒtzzonenverlust war unabhĂ€ngig von subjektiven oder klinischen Symptomen ein Risiko fĂŒr eine nicht ausgeglichene Kaufunktion. Die Hypothese, die Art der prothetischen Versorgung des Gebisses und speziell des LĂŒckengebisses könnten LateralitĂ€t der KautĂ€tigkeit beeinflussen, konnte bestĂ€tigt werden. Kunststoffprothesen mit gebogenen Klammern bedeuteten ein signifikant erhöhtes Risiko einseitig zu kauen. Ähnliches gilt fĂŒr Zahnersatz mit Geschiebeverankerung zum Restgebiss. Festsitzende Versorgungen wie auch Totalprothesen erhöhten das Risiko unilateral zu kauen nicht, was im Fall der festsitzenden Restauration mit der StabilitĂ€t und bei der Totalprothese mit ĂŒblicherweise vorhandener Symmetrie des Zahnbogens und dem Okklusionskonzept der bilateralen Balancierung zusammenhĂ€ngen könnte. Die Untersuchungen zeigen, dass dort gekaut wird, wo man es am besten kann - auf der Seite, die meisten eigenen ZĂ€hnen aufweist. Inwiefern strukturelle VerĂ€nderungen bevorzugt einseitiges Kauen verursachen, konnte nicht mit der vorliegenden Querschnittsstudie geklĂ€rt, wurde jedoch anhand der Literatur diskutiert. Es besteht jedoch Grund zur Annahme, dass funktionelle Asymmetrien, also z.B. einseitiges Kauen, strukturelle Asymmetrien verursachen können. Und ebenso können strukturelle Asymmetrien, wie asymmetrischer StĂŒtzzonenverlust, funktionelle Asymmetrien wie bevorzugt einseitiges Kauen nach sich ziehen. Aufgrund der Ergebnisse der Literatur und der vorliegenden Arbeit kann angenommen werden, dass einseitiges Kauen sowohl als Ursache als auch als Folge bestimmter Faktoren fungieren kann. Der Zusammenhang peripherer Faktoren mit unilateraler Kaufunktion wurde in der vorliegenden Dissertation bestĂ€tigt. Ebenso wurde die von der Seite eines assoziierten peripheren Faktors unabhĂ€ngige, deutliche Bevorzugung der rechten Seite als Kauseite belegt. Zentral gesteuerte Faktoren, wie die Rechts-, LinkshĂ€ndigkeit, konnten aus der SHIP-0 Studie nicht entnommen werden.
Unterscheidet sich eine Gruppe von Patienten nach distaler Radiusfraktur mit Handreha-Management von einer Gruppe von Patienten nach distaler Radiusfraktur ohne Handreha-Management hinsichtlich definierter Zielparameter? (2007)
LohstrÀter, Axel
Ziel dieser Untersuchung war, in einer LĂ€ngsschnitt-Studie die EffektivitĂ€t und Effizienz des Handreha-Managements der VBG zu ĂŒberprĂŒfen. Die Studie hat in der Rehabilitationsforschung, insbesondere der UnfallversicherungstrĂ€ger, Modellcharakter. Erstmals wurden in einer randomisierten Studie gleichzeitig Selbstbeurteilungsinstrumente zur allgemeinen (SF-36) und spezifischen Gesundheitswahrnehmung (DASH) sowie zur LebensqualitĂ€t (EQ-5D) eingesetzt und die vollstĂ€ndigen Fallkosten in ihrer tatsĂ€chlichen Höhe im Verlauf erhoben. Die StichprobengrĂ¶ĂŸe betrug n = 198 Patienten. In der Interventionsgruppe wurde ein definiertes Handreha-Management, mit engem Kontakt der Reha-Manager zu Patienten und behandelnden Ärzten, durchgefĂŒhrt. In der Kontrollgruppe wurden die Steuerung und Überwachung des Heilverfahrens ausschließlich dem behandelnden Arzt ĂŒberlassen. Seitens der Reha-Manager bestand kein von ihnen ausgehender Kontakt zu den Patienten oder behandelnden Ärzten. Die Selbstbeurteilungsinstrumente wurden in beiden Gruppen zu drei Zeitpunkten eingesetzt sowie die soziodemographischen Kerndaten und die ökonomischen Daten erhoben. In Kenntnis der Vergleichbarkeit der Schweregrade der Verletzungen in beiden Gruppen waren durchgĂ€ngig Vorteile zugunsten der IG festzustellen. Die mit den Selbstbeurteilungsinstrumenten gemessenen gruppenspezifischen Unterschiede in den VerlĂ€ufen von T0 zu T2 zeigten deutliche EffektgrĂ¶ĂŸen ĂŒber den Verlauf und zwischen den Gruppen. Die in beiden Gruppen beobachteten Verbesserungen von T0 zu T2 erreichen insbesondere bei den die körperliche Gesundheit betreffenden Skalen ein Ausmaß, das zum Teil weit ĂŒber den fĂŒr „große“ Effekte geltenden Werten liegt. Die EffektgrĂ¶ĂŸen der körperlichen SF-36-Skalen einschließlich des Summenwerts lagen bei Werten ĂŒber 1, die spezifischen Skalen des DASH sogar bei Werten ĂŒber 2. Selbst die VerĂ€nderungen in den beiden Skalenwerten des EQ-5D waren mit Werten zwischen rund 0,5 und 0,9 als „mittel“ bis „groß“ zu bezeichnen. Auch die Unterschiede in den VerĂ€nderungen zwischen IG und KG liegen bei der gewĂ€hlten EffektgrĂ¶ĂŸenberechnung in diesem Bereich. In der IG war die Dauer der ArbeitsunfĂ€higkeit im Mittel um 32,4 Tage je Fall kĂŒrzer. Die Gesamtkosten unterschieden sich zugunsten der IG um im Mittel 4.147,18 Euro je Fall. Die Quote an Renten auf unbestimmte Zeit betrug in der KG 8,3 % und in der IG 2,6 %. Sowohl bei der Dauer der ArbeitsunfĂ€higkeit als auch bei den Renten erschienen das Monitoring der Reha-Manager und das Ergebnis einer intensiveren Übungsbehandlung als kumulative ErgebnistrĂ€ger. Bei der Dauer der ArbeitsunfĂ€higkeit schien der steuernde Anteil der Reha-Manager gegenĂŒber der Übungsbehandlung den höheren Wirksamkeitsanteil zu haben. Bei den Renten schien der höhere Wirksamkeitsanteil eher bei der Übungsbehandlung zu liegen. Der Einsatz der Selbstbeurteilungsinstrumente zeigte erhebliche Krankheitsfolgen in mehreren Dimensionen der LebensqualitĂ€t. Diese Defizite deuteten auf den komplexen und zu steuernden Rehabilitationsbedarf hin. Das Handreha-Management der VBG mit seiner Intervention fĂŒhrte im Bereich der Verordnung von Physio- und Ergotherapie bei distalen Radiusfrakturen zu einer nach dem Unfall schneller einsetzenden, kĂŒrzeren und weniger Behandlungseinheiten umfassenden Versorgung. Höhere Therapiekosten waren, auch ohne Budgetschranken, in der Interventionsgruppe nicht zu beobachten. Dies und die mit den Selbstbeurteilungsinstrumenten gemessenen EffektgrĂ¶ĂŸen untermauerten die Wertigkeit des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens. Reha-Managementverfahren, die eine strukturierte Nachbehandlung im Sinne einer kombinierten Therapie und ein Monitoring beinhalten, werden in ihrer Bedeutung und ihren Auswirkungen noch unterschĂ€tzt. Insbesondere bei der Verordnung von Ergotherapie fielen deutliche Defizite auf. Eine unterstĂŒtzende Steuerung scheint daher geboten. Die Kombination beider Therapieverfahren scheint im Zusammenwirken aller Beteiligten einen grĂ¶ĂŸeren Behandlungserfolg zu sichern. In diesem Sinne war die Behandlungssteuerung im Kontext des Handreha-Management effektiv und effizient. Bei deutlich geringeren Kosten konnte ein besseres Outcome erreicht werden.
Die Assoziation zwischen dem FVL 1691 G/A Genpolymorphismus und der 7-Jahres-MortalitÀt bei Patienten mit einer invasiv behandelten koronaren Herzerkrankung (2006)
Henzler, Julia Verena
Zusammenfassung (Abstract) der Dissertation (DC.Description.Abstract) Die genetisch determinierte Belastung ist ein unabhĂ€ngiger Risikofaktor fĂŒr koronare Herzerkrankung (KHK). Neben der Arteriosklerose spielt die Thrombusbildung bei KHK eine wesentliche Rolle. Der FVL 1691 G/A Genpolymorphismus wurde in einer Vielzahl von Untersuchungen als Risikofaktor fĂŒr venöse Thrombosen identifiziert. Methode. In diese prospektive Kohortenstudie wurden 975 Patienten eingeschlossen, die sich einer PTCA, Stentimplantation oder CABG unterzogen haben. Der Follow-up Zeitraum betrug 6.4 ± 1.8Jahre. PrimĂ€rer Endpunkt war der Tod, sekundĂ€rer Endpunkt major adverse cardiac events. Ergebnisse. TrĂ€ger des A-Allels waren 54 (5,5%) Patienten. Die GesamtmortalitĂ€t betrug 19,4%. Es verstarben 185 TrĂ€ger (20,1%) des GG-Genotyps und 4 TrĂ€ger (7,4%) des A-Allels (p= 0,06). Als Risikofaktoren fĂŒr die MortalitĂ€t wurden das Alter, Diabetes mellitus, Blutdruckamplitude, LDL-Cholesterolspiegel, Nikotinabusus, 3-GefĂ€ĂŸ-KHK und linksventrikulĂ€re Ejektionsfraktion ermittelt. Es zeigte sich mit zunehmendem Alter ein Überlebensvorteil fĂŒr TrĂ€ger des A-Allels, diese Assoziation war aber statistisch nicht signifikant. Die Inzidenz des sekundĂ€ren Endpunktes betrug 54,1%. Die Art der Therapie, Alter, LDL-Cholesterolspiegel und eine verminderte Ejektionsfraktion waren unabhĂ€ngige Risikofaktoren, der FVL 1691 G/A Polymorphismus nicht. Schlussfolgerungen. Das FVL 1691 A-Allel ist nicht mit einer erhöhten MortalitĂ€t nach koronararteriellen Interventionen assoziiert ist. Ein geringeres MortalitĂ€tsrisiko mit zunehmendem Alter kann durch die vorliegende Studie nicht ausgeschlossen werden. Es bestand keine Assoziation zwischen dem FVL 1691 G/A Genpolymorphismus und kardiovaskulĂ€rer MorbiditĂ€t nach invasiver Koronartherapie. Background. Genetic determination is an independent risk faktor for CAD. The FVL 1691 G/A gene polymorphism is a risk marker for venous thrombosis. The aim of the present
  • 1 to 62

OPUS4 Logo

  • Contact
  • Imprint
  • Sitelinks