Doctoral Thesis
Im Alltag des HNO-Arztes ist die Polyposis nasi eine hĂ€ufige Erkrankung. Der Patient stellt sich in der Regel mit Symptomen wie behinderter Nasenatmung, Kopfschmerzen oder Nasenlaufen vor. HĂ€ufig findet sich eine Assoziation mit anderen Atemwegserkrankungen, wie Asthma oder Aspirinintoleranz. Therapeutisch stehen eine Behandlung mit lokalen oder systemischen Steroiden sowie operative Eingriffe zur VerfĂŒgung. Eine hohe Rezidivrate sowohl beim operativen als auch beim medikamentösen Vorgehen macht die Behandlung oft unbefriedigend. In den letzten Jahren wurden mehrere Studien zur Untersuchung der HĂ€ufigkeit der Polyposis nasi durchgefĂŒhrt. Ziel war es nicht nur genauere Zahlen zur PrĂ€valenz und Inzidenz dieser Erkrankung zu erhalten, sondern auch die Erforschung von Krankheitssymptomen, BegleitumstĂ€nden wie die Belastung durch Umweltfaktoren, Medikamenten oder anderen Erkrankungen und demographischen Besonderheiten. Zur AbschĂ€tzung möglicher genetischer ZusammenhĂ€nge interessierte auch die familiĂ€re Belastung. Einige Studien untersuchten nur symptomatische Patienten oder verwendeten einen Fragebogen. Nur eine schwedische Studie von Johansson et al. fĂŒhrte ebenfalls eine Reihenuntersuchung durch. Die Ergebnisse wiesen auf eine Zunahme der Erkrankung im Alter hin. Allerdings konzentrierten sich die vorliegenden Untersuchungen generell auf Erwachsene bzw. Kinder und Jugendliche. Diese Studie beschĂ€ftigt sich nun ausschlieĂlich mit Personen ab dem 60. Lebensjahr. In einer Reihenuntersuchung von 500 Probanden wurde neben einer endoskopischen Untersuchung der Nase ein ausfĂŒhrlicher Fragebogen mit den Teilnehmern erarbeitet. Die gewonnenen Daten sollten helfen, die HĂ€ufigkeit der Polyposis nasi in einem bestimmten geographischen Areal zu schĂ€tzen, Begleitfaktoren zu erfassen und eine kritische WĂŒrdigung etablierter Behandlungsmethoden ermöglichen. Augrund der oft langen Krankheitsdauer und Rezidivfreudigkeit wĂŒrde eine Bewertung der vorhandenen Therapien eine jahrzehntelange Nachbeobachtung erfordern. Die Konzentration auf Menschen ab dem 60. Lebensjahr sollte die Schwierigkeiten solcher Langzeitstudien umgehen. Bei der endoskopischen Rhinoskopie von 500 Probanden konnten Nasenpolypen bei 30 Teilnehmern (6 %) diagnostiziert werden. Diese Studie bestĂ€tigt somit ein erhöhtes Vorkommen der Polyposis nasi im Alter. Nasenpolypen kamen bei MĂ€nnern, Kinderlosen und Rauchern in der vorliegenden Studie hĂ€ufiger vor. Fast die HĂ€lfte der Betroffenen kannte die Diagnose nicht, trotz einer gegenĂŒber dem Studiendurchschnitt hĂ€ufiger vorkommenden typischen Symptomatik. Die Vermutung, dass diese Patienten unter anderen belastenderen Erkrankungen litten, lieĂ sich nicht belegen. Die untersuchten chronischen Begleiterkrankungen kamen in dieser Gruppe seltener vor. Die Bewertung der heute zur VerfĂŒgung stehenden therapeutischen Möglichkeiten zeigt eine Ăberlegenheit der operativen Nasennebenhöhlensanierungen gegenĂŒber weniger invasiven oder konservativen Methoden. Mit einer spontanen Remission der Erkrankung darf nicht gerechnet werden. Zusammen mit der steigenden PrĂ€valenz der Polyposis nasi im Alter spricht dies fĂŒr eine konsequente Therapie und eine lange Nachbetreuung der Betroffenen. Die hohe Zahl undiagnostizierter Patienten fordert eine gewisse SensibilitĂ€t gegenĂŒber den krankheitstypischen Symptomen.